Oedenburger Zeitung, 1882. Februar (Jahrgang 15, nr. 27-49)

1882-02-01 / nr. 27

­auch nur Rauschgold,aus dem die Gloriole solcher Staatsweisen geschaffen wurde,glänzend hat sie doch,und das ist ja am Ende die Hauptsache. Denn wer wird sich,ganz abgesehen von allem Andern, um die Nachwelt kümmern. Heute leben wir, der heutige Tag ist unser. Das „M­orgen“ darf uns nichts kümmern; dem leben nur Phans tasten nach. Und so haben denn die europäischen „Volkes­begrüder“ den Sieg über den echten Staatsmann errungen, über jenen Staatsmann, der si Gam­­betta nennt. Aber der europäischen Staat­s­­bürger, jener nämlich, die nicht zu den Schlepp­­trägern der machtbesigenden „Staatsweisen“ gehören, hat si ein wehmüthiges Gefühl bemächtigt, daß der Einzige, auf den in Europa wo Berlaß war, die Freiheitsschlacht verloren. Und nun tretet der,­hr Pächter der „höheren Negierungsweisheit“ in Nord und Süd. Wo ist Einer, nur Einer unter Euch, der sich hinsichts der Selbstlosigk­eit, Hinsichts des höchsten und erhabensten Ziels: „Alles für das Wohl und Glück des Bolfes zu thun!" mit ambetta messen fann?! Staatsweise mögt Ihr fein im­nteresse Eurer eigenen Mach, im Interesse der Er­­haltung Eurer Stellen und Sinecuren — aber im Suteresse des Bolfes, der Staatsbürger, seid ihr e&8 gewiß nicht! — Euer höchster Ruhm, und zugleich Euer Fluch, den Euch das Volt ins Gesicht zu schleudern das Net hat, it: „Daß hr Opportunisten und als folge Knechte Eurer Selbstsucht und im Folge dessen weht eigentlich Feinde des Volkes und der wahren „Freiheit seid!" — Gambetta aber hat Euch doch Alle be­­zwungen, indem er sich selöst bezwang, denn er gab dem Bolfe, was des Voltes ist, ganze Gegend und wagen si sogar Manche bis Metkovic vor. Alles in Allem dürften zirfa 5000 Mann Sufurgenten im Felde stehen. Beratung über das Henki-Denkmal in Budapest. (Wegen Naummangel verspätet.) Vom Kriegsschauplaße im Süden. Oedenburg, 31. Jänner 1882. Gestern wurde und privative telegraphirt, daß die Razifizirungsarbeiten in den aufständischen Gebieten „erfreuliche Vort­­chritte“ machen und vielleicht schon binnen Monatsfrist(l) die Ruhe (!) hergestellt sein werde. Wir publizirten zwar das Telegramm, be­­zweifelten aber im Stillen sehr die Stichhal­­tigkeit desselben, das ist eben — so dachten wir — der gewisse offizielle „Beschwichtigungs- Hofrath“-Styl, welcher uns Alles durch die opti­­mistische rosenrothe Brille betrachten lassen will. — Und wirflich: soeben schreibt man uns, daß in der Krivosche heftig und mit aller E­rbit­­terung gesämpft wird. Ferner wurde am 28. eine Kompagnie des Infanterie-Regiments Freiherr von Weber Nr. 22 im Süden von Zupa (Herzegowina) beschaffen. Auf dem Rüdmarsche der Kolonne nach Bilek, die hart an der montenegrinischen Grenze erfolgte, zeigte si, daß die Montenegriner längs ihrer Grenze eine Art von Kordon, bestehend in mehreren Posten zu fünf bis sehhs Mann, auf der Grenze strebfe ec­ellenk­t haben. Wie wir vernehmen sind die Positionen der Insurgenten folgende: 1. In der Herzegowina: Davidovice nur 450 Mann zwischen Fotiha und Stolat. Be­waffnung durchgehende Martini-Gewehre. Ueberdies eine angeblich aus Montenegro gebrachte kleine Gebirgskanone. Nördlich von Bilet Dsman DBeg Zanovics mit zirka 200 Mann ; Bewaffnung meistens alte Schlengewehre. An Munition große Noth. Bei Nevesinje stehen 650 Mann, schlecht bewaffnet, un­­ter dem Kommando des monteregrinischen Wojwo­­den Michael Robert Bojnics. Bei Kameno SO Diann, unter dessen Kommando, nicht bekannt. Zusammen 1380 Dann. Außerdem durchziehen zahlreiche Räuberbanden, vier bis zwanzig Mann, das ganze Land, doch tauchen sie vorwiegend nur im Westen und Süden auf. 2 Bosnien: In dieser Provinz befindet sich der Herd der Ansurrektion im Thale Zelesnyiza, südlich von Serajewo. Die Ortschaften Han-Krobild und Chievo befinden si seit Wochen in den Hän­­den der Inturgenten. Sie sind nach oberflächlicher Schopung mindestend 1800 Mann stark, stehen an­­geblich unter fachmännischen, russischen Kommando und verfügen über eine vollständig ausgerüste G­­e­­birgsbatterie, über deren Provenienz allerhand Ge­­rüchte kursiren. 3. Krivoscie: Die Zahl der Aufständi­­schen in der Krivoscie beträgt zirka 1600 Mann, die zur kleineren Hälfte mit guten Martini-Ge­­wehren bewaffnet sind. Davon stehen in der Gegend von Ledenice zirka 800 Mann unter dem­­ Kom­­mando des Peter Lamarck­s, 100 Mann in der Gegend von Ubli unter Tomo Lipovac. Die Uebri­­gen, in kleinen Banden verteilt, durchstreifen Die Der Abgeordnete Helfy erwähnte, gelegent­­lich der Budget-Debatte im Reichstage, daß das Hentzidenkmal, welches vor dem Königspalaste steht, zum er geringe der Nation diene. Rebner glaube nicht, daß es ein Land auf der Welt gebe, wo man das benannte Denkmal 24 Stunden lang geduldet hätte. Dasselbe sei nur ein Denkmal eines österreichischen Generals, sondern der Sammel geduld der ung. Nation. Da nun die Gejdigte lehrt, daß e8 Momente gibt in melden an diese Geduld reift, so glaubt er, daß er sehr vernünftig gehandelt wäre, wenn der Herr Ministerpräsident einen Modus fände, wenn nöthig auch Sr. Majes­­tät nahe zu legen, daß dieses Monument nit nur eine Verlegung, sondern geradezu eine Provo­­kation der Gefühle der Ungarın sei. Der Mini­­sterpräsident habe gesagt, er sei gefährlich nach Bes­endigung des Krieges derlei aufzufrischen. Es­ ist sonderbar, daß das Abgeordnetenhaus seit einiger Zeit nicht Anderes weiß, als der Nation nur im­­mer besondere V­orsicht und Bescheidenheit zu predi­­gen. Das Kleine Agram, obwohl es zur Krone Un­­garns gehöre und in vieler Hinsicht nicht nur vom König von Ungarn, sondern auch von der ung. Regierung abhängt, habe nit geschwanzt, auf seinem Hauptplag das Monument des General Jellarsics aufzustellen, und zwar derart, daß die Sorge des Schwert­s gegen Ungarn gerichtet sei, um gleich­­sam anzuzeigen: Wille Ungarn, daß wir, wenn nöthig, abermals einen Sellacsics stellen können ! Was glaubt der Ministerpräsident, wenn er jeit den Kroaten den Antrag stelen würde,­­­ieses Monument als eine das Gefühl Ungarns verlegende Demonstration zu entfernen, um das Monument jenes Generals, an dessen Stelle zu errichten, der den Zellacsics zum Lande hinausgejagt hat, ob denn die Kroaten dies nicht als eine blutig belei­­digende Provokation ansehen würden, der zu Folge sie lieber bereit wären das­s Verhältnis mit uns zu lösen. Nedner stellt seinen bestimmten Antrag und gibt blog seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß die Negierung richtig vorgehen würde, wenn sie auf geeignete, unauffällige Weise das die Empfindungen der Nation irritirende Monument verschwinden liege. Ministerpräsident Tifa (dessen diesbezügliche Entgegnung unser Blatt seinerzeit bereits in Kurzem mitgetheilt hat) faßte seine Antwort dahin zusam­­men, daß ja das Hengi-Denkmal nigr die Schmad der ung. Waffen bedeute, sondern vielmehr ein sigts­bares Wahrzeichen sei, daß auf beiden Seiten Helden gekämpft haben. u. s. w. Abgeordneter Ugron weist darauf hin, das fon im Jahre 1869 Stimmen laut wurden, welche die Entfernung des Hengi-Denkmales verlangten, welches gerade an vornehmster Stelle, vor der königl. Burg, also auf einem Plage der das nationale Kapitol ge­nannt werden könne, errichtet sei. Die That Hengis steht in seinem Verhält­­nisse zu der Würde des Plages, auf welchen sie verewigt werden sollte. Nicht nur gegen Hengi als Bürger, sondern auch als Soldat habe er Ein­­wendungen, denn gegen alle internationale Gepflo­­genheit, sei über seinen Befehl die Stadt Wiest, welche seinen Schauplan oder Hintergrund militä­­rischer Operationen bildete, beschaffen worden. Unsere hauptstädtische Kettenbrü­che, welche der Stolz der Nation war und ist, wollte er in die Luft sprengen. Hermann Otto ergriff das Wort, indem er meinte: Was das Hengi-Denkmal bedeute, wurde wohl gesagt, was aber die vis - vis lie­gende Zitadelle anbetrifft, habe er zu bemerk­­en, daß, wenn der mächtigste Mann des Landes Tiga Kälman hinaufgehen, und an die Thür der Zitadelle anklopft‘, und sagte, ich, der Ministerpräs­­ident Ungarns, will in die Zitadelle geben um zu sehen was darin ist, so wird er zurückgewiesen werden mit den Worten: Der Herr sei wer er wolle, hier kann er nur mit spezieller Erlaubnis de­ 8 Baron Epdelsheim-Gyulay eintreten ! Sogar der Landesvertheidigungsminiter Ungarns wird nicht eingelassen werden. Redner, der weder Mini­­sterpräsident noch Landesvert­eidigungsminister sei, war dort drinnen, und zur Orientirung für even­­tuelle Gelegenheiten wolle er sagen, daß liaks vom Eingange auf der Plattform auf Eisenschienen eine Nietenkanone set, welche riesige Bomben schleudern kann, wohin ? Nicht zur Beschiefung des Schwa­­benberges oder Adlerberges, s sondern Budapest’s. Rings herum stehen die Bombenmörser, zu jedem führt ein Aufzug für die Munition, und wenn man den Kommandanten im Souterrain aufsucht, wird man in dessen Gemächern jene Karte finden, auf welcher genau verzeichnet ist, unter wie vie Grad, Elevation man [chießen muß, wenn die Re­bellen sich in die Akademie verbergen wollen, unter wie viel Grad wenn dieselben auf der Kreuzung der Kerepeser Straße sind, und unter wie viel Grad, wenn man in die richtige Mitte des ung. Abgeordnetenhauses fchiegen will. Diese Zitadelle habe nie einen anderen Zweck gehabt als das Hengie Denkmal zu­­ hügen, und die m­it blutigem Schweiße der rebellischen Ungarn gegründeten öffentlichen Ge­­bäude und Institute innerhalb 8 Stunden in Schutt zu verwandeln. Er verlange die Entfernung des Denkmales und der Zitadelle und die Errich­­tung eines der Nation würdigen Denkmales des tausendjährigen Bestandes des Reiches, an Stelle desselben. Wahrsceinlich aber wird, trug aller dieser Meden Alles hübsch beim Alten bleiben. Vom Lage, O Adelsverleifungen. Seine Majestät der König hat dem pensionirten Herrn Obergespan und kro­­ntischen Abgeordneten Svetozar Kujevich in Anerken­­nung seiner um die Förderung des Gemeinmwohls er­­worbenen Verdienste, neben der Erlaubniß, das Prädi­­kat „v. Blade“ weiter zu führen, den ungarischen Adel verliehen ; desgleichen dem Herrn Grestionsrath bei der froatisch-slavonischen Landesregierung Mar Mihalics.­­ Allerhöchste Auszeichnung. Seine Maje­­stät der König hat dem pensionirten Richter am­ obers­­ten Gerichtshofe, Franz Ferenczy, in Anerkennung sei­ner 5ösjährigen treuen und ersprießlichen Dienste das Ritterkreuz des Leopold8-Ordens Allergnädigst zuerkannt.­­ Die ungarische Delegation wird bestimmt mit Anfang der nächsten Woche geschlossen werden. So dürfte Freitag und Samsjtag die Kreditvorlage im Plenum erledigt werden. Was die Haltung der ungarischen Delegation der Vor­­lage der gemeinsamen Regierung gegenüber anbes­langt, so ist zu bemerken, daß selbst die Opposition geneigt ist, die Vorlage zu bewilligen. Die­jenigen Delegirten, welche Gelegenheit hatten, mit Vertretern der gemeinsamen Regierung zu vers­­ehren, verhehlen sich nicht, daß es mit der Bes­willigung des Acht-Milionen-Kredites nicht abge­than sein wird, und verbreiten die Nachricht, daß die vollständige Niederdrücung des Aufstandes Ber dad Doppelte Liefer Summe erfordern muß. — Wie in den Kreisen der ungarischen Delega­­tion weiters verlautet, befürchtet die bosnische Landes­regierung mit dem Eintritt des Frühjahres einen allgemeinen Aufstand im Okkupationsgebiete und aus diesem Grunde werden alle möglichen militäris­chen Maßnahmen getroffen, um des Aufstandes seinerzeit Herr zu werden. Es ist also heute gar nicht möglich, die Summe approximativ zu be­­stimmen, welche die militärische Aktion beanspruchen wird, und auch von einer neuerlichen Einberufung der Delegationen, sobald die geforderten acht Mil­­lionen verbraucht sind, wird Umgang genommen. Die Delegationen werden bemüßigt sein, dem­ Kriegsminister einen Kredit in bianco zu eröffnen, und es ist kennzeichnend für die Stimmung in der ungarischen Delegation, daß dort das Geld erforder« ni Schon heute auf zirka sechzehn Millione­nen veranschlagt wird. “ Der Chron Bulgariens warelt. Man ist in Konstantinopel einer bulgarischen Verbindung zum Sturze der bestehenden Ordnung in Bulgarien auf die Spur gekommen. Wichtige, von der Polizei faisirte Dok­­umente wurden in den P­alast gesendet. O Sigmund Bernath , der Abgeordnete des Ungher Komitats von 1811 bis 1847, der Oberger­span dieses Komitat in den Jahren 1848—1849, der Reichstagsabgeordnete de Kaposer Wahlbezirkes und Alterspräsident des Abgeordnetenhauses, ist am 29. d. gestorben. C­­harakteristisches über die Hituation am Kriegsfhanplage. Julius Andraffy selbst hat­ in einer vertrauligen Besprechung erklärt, daß er sich getraue, „mit fünfhundert Gendarmen Nähe in der Herzegowina zu machen.“ — Herr v. Szlany entgegnete: „Möglich, aber diese fünfhundert sind nicht aufzutreiben, denn alle unsere endarmen haben sich — obgleich sie zum Teile mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet worden sind — den Aufständischen angeschloffen.“ Dieser Dialog, der und von durchaus verläßlicher Seite zukommt, beg­weift zu Genüge, daß die Situation im Oikupas­tionsgebiete seineswegs so harmlos ist, als er einigen Politikern feinen will. ER MR ee ee Zokal-Beitung, SFokalnotizen. * Allerhöhlte Spende. Se. Majestät der König Hat der freiwilligen Feuerwehr in Groß een ia ee a Per >ee

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