Oedenburger Zeitung, 1883. September (Jahrgang 16, nr. 199-223)

1883-09-01 / nr. 199

Jk­ee «;«.--..- .»«,«.««..... EU TEE TR­ET -­­RER \ # nicht vermittelt des Terrorismus bereichen _ wollender Gebieter anerkannt zu werden. Denn ist schon der Dualismus alles Andere eher, denn das Ideal eines staatsrechtlichen Verhältnises, so würde die Einführung des Trialismus (und drüben in Desterreich die von den Szechen ange­­strebte fon füderatisde Gestaltung des Reiches) den Zerfall Desterreich-Ungarns bedeuten, die Auflösung des Ganzen, das bis jest ohnedem nur doch ein einziges Band: die gemeinsame Liebe zum Könige und dem angestammten Herrsscherhaufe mühesam zusammen gehalten wird. Selbst der Traum von einer bloßen Perso­­nal-Union zwischen Ungarn und Oesterreich, dessen Verwirklichung wir immerdar als pia disi­­deria betrachteten, selbst d­iesem entsagen wir im gegenwärtigen Augenblicke willigst, denn wir per­­horresziven als gute Patrioten nichts so sehr, als die Zersplitterung Oesterreich-Ungarns in feine Atome. So lange wir die Kroaten nicht voll und ganz wieder unserer Sache gewonnen haben, müssen wir eher auf eine Befestigung als auf eine Lode­­rung unserer Beziehungen zur überleithanischen Reichshälfte bedacht sein. E. M. Ra­NEL EL EN VERRNET DS TORRENTS. BONDLE EG EEE ET TOR re 2 MEpCa in l Ir­a ee A Die beiden Weisen. Dedenburg, 31.­­August 1883. (H. G.) Ein wahres Gladk für die Zeitungs­­feier des österreichisch-ungarischen Staates, daß die zwei Excellenzen, welche gegenwärtig in Mittel­­europa mehr oder weniger das Heft in Händen haben, sich zu einem gemeinschaftlichen „auswär­­tigen“ Spaziergange nach Salzburg entschlosfen. Denn dadurch wird da wenigstens eine kleine Abwechselung in den Alltagsfehl von Kramall-, Rhambord-, Prätendenten- und ähnlichen Geschicht­­­en gebracht, und er braucht das durch das Leber­­fliegen des ewigen Einerlei in den Spalten der diversen Zeitungen von „Cis*" und „Trans“ übermüdete Auge nicht mehr ängstlich nach einem Nähepunkte auszulugen, wie e8 durch volle act Tage der Fall gewesen. Was der große Graf­­ Kalnoty und der kleine Fürst Bismark mit­einander in Salzburg gestern oder heute verhandelt oder vielleicht auch morgen no verhandeln werden, dürfte unter den gegen­­wärtigen­­ Verhältnissen dem großen Bublikum ziem­­li gleichgiltig sein, it e8 doch eine wahre Wohl­­that, sich dem Gefühle Hingeben zu können, daß noch etwas Anderes auf der Welt vorhanden, als der wüste Lärm, den die erbitterten­­ Vertheidiger zweier nie mehr zu vereinbarender sozialer N­ichtungen gemacht. Nun haben also die beiden Staatsweisen von Oesterreich-Ungarn und Deutschland mit­einander in Salzburg getagt oder sie thun vielleicht Sol­­ches auch jegt no mit der ihnen eigenthümlichen diplomatischen Liebenswürdigkeit. Sie werden Alles ventilirt und besprochen haben, was den Frieden und die Ruhe des Kontinents bedroht oder doc zu bedrohen im Stande ist, mithin die rumänisce und bulgarisce, die französische und russische, sowie nicht minder die spanische und flavische Frage. Ob die Herren dabei ganz aufrichtig ihre Gesinnungen einander dargelegt, ist freilich start zu bezweifeln. Denn die Kunst der Diplomaten besteht ja darin, das Gegentheil von dem zu sagen, und plausibel zu machen, was sie denken. Und da dürfte denn vor Allem die [lavische Frage den Anlag zu Kontroversen geboten haben, welche erstere in allen Regenbogenfarben spiegeln läßt. Uns will bedünfen, dag­eben d­iese Frage den Kern aller Unterhandlungen zwischen den beiden Staatsweisen gebildet haben muß. Denn um die slavische Frage regen ss die anderen Europa bewegenden Frystallartig an. Nur ist in Betracht zu ziehen, daß Graf Kalhory, Neuplande wegen, dem Slavismus zum Siege verhelfen will, während Fürst Bismark denselben als­ Mittel zum Zweck benügt und demnach nur so weit zu gehen die Absicht hat, als er ihm in den Kram paßt, die flavische Frage für Deutschlands Größe auszubeuten. , Daß es noch eine drit Ansicht welche von jener der beiden Staatsweisen himmelweit verschie­­den ist,gibt,liegt klar zu Tage,und diese ist, daß sowohl der auswärtige Minister Oesterreich- Ungarns,als auch der deutsche Reichskanzler sich stark an dem Holzwege befinden,wenn«sie glauben, die slavische Frage auf ihre Weise und zu ihren Zwecken auswügen zu können. Denn der Slavis­­mus ist nir nur Sener, die bisher mit ihm ge­­spielt, über den Kopf gewachsen, sondern er muß, wenn er nicht wo im legter Stunde mit aller Energie eingedämmt wird, die Millionen Bewoh­­ner Mitteleuropas in den Abgrund stürzen. Man denke sich beispielsweise ,­­um auf des Grafen Kalhofy raffenfreundliche Ideen einzu­­gehen) — nur einmal in den Fall hinein, das ein aus den Provinzen Kroatien, Slawonien, Bosnien, Herzegowina und Dalmatien gebildetes großfla­­visches Reich erstünde, dem das flavifirte Dester­­reich über Ungarn hinweg fein brüderli­che Hand reichen würde, was möchte daraus anderes entste­­hen, als daß bei dem erstbeiten Anlaß Rußland an diesen beiden flavischen Staaten die mäc­htigte Stage haben und das allbekannte panflavistische Feldgeschrei von Petersburg und Moskau bis zu der Moldau Gestaden und an die österreichisch­­preußischen Grenzen ertönen würde. Gibt es Se­mauden, der da glauben könnte, es werde dann noch möglich sein, den slavischen Strom einzudäm­­men? An diesem in Aussicht stehenden Meberfluthen des Slavismus liegt aber den für uns Ungarn die größte Gefahr. Denn der gegenwärtig ausgebroche­­nen Bewegung im engern Dinterlande können und werden wir voraussichtlich auf diese oder jene Weise Herr werden, aber den von allen Seiten auf uns einstürmenden flav­igen Fluten müssen wir sicher unterliegen, wenn nit no in der legten Stunde Senen, die mit dem Feuer spielen, die Macht entzogen wird, an dem tausendjährigen Baue des ungarischen Neides die Brandtadel anzulegen. Und nun kommen wir zu Bismarcs An­­schauungen über die flavische Frage. Der deutsche Kanzler versteht es, wenn es ihm so in den Kram paßt, vortrefflich, sich als „wahrer Freund“ zu geri­en. Seit den legten drei oder vier Jahren hat er es sich angelegen sein lassen, den Slavismus in Doesterreich auf jede mögliche Weise zu begünstigen, und er ist sicher auch nicht blind dagegen gewesen, daß die­­ slavische Bewegung nach Ungarn hinüber gespielt worden ist. Nun legt si wahr­­scheinlich d Mander die Frage vor: „So, was be­­zweift denn der deutsche Kanzler mit dieser feiner Unterfrügung des flavischen Elements ?* Wir be­­merken vor Allem, daß diese Frage thatsächlich ge­­wisse Streife schon längst beschäftigt, ohne daß Regtere zu einer genügenden Beantwortung derselben gelangen konnten. Und doch liegt die Antwort sehr nahe, wenn man sich an die Pläne Bismarcs von anno 1866 erinnert und ferner daran denkt, daß der „pommersche Fuchs“ einerseits Nichts umsonst thut und andererseits nur die Größe seines preußisch­­deutschen Vaterlandes im Auge hat. Die Bildung eines großflavischen Reiches zwischen Rußland und Deutschland dürft ihm nicht nur seine Gefahr, sondern erscheint ihm als bester Anlaß, um die schon längst ersehnte Erweiterung der Grenzen des eigenen Baterlandes durchzulegen. Einige Stücke vom deutschen Oesterreich, ferner die deutschen Ost­­seeprovinzen Rußlande — das gebe eine herrliche Abrundung des preußischen Hohenzollern-Staates. Oder glaubt wirklich jemand, daß Vorstehendes nur eitle Kombination sei? Wer nur den Augen­blick in Betracht zieht, dem wird es vielleicht un­­geheuerlich erscheinen, an solche Pläne Bismard’s zu denken. Wer dagegen des deutschen Kanzlers Thaten fest anno Bundestag verfolgt, der muß sich sagen: Bismard ist nur seines eigenen Vater­­landes Freund, dagegen der Feind aller anderen Nationen, und deshalb ist es ihm auch sehr gleich­ giltig, wenn ein paar Millionen Deutsche da oder dort flavifirt und ferner äußerst erwünscht, wenn der magyarische Stamm in Ungarn von der slavi­­schen Flut erbrüht wird. EEE OR AK­ DER ERDE der Person des­­ zeh­nten Bauern des Ortes, Ladislav Hordo8. Die Soldaten verließen mit den gefangenen­ Räubern um 9 Uhr Abends Söllör, das sich für: dann ruhig verhielt. Am Donnerstag gegen Mitter­­nacht plünderten wieder in ZalaXtörd, die Unholde bis 3 Uhr Morgens und vernichteten Alles, was zum Forttragen unbequem war. Es war eine treue Kopie der Söllörer Plünderungen, vermutlich waren auc die Thäter die nämlichen. Von den Ortsleuten durfte keiner fi nähern, wollte er nicht niedergeschof­­fen werden. Der Ortsrichter und der Notar von Söjter waren in ihrer Wehrlosigkeit ganz verzwei­­felt. Der Lehrer von C3&b und seine Raublompfi­­zen wurden am 30. d. gefesselt eingebracht. Am 30.D. M. schlugen Feuersäulen zum Himmel em­­por, herrührend von den in Orten der Umgebung Balangerpeg’s von den Antisemiten gelegten. g­g­geleg Bränden. Mit Raffinement hatten die Emissäre es so angestiftet, daß das Feuer von den J­udenhäu­ fern ausging, um den ohnedieß zur Wuth aufge­stachelten Bauern glauben zu machen, die Israeli­­ten seien die Brandleger. In Szepetf ist mal­ fenhaft Getreide verbrannt, der Schaden beträgt über 5000 Gulden ; dem Tode durch den Brand mühsam Entronnene melden sie beim Stuhlrichteramt. Sämmt­­liche 20 Judenfamilien Sötters haben sich geflüch­­tet. Anführer der Räuberbande waren zwei schwarz­­gekleidete maßfirte „Herren". Während der Ausrau­­bung des Deutsch’schen Ladens entstand Feuer ; die Räuber entflohen, dann machte die Feuerwehr sich ans Löschen. Einer der Haupträdelsführer der­­ I­­döer Sravalle ist angeblich der reiche Bauer Milo­­fi, der fi jedoch städtisch trägt und viel Geld__ unter die Mordbrenner und Plünderer vertheilt. Man ist ihm auf der Spur. Der Nemetusväter Advokat Naplubacz soll bereit wegen Aufwiegelung ve­r­­haftet sein und sol sich auch Iftöczi in der Nähe von Körmend (von wo auch fon Tumulte gemeldet wurden) aufhalten. Aus ZBalm Egerpeg, Balakövd und Shitör flüchteten beinahe fünmi­­th jest fon nahezu auf den Bettelstab gebrachte Judenfamilen. Der bis fest allenthalben zugefügte Schaden wird auf mehr als 50.000 fl. beziffert. In einzelnen Ortschaften der Balaer wird am hellen Tage geraubt und massakrirt, Komitates FR­ee eh OT rer te Te ba 5 > Fre E N­­ Dom Tage. Krawall-Chronik. Die Hoffnung, welche nach Verstärkung des in Bala Egergeg stationirten Militär gehegt wurde, daß die Nähe nunmehr erhalten bleiben werde, hat sich leider nicht erfüllt. Nach Mitternacht vom 29. auf den 30. dv. M. sammelten sich in Söjter aus der Umgegend zirka 400 Bauern, zumeist per Wagen, und begannen zu plündern. So erbrachen das Ge­­schäft des Josef Deutsc, warfen die Waaren zur Thür auf die Straße hinaus, dann drang die Menge in die Wohnung, zertrümmerte die Möbel, selbst der Keller wurde ausgeraubt. Schließlich wurde im Ge­­wölbe die Petroleumlam­pe umgestürzt, wodurch Feuer entstand. Der herbeigeeilten Feuerwehr gelang es, den Brand zu dämpfen.­­ Der Ortvorstand stand den Plünderern rathlos gegenüber, da die Räuber ihm mit Todtschlag drohten. Die Soldaten, welchen es endlich gelang viele der Räuber einzufangen, waren nur von Bala­&gerfeg entsendet, sondern der Stuhlrichter wurde den von Kanizsa auf dem Wege hieher be­­findlichen Dragonern nach Ba, wo sie Morgens ein­­treffen mußten, entgegengefhicht mit dem Auftrage, über Söjtör zu kommen, dort die Räuber einzu­­fangen und sie mit ih nach Zalm Egerfeg zu bringen. Das Militär entsprach dem Auftrage voll­­kommen, Mittags waren 12 Göjtörer Männer und eine Frau und drei Männer von Ederics einge­fangen. Der Ortöbehörde gelang es, einen großen Theil der geraubten Waaren bei den Eingefangenen zu finden, ja all ihr Anführer wurde verhaftet in­d. Der Zentralpunkt der Anarchie soll­­ Zala-Xövö sein, wenigstens bezeichnet eine De­­pesche an den Budapester Oberstaatsanwalt, diesen Ort als den Hauptb­otenpunkt der Unruhen, von welchen die Fäden nach allen Richtungen bis Sünf­­fichen und selbst Arad auslaufen. Die Auf­­wiegler sind Lehrer, Kleine Gutsbesiger und hie und da sogar geistliche Herren. Die Angriffe richten ss nicht mehr allein auf die jüdischen Häuser und Geschäfte, sondern auch auf die Paläste der Magnaten, die Magazine der Großindu­­striellen und überhaupt auf Jeden, bei dem Geld vermuthet wird. © Ministerieles. Wir braten gestern ein Telegramm, nach welchem Ministerpräsident Tipa seine Demission geben will, falls die Beischlüsse des Ministerrathes, bezüglich Wiederan­­bringung der ungarischen Wappenfilder in Agram­­ und im Distrikte Zagorien nicht stritte durch=” geführt würden. Diese Nachrcct bestätigt sich, ja sie wird noch damit ergänzt, daß das ganze ungarische Kabinet seine Abdankung anbietet, dafern die auch vom Monarchen ge­­billigten Maßnahmen in Kroatien auf erfolgreichen Widerstand fragen sollten. Dagegen ist es gewiß, daß der König dem jegt in Wien weilenden Mi­­nisterpräsidenten Tiga erklärt hat, er werde w­e­­der seine, no die Demission des Ka­­binettes annehmen. Koloman Tipa soll Seiner Majestät den Wunsch angedeutet haben, daß die Ernennung des Grafen Josipovice zum Banus von Kroatien vollzogen werde. Kosipopvic sympathisirt mit den Ma­­g­yaren und hat sich bereit erklärt, die Wiener Ministerrathsbeischlüffe durchzuführen, während Graf Pejacsevics in seinem Telegramm die ungarische Regierung erklärte, diese Beischlüffe nicht durchführen zu können, da er in Wien nur zugesagt, dies zu thun, falls es möglich sei. Er habe sich aber überzeugt,dass er ganz unmög­­lich sei, weil das Frontische Volk es n immermehr dulden werde. Die Situation feigt sich zu dem größten Ernite zu. Aus den Komitaten. Preßburg, 31. August. (Der militärischee Brüderschlag unter den Augen des Monarchen) &8 herrscht tiefe­r Verstimmung und Trauer im allen Kreisen der hiesigen Stadtbevölkerung dar­­über, daß der geliebte Landesvater auch nicht einem Fuß in das Weichbild Preßburgs gefett hat, ob­­gleich der König höchsten 2000 Schritte von uns

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