Oedenburger Zeitung, 1884. März (Jahrgang 17, nr. 51-75)
1884-03-01 / nr. 51
g für : DEN . Wir sehen hieraus,welch’ein großer Denker Franz Denk am politischen Terrain gewesen! Seine Gebeine modern längst im kühlen Grade, doch seine Kassandrarufe haben sich haarklein beswahrheitet.Die Unabhängigkeitspartei mit der Antisemitenfrage dient uns als lebendiges Beispiel hiefür. »PestiEit-lap«möge sich wohl betreff der Programmlosigkeit der gemäßigten Linien niemals expertiiren,denn wenn diese auch keine Programm- Detaillirung erließ,so hat sie dennoch ein festes Ziel,einen Programmpunkt,welchen das ganze Land kennt,zur Beruhigung theilen wir ihn auch dem P.H.«mit: Es ist das Bestreben sich Majorität zu verschaffen und eine Regierung zu verdrängen,in welcher sie nichts anderes als den Untergang unserer Verfassungsrechte den Verfall unserer Nation und den langsamen aber desto sichereren Ruin unseres theuren Vaterlandes erblich. Und für dieses Programm gilt unserer Partei die Devise: „Superos si nequeam acheronta movebo.“ K—ch. [far zu Herkules den Augias« | zu stehen reinigen. Sie werde darüber staunen, daß wir hier Derartiges wissen ! Ob, wir wissen sehr viel, was und eigentlich nicht zu kümmern hätte, und wissen dagegen Manche ® den Demjenigen nicht, was wir wissen sollten. Unsere Sanitätsommission z. B. und unser Stadthauptmannamt weiß nicht, woher die mit allen erdenklichen Miasmen geschwängerten Hüfte wehen. Nun, geehrter Herr Stadthauptmann von Rupt, machen Sie mit und einmal einen Meinen Spazierweg dem See entlang, vom „Sees Wirthshaus“ hinauf und hinab. Aber vergessen Sie nit ihr Flaton mitzunehmen. Da liegen unzählige, ja unzählige Haufen ihrer Schuppen entledigter Fische, sogenannte „Lauben“, und verpeften die Luft auf Stunden im Umtreffe. — Dan könnte wohl die Leute dazur verhalten, daß sie die todten und faulenden Fische perscharren , aber nein, warum fol Luft im Winter wie im Sommer nicht feine „faulen Zische“ haben? Nun, wenn die Sanitätskommission die Cholera befommt, mwaschen mir unsere Hände in — Nußter Rothen der ist, Gottlob ! nicht anrüßig. Raap. Dem Tage. O Aus dem ungarischen Abgeordnetenhause. Die legte Sigung (28. Februar), stand unter dem betrübenden Eindruck der vom Präsidenten zum Beginne der Verhandlungen gemachten Eröffnung, daß der Abgeordnete Ladislaus von Hegedüs des Ober-Lisztaer Wahlbezirkes, verschieden sei. Das Haus gibt seinem tiefen Beschauern über diesen Verlust protofollarisch Ausdruck.Hegedüs war Seelsorger de Kollegiums und der Gemeinde von Sárospataf, sowie der Gemeinde Szigánd. Im Jahre 1875 wurde er zum Superintendenten Kandidist und war sehr gefränzt darüber, als nicht er, sondern sein Gegenkandidat Zsarnay als Sieger an der Wahl hervorging. Seine Freunde fegten damals seine Wahl zum Reichstagsabgeordneten von Ö-Liffa durch, welchen Beseiz er seit dieser Zeit vertrat und auch in der nächsten Periode vertreten sollte. Seine Krankheit war eine plögliche, er war auch nicht an’s Beit gefesselt und empfing noch gestern den Besuch Bela Komjathy’s. Ein Herzschlag machte seinem Leben ein plögliches Ende. Hegevüs war 67 Jahre alt und erfreute in allgemeiner Achtung und im Kreise der Unabhängigkeitspartei besonderer Liebe und Verehrung. Er war sehr versöhnlicher Natur und spielte bei vielen widerstreitenden Elementen im Schooße der Partei stets den Friedensstifter, der es verstand, vie fchroffsten Gegenzage in frienden Einklang zu bringen.) Deinisterpräsident v. Tipa überreicht den Gejegentwurf über den Bau der Eisenbahnlinie Mostar-Metkonic, welcher dem betreffenden Bahausschaffen zugewiesen wird. Justizminister Dr. Bauler überreicht den Gejegentwurf über den mit der Schweiz bezüglich der gegenseitigen Sicerstelung des Armenrechtes abgeschlossenen Staatsvertrag. Derselbe wird zur Vorberathung an dem Justiz-Ausflug übermehsen. Hierauf wird die Berathung des Gefegentmwurfes über das Autorenrecht fortgefegt. Die 88. 20 bis 31 wurden nach kurzer Diskussion mit geringfügigen stylistischen Modifikationen angenommen; nur $ 29 wurde behufs entsprechender Stylifiring im Zusammenhange mit dem an den Justizausfluß zurückgewiesenen 8. 19 in Schwebe belassen. « Gsindkaß des Baiuisterpräsidenten soeben an sämmtliche Munizipien des Landes bherabgelangt, richtet sich gegen die vielerorts wieder auftauchende Agitation zur Verbreitung von Gemäßigkeiten zwischenf Racen und Konfessionen. "Koloman v. Tipa fordert diesbezüglich die Munizipalbehörden auf: „Derlei Agitationen mit wahsamstem Auge zu verfolgen, dies selben im Keime zu erfüden, die Agitatoren selbst aber ohnel Unterschied der Personen mit der ganzen Strenge de Gefeges zu strafen, beziehungsweise die Verfügung der kompetenten Behörden in jedem einzelnen alle unverzüglich zu veranlassen, gegen solche Agitationen mit der größten Wacsamzeit und Energie vorzugehen und Alles, was sie in dieser Richtung wahrnehmen oder im eigenen Wirkungsfkreise verfügen und dem Munizipium ohne Verzug anzumelden, das dem Ministerium von den getroffenen Maßnahmen sofort und von Fall zu Tal Anzeige zu erstatten hat. Aus den Komitaten. Außt, 28. Februar. (Etwas Anrüdis ged.) Nicht nur Dedenburg Hat seine philisch oder moralisch anrüdhigen Seiten, wie wir da neulich von „Preßlingen“ in Ihrem ge [hätten Blatte lasen, oder vielleicht wie der dortige städt. Maierhof, allwo die Kutscher seit langer Zeit dem schlechtesten Gesindel Unterstand geben, von wo sogar leichtsinnige Dirnen zu wiederholten malen aufgehoben wurden zc., ohne daß sich das Unterjammeramt veranlaßt gefunden hätte, auß seinem dolce für Telegramme. Budapest, 29. Februar. Die Konzessionäre der flavonischen Eisenbahn Barcs-Darupár- Pallacz haben beim Finanzministerium die bedungene Kaution von 350.000 fl. in ungarischer Goldrente erlegt und dürfte fon in den nächsten Tagen die Baukonzession ertheilt werden. Budapest, 29. Februar. Gegen die jegt hier erscheinende sozialistische Zeitung „Zukunft“ wurde ein Preßprozeß angestrengt und der Nobalteur des Blattes, Koditel,abgeschoben. Budapest, 29. Februar. Die offiziösen Blätter treten mit vieler Wärme für den Anschlag Rußlands an das deutse österreichische Bündniß ein und nehmen Stellung gegen die Eroastischen Journale, welche die Allianz bekämpfen. aris, 29. Februar. Der hier berüchtigte Revolver-Journalist David wurde wegen Schwindeleien von mehr al 300.000 Franc zu zehn Jahren Gefängniß verurteilt. Brünm, 29. Februar. Johann Stod, seit 1875 Frauenfaffier auf dem hiesigen Staatsbahnhof, entleibte sie mittelst eines Revolverschusses auf dem Anstandsorte, nachdem er wenige Minuten vorher mit einem Amtskollegen gescherzt hatte. Bei dem Selbstmörder wurden 1900 fl. gefunden. Die sofortige Stonnierung der Tagestaffe ergab seinen Abgang. Rom, 29. Februar. Kardinal Haffun ist gestern gestorben. Wien, 29. Februar. Auf Grund des Beriiftes der Geschworenen wurde Winegdy freigesprochen und der ehemalige Professor Neminar wegen Bergehens der selbstverschuldeten Krida zu jechs Monaten strengen Arrest verurtheilt. Neminar erklärte die Strafe anzunehmen. London, 29. Februar. Der Entdeckung der Dynamitlifte im Viktoriabahnhofe ist die Entdeckung ähnlicher,aber noch gefährlicherer Funde — im Parlamente nannte man sie Höllenmaschinen — auf zwei anderen Bahnhöfen von London, dem von Charing-Brop und jenem von Paddington, auf dem Zuge gefolgt. Die Aufregung ist eine allgemeine und hochgradige. Spirat- Reitung. Dedenburger Wunizipal-Ausschuß (Sigung vom 28. Februar.) veranlagt zu Haben, daß er aber, um mit der vollen, drafoniigen Strenge der ihm Die hier zu fildern be, legte Bersammlung des Oedenburger Munizipal-Ausschusses ist infos ferne besonders bemerkenswerth gewesen, als sie — im Gegensuge zu den Gepflogenheiten bei fämmilien, seit langer, langer Zeit abgehaltenen Sißungen unserer verehrten Stadtväter, weder durch zahlreiche, langathmige Synterpellationen, noch durch mehr oder minder heftige, persönliche Kontroversen in der Abwidelung ihrer Tagesordnung aufgehalten wurde. Hätten nicht der Herr Stadtfiskal Geb. Hardt und der Herr Repräsentant Dr. Streiner über eine Meinungsverschiedenheit, die eigentlich ganz und gar nit das Programm tangirte, eine längere Auseinanderlegung gepflogen, es wäre Diesmal Alles so glatt abgelaufen wie wo nie. Diese beiden Herren aber führten eine fast ungebührl lang andauernde und an ziemlich erregte Debatte darüber, daß Herrn Stadtfisial Gebhardt angeblich nicht zu den vorgeschriebenen risten genau bekannt gebe, welche Schritte eingeleitet seien, um Schuldner der Stadt in den umliegenden Ortschaften zur Zahlungspflicht heranzuziehen. Der städtische Anwalt entgegnete darauf, daß er nachweisen könne alles Erforderliche stets gemwissenhaft treten, den Nebteneie Raufzus nämlich ihren B Viehstand hereintreiben zu lassen und zum Betten der Stadtkommune zu verkaufen, oder das Anwesen der Schuldner evelativ verlizitiren zu lassen, eine ausprüähliche Bevollmächtigung verlange; denn selbst dießfall, die Initiative zu ergreifen widerstiebe — Angesichts der evidenten schweren Nothlage der Schuldner — seinem moralischen Gefühle. Webrigens reihe er regelmäßig seine Berichte ein und müsse fonstatiren, daß er, während der nunmehr zwölfjährigen Dauer seines Amtes bei der Stadt, nur ein einziges Mal ein Absolutorium erhielt, alle andere Male seien seine Berichte gänzlich unbeantwortet geblieben. Endlich beruhigten si die Herren Nedner und kam eine weitere Reibung nit vor. Zum Beginne der Verhandlungen ernannte der vorfigende Herr Bürgermeister Kind die Authentisatoren; diesmals bestimmte er Hiezu die Herren Repräsentanten: Dr. Schreiner, Hahnenstamp und Dörfler. Punkt 1. Erlaß des Kf. ung. Ministeriums des Innern 3. 7145/IL, S. 3, wonach das Statut über polizeiliche Maßregeln bezüglich der Haltung von Hunden nit bestätigt wird, deszügliches Statutes in Betreff der Verhütung des Ausbruches und der Verbreitung der Hundswuth aber Modifikationen angeordnet werden. Wie aus der Fassung des obigen Punktes zu entnehmen, zerfällt der ministerielle Erlaß eigentlich in zwei Entscheidungen: Die Vorschläge der Stadt melde Maßregeln nämlich durchzuführen seien, um dem Ausbruchh von Krankheiten bei Hunden möglichst vorzubeugen und bei eventuell dennoch erfolgendem Eintritte solcher Krankheiten den Schug der Menschen thun(ihrt zu gewährleisten) fanden die Billigung des Ministers, so ferne Heine, von ihm angeordnete Modifikationen in das betreffende Statut aufgenommen würden. Dagegen will Herr von Tipa, in Bezug auf das Halten der Hunde, das Alle, ohne Ausnahme ob groß ob klein, ob sanft oder Biffig, ob Luruss oder Yagdhunde, nur mit Maultördchen versehen, auf die Gaffe und im nächsten Umsreife der Stadt gelassen werden. Sogar der Yagdbhund Hat Hi8 unmittelbar dort, wo er zur Verfolgung des Wildes schreitet, den Beißkorb zu tragen und nach beendigter Jagd mit ihm derselbe jedesmal wieder anzulegen (Allgemeine Heiterkeit.) &8 wird beigriffen gegen diesen ministeriellen Ufa 8, bei Aufrerhaltung der diesbezüglichen Bestimmungen des städtischen Statutes, (nämlich der Vorschrift des Führens großer Hunde an der Leine) zu repräsentiren. Mittelst einer ebensolchen Repräsentation, jedoch an das Gesammtministerium wird beschlossen gegen den Punkt 2. „Erlaß des Ministeriums des Yanern 3. 8293/Va., (wonach das Ansuhen der Stadt um Zurückstellung der auf die VB of ’fAe und Prig’sche Stiftung bezügligen Alten, oder Uebersendung derselben an den Gerichtshof verweigert wird) zu remonstriren. Yu verhältnismäßig sehr rascher Entscheidung wurde mit allen Stimmen gegen drei beschlossen : ab Punkt 3. das Offert der biesigen Spartaffa, in Betreff des aufzunehmenden Darlehens per 360.000 fl., zu akzeptiren. Das Darlehen erfolgt die Spartaffe in Baarem, gegen 5%, Prozent Berzinsung und Tilgung, mittelst: 3%, Berzent jährlichen Amortisationsraten, in 39, Jahren , also gegen jährliche im Ganzen jechs Perzente — Die Herren Repräsentanten, welche gleichzeitig Verwaltungsräthe der Sparkafja sind, enthielten sn dher Abstimmung. Punkt 4. Wahl des Präses der Pferde-Affentirungs-Kommission im Sinne 1873. XX. ©. 86.6 wurde Herr Repräsentant Martin von Szilváfy alflamirt. Punkt 5. Wahl zweier Mitglieder der Militär- Bequartirungs-Kommission an die Stelle der aus dem Munizipal-Ausschuß ausgetretenen Mitglieder 3% Nep. Ruß und %. 8. Wanitfhel. Gewählt wurden die Repräsentanten: Karl Benthon und Rer. Dempy. Punkt 6. Der Magistrat unterbreitet zur Genehmigung die Abfindungs-Verträge. in Betreff der Accife von Most, Wein und gebrannten Flüssigkeiten.. Diese Accife-Abfindung wird genehmigt. Sie beträgt im Ganzen 2500 fl. Punkt 7. Derselbe beantragt die Verlegung der X Telegrafenleitung vom Südbahnhof bis zum Telegrafenamte mit der hierauf bezüglichen Aeußerung der Telegrafen-Direktion, wonach die Hälfte der Kosten mit 350 fl. die Stadt zu tragen hätte, Wird nach den Ausführungen der Repräsentanten Dörfler und Graf einhellig abgelehnt. Punkt 8. Derfelde unterbreitet das Gesuch der Redaktion des „Sopron“ im Betreff der e- Be