Oedenburger Zeitung, 1883. Dezember (Jahrgang 16, nr. 275-297)

1883-12-01 / nr. 275

;«-::-" ; EEE ER EHER . Degember 1883. En Sara. Dedenburg (vormals „Dedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. M Motto: „Dem Fortsehrit z­ur Ehre? — Bem­ühten auf Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“­­ Az. 275 Dad Blast erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen­­ Sonne oder Viertag folgenden Tages. ve 2oeo: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Bierteljähri er Er Fa & gr iu IH. r­iadeig gie Aubinietd: Can jäßeig u­ff altjährig 7 fl., Viertel­­apr . Alle für das glatt Bestimmte Sendu­ngen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an d R edaktion portofrei einzusenden. Administration, Hering und Inferatenaufnahme: Suchtruherei­­, Nomsunlter & Sohn, Grabenrunde 121, BE Einzelne Nummern Rotten 5 Kreuzer. ER Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­fischgafse 10, A. Oppelit, 1, Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, 1., W­ollgeile 12, R. Mofse, Seilerstätte 2, M. Dutes, 1., Nies­mergaffe 12. In Budapest: Zaulus GH, Dorotheagafse 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, A. U. Goldberger, Servitenplag $. Unfersions:Gebühren: 5 tr. fir die ein­, 10 Tr. file die zweis, 15 tr. fire die dreis, 30 tr. fir die vierspaltige und 25 Tr. für die durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 Tr. Bei mehrmaliger Einschaltung­edeutender Rabatt­­­uz­ tränumerations: Freife: Die europäischen Diplomaten von der Türkei übertroffen! Dedenburg, 30. November. (H. G.) Die Hohe Pforte hat fi dieser Tage zu einem offiziellen Kommunique aufgeschwun­­gen, das in seiner autoritativen Verlegenheit an die höstlichten diplomatischen — — Husarenstüd­­hen erinnert. An Folge dessen ward denn auch jenem türkischen Kommunique der gebührende Lohn zu Theil. "Denn nach Durchlesen jenes Schrift­­stühles der hohen Pforte erfholl von einem Theile Europas bis zum andern ein zwerchfellerschütterndes Lachen. Und dieses Lachen hat sich auch heute no nit gelegt, weil bei der bloßen Erinnerung an jene g östliche Münchhaufeniade unwillkürlich die Gesichtsmuskeln eines jeden mit fünf gesunden Sinnen begabten Erdenbürgers zu vibriren be­­ginnen. Was das beregte türkische Kommuniqus ent­­hielt, ist zur Stunde vor aller Welt bekannt, da ja die offiziellen Telegrafendureaus aller Länder sich beeilten, auf elektrischen Flügeln der im Glau­­bensdufer befangenen Menschheit die herrliche Mähre zu verkünden, daß der diplomatische Wit selbst in so ernsten Zeiten, wie den jenigen, wo nit er­­lahmt ist. Und fürwahr, die Telegrafen-Weifen, welche vornehmlich in dem Weihe der europäischen Mitte mit einem doppelten E­xtra-Privilegium , „zu lügen und zu fonjumiren,“ ausgerüstet sind, haben sich diesmal durch ihren Eifer doppeltes Verdienst um die glaubensselige, wie um gläubige Menschheit errungen. Denn er wäre doch fürwahr jammerjchade gewesen, wenn irgend­ein Staubgeborner erst in einigen Zügen nach Publizirung jenes offiziellen türkisshen Kommuni­­que’s die Nachricht erfahren hätte, „daß jenes n= dividuum, welches im Sudan fampirt, sich „ah­ di" nennt und die gegen ihn abgesandte ägyptische Armee in die Luft gehaut hat, auf Befehl des Pa­­dishah in Konstantinopel Soldes mit nicht mehr als 1000-2000 Räubern zu Stande gebracht, er aber au gar nicht in der Lage sei, über 300.000 irdische Krieger zu gebieten, da ein Blick auf die Landkarte genüge, um den Beweis zu liefern, daß Derartiges zu den Unmögligkeiten gehöre.” So das offizielle Meisterstüc türkischer Di­­plomatenweisheit, das sich, wie gesagt, würdig jenen an die Seite stellt, welche ab und zu die bechmögenden Megierer der Neihe der europäischen Mitte in die Welt zu fegen veranlagt finden ; wahrscheinlich nur aus dem Grunde, um zu erpro­­ben, welche Kornschritte bereits die von Oben herab betriebenen D­erdbämmungsbestrebungen unter den Regierten gemacht haben. Ob nun jener ziemlich berühmte Reorgani­­sator, vespessive Schöpfer der neuen egyptischen Armee, nämlich Baker Pasha, mehr von dem türkischen Kommunique an und für sich, oder aber mehr von der Zumuthung, daß die unter seiner Oberaufsicht von den Briten gedrillten egyptischen Soldaten von 2000 Räubern total vernichtet wur­­den, erbaut gewesen, ist bis zur Stunde leider nit bekannt geworden, und ebenso wenig, ob er in Folge dieser „Erbauung“ einen energischen Protest an die hohe Pforte gerichtet hat. Das Lettere wird Baker Basha­wol nur aus dem Grunde unterlassen haben, weil v Wichtigeres zu thun hat, als sich mit einer noch so offiziellen ministeriellen türkischen Wünshhaufeniade zu beschäftigen. Das Herrlichste an der ganzen Geschichte ist aber, daß die hohe Pforte an den von ihr in Die Welt gefegten höhern Blödsinn selbst nicht glaubt. Denn würde sie an die 2000 Räuber des Mahdi glauben, so hätte sie einige Tage früher gewiß nit den bedrängten friedivischen Lehnsmann in Egypten 20.000 Mann Hilfstruppen angeboten. Doch das nur nebenbei, und ebenso sei auch nur nebenher erwähnt, daß die Pforte im Vorhinein davon überzeugt war, daß in Europa gar fein denkender Mensch an die von ihr produ­­zirte Münchhaufeniade glauben werde. Nun drängt sich aber sofort die Frage auf: „Isa warum hat denn das hohm wohlmeise türkische Ministerium jene offizielle Tartaren-Nahrit über­­haupt in die Welt gefegt ?* — Wir glauben, die Antwort liegt nahe und gipfelt vor Allem darin, daß die Pforte die günstige Gelegenheit und wollte vorübergehen lassen, um wieder ein Lebenszeichen von fi zu geben. Und in dieser Hinsicht handelte sie ganz genau so, wie weiland der seelige „biedere Hof“ in Wien, der schon ganz beglüht war, wenn er sich aufs hohe Roß fegen und als fühner Weiter die Zurufe vernehmen konnte: „Ah, das ist ja der alte biedere Hof! Der lebt also auch noch?“ — Für die Türkei waren aber vielleicht auch wo einige andere Gründe malgebent. Bekanntlich hat sich legter Zeit Niemand mehr um deren Proteste wegen Tunis, Egypten u. s. w. gekümmert. Nun, da er voraussichtlich in dem herrlichen Nilvelta „bald wieder losgehen wird,“ konnte der Suzerän in S Konstantinopel, der noch dazu „mohame­­danischer Obergott“ auf Erden ist. Doch unmöge sich die Gelegenheit, die Sühne des Barofeten in würdiger Weise zu entrolfen, vorüber gehen lassen. ‚Wir sagen absichtlich: „in würdiger Weise" Denn da, nach gewissen Dogmen ges­tisser Leute, Mohamed ein Lügenprüfet und die von ihm gestiftete Religion eine Lügen­religion ist, so konnte ja der mohamedanische Obergott gar nicht würdiger handeln, als Jeuilleton. Mein Selbstmord. Aus dem Französischen. (Schluß ) — Das will sich tödten! viel ich aus und fügte bei, indem ich allsobald errieth, er möchte das Opfer irgend einer unglücklichen Liebe sein: Für eine Narrethei wollen sie sich tödten ? — Mein Herr ! sagte er in finsterem Tone. Armes Bürscchen dachte ich; er wird sie no­­ vertheidigen wollen ; die Liebenden sind doch alle dieselben Narren. Der Unbekannte schwieg. — Wollen Sie, begann ich, daß ich Ahnen einen guten Rath gebe ? Laffen Sie Ihren Stridh da — ich bemerkte, daß er viel besser als der mei­­nige — gehen Sie heim. Sie werden es mir eines Tages noch danken. Er schüttelte den Kopf: — ch muß sterben. — Schaffen Sie sich nit für morgen schred­­liche Gewissenschiffe, fuhr ich fort mit sanfter Zus­pringlichkeit, denn ech war mir um meinen Plaß zu thun. Wenn sie werden begraben sein, dann mögen Sie wohl Ihre Lebhaftigkeit bereuen; es wird zu spät sein. Er: Sie wissen nicht was mir gesciehen ist. ‘ch: E8 kommt mir vor, ic könnte e8 errathen. Er; Nein, das fünnen Sie nicht erratien. Ein Mädchen, das ich anbete, mein Herr, für die ich... Und mit diesen Worten begann er mir seine Ge­hichte zu erzählen. Seltsamer Zufall! E8 war genau die meinige. Dieser Umstand machte mich nachdenklich. — Ihr Stillschweigen ist eine Billigung, sagte Karl... . — Durchaus nit, erwiderte ich. Ich wollte nicht aussehen wie eine Windfahne. Nichts in ihrer Geschichte rechtfertigt den Strich. Und indem Karl mich zu interessiren anfing, fuhr ich also fort: — Sehen Sie, mein Freund, man muß die Sache vernünftig nehmen. Warum wollen Sie es desser haben, als alle die Andern, die von ihren Geliebten betrogen werden alle Tage ? Er: Sie werden nicht auf so unmürbige­rWeise betrogen, wie ich von meiner... . SH: Bitte um Verzeihung,allerdings ! Er: DO! nein! %h: Ja! zum Henker! Ich weiß davon ein Lied zu singen. Sehen Sie doch! Sie künnen die­­se8 ganze Elend los werden, indem Sie eine an­­dere Geliebte suchen, eine viel befsere; er hat ja seinen Mangel. Er: Eine befsere alle sie — unmöglich ! %h: Warum da nicht ? Er: Weil es ihresgleichen nicht mehr gibt. h: Doch! Anfangs hat man wohl diesen Gedanken, aber in einem Monat werden Sie schon Velo. .... Meine Sprache schien mir so ganz die Sprache der Weisheit zu sein, daß ich nach und nach ein Vergnügen empfand, mich zu hören. Ich fuhr fort: — Was sol­l8 Ahnen eindringen, sich zu tödten ? He! sagen Sie mir doch das einmal. Was fol e8 Ihnen helfen ? Entweder hat das Weib, das Sie täuschte, ein Herz, oder sie hat Feines. Wenn sie eines hat... Er; DL! sie hat Feines ! ch: Natürlich hat sie feines. Ihr Tod könnte ihr also nur schmeicheln.Das macht sich immer gut für eine Frau, wenn sie im Rufe steht, Dieter oder Sener habe sich um ihretwillen umgebracht. Sie wollen ihr also diesen­­ Glorienschein geben ? Und an die Leichenrede, die unbetheiligte Zuschauer Ihnen halten werden, denken Sie nicht!? Was werden solche jagen? Hm! Er war dumm genug dazu, werden sie jagen. Ya, Karl, die Welt wird Sie als Dummkopf behandeln und die Welt wird recht haben. So wurde beredt, denn ich fühlte seit einem Augenblick, daß ich meinen eigenen Fall vertheidigte. Alles, was ich mir selbst hätte sagen sollen, sagte ich jegt Karl, meinem Freunde Karl; Jenn fon liebte ich ihn mit aller Zärtlichkeit,, die er mir für mein eigenes Leben einflößte. Ah sprach fo üderzeugungsvoll zu ihm, daß er zulegt sich in meine Arme warf mit den Worten : — Machen Sie aus mir, was Sie wollen, — Wohlan ! sagte ich mit einem Seufzer, welcher die tiefe Leere meines Magens umdeutete, gehen wir frühftücen ! So führte ihn in den Gasthof. Die Aufre­­gung höhlt den Menschen gleichsam aus, und wir verspürten unterwegs einen fürchterlichen Appetit. Der Tisch, an den wir uns fegten, vers­­­mehrte diesen Zustand doch die lebende Art, wie­ ­ i 2 $ „ = 2 a 3

Next