Oedenburger Zeitung, 1881. Februar (Jahrgang 14, nr. 14-25)

1881-02-02 / nr. 14

Ase­c »W-­ mandate und objektive­ Beobachter der­ verschiedensten politischen Richtungen können sich keiner Täuschung da­­rüber hingeben,daß der staatsrechtliche Separatismus als der schärfste und klarste Ausdruck der allgemeinen Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Lage in der Bevölkerung sehr bedeutend Propaganda gemacht habe. Stolz erklärt denn auch heute»Függetlensåg.«»Der Schleppträger jeder Regierung seit 1867,der vornehmste Vertreter des lukrativen Patriotismus,der den Ruhm Ungarns in deutscher Sprache verkündendenürnberger Trichter,der die nationalen Interessen in Perzenten auffassende»Pester Lloyd«sogar ist genöthigt,die Noth­­wendigkeit der Existenz einer Partei zuzugeben,welche den unabhängigen,selbstständigen,keinerlei äußeren Einfluß unterworfenen ungarischen Staat will.«Die Partei bekennt sich auch bereits offen als die Nachfol­­gerin der Bocskay’s,Bethlen’s,Rákolczy’s,die als Kämpfer für das gute Recht Ungarns,vor der­zeichnung als Rebellen energisch in Schutz genommen werden.Das Verlangen nach dem Aufhören der Dele­­gationen, der gemeinsamen Armee, der gemeinsamen diplomatischen Vertretung, aller gemeinsamen Ministe­­rien oder überhaupt denkbaren gemeinsamen Istituti­­onen zeigt deutlich, wohin es mit der Monarchie der Habsburger in kürzester Zeit kommen würde, wenn nicht das von Gennyey aufgestellte Programm einer weiten Be­­schränkung der Staatlichentsveleitäten Ungarns über die Großmagiesträume einer Tipa, ebenso wie über die Utopien der 1848er Richtung triumphirt. SR wieder mit den Städten. Oedenburg, 1. Februar 1881. Es dürfte kaum eine Stadt in unserem lieben Baterlande, selbst wenn sie von den zahmsten Spie­­bürgern bevölkert it, geben, deren Einwohner (wenig­­stend der ehrliche und urtheilsfähige Theil derselben) si nicht im Geheimen dasselbe jagen, worauf auch in unserem heutigen ersten Artikel auf’S Neue hingewiesen wird, dag nämlich die Städte die Stiefkinder unserer väterlichen Regierung sind. Die neuere Gereggebung in der Tiga-Aera geht von national-ökonomischen Grundlagen aus, welche europäischer Provenienz unmöglich sein können. Dan hat die Vorrechte der Städte zertreten, so daß heute z. B. zwischen dem N­ichter von Kolnhof und dem Bürgermeister von Dedenburg sein Unterschied mehr ist und regt jehiet man sich an, diese mit Häusern der bauten Fleden Erde dur f issalische Maßnahmen nach und nach zu veröden, damit für den üppigen Gras» wuchs der Rupta ein neues Terrain vorbereitet werde. Se­ Erzellenz findet si­elöglich bewogen, nach dem Muster der jetzt beliebten M­odifizirungen der Gefege, auch das Steuergefeg einer Modifizirung zu unterziehen, welche von höchst ihm beliebte Neugestaltung und weit hinter die vielgeschmähte Bachperiode zurück­­drängen wird.­ür die Einkommensteuer dritter Klasse gab es Bis jegt drei Instanzen, an die der zur Leistung ver­­pflictete Unterthan seine Vorstellungen richten konnte. Die Steuerkommission erster Instanz besteht aus vier steuerpflichtigen Bewohnern der Stadt oder des Steuerbezirkes, einem Präses und einem höheren Fi­­nanzbeamten als Referenten, diese Zusammenlegung macht es möglich, wenn der betreffende unzufriedene Contri­­buent rechtzeitig Kenntniß von dem Tage der Verhande­lung erhält (was freilich nicht gerade leicht ist), daß derselbe sein Späteresse wahren kann und wenn die Kommission aus gerechten und vernünftigen Männern zusammengefegt ist, welche die erforderliche Personal­­kenntnis besigen und nicht zur Sorte der „ya ja“ Herren gehören, so hat eine solche N­emonstration an Aussicht auf Erfolg. In zweiter Instanz (Reklamation) urtheilt eine auf ähnliche Weise gebildete Kommission und erst wann, wenn die Partei durch die Erkenntnisse der Kommission nicht befriedigt, oder der Steuer-lieferent das Aerar als geschädigt glaubt, urtheilt erst als Drittes 30 rum das hohe Finanzministerium. Freilich — so viel mir bekannt — jedesmal zu Gunsten des Aerars. Zum Glück gelangen bei einsichtsvollen Steuerbeamten wenig Reklamationen vor dieses höchste Forum. Da nun die Städter mindestens zu 3 Biert­­teilen aus Erwerbssteuerpfligtigen bestehen, ist es für dieselben natürlich wichtig, ein Forum von unwohlinfor­­mirten Bersönlickeiten vor fi zu haben, die sein In­­teresse darauf hinweist, die unvernünftige Härte, welche im Herzentrage des jegigen Steuergejeges liegt, konse­­quenz auszuwügen. Se.Exzellenz der Herr Finanzminister findet sich jetzt bewogen,in einer Novelle zum Gesetzartikel XV. vom Jahre 1876, die in Kürze zur Verhandlung am Reichstage gelangt, folgende Aenderungen zu planen: ‚Die Boregreichung der Steuer soll in Zukunft gänzlich aus der and der Kommissionen genommen und dem Steuerinspektorate untergeordnet werden, die Kommissionen sind zu Fa­rb­en und wird bloß das Steuerinspek­torat bei Reflamationen maßgebend sein, es wird der Steuerinspektoraug für geriisse Fälle mit dem Strafregte ausgerüstet werden. Dean erwäge noch dazu, daß Heute noch immer der ungereghte, ja unfirmig zu nennende 10-per­­­­zentige Steuertag vom Einkommen gejeglich besteht (der­­gleichen fällt Niemanden zu modifiziren ein), wenn es nun einmal einem eifrigen Steuerorgane in der beregten Baukunftsaera einfallen solle, diesen Steuertag b­u­ch­­stäblich zu nehmen, wie lange wurde wohl eine Stadt wie Dedenburg z. B. — die heute schon 3000 Steuerradständler aufweist — aushalten können, ohne daß ss ihre Bewohner zur Massenauswanderung ge­­zwungen sähen ? Einzelne Städte (wie Preßburg) sind wegen bdiesem neuerligen Attentat schon beim Landtage vorstelig geworden. Die Kommune Dedenburg hat sich jedoch bis fest sehmweigsam verhalten, man fürchtet wahrscheinlich die Exzellenz, die unsere Stadt so aus­­gezeichnet vertritt, könnte ungehalten werden ; selbst die hiesige Handels und Gewerbekammer hat noch immer einen bereits am 27. Dezember vorigen Jahres gefaßten Beichlug nicht effektairt, welcher Be­ichluß eine außerordentliche Sigung dieser Kammer um die Mitte des Jänner und eine Repräsentation in dieser Steuerfrage zum Gegenstande hatte. Vielleicht denken sich die maßgebenden Faktoren , es sei besser, wenn sie sich nicht persönlich duch Wider­­stand gegen den ministeriellen Willen kompromittiren ; berücksichtigt wird je­der Wolfswille ohnedein ebenso wenig wie das Gutachten von Korporationen. Die all­zeit getreuen Janitsharen werden einfach diese Gefeg­­novelle gerade so durchpeitschen, wie das Konsumsteuers gefeg und ed wird sie vielleicht dafür sogar noch eine größere Majorität finden lasser, wie Die berühmten 21, bei der letten Abstimmung über die V­ertheuerung unserer vitalsten Bedürfnisse. »· Alles wiederholt sich im Leben Dem Konsum­­steuergesetze werden jetzt von der regierungs­­freundlichen Presse(Fürst Bismart gebraucht für diese Sorte ein sehr drastisches Wort und zwar durchs­gehends von den großen politischen­ Tagesblättern der Hauptstadt bisherunter zu jener Kategorie ver klein­­sten und jüngsten Provinzwinkelblättchen,die sich eben­falls und vielleicht erst recht zur Wohldienerei bekennt, Hymnengesungen,sowie Inau seinerzeit auch beim Gesetz über die Luxussteuer zu Dythiramben sich verstieg,bis die mörderische Wirkung dieser privilegirten Staatsweisheit alle Wagenbauer­,Büchsenmacher u.s. w.zu Grunde gerichtet hatte und man nicht mehr leugnen konnte,daß man diese Geschäftszweige inthi­­lande systematisch umgebracht habe,ohne daß dadurch dem Staate ein nennenswerther Nutzen erwachsen,re­­spektive das Steuererträgniß erheblich gestiegen wäre Dieses Schauspiel wird jetzt in neuer Auflage inszenirt;es wird sich auch bei der oben erwähnten Steuergesetznovelle ungescheut und ungehindert abspielen undAehnliches wird sich wiederholen,solange und so oft,bis von der Schöpfung unserer großen Staats­­männer der Halbvergangenheit,von unseren Gesetzen des Jahres 1848,keine Faser mehr vorhanden ist,bis nicht im Lande als oberstes Gesetz die Gewalt und der despotische Wille einer Kaste herrscht. Vom Tage. O Der Ausbau der Waagthalbahn ist, laut einer Zuschrift des Königl. ung. Ministers für Handel und Kommunikationen, von der Regierung in nahe Aussicht gestellt, indem bereits der zu den DBor­­arbeiten nöthige Kredit vom Abgeordnetenhause bereits bewilligt ist; ferner sind die entprechenden Maßregeln getroffen worden, daß, so wie es die Witterung erlaubt, an Ort und Stelle genaue Erhebungen und Studien gemacht werden können. Je nach den Resultaten die­ser Erhebungen werden detaillirte Pläne ausgearbeitet und in der nächsten Session vorgelegt. u der ministeriellen Zuschrift wird ferner hervorgehoben, daß diese Bahn im Transit-Verkehr einen mächtigen Faktor bilden wird, so wie all das gewiß ist, daß diese Bahn gewisser­­maßen als ergänzgender Theil der Waag­­thalbahn eine Verbindung zwischen zwei großen Bahnlinien herstelt und dadurch einen eminent volfs­­wirthschaftligen Karakter annimmt. OÖ Bur Orientreife des Kronprinzen. Wie aus Brüffel gemeldet wird, verläßt Seine f. u. f. Hoheit Kronprinz Rudolf übermorgen den 4. Februar Brüffel und gedenkt am 7. in Wien einzutreffen. Die Einstiftung des Kronprinzen zur Reise nach dem Oriente dürfte am 11. erfolgen. — Der Obersthofmeiter des Kronprinzen, Graf Bombelles, is an einer Lungen­­entzündung nicht unbedenklich erkrankt und dürfte ver­­hindert sein, an der Orientreife theilzunehmen. — Wie wir bereits meldeten, wird der Kronprinz in Kairo im Palaste des Khedive sein Absteigquartier nehmen. * Un unser stäbt Wirthschaftsamt. Die seit 3 Tagen anhaltende milde Temperatur er­­heirscht­e, daßs der, namentlich in unseren schmäleren Gärten, aber theilweise auch auf den größeren Straßen noch vorhandene Schnee mit mehr Aufgebot von Ar­­beitskräften je eher fortgeführt werde, umso mehr, da der herrschende Nothstand hinreichend verfügbare Ar­­beitskräfte schafft welche sich glücklich preisen, einen Heinen Erwerb zu finden. Nicht minder weist ja die städt. Liste eine beträchtliche Ziffer an noc, rüdständi­­gem Nothott aus und fünnte der größte Theil dieser Rüdständler in gegenwärtiger Jahreszeit am ehesten Kotales verhalten werden, seiner Verpflichtung nachzukommen. Ferner sollte unser städt. Wirtscchaftsamt auch dafür besorgt sein, daß zu jedem städt. Züge (Wagen), wel­­cher Schnee auszuführen hat, immer,während einige Männer zum Auf und Abladen dem jeweiligen Kutscher beigestellt würden, dadurch k könnte jeder einzelne Stadt. derlei Zug täglich das Doppelte leisten, als bis jegt der Fall ist. * Die Generalversammlung des hie­sigen S Kasinovereines, welche am verfroffenen Sonntag im Speisesaale des Kasinogebäudes bei ziemlich zahlreicher Betheiligung der Mitglieder abgehalten wurde, verfloß wie folgt: Der B Vizepräsident Hr. Géza von Bognar übernahm in Abwesenheit des Direktors Hrn. Emil Lend den Vorsig und Tieg nach erfolgter Eröffnung der Sigung die Schlußrechnung des Vereines für den Verwalter Heren A. Brandl verlesen, melde nach längerer Debatte, an der er insbesondere Herr Direktor Koffow-Gerronay betheiligte, endlich doch genehmigend zur SKenntung genommen und den betreffenden Herrn hierüber das Absolutorium ertheilt wurde. Hierauf betonte der Vorfigende, daß das Berg­hältung in welchem der Verein zur Aktiengesellschaft laut seinerzeitigem Miedereinkommen bisher gestanden ist, mit 31. Dezember 1880 als gelöst zu betrachten sei. Der Verein werde mithin nur seine eigene Fi­­nanzverwaltung allein zu führen haben, während die Aktiengesellschaft die beschlossene Liquidation durchführen wird. Der Antrag des Herrn Direktors Kofjow, welcher dahin lautete, die Finanzgebahrung der Aktiengesells­­chaft von ihrem Entstehen bis zum heutigen Tage in Druck legen zu lassen und an die Vereinsmitglieder zu vertheilen, wurde aus nahe liegenden Gründen abge­lehnt, dagegen auf eben dessen “Intervention, die Saft novereins-Schlußrechnung in Hinkunft jährlich an die Mitglieder zu vertheilen beschlossen. Der sodann verlautbarte V­oranschlag pro 1881 wurde insofern zur erfreulichen Kenntnig genommen, als sich nach hinreichender Deckung der notwendig werdenden Ausgabeposten als: Miethe, Ablösungsrate des fundus instructus, Zeitungen und Zeitschriften, Bibliothek, Besoldung, Beleuchtung und Heizungsbei­­trag, V­ergnügungen, Menopvirungen 2c. noch ein kleiner Ueberschuß ergab. Die beantragte Modifikation des Paragrafes der Statuten, betreffend Ausscheidung von Deitgliedern, wurde nach lebhafter Debatte angenom­­men und ist nunmehr zu hoffen, daß si­nnlich­­same Differenzen, welche leider vor nicht langer Zeit, bei einem folgen Falle entstanden waren, nicht mehr ergeben werden, da der diesbezügliche Paragraf nun­­mehr völlig war und nicht mißzuverstehen ist. Da Hr. U. Brenner seinen Antrag zurückgezogen hatte und seine weiteren Gegenstände zur­­ Berathung vorlagen, wurde die Generalversammlung geschlossen. * Die General-Edersammlung des I. Oedenburger D­eteranen-Unterfrügungsvereines, fand in der Turnhalle am vorigen Sonntag statt und sagte und der betreffende Vorstand einen Bericht über die Ergeb­­nisse zu, aus welchem Grunde wir seinen Reporter dahin entseideten. Leider fielen in der ziemlich stürmisch gewe­­senen Versammlung verlegende Bemerkungen gegen den Heren Präses, Vizepräses und Kaffter, so daß diese Herren si veranlaßt sahen vor Schluß der Sigung ihre Mandate unverweilt niederzulegen und den Saal zu verlassen. Wie uns übrigens von verläßlicer Seite mitgetheilt wird, wurde Herr Unger zum provisoris­ten Leiter und war Baumgartner zum Kaffier des Vereines erwählt, welche mit dem aufgestellten Auss­chuß die Geschäfte des Verbandes bis auf Weiteres weiterführen. *:Der Ball des „Drbenbucher Musik-Kapellen-Vereines“ von dem man, mit Hinblick auf Die ebenfalls meist nur mäßig besuch­ten „Kasino-Vereins-Tanzkränzchen” besorgte, daß er ebenfalls nur ein, im Verhältnis zur Größe des Saa­­les, spärliches Kontingent tanzbefliegener Paare stel­­len würde, hat dennoch einen, wenn eben auch nicht außer» ordentlichen, so doch hinreichend starren Besuchh erzielt.; so bald fi vierzig und einige Paare zu den Quadrillen rangieren, kann man schon sagen, daß, angesichts Hi­e­­siger Verhältnisse, eine rege XTheilnahme geherrsct habe, um so mehr all das, was an Diölfe allenfalls abging, doch das Anmime der Anmwefenden aufgewo­­gen wurde und mithin das Fest ungemein amüsant ausfiel. Solche8 mochten besonders die tanzlustige Frauen- und Mä­dchenwelt gefunden haben, da die Zahl der Herren, die ihrige um mehr als das Doppelte überstieg. Schon um 9 Uhr, da der Ball eröffnet wurde, schlangen den luftigen Reigen an dreis­sig Paare, die förmlich elektrifirt von den Klängen des durch Herrn Kapellmeister Ezerny trefflich geleiteten Dorchesters, das sich diesmal in dem vollsten Glanze seines Könnens zeigte, mit einer so anregenten Luft tanzten, daß dieselbe ich auch auf solche Ballbesucher übertrug, welche bloß fomtemplativ bleiben wollten. Der Höhepunkt des Bergnugend wurde an diesem Abende bei der 3. Quadrille erreicht, deren Finale sich zu ei­­nem Reinen Kotillon zuseigte, worin auch Dame­n- und Herrenwahl verflochten war, und wobei den Täne­zerinen nette kleine Blumensträußchen überreicht, die durch die Wahl ausgezeichneten Herren mit niedlichen Miniatur-Bandjgleifen befürm­t wurden. Man trug diese sichtbaren Zeichen zarter Aufmerksamkeit Seitens der Damen mit besonderem Stolz, denn (wie gesagt) die Zahl der Herren war namhaft jener der Damen überlegen und so hatte die Wahl der Leteren sehr

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