Oedenburger Zeitung, 1881. September (Jahrgang 14, nr. 105-117)

1881-09-02 / nr. 105

»Genossenschaft der Landwirthe«die Uebel nach Mög­­lichkeit beseitigen und das Aufblühen unseres­ Land­­wirthschaft fördern denn in der großen Weltwirthschaft gibt es keine Pause,der Schaffungss Prozeß ist in jedem Lande ein ununterbrochener,so daß auch wir nicht zu­­rückbleiben dürfen,wenn wir als Agrikulturstaat bei­stehen und anerkannt bleiben wollen.Es sind wohl manche Hindernisse zu überwinden,die Möglichkeit ist aber nicht ausgeschlossen und bedarf es nur einer neuer­­lich kanit­ative unerschrockener Männer und es darf kein Zweifel obwaltem daß bei dauerndem Eifer das vorgesteckte Ziel erreicht wird und in diesem Ziele zur Besserung unserer landwirthschaftlichen Verhältnissen­­blicken wir die Bildung von,,Genossenschaften der Landwirthe«,welche Idee schon im vorigen Jahre durch den Satt dess Agrikulturs Verein berathen wurde,leider nicht mit dem gehofften Erfolg,da wir in der Praxis hievon noch wenig wissen und beschränkt sich dieses angestrebte Ziel bloß auf­­ fertige Statuten. Der Zweck dieser Genossenschaften wäre ein man­­nigfacher, in jeder Art aber näglich, und gipfelt diese dee im Großen und Ganzen darin: a) Beichaffung von Kredit mit mäßigen Zinsen für Landwirthe als Betriebskapital; b) Beichaffung von landwirthschaftlichen Masei­­nen und von im Haushalte und in der Wirth­­schaft nöthigen Gerätsch­aften ; ec) Vermittlung beim in» und DBerlaufe der Produkte und so manches Andere, je nachden sich diese oder jene Art, auf die Verhältnisse in den verschiedenen Landestheilen anpassen läßt. Wir sehen also — ohne obige Punkte definitiv zu haben — daß in diesen das wirkliche Bedürfnig der Landwirthe in praktischem Sinne aufgefaßt und nach Thunk­keit berücksichtigt wird, wodurch unsere Desonomen sowohl vor Wucher-Darlehen gefhügt, als auch vor Verfgleuderung oder wie ed in dem meisten Fällen geschieht, vor dem Anticipando » Verkauf der Produkte, die erst wachsen — bewahrt werden. Wir erfüllen daher eine publizistische Pflicht, in­­dem wir die Idee der „Senoffenschaften” bei unseren Landwirthen anregen und unseren landwirthschaftlichen Vereinen die Verwirflichung dieses Zieles in Erinne­­rung bringen und proponiren wir diesfalls fi behufs Erlangung von Statuten an die „landwirthhaftliche Genossenschaft in Tarnopol", welche seit Jahren segenss­reich wirkt, ebenso an österreichische und deutsche Ge­nossenschaften wenden zu wollen, um nach diesen, solche für unsere ungarischen Verhältnisse passend auszu­­arbeiten, in Drud zu legen und zu Händen eines jeden Land­wirthes gelangen zu lassen, damit diese­ Idee Wur­­zel raffe und je eher au in unserem Komitate als eine der Ersteren verwirklicht werde. J.M. G. Kreuz- und Ouerwanderungen. Dedenburg, 1. September 1881. Kürzlich besuhhte und einer der Nebakteure der „Wiener Allgemeinen Zeitung,“ der bekannte Neisebilder- Feniletonist Dr. Wallner. Er fand Dedenburg über­­raschend in Bezug auf Geschmak und Neichhaltigkeit der Etallagen unserer (Drachenrundes) Geschäftsleute, bes­zaubernd mit Hinblick auf unsern Neuhofpark und unsere Waldpartieen und vollends war Dr. Wallner entzüg­ über die große Anzahl auffallender Schönheiten unter den Frauen und Mädchen Oedenburgs. Ueberall jedoch hatte der gewiegte Beobachter ein böses „Aber“ als Hintenden Boten seinem Lobe nachzusenden. „Aber“­­­ sagte er — „der entfegliche Staub beschädigt ja fchredlich die in den Auslagen und Schauläden befindlichen, mitunter fostbaren Waaren? „Aber“ — fegte er fort — „die lohnendsten Parthien werden ja fast gar nicht begangen und im etwas besser frequentirten Neuhofparke ist es bei Anbruch der Nacht so finster, daß man ja ganz ungehindert erschlagen oder den Damen Ynfuh­en zuges­­ügt werden könnten; denn ehe man so den Angegriffenen Hilfe zu leisten vermöchte, wäre es dem Strolch gar leicht, von der dichten Dunkelheit begünstigt, zu ent­­kommen.“ — — „Aber“ (so [bloß Herr Dr. Wallner endlich) die Schönen Augen der Oedenburger Beaute’s sind entweder zu Boden gesenkt oder blidden seelenlos in’s Leere, und nur wenn ein Sä­bel vorüber raffelt, leuchtet‘ es im faszinirenden Olanze urplöglich auf, Harem Sterners lichte Hinter dem Wimpernfaume vergleichbar ; oder es ypisch, der sanfte Blid schwärmerisch und fHmnachtend wie der Spiegel eines Ser’s unter dem verzehrenden­ guffe glü­­hender Sonnenstrahlen ..... Sind denn dre Damen so patriotisch?“ Was sollte ich darauf entgegnen ? Der lose Spötter hatte ja so ziemlich in Allem vet. Dennoch wollte ich wenigstens den vermessenen Borwur nit auf unseren Damen ruhen lassen. ZH rüffete ns zum Widers­­pruch, da blidte Wallner gedentenvoll auf die lange Fensterfront eines unserer stafffiggsten Häuser. Alles ges­chlagen! Plöglich Mirete u die Eee ein Offizier und ehe man sich's versah, öffneten sich die Jauloufseen und im Rahmen des Fensterz­erigien ein blauäugiges Köpfen von unvergleich­e edler, wahrhaft Raphaelischer Schönheit. ZH war, entwaffne. — — — Die Wirkung ist natürlich noch erlatanter wo Die glänzenden Uniformen gleich­en masse auf­­teten. Trommelpiepel, chytmischer Schall eines mark­ie­­renden Batallyng, intervallender Klang einer heran­­nahenden Kavıriade und „sie kommen, sie sind da, die viellichen ab­, und füllen mit Nektar 26." Es ist aber auch ein imponirender Anblick: das weiße Feldzeichen auf der fühn balanzirten Mitte, die Gesichter verbrannt, die Kleider bestäubt, und doch mit siegesgewohntem Schritt die Waffen durchmreffend. Ich fühle mi dagegen so klein, drüde mich zer­­rist im Gefühle meines nüchternen Aussehens in eine Gaffenede und weine doppelt darüber, daß ich Militärbefreiungs-Tare zahlen­­ mus. Hiweifärbiged­ Tuch! Glücliche Kombination, die du deinem Träger so viel Sympathieen vorweg eroberst, wie sollte sich denn nicht meine Zivilseele in beneidenden Verdruß renten ?! Diesen Glüclichen Alles, und „mir nur diese Bürde von Häßlichkeit !“ „Marad­itthon kettö — härom nyomorul­, rätok längok meg­az eg is beborul­!* fang die immerfertige Wolfsmuse vor drei Jahren, den nach Bosnien Ziehenden nach, noch nie habe ich sie so verstanden wie jeßt. Wie sie glngern die Schwerter, wie der Reflex sie in Hunderterlei Vibrationen hinaufprojizirt in die Frauen­­herzen, wie der geschwungene Stahl in unerklärlicher Sympathie die Entfernung beherrscht, und an dort noch Berheerungen anrichtet, wo ihn die Fauft nit hin führen kann. Was Frauen sich, was Frauentreu ! Ich suhe mir es plausibel zu machen, daß ich deren nicht bedürfe, möge sie der Soldat als Driflamme hü­­ten! ich, ich bin unwürdig dazu, Heide ich mich doch in ein unscheinbares „Bonjours“. Also unsern Gärten, den konzentrirten S Kriegermaffen galt die Aufregung, galt das urprögliche: Anteresfe für unser Straffenleben. Der Zug­ ist vorüber, nur von der Ferne erschallet dumpf der Trommelschlag, auch ich will feinem Tone fol­gend schön regelrecht markieren : Lints ! | vechts ! ! lin ! | vechts!! DVergebliches Bemühen ! das Pflaster tritt fold heroischen Entschlüßen mit feinem vetolosen Machtspruch entgegen, und nur schön spießbürgerlich die Füße gejegt, und feine Meuerung versucht, könnte er mir da so gehen, wie einem unserer hochgestellten, extra bestellten Stadt weifen. Auf zur Promenade! Dort, wo si die Elite der G­esellschaft promenirend und dienstbare Geister m­it Kriegersöhnen in schönen Gruppen umherfigend, zusam­­menfinden. Au da ist ein reges Leben, die Marssühne üben sich durch fühes Gepläufel des Liebeskampfes anch während der Wartzeit in der Strategie! Yh will er Ihnen nit verargen, und will meinen hübschen Mit­­bürgerinnen ein Vergnügen so gerne gönnen, denn bald heißt es ja: „Muß i denn, muß i denn zum Städtle hinaus!?“ Seien wir­ ihnen zum Dank verpflichtet, haben sie da mein allzu stilles Dedenburg in ein ver lebhaftes verwandelt. Haben sie mir d­och auch Gelegen­­heit gegeben die höchste Weißheit zu erringen, nämlich mich selbst zwerfennen, denn jet weiß ich ja, daß ich troß dem Weihefuffe der Musen in meiner zivi­­listischen Wenigkeit eine Null bin. Und nun — nichte für ungut — meine Herren Soldaten ! Ich sowohl als auch manch dankbares Frauen­­herz wird Euer . Andenken gerne bewahren und wenn es dann bei uns wieder allzustile wird, dann werden wir gewiß Alle eine fröhliche Soldatengesellschaft herbei wünschen und mit Sehnsucht harren, der „reichen Gei­­ster“ bis zum nächsten, Manöver. C. Yavra. j di Dom Tage. O Die Reise des Königs trat Aller höchst derselbe bereits von Wien über N­alos-Stein­­bruch dirett nach Mezöd-Kövesd an, wo Se. Majestät am 1. September um 8 Uhr Morgens eintraf. Einen Tag früher, nämlich Dienstag lanat veren­ dort die Hofdienerschaft ein. Bom !, bis zum 10. Septem­­ber werden in der Umgegend von Mezö-Sövesd ledigl­ndh Kavallerie- Manöver stattfinden ; die Sla­­vallerie-Truppen sind um Mezö-Kövesd im mehreren Dörfern disfugirt. Am 10. Nachmittags fährt Se. Maje­stät famm* Begleitung nach Miskolcz. Der Aufenthalt in Miskolc­ ist für fünf Tage in Aussicht genommen, es hingt aber vom Verlaufe der am 12. beginnenden Hauptmanöver ab, 05 der König einen Tag früher oder späher nach Ujvilag reist und sodann sich nach Szerencs begibt. r O Die Konserration des neuen Fürs­t­­erzbischofs von Wien hat am 28. August in Kremsmünster stattgefunden, Fürsterzbischof ®angl­­‚bauer wurde dur den päpstlichen Nuntius VBanutelli unter Assistenz der Bischöfe von Linz und St. Pölten, im B­eisein von elf infulirten Webten und zahlreicher anderer Firhlicher Dignitäre geweiht. Zu der erheben­­den Feier hatten ss­cher Kultusminister Baron Konrad, Statthaltereileiter Fürst Metternich, Landeshauptmann Eigner, Die Soigen der Behörden, Geheimrath Baron Hye, zahlreiche persönliche V­erehrer des Konferrivten und ungemein viele Andächtige eingefunden.­m festlich ges­chmücten Stifthofe, wo der feierliche Umzug stattfand, war ein Bürgerkorps mit Musikbande aufgestellt und gab nach dem Gottesdienste, die üblichen Salven. So­­dann fand bei dem Fürsterzbischof die allgemeine Ora­­tulation statt. Am 17. September­ wird in Wien die folerne Inihronisation des Metropoliten gefeiert. oO Fürssorstdienst-Aspiranten. Bus folge Erlasses des b. Fön. ung. Ministeriums für Acer­­bau, Handel und Gewerbe wird zur allgemeinen Kennt­­niß gebracht, daß die Kahprüfungen für das Forstper­­sonale heuer in Budapest, Preburg, Bepterczebánya, Kajkau, Ungvár,, A-Sziget, Klausenburg, Temesvár, Steinamanger und Bünstingen am 17. Oktober und EEE den darauffolgenden Tagen abgehalten werden, weshalb alle jene, die diese Nachprüfung ablegen wollen, auf­­gefordert werden, ihr, mit den glaubwürdigen Zeug­nissen versehenes Gesuch, bei dem für den Prüfungsort kompetenten Lön­­ung, Forstinspektor einzureichen. O Shhon wieder Viehseuche. Nachdem der neuerliche Ausbruch der Viehseuche in Brood ami­­ih Eonstatirt ist, mußte der Viehimport nach Ungarn wieder fü­hvt werden. Nur in Ausnahmsfällen ist der Eintrieb, jedoch nur auf Grund eines von Fall zu Fall einzuholenden Ministerialerlasses gestattet. Die Beför­­derung von thiem­ischen Abfällen und Wiederkällern unterliegt insofern einer verschärften Kontrolle, da­ die Provenienz aus seuchenfreien Gegenden nachgewiesen werden muß.­­ Allerhöchste Auszeichnungen und Spenden. Seine Majestät der König verlieh dem hochwürdigen Kanonikus von Groß­wardein, Erzdechan­­ten und Zit-Abt Johann Heinrich Kummer, in Anerkennung seiner Durch mehr als ein halbes Jah­r­­hundert auf dem Gebiete der Kirche und des Unter­­richtswesens erworbenen V­erdienste den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse, dem Herrn Kanzleier der Szegediner Finanzdirektion, Paul Boto­vny, aus Anlag seiner Pensionirung, in Anerkennung seiner lan­­gen, treuen und eifrigen Dienste das goldene Verdienst­­kreuz und dem Lokomotivheizer der Südbahn Franz Sommer, für die von demselben, unter Gefährdung des eigenen Lebens bewirkte Netzung eines Kindes vom Tode, das silberne Verdienstkreuz mit der Krone, Zu spenden geruhte Se. Majestät den Gemeinden Szelepcseny und yogaras zu Kirchenbau zwecen je 100 fl. — O Der öftern.sungarische Botschaf­­ter in London resignirt Ein Wiener Blatt bringt die, nach seiner Versicherung aus „guter“ Quelle stammende Mittheilung, daß Graf Károlyi, der österreichisch ungarische Botschafter in London, die Abt­eit Habe auf­ seinen Posten zu verzichten, und das Graf Wimpffen, gegenwärtig Botschafter am ita­­lienischen Hofe, als dessen Nachfolger in Aussicht ge­­nommen sei. Wir wissen nir, ob die „gute“ Quelle des Wie­­ner Blattes an eine „verläßliche“ it, und können das der in Folge heffen auch nicht wissen, 0a Graf Károlyi wirklich die Absicht hegt, auf seinen Hohen Posten zu resigniren ; aber möglich ist ein solcher Entflug immer­­hin, denn der genannte Kavalier ist Fräuflich. Unbedingt wäre sein Nachritt von dem hohen­­ Vertrauensposten sehr zu bedauern. $oßafes. *Eröffnungb des ungarischen Kleigs tages. Aus Wien wird dem „P. LI.“ telegrapfirt : Se. Majestät der Kaiser und König trifft am 16. Sep­­tember in Gödölld ein, wird am 27. September den Neichstag eröffnen, und am 28. Abends nach Wien zu­­rückkehren, woselbst er am 29. früh, anlangt. Während des Aufenthaltes in Gödölld wird Se. Majestät einige Male nach Ofen kommen und in der dortigen Burg Audienzen ertheilen. Das Kronprinzenpaar wird im Winter einige Zeit in Wien Aufenthalt nehmen. Ob al der Kronprinz an den Manövern theilnehmen wird, ist Bis zur Stunde unentschieden. *­Militärisches Vom Reichskriegsministe­­rium wurden bezüglich der für dieses Jahr zu beur­­laubenden Meannschaft nachstehende Direktiven ausges geben. Die nfanterier-Regimenter und ihre Neserves fommanden, die Feldartillerie-Regimenter, die Festungs­­artillerie-Bataillone und technischen Truppen haben so­­fort nach Beendigung der Herbstübungen, die an der Beurlaubungstour stehende Mannschaft zu entlassen ; ferner gelangen au heuer, wie im­­ Vorjahre, aus Er­­sparungsrücksichten DIS zur Frühjahrs-Ergänzungsperiode zur Beurlaubung, bei allen im Julande befindlichen InfanterieRegimentern 6 Mann per Kompagnie, mit Ausnahm­e des 14., 22. und 4. A Infanterieregimentes. Die gleiche Zahl per Kompagnie gelangt bei den Reserveregimentern zur Beurlaubung, mit Ausnahme jener, deren Linienregimenter sich im Ostupationsgebiete befinden, und der in Dalmatien dislozirten Jäger­­bataillone; die Feldartillerieregimenter haben 5 Mann per Batterie, die Festungsbataillone ebenso 5 Mann auf temporären Urlaub zu seßen. Bei den Kavallerie­regimentern, der Gestüts-, Verpflegs- und Monturs­­verwaltungsbranche wird die Beurlaubung der länger dienenden Mannschaft erst nach Einlädung der Nefru­­ten durchgeführt. » Großes Schadenfeuer Wie aus Unter-Loisdorf (Komitat Oedenburg) berichtet wird, kam daselbst am 29. August 7,8 pr Morgens ein­euer zum Ausbruch, welches binnen wenigen Stunden 17 Häuser und 10 Scheuern einäscherte. Der Syaden wird auf 10—15,000 fl. geschärt. Ein Theil der Versicherten war bei der „Fonciere Peiter Ber­­ficherungs-Anstalt“ afrekthirt. *Andiestädt. Sanitätskommission. Wir wurden ersucht nachstehender Beschwerde öffent­­lichen Ausdruck zu geben: Die Senfgruben der beiden Anstandsorte im Neuhofparke, welche sich auf der nörd­­lien Seite, nächst der Mauer des gräflich Pejahevich’­­schen Garten befinden, feinen derart schlecht vers­chloffen zu sein, dag man fi auf den, an dem nahe Gehwege angebrachten Bänfen, in Folge der verpefteten va ae A air

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