Oedenburger Zeitung, 1881. Januar (Jahrgang 14, nr. 1-13)

1881-01-01 / nr. 1

zur Leitung Anderer,die im Grunde ge­­nommen sehr von Vorurtheilen befangen,von Bewußtsein ihres(jedoch nur eingebildeten) Werthes geblendet,selber erfahrenerer Leitung be­­dürften ? Der Schein läßt ss auf einige Zeit er­­fünften, der Humbug täuscht allerdings eine Weile lang, aber schließlich kann doch nur der wirtliche Werth zur Geltung gelangen. Nur die Wahrheit besteht, aber der Schein, dem die Bar­de abgezogen wird, ver­­sinft endlich in sein Nichts, indem die wirklich re­d­­liche Meinung, das zielbewußte Wol­­len und der Muth der ehrlichen Ueber­­zeugung gleich hellen Sternen glänzen, über welche hinweg sch­were Wolken gezogen sind. Wir haben und gerüstet mit dem Panzer der Standhaftigkeit, unter der Wegide der gesunden Bernunft und mit dem Schwerte der Selbstvertheidigung. So gewappnet wollen wir für das ungarische Bürgerttum streiten, für das Interesse Oedenburgs, nach jeder Richtung hin, überall zu alen Zeiten und gegen Jedermann eintreten, der twissentlich oder absichtslos sich) Dagegen versündigt. Uns­chrecht feine wie immer ge­­artete feindselige Bestrebung unse­­rer Gegner und keinerlei Einfchüchterung kann unseren Muth brechen, unsere Kraft läh­­men, die wir der Bürgerschaft weihen. Möge denn im neuen Jahre die Theil­­nahme und Unterftügung unserer Mitbür­­ger und die Beschwerden Des Weges erleichtern, auf dem wir das „Freie Wort“ zum Kampf­­plag enden, wo auch wir (so weit unsere Kraft reicht) mit Wertigkeit uns dem­­Verfalle und der Bedrühung entgegen stemmen werden; und mö­­gen alle guten Vorräte, nicht blog Die unseren, zur That werden. Das wünsc­hen wir umnseren Mitmenschen und begrüßen mit Hoffen und Vertrauen da neue Jahr! — Dem Könige und seinem ganzen glorrei­­chen Haufe, vom Thromerben (der auch die hohen Regententugenden seines erhabenen Va­­ters geerbt haben möge) und seiner erlauchten, in herrlichstem Jugendreize erblühten Braut, wüns­­chen wir alle Heil und Wohlergehen! Dem theuren Baterlande Ungarn aber ein träftigeres Gedeihen und Emporblü­­hen als bisher, das endlich Segen wieder ein­­ziehe in Hütte und Pallast, auf Aeder und im Weingebirge. Erfolg fordere das Werk fleißiger Hände und Industrie, Handel und Gewerbe blühe!! Dieses­ Wunsches Gewährung erfordert freilich, daß an Weisheit erleuchte die Räthe der Krone und Einsicht­walte bei Kedem, der berufen wird an die Sorge seiner Mitbürger — gleichviel ob im Staat, Kommunal oder sonst öffentlichen Leben — zu treten. Leider Laffen die bisherigen Erfahrungen schep­­fal3 einige Zweifel zu und so fragt sich wohl noch so Manches sehr auch im neuen Jahre. Bliden wir D doch zum Schluffe ein wenig zurück auf die Ersceinungen nach dem mit so glän­­zenden Hoffnungen begrüßten, von so vielverspre­­chenden Berheigungen begleiteten 1867er Ausgleich : Wie? wenn wir heut’ das Volk von Un­­garn fragen: So Großes, Rühmliches feitdvenm ge­­schehn? — Die Antwort würde schwerlich uns genügen Getroffen Muth8 dieselbe Bahn zu geh’n. Do ist der Lohn für Eurer Ah­ren Thaten ? Zeigt do die Früchte Eurer Saaten her! Wo sind das Glüd, die Wohlfahrt hin­­gerathen ? Und Eure Freiheit? Ei das fragt si fehr! Den Reichstag schuf der rege Kampf der Seister ; Im Reichstag wird— foheigts(!) — dem Bofk sein Recht; Und wuchtig freuzen dort die Nedemeister Das Schwert de Wort’3 im glänzenden Gefecht. — Partheien Schweiget, Zu feinen Ungerechtigkeiten mehr, Die Waage des Obsiegenden sich­weiget, Ob Wahrheit herrshht, Das in sich ehr. Doch ob der Haf d’rum der Was müst das freie Wort, wenn Ihr e8 möchtet Fir Jene nur die mächtig sind und reich; A­ndeß Ihr Andre unterdrüct und Knechtet ? Im freien Staat sei jeder Bürger gleich! So Mander (!) kräht bei andrer Leute Eiern, Aß rührten sie von feinem Mitte her; Doch ob er je­der Noth gewußt zu fteuern Und selbst was schuf? Ei num, das frägt si fehr! E38 fam das Jahr, das so verhängnißvolle, Das manchen Gründers ()) Bau in Brüche stieß, Das Jahr in dem de Uebermuth, der tolle, Am Ende do die Tügel hängen Kieg, Und als er dann gewhen, der Versuche,, Der ımS gedrängt bi in’s empörte Meer: Bon Börsenspiel von Schwindelei ud Wucher — Bard man reell? Das frägt sig Be­ieh Hat Ungarn einst freih an Korn und Beinen In neuer era etw fich erstarrt? Kann es wie früher noch voll Stolz erscheinen Mit feinen Waaren an den Völkermarkt ? Kaum stellt mühsamsten Zweiges Werben Die Eigne und der finder Notho durft er; Wie viel ald DWefkler aer dennoch Au Ber Diesen Zeiten, 6, das frägt sich eb Genug, genug! ich willnich weiter Klagen Dir des Berfalls des Ihnen Ungarland's. Vielleict wird endlich ob ein Morgen tagen, Der e8 verflärt zu feiner frühern Glanz. Noch ist das Volk gefurd im feinem Kerne, An vehten Hührern fehlt es nur bisher ; Zwar Hält Berblentung sie no heut’ fir Sterne, Allein twie lang no! frägt si fehr! Berber­­reiter Den Sieg der Wahrhet endlich dargebracht, Und glorreich fehreiten ie wie jener Kaiser,*) Der­au einst auf den Todesschlaf erwacht. IHr Donnerwort macht si) sogar no fröhnig Den ärgsten Feind, was Mameluden- Schon seh ich auch in Ungarn ( heer; Nod­ lebt ein Gott und in gerechter Kb­nig, Ob auf ein Peak noch? das frägt sich sehr! Dochm wie es sei! Bertram nur Euren Kräften Und blicht getrost jet in das neue Jahr! Seid fleigig und reell nur in Geschäf­­ten in Politit und Lesen — treu um wahr! *) Friedrich Barbarossa, von dem die Sage mel­­det, er sei nicht todt, er schla­fe dies im Untersberg und werde erwachen, wenn die Zeit genommen sein wird, um sein Bolt alüdlich, frei und mächtig zu machen. DER Zortfegung in der Beilage. WB­a­a­a­a Ba­a­a­a­a Sein weumüthiges Belenntnig flog mit den Worten: Sa sehe 8 als gerechte Strafe von der DVoz­­sehung an, daß Sie mir die Thüre des Paradieses in eben dem WUugenblide vor der Nase zuschlug, wo ich meine unwürdige Hand nach einem seiner Engel aus­strebte, AH bad, sagte der Graf, auf Erden gibt es Feine Engel und auch Natalie ist Teiner. Sie werden es mir nicht übel nehmen junger Mann, dag ich Ihnen ihr Verhältuig zu Natalien, da8 von Anfang bis zu Ende eine Kette von Str­obümern war, Mar darlege. Sie haben Natalien Anfangs für eine stolze, hoch­­nasige Rosette gehalten und das ist sie bei Gott nicht. Sie lernten dies nach und nach einsehen und ver­­fielen nun auf das entgegengefegte Extrem. Sie hielten sie für ein überircht erhabenes Wesen und das ist sie ebenso wenig. Natalie Hingegen hielt Sie Anfangs für einen Sonderling, nachdem Sie aber sah, welchen Aultus Sie mit ihrer sogenannten Seelenhoheit trieben, wurde sie irre an sich selbst und an ihnen und bildete sich ein, Sie wären der einzige Mann, der sie richtig be­­urtheile und an rigtig zu behandeln wissen werde, Stauden Sie mir, es ist ein großes Glück für Sie, daß Sie nicht der Gatte Nataliens geworden sind. Die Enttäuschung wäre gegenseitig ge­wesen und die Erfahtung gleichfalls.­hr Herz Hätte doch stets an Johanna gehangen und die ungefü­llte Schniugt würde Sie nit Liebend­­würdiger gegen ihre Gattin gestimmt haben. Und eine Frau , deren Herz Liebe sucht bei ihrem Gatten und nit findet, ist der größten Gefahr ausgefegt. Sie sind ihr Herz und ihre Hand Yohannen fauldig und dürfen Feines von Beiden anderweitig ver­­­­geben, wenn Sie sich nicht eines groben Vergehens gegen die männliche Ehre schuldig machen wollen. OD ich möchte ja meine Schuld gerne abtragen, wenn ich wüßte, wo sie sich befindet. Aber wo, wo ist sie, werde ich sie jemals wieder finden ? Eine Ahnung sagt mir, ja, erwiderte der Graf. Da ich nun weiß, daß es Ahnen Ernst ist, jo werde in mir seine Mühe verbrießgen lassen, um die kleine Ausreifferin herbeizuschaffen. Wenn Sie nur wenigstens eine Photografie von ihr befassen, daß würde die Sache wesentlich erleichtern. Leider befige ich Feine, seufzte Josef, aber ich werde versuchen, ihr Bild nach meinen Gedähung zu zeichnen. Gut, versuchen Sie das. Er würde mi herzlich freuen ein gutes Werk fördern und zugleich die Sehn­­sucht zweier Liebenden Seelen stillen zu helfen. Statt aller Antwort schwebte ein trauriges Lächeln um Sofefs Lippen. Er hoffte nichts. Er sah seine Zu­­kunft düster und trostlos wor­ft. Graf Cornwall, der, wenn er sich einmal einer Sache annahm, nie etwas halb that, sorgte auch für die Familie seines Sekretärs. Er machte den alten Bürger zu einer Art von Zentralcontroller, der von Zeit zu Zeit seine Güter, die theils in Niederösterreich, theils in Ungarn, theide in Mähren Tagen, zu bereiten und die Bücher einer Revision zu unterziehen hatte. Zur Wohnung wies er ihm eine Vila in Baden an, al hatte er in einem der gräflichen Häuser in Wien eine ständige Wohnung reservirt. Josef Bürger sen. konnte von großem Grücke sagen, daß die Vorsehung in solcher Weise für ihn ges­­orgt. Er selbst war kein Diana des energischen Handelns und wäre geduldig in ein Dachlämmerchen gezogen und Agent oder Buchhalter geworden. So in seiner neuen Stellung wurde er von vielen seiner Schicf als genoffen als glückli gepriesen und beneidet. Sein zweiter Sohn Wilhelm hatte sich glück­cherweise die militärische Lauf­­bahn gewählt und war aus dem Stift Wiener-Neustadt als Lieutenant in die Armee getreten. Allein mit seiner zweiten Frau und deren Töchterchen Helene konnte er Mr den jenigen Verhältnissen gemäß anständiges Haus übten. Unsere Reisenden wendeten sich nict wie man glauben sollte Triest oder Venedig zu, sondern machten in Graz Halt und wendeten sich dann nach Westen, der Schweiz zu. Der Graf liebte die Berge über Alles, deshalb um­­ging er das ganze venezianische Flachland. Erst ab­­er am Buße der Gentralalpen anlangte, machte er sich daran Rast zu halten, und sie quartirten si zuerst in Chia­venna ein. Ganz nach Herzensluft hielten sie sich an dem einen oder anderen Orte auf. Bareje, Chatillon, und der Mont-Benis hielt sie wocenlange gefangen, dann ging es etwas vorher den Süden, Nizza zu. In diesem gesegneten Klima brachte der Graf und sein stiler Begleiter den ganzen Winter zu. Sofef Bürger saß oft halbe Tage lang am Strande, den müden Kopf in beide Hände gestüßt. Die Singer in das reiche braune Haar vergraben. Zu kurzer Zeit flüsterten si die weiblichen Kurgäste einander zu: Der junge Mann sei der natürliche Sohn des reichen Grafen und vor einigen Jahren sei seine junge Gattin an dieser Stelle in­ Wasser gestürzt, und seitdem fige ihr Gatte Halb geistesabwesend hier und erwarte daß die luth ihre Leiche herausgeben werde. (Bortfegung folgt.) a­a a a en Er, A b­einannnn

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