Oedenburger Zeitung, 1882. Mai (Jahrgang 15, nr. 101-123)
1882-05-02 / nr. 101
»D. Es. ·. » " dürfte,frisch drauflos das Fell gegerbt und Gallis sei selbst zu einem Skobeleff gestempelt.Wenn das nicht barock und absurd zugleich ist,dann ist nichts mehr erbärmlich. Nun könnte vielleicht Mancher sagen-Wer wird sich denn über fremder Leute Dinge den Kopf zerbrechen oder wegen der Bismarck’schen Rudomontaden sicherten.Das trifft einestheils nur in gewisser Hinsicht zu;andererseits wollten wir aber darauf hinweisen,mit welcher Niedertracht die Mamelukens Bande all überall arbeitet. »Sie tanzen,wie»Er«pfeift!«—Das ist das Stigma jener feilen Seelen,nicht nur drüben in Deutschland,nicht nur in dem lieben Oesterreich, sondern auch in unserm ungarischen Heimatstand. Was der»Gewaltige«geplant,gedacht,gerochen Und erfunden,das wird als»ungeheure Genialität« sofort von der bezahlten Kläffermeute in allen Tonarten in die vier Winde hinausgehen!.Was aber eben jener Gewaltige verbrochen,verdorben,was er erpreßt,gedrückt,geschunden,was er dem Volke vorgelogen und ihm an Brod und Freiheit entrissen das wird mit dem,,Mantel der Liebe«zugedeckt-Denn jene Wahldiener werden ja nur für das Glorifiziren ihres Herrn und Meisters bezahl. Ob darüber das ganze Volk zu Bettlern wird, das kümmert sie nichts.Sie tanzen,wie,Er«pfeift, und bellen so lange auf Geheiß ihres»genialen« Herrn und Meisters,als sie eben——ihr Futter kriegen.——den in der Erfüllung der ihr in dieser Hinsicht vorgeschriebenen Pflichten noch nicht ihre Grenze. 3 sind wiederholt Fälle vorgenommen, daß Zivilbehörden fn Angelegenheiten von durchaus zivilrechtlicher Natur um die Assistenz der Gendarmerie eine geschritten sind und wenn das Verlangen berücksichtigenswerth war und mit den Interessen der Gendarmerieinstitution nur im Widerspruche stand, ist es von kompetenter Seite auch bewilligt worden. Sobald jedoch die Regierung die Einführung der Gendarmerie im ganzen Ende nur so allmählig wie Di8ber in’s Leben ruft, so wird auch nach zwanzigjährigem Bestande der Staatsorganisation Ungarn (vom Ausgleichsjahre — 1867 — an gerechnet) der Sicherheitsdienst kaum so eingerichtet sein, wie er vermöge militärischer Strammpeit schon längst wünscenswerth wäre. Momxkriegøschauplätze im Hitdem Wien, 30. April 1882. DieRaubanfälle, Seine Plänkeleien und Beunruhigungen detachlierter Truppentheile durch Insurgenten dauern fort, namentlich im $ocaner Bezirke und im Narenta Thale kommen sie häufig vor; gegen diese stellenweise auftauchenden Räuberbanden werden von Geite der Stations-Kommanden mit großer Rührigkeit Streifungen angeordnet. So wurde vom 25. bis 27. d. M. von den Garnisonen Konjica und Zarcin eine kombinirte Streifung gegen Pjelemic, Umoljane und Belene-Ujive vollführt, bei welcher die von Tarein gegen legtgenannten Ort vorgegangene Abtheilung ein bdreiviertelstündiges Gefecht mit beidläufig fünfzig Smnfurgenten auf der Bjelasnicas Polanina bestand, dieselben zersprengte und ihnen mehrere Verluste beibragte. Auch beim Rüdmarsch über die Nadopolje fand ein kleiner Zusammenstoß statt. Auf Mestrovac-Planina und Bucevo- Erde stehen — laut Meldung des FZM. Baron Dahlen — einzelne Banden von 100 bis 200 Mann. Das Stationskommando Yoca meldet, daß in Mazovce am 26. beiläufig dreißig Insurgenten 300 Schafe und 60 Rinder weggetrieben haben. Das Detachement Hum ordnete noch in der Nacht eine Streifung an, wobei den Räubern nach kurzem Gefechte sämmtliches Vieh wieder abgenommen und selbe zersprengt wurden. Jung der Diebe, respektive der gestohlenen Gegenstände wurde von Seite des Stadthauptmannamtes, allo der Einbruchsdiebstahl zur Anzeige gebracht wurde, die nöthigen Mairegeln getroffen. Dom Lage. O Der Neidhsfinanzminister Bleibt provisorisch an der Sorge seines Geschäftsressorts. Zwar hat Seine Majestät der König die Demission des gemeinsamen Finanzministers Josef von Szlapy bereits angenommen, allein denselben bis zur bevorstehenden Ernennung des neuen Ministers mit der Fortführung der Geschäfte betraut. Szlany hat bezüglich seines Nachfolgers seine Meinung abgegeben, die Entscheidung Sr. Majestät indeß, ist erst für später zu erwarten. Herr v. Szlany tehrt wieder nach Budapest zurück, wo er sich an dem öffentlichen Leben betheiligen wird. Seine Majestät der König und die Jnden. Der Mainzer „Israelit” schreibt , die Initiative zur Unterdrückung des Antisemitismus in Oesterreich sei von Kaiser-König Franz Josef ausgegangen, welcher dem Grafen Zaaffe bedeutete, er dbulde seine Y$udenkriege im Reihe O Radfrag zum Mainvancement. Das am legten Samstag ausgegebene Armee-Personal- Verordnungsblatt bringt die Ernennung des überzählig beurlaubten ZML. Grafen Ladislaus Szapary zum General der Kavallerie. Gendarmerie-Institution. Für die Nothwendigkeit und Näglichkeit der Gendarmerie-Austritution — schreibt „Ellener* — treten immer mehr Beweise zu Tage. Auf dem Territorium jener Munizipien, wo die Gendarmerie bereits eingeführt ist, haben siche Sicerheits-Zustände wesentlich ger besfert. Allein, die Aufgaben der Gendarmerie für Lokal-Reitung, Lokalnofizen. * Ernennung. Der Königling. Justizminister ernannte den Konzeptspräftifanten beim Justizministerium, Herrn Karl Komocky, zum Vizenotär des Dedenburger Bezirksgerichtes. * Die diesjährigen Frühjahrsübungen der Infanterie-Meservisten haben Hier gestern Montag, ebenso wie im ganzen Lande, begonnen und dauern bis zum 13. Mai. Man sieht daher eine große Anzahl junger Geschäftsleute und Bürger fühne, die man sonst nur friedlichen Berufe nachgehen sah, jegt in mnapper Uniform und strammer Haltung als Krieger paradieren. Allein — obgleich wir nicht zweifeln wollen, daß Jeder unverbroffen auch diese Schuld dem Diaterlande abträgt — wenige von ihnen dürften der Meinung der „Großherzogin von Berolstein“ sein, die da singt: „Schön ist’s beim Militär." * Bortrag im Katholischen Lesevereine. Am 30. April 1882 hielt Professor F. U. Rosental einen „Experimental-Bortrag“, über seine Erfindungen im Saale des Katholischen Lesevereines. Zwei junge Mädchen haben binnen einigen Minuten die durch’8 Lo8 gezogenen Briefe mit Hilfe des Apparates in früher nie gelernter Sprache auf mechanischen Wege überlegt. Norental gab mit gewohnter Schlagfertigkeit alle näheren Aufschlüffe über seine Systeme auf die an ihn, von den Ans wesenden gestellten Fragen. Am Schluffe gab der Professor einem scharfsinnigen geistlichen Herrn, der besondere Interesse an der Sache befundete, auch einige Begriffe von der auf psychologischer Basis verfaßten dringenden Depeschen, melde blos aus Hundert Zeitwörtern bestehen, von welchen jedes für sehr viele wichtige und äußerst dringende Fälle anwendbar ist, damit gewissen Thaten vorgebeugt werde, welche sonst nicht mehr ungeschehen gemacht und deren traurige Folgen nur mehr bereitigt werden könnten. Kaffee ist durch Kaffee-Surrogate erst zum allgemeinen Nahrungsmittel geworden; wir ziehen aber die Kaffee-Surrogate nit um ihrer selbt willen und auch nicht vom Standpunkt der Ersparniß in Betracht, sondern von dem viel höheren, daß sie den MilcKaffee zur allgemeinen Einführung gebragt und den Milchkonsum in Stadt und Land, vielleicht um das Dreifache, vermehrt haben. — Wir stehen darum nicht an, ein gutes Kaffee-Surrogat (so viel geringe und schmwindelhaft verpachte auch vorhanden sind, so findet das Publikum doc die guten und reellen Yaloritate Heraus) demwegen hochzuhalten, weil damit ein billiger, wohlfihriedender und nährender Milch-Kaffee bereitet werden kann und weil dieser der einzige wirksame Gegner‘ des allzugroßen, übertriebenen und darum für unser Rolf so ungemein nachtheiligen Genusses von gebrannten Weinen, Schnäpfen und Alkohols Lösungen ist. — Ohne indischen Kaffee können selbstredend an die besten Kaffee-Surrogate nicht verwendet werden. — Ein kräftiger, aber nicht vielfoftender Kaffee bedingt indessen die Beimengung von Surrogaten, welche einen ziemlichen Nährwerth haben und zur Zubereitung eines kräftigen Milch-Kaffees gehören. Der Genuß des legteren wäre ohne die jet erzeugt werdenden guten Kaffee-Surrogate nie zum allgemeinen Morgen- und für die ärmsten Klaffen auch Abdendeffen geworden. * Berfufl-Anzeige. Bei Gelegenheit des gestrigen Jahrmarktes verlor ein auswärtiger Viehhändler am hiesigen Viehmarktplage feine Brieftasche mit dem Inhalte von 66 fl. Der rechte Fins der wird daher erfucht, seinen Fund beim Stadthauptmannamte abzugeben oder anzumelden. * Einbruchsdiebflaßl. In der Nacht vom 29. auf den 30. April wurde in die nächst der Schwimmschule befindliche Mestauration der unberaunte Thäter eingebrochen und aus derselben verschiedene Gegenstände, namentlich: 2 silberne Brodförbde, ein Kübel Schmalz, 50 Stück Eier, und mehrere Männerkleider gestohlen. Zur Bruis Theater, Arn und Literatur. „Der Barbier von Sevilla." Ro» fi und unvergleichlich schöne Oper wurde Samsttag, Dant dem eminenten Zusammenwirken unserer in kurzer Zeit bei dem fünftsinnigen Publikum Debenburgs so beliebt gewordenen Opernkräfte in ganz vorzügliger Darstellung aufgeführt. Herrn Direktor Bogge müssen wir unsere besondere Anerkennung dafür aussprechen, daß er und durch Errmöglichung dieser genialsten romischen Oper einen der genußreichsten Abende seines leider nur mehr furz demefjenen Gastspield bereitete. Der Träger der Titelrolle, Herr Yang zeigte sich auch an Diesem Abende im vollsten Glanze seiner Gesangskunst und Darstellungskraft. Der agile, wigige „Figaro” fand in ihm einen Interpreten par excellence. rau Balazs-Bognär sang die „Rosina“ mit der bei dieser routinirten Sängerin gewohnten Meistershaft. In der „Musikstunde“ erzielte Frau Balazs- Bognar durch den Vortrag einiger Lieder einen Beifallssturm, und wurde genöthigt das „Lämen milyen kövör vagyok“ zur Wiederholung zu bringen. Desgleichen fand auch der von ihr am Schluße sehr hübsc gesungene Walzer von Artiti „L’estasi“ ein Äußerst dankbares Auditorium, wenngleich der Trier den wahren Schmerz vermissen ließ. Herr Köhler brachte den Musiklehrer „Basilio“ in charakteristischer Maske zur ermöglichsten Wirrung. Hiebei kam ihm namentlich in der Verleumdungsarie sein kräftiger und klangvoller Baß sehr gut zu Statten. Man merkt es übrigens selbst bei ganz kleinen Rollen, daß Herr Köhler ein von der Liebe zu seinem Berufe und von künstlerischem Ehrgeize durchdrungener, gewissenhafter und fleigiger Sänger ist. Er erntete mit seiner Leistung wohl so verdienten weichlichen Applaus. Herr Felete „Almaviva“ war in dieser schwierigen Partie recht brav. Nur wäre in der 1. Arie eine größere Beswegheit der Stimme erforderlich gewesen. Herr Szombati „Bartolo, an den wir wohl keinen Mafstab als Opernsänger anlegen dürfen, that was in seinen Kräften stand. Das Orcester unter der Leitung des Herrn Känyi befriedigte. Themis, Der Wiener Singtheater-Prozeßt. (Originalbericht der „Oedenburger Zeitung )“ Wien, 30. April 1882. (Bortregung.) Dr. dr. Nemwald (Erbürgermeister von Wien), dem die Sympathien aller Vortheilsfreien bei seinem Gange in den Gerichtssaal gefolgt sind, ist, wie wir als bekannt vorauslegen, das Opfer einer Klique geworden, die schon lange seinen Sturz anstrebte und den Anlaß, welcher durch den Impetenzconflikt zwischen Statthalter und Gemeinde-Autonomie freigab, mit Eifer bewüßte, um das Werk erbärmlicher Intriguen zu frönen. Wenn man diesen Standpunkt festhält und andererseitss dem Staatsanwalte beipflichtet, daß bei einer derartigen Katastrophe ohne Ansehen der Berson nach der vollen Strenge des Gesetes gegen die Schuldigen vorgegangen werden muß, so drängt sie aber aue sofort die Ueberzeugung auf, daß noch ganz andere Personen vor das Forum des Gerichtes hätten zitirt werden müssen, um den Namen der duch Leichtsinn, maßlosen Schlendrian und erbärmliches Kopfbhrum Gemordeten Genüge zu leisten. Das ist aber nicht geschehen, ergo ift es begreiflic, daß die vom populi den Dr. Newald als ein Opfer spießbürgerlicher, wie gewisser gouvernementaler Kabalen bezeichnet. Was Dr. Newald zu seine Vertheidigung sagt, war selbstverständlich, aber matt und belanglos. Was er erzählte, dreht sich um juristische SHaarspaltereien zwischen dem Heren Statthalter und dem Bürgermeisteramte der ersten Stadt des Reices. Und aus dem Speec des Dr. Newald ergibt sich das Eine Mar und deutlich : „Die zisleithanische (österreichische) Regierung benügte ihn als Mohr; nachdem dieser seine Schuldigkeit gethan, ward er abgedantt.“ — Neue Männer brauchte diese Negierung zur Kräftigung der Bereicherung„Aera“ ; jett ist ihr Wunschh erfüllt. Wer da aber glaubt, daß wir dem Gouvernement Taaffe unrecht hin, der studire einerseits Dr. Newald’s Bertheidigungsrede, andererseits analysire er gefälligst das ganze Material des sensationellen Progesses, und endlich befleigige er sich eingehender Information in Germeinde-, Statthalterei- und gouvernementalen Angelegenheiten. Das Fazit von dem Alten wird aber sein, daß wir viel zu gelinde geurtheilt, wenn wir sagen : „Er herrscht in den maßgebenden Kreisen eine Strömung, die ganz zu jener paßt, welche das geflügelte Wort: „Alle sind gerettet !* und Publitum schleuderte, damit von oben herab seine „Nase“ ertheilt werde, Seh