Oedenburger Zeitung, 1883. August (Jahrgang 16, nr. 174-198)

1883-08-01 / nr. 174

Bi. ..«.»« -»«». . Sr Er, we RUE ..... ....... le en: RI —— Tendenz liegt. Welcher Art diese ist, braucht wol nicht erst näher erklärt zu werden. N . . -.—- ’«­. "s’-·--· = Be ER, $ · « -.....-e,—.--» ...-’: A­RT -« .. N­­ee ERIDEREN, ” er r : Nenefles von der Schlußverhandlung in der Tipa-Ehlärer Affaire. xxx. Dedenburg, 31. Juli 1883. Die legten Berichte aus dem Gerichtssaale zu Nyíregyháza lauten übereinstimmend, daß die Räume der Gerechtigkeit während des ganzen, längst odios gewordenen Tiga«-Eflärer Prozesses noch nie­­mals so vollgepfropft waren, als am gestrigen Tage. Das immense I­nteresse, mit welchem man dem für Montag anberaumt gewesenen Plaidoyer Eötvo8 allseitig entgegen sah, versammelte nit nur die gesammte Intelligenz des Szabolcder Komitats im Auditorium, sondern Alles was nur Gelegenheit und Zeit hatte, strömte aus weitem Umfreife dort zusammen. Es ist nit zu leugnen, daß die Ausführun­­gen des An­­altes eine wahrhaft vernichtende Kritis der Vorgänge enthielten, die man mit der Dadaer- Leiche beiwerkstelligt hat, um bdiefelde zu entstellen. Man hat die Nase empor gezogen und anders ge­­wendet, als sie ursprünglich war, man hat das herabgefallene Kinn emporgehoben und an der Narbe am Fuße so lange herumgerieben, bis sie verschwun­­den war. Dann hätte man die­dentität noch er­­mitteln solen?! Sehr scharf war der Ausfall Edtvös’ gegen den Staatsanwalt Egresfye Nagy, der mit dem Untersuchungsrichter Bary bei der Agnoszirung der Ziga-Dadaer Leiche Hand in Hand ging. Eötvös sagte, „dieser Mann ist seiner Stellung nicht würdig", welche Aeußerung der Präsident rügt. Das Verhalten und Vor­­gehen des Untersuchungsrichters Bary unterzog Dr. Eötvös gleichfalls einer Beurtheilung, welche die Gewissenhaftigkeit und den Beistand Bary’s in das schiefste Licht feste. Bary saß im Saale und machte fortwährend Notizen. Derselbe wird wahrscheinlich eine öffentliche Erklärung abgeben. Dr. Bötvdng rief mit Pathos: „Wenn der Un­­tersuchungsritter, ohne jeden Thatbestand zu haben, 72 Personen verhaften läßt, wie dies in der Tipa- Eplarer Affaire geschehen, so kann man dies nicht nur eine Vernachlässigung seiner Pflicht und eine frredliche Leichtfertigkeit nennen. Die­­­ertheidi­­gung muß si selbst Zwang anthun, um jenes Wort zu unterdrücken, welches ein solches Vorgehen würdig bezeichnen würde.“ Dr. Kiss zZ. DB. bezeichnete” am 16. Juni von Tipa-Dadaer Leichnam als den eines sech­­zehnjährigen Kindes, und schon sechn Tage später behauptet, er, es wäre der Leich­nam eines zwanzigjährigen Mäpc­­hens!innerhalb vier Tagen pflegt man sonst nicht um jede Jahre zu altern. Derselbe Sachverständige hat am 16. noch nit jenen Substanzverlust am rechten Arme gefunden, den er vier Tage später Ton star­rte ; derselbe Sachverständige mißt die Stärke der Knochen, ohne das Fleisch zu entfernen, er erub­t dur Befühlen, wie die die Knochen sind, was einfach unmöglich ist. Schließlich sagte Mrr­­­gens dieser Experte an, daß er seine neuen ,o­f­­senschaftlichen Bücher lese, weil er dergleichen nicht brauche. Dergestalt unwissend ermeist sich auch der andere „Experte" MHorvath, während Dr. Trajtler gar erklärt, er habe in seinem Leben seine macerirte Leiche gesehen. Und die Aus­­sprüche von solchen Herren werden als fom­­petent (l) der Anklage zu Grunde gelegt.“ „Ich gelange zu folgenden Schlüffen” — sagte Eötvös — „Diesen Prozeß muß man dhen Prozeß der Hypothesen nen­nen; er begann mit einer Hypothese und es reiht sich auch eine an die andere. Esther Solymoffy fehlt, es folgt die erste Hypothese, sie wurde von den a ermordet. Der Heine Samuel erzählt den Ord und Moriz Scharf macht endlich freiwillig und ohne jeden Zwang vor dem Sicerheits-Kom­­missär sein Geständniß, das ist die zweite Hypo­­these. Man findet einuteiger im Wasser, natürlich ist sie gesämruggelt worden, das ist wieder eine Hypothese! Der Leichnam des Mädchens zeigt kei­­nerlei charakteristische Merkmale. Liedermann hätte angenommen, er sei den Ertrinkungstod gestorben ; aber hier heißt es, Blutarmuth sei die Ursache, ob­­­ wohl jeder Sachverständige wissen sollte, daß selbst in den Leichnamen von an Blutarmuth gestorbenen Personen in einzelnen Theilen Blut zu finden ist und nur macerirte Wasserleichen ganz blutleer sein können. Doch in diesem Processe wird niemals das Natürliche angenommen ; man häuft Hypothese auf Hypothese. I­ch wende mich nun dem Privatankläger zu, der gesagt hat, es sei Thatsache, daß die Kleider des Ziga-Dadaer Leichnams die Esther Solymoffy’s waren, der Leichnam jedoch nit der der Esther. Wie wagt er der Privatkläger etwas eine Thatsache zu nennen, was er niemals gesehen? Darf man Derartiges in die Welt fegen, ohne hiefür Beweise zu erbringen? Vergißt der Herr Privatkläger, daß sein einziger Beweis für seine Behauptung existirt und diese daher nichts Anderes ist, an eine leere Phrase, die Niemand glauben wird und die man vor seinem Gerichtshof der Welt sagen dürfte! Doch gehen wir auf diese Frage näher ein. Der Leichnam ist dee Esther’S gewesen, das beweist das Zuch, das beweisen die Aussagen von vier Zeugen, melde das von einem K­uhfußtritt herrührende Beiden am Fuße der Leiche gesehen, und er gehört eine große Kühnheit dazu, ohne jede Begründung auszusprechen, das sei nicht Esther gewesen. Wer dies zu behaupten wagt, der muß aber auch be­­weisen können, wer denn jener Tipa-Dadaer Leichnam gewesen sei! Der Leichnam hatte das Alter, die Augen, die Haarfarbe, das Zeichen am Fuße, wie all dies Esther Solymosiy be­­seffen, er trug die Kleider Esther’s, halte die Farbe in der Hand und doc erfähnt sich der Privattläger zu behaupten, es sei nit Esther’s Leichnam ge­wesen. Dies ohne Begründung auszus­­prechen — und es man nicht begründet werden — ist eine Tollfühnheit, ein verbrecherisches Spiel vor dem Gerichtshofe, das seinen anderen Zweck hat, als die Leidenschaften des Volkes aufzustacheln. Eine Agitation aber, welche seine Wahrheit in sich birgt, eine Beschuldigung, die durch nichts Greifbares erhärtet werden kann, weise ich und jeder billig und gerecht Denkende um so mehr zu­­rück, als eine Agitation, die sich auf nichts Anderes fragt als auf Leiden­haft und Lüge, vielleicht auch ginge jeglichkeit, in Ungarn seinen Triumph erringen kann und darf, denn die des börde, die Y$ufliz werden immer dieser Agitation entgegentreten Der Pri­­vatanfläger hat hier auf den Gott der Christen sich berufen. Auch bin Eh­rift, ich Hörte aber nicht die Stimme meines Gottes aus seinem Munde; die Stimme seines Gottes, weder die des Gottes der Juden, noch den der Christen, ich hörte nur die Stimme des Hafses, die seinen Gott kennt und selbst den Tod jener verlangt, deren Schuld er nicht bewiesen hat, nicht beweisen kann. &8 ist ein Verbrechen, unter dem Zeichen des Kreuzes Religionskrieg zu predigen, Krieg gegen die, welche mit uns im Par­­lamente, auf der Universität, in der Schule fiten, die mit und in einer Weihe kämpfen und gute Bürger dieses Landes sind Und nun fliege ich: Dieser Prozeß, der viel Entsegliches und Schred­­liches zu Tage gefördert hat, sol abgeschlosfen sein. Wir sahen ein Kind sich gegen seinen Vater empören, Eltern ihr Kind eines falschen Eides an­ Hagen. Wir sahen Unnatürlichkeiten die Fülle, mögen diese Prozeßarten im Archive des Gerichts­­hofes verschlossen werden und bis in alle Ewigkeit verschloffen bleiben! „So bitte um Freisprechung den, An en.” ler Pi ee anmatı Szeiffer ® Rider die Unsehuld der Angeklagten zu Zage getreten ist, bitte ich den Gerichtshof, das Urtheil zu fällen. Privatanklägr Szalay erklärt, daß er morgen repliziren wird. Morgen wird der Prozeß abgeschlossen und der Tag der Urtheilsverkündigung mitge­­thheilt werden. SE ENTE ERS­te Dom Tuge­­ nison stehende Artillerie und die Peterwardeiner Zeitung. O Allerhöchste Auszeichnung. Seine Ma­­jestät der König hat dem Gestionsrathe im Preß- Departement, Heren Dr. Henrih Blumenftod den Eisernen Kronenorden 3 Slaffe verliehen. O Königliche Spende. Dem bürgerlichen Schütenverein in N­HI hat­ der Monarch anläßlich Mierhöchtt dessen Amwesenheit Af PErWORHgEN Schieß­­stätte 80 fl. als Beitrag behufs Beranstaltung eines Festes verliehen. O Erzherzog Wilhelm in Nenfag. Wir meldeten gestern die unerwartete Ankunft des Ge­­neralartillerie-Inspektors in Neufag. Nunmehr ist Seine f. u. f. Hoheit mittelst Dampfschiff wirk­­lic angenommen und wurde von den Neufager und Peterwardeiner Stabsoffizieren sowohl, als au von dem Stadthauptmann von Neufag empfangen. Abends nahm Se. Hoheit in Gesellschaft dortiger Bürger im Gasthofe das Souper ein und ließ sich von der anwesenden Zigeunerkapelle mehrere unga­­rische Lieder vorspielen, was auf die Anwesenden einen sehr günstigen Eindruck machte. Heute inspi­­ziere der Erzherzog die in Peterwardein in Gar­ # . Das Weifeprogramm des deutschen SKaisers. Die Abreise des greisen Monarchen Deutsch­­lands von Wildbad Bastein erfolgt am 7. Au­­gust, Nachmittags halb 2 Uhr. Dan Lend­­et der Kaiser Wilhelm mit einem Separat-Hofzuge um 3 Uhr 30 Minuten Nachmittags die Reise nach Salzburg fort; die Ankunft dort erfolgt um 5 Uhr 30 Minuten Nachmittags. Um 6 Uhr Abends findet im „Hotel Europe,“ dem Absteigequartier des Kaisers, ein Diner statt. Am 8. August, Vormittags um 9 Uhr 30 Minuten, feßt der Monarch die Fahrt nach ISIN­ fort, woselbst er um 12 Uhr Mittags anlangt. Der deutsche Kaiser, welcher im „Hotel Kaiserin Eli­­sabeth“ Logis nimmt, bleibt nur einen Tag in Sich, behufs freundschaftlichen Gedanken-Austausches mit Sr. Majestät unterm Könige Am 9. August, Nach­­mittags um 4 Uhr, erfolgt die Weiterfahrt über Hof nach Schloß Babelsberg. Op Der Fürst von Montenegro wird, einem Telegramm aus Konstantinopel zufolge, nach dem NRamazanfeite in der türkischen Hauptstad­t zu Be­­suc erwartet. Eine türkische Yacht wird denselben in Cattaro abholen. Der Fürst wird im Balais an den fügen Gewässern in Asien wohnen.­­Rüesichtlich seines Empfanges wird dasselbe Zeremoniel beobachtet werden, wie beim Empfange de Fürsten von Bulgarien. O Winifterräfhe en gros. Im­ Budapest treten jet beinahe alle Tage die no nicht auf ihren Sommerausflügen befindlichen Meinifter zu ersten Berathungen zusammen. E38 handelt sich hauptsäcl­­ig um Feststellng der nächstjährigen Budgets für die einzelnen Ressorts. Die mit dem Budget im Zusammenhange stehenden übrigen Vor­­lagen, namentlich jene Steuer-Gelegent­­­ewürfe, welche berufen sein werden, das &­leichs gewigt im Staatshaushalte herz ftellen (das heißt den V­ersuch hiezu anzu­­stelen) so der Gefegentwurf über die Modifikation der Spirituasteuer, die Umwandlung des allgemeinen Einkommensteuer-Zuschla­­ges werden erst später erledigt werden. Die drin­­­lichsten Vorlagen, die sodann den Ministerrath beschäftigen werden, sind der Gefegentwurf über die Revision des Gewerbegefeges, die Reform des Doberhauses, die Ehe zwischen Cchristen und Juden. oO Anleihe. Dem Vernehmen nach wird die Regierung sofort nach Beginn der Session im Reichstag eine Gefegeövorlage behufs Fortlegung der Theiß- Regulirung und Hinausgabe einer neuen Anleihe im Betrage von 20 bis 25 Millionen Gulden einbringen. Es 8 sollen jedoch nicht Zofe, sondern fünf perzentige Obligationen emittirt werden. O­S Konkursausschreibung. Das fgl. ung. Aderbauministerium schreibt auf die Stelle eines diri­­girenden Professors der in Preßburg zu errichtenden Winzerschule einen Konfurd aus. Die Stelle ist mit einem Jahresgehalt von 1200 fl. und Natural­­wohnung verbunden. Gesache sind an den Präsidenten der zu errichtenden Anstalt, Obergespan Graf Stephan Esterházy in Preßburg, bis 1. September I. 3. zu richten. 6O Bevorstehende Eisenbahnbauten in Bosnien bilden gegenwärtig den Gegentand der zwischen dem gemeinsamen Finanz und Kriegs­­­­ministerium im Zuge befindlichen Verhandlungen und zwar werden folgende Linien zu bauen „ge­­plant: 1. Bon Serajewo über Mostar, von da weiter längs des rechten Narenta-Ufers bis Kapella, wo die Narenta zu überlegen ist und die Bahn bis Ragusa geführt werden sol. Die Kosten sind mit 45.600 fl. per Kilometer bereitet. 2. Eine Bahn von Serajewo nach Mitrowiga in der Länge von 145 Kilometern mit einem Kostenaufwande von 7.300.000 fl., wovon auf Oesterreich 4,350.000 fl., auf Ungarn 2,950.000 fl. entfallen. Auf das Zu­­standekommen insbesondere der leiteren Bahnstrecke dringt das Kriegsministerium mit Nachsicht auf unsere Stellung in Novi­ Bazar. 3. Endlich wird als kaum weniger dringend der Weiterbau der Bahn über Kuin bis Novi betrachtet. o »Portalfildes. Es ist ganz außerordentlich,­­ wie sehr fr­eie Postämter in Ungarn vermehren und thatsächlich uff sie nur das dringendste Bedürfniß ins Leben. 7 Täglich bringt das fünigl. ung. Amtsblatt die Mittheilung von neu errichteten Postanstalten, diesmal die von Beßengeg im Szolnoser Komitat. B 4 & Telegramme, Budapest, 31. Juli. Die V­oranschläge über die Erfordernisse des Heeres für das kommende Jahr im Reichskriegsministe­­rium sind nun so weit gediehen, daß si schon heute sagen läßt, der Gesammtbedarf werde sich nicht höher stellen als im laufenden Jahre. Für die Standesregelung des Auditorats und die Vermehrung der militär­ärztlichen Aspiran­­tenstellen werden etwas höhere Anforderungen ge ie

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