Oedenburger Zeitung, 1884. Juli (Jahrgang 17, nr. 150-176)

1884-07-01 / nr. 150

z:­­«««, «Overhasix giefhiin«als iizigkleses Stückwerkeimr ganzen,umfaßenden Parlamentsreform Daß unsere Regierung das nicht erkennt,hat seinen Grund in der ganzen Planlosigkeit ihrer Politik.Sie wird daher auch keine ganzen Erfolge erzielen und sehr bald die Entdeckung machen,daß man einem großen Uebel nicht mit halben Maßregeln bei­­kommen kann.Nur wird nicht sie,sondern das Land das Lehrgeld zahlen obzwar dieses doch genug große Opfer bringt,um eine bessere Heilmethode beanspruchen zu können. PEV: Dem Tage. O Bom Allerhöchsten Hofe. Wie von uns bereits gemeldet, tritt Seine Majestät der König schon am nächsten Sonntag mit dem Kronprinzen Rudolf Alerhöchst seine Helfe, zu den großen Flotten-Schlußmanövern, nach Bola an. Gleich nach Beendigung dieser Marine Kriegs­­übungen begibt sich Seine Majestät der König direkt nach Sihl, während der Kronprinz gleich nach seiner Nachkehr nach Wien am 10. Juli, mit der Kronprinzessin nach Klagen­furt reisen wird, um dort­ der feierlichen Eröff­­nung des Nudolfinums h­eizumahnen. Von Klagen­­furt wird sich das Kronprinzliche Paar auf zwei bis drei Tage nach Si­hl begeben, wohin Syhre Marjestät mit der Erzherzogin Balerie fohon am 6. oder 7. Juli kommt. Am 16. Juli wird das kronprinzliche Paar wieder in Larenburg sein» treffen. — Kronprinz Rudolf, der als Divi­­sionär an den Feldübungen der Wiener Garnison theilnehmen wird, wird bei den großen Herbst­­­­manövern an der unteren March ald S­iedsrich­­ter fungiren und al­solcher mit Erzherzog Al­­brect und dem Generalstabe in Dürntrut Quar­­tier nehmen. Seine Majestät dürfte während der Herbstmanöver nur kurze Zeit in Malaczka, ständig jedoch in Ebenthal wohnen.­­ Spenden des Königs. Seine Majestät hat für die E8aper röm.sfath. Gemeinde 200 fl. für die Raznacser ud Scsapniter griech.-lath. Gemeinden und die VBestoczer evang. Gemeinde je 100 fl. anzuweisen geruht.­­ Auszeichnungen. Seine Majestät der Kö­­nig bat dem Wechnungsrathe am gemeinsamen Ooßersten Rechnungshofe Otto Bo­ger aus Anlag s einer Bensionirung das Ritterkreuz des St­an­k­­o­­sef- Ordens verliehen. Der gleichen Auszeich­­nung wurden ferner theilhaftig, der Botschaftsarzt in Rom Dr. Boffanyi und der Brailaer Agent der Donau - Dampfschifffahrts-Gesellscaft Stefan Ipannovit, OÖ Aus dem Kroatischen Landtage. Die geehrten Leser dieser Blätter wissen, daß­­ eines geringfügigen Amendements wegen zu einem der bereits bewilligten Prographe der Budgetvorlage die Starchevicsianer das Resultat der Abstim­­mung vom 27. d. verwarfen, indem sie behaupteten die Stimmen seien nicht richtig gezählt und mithin die Majorität für die Regierung nur durc einen Willküührak­t geschaffen worden. In der legten Landtagsfigung — das ist die von Samstag, Sonntag fand feine statt und die Heutige dauert während ich Ihnen schreibe fort — also in der Sagung vom 28. geschah nichts, als das das Protokoll über die freitägigen Debatten und deren Ergebniß authen­­tizirt wurde. Das kostet das Land rund 700 fl. Man muß das wörtlich nehmen, um den richtigen Ausbruch für diese Zeite und Geldverschwendung zu finden. Da wurde zuerst 2­­ Stunden lang in geheimer Situng herumgestritten, ob das Protokoll zu authentiziren sei, oder nicht, und dann wurde derselbe Gegenstand wohl mit entsprechender Garnirung in der öffentlichen Situng wieder aufgenommen. Die Majorität blieb erfreulicher­­weise fest, ließ sich troß aller Phrasendresc­ereien nicht terrorisiren und identifizirte er vollkommen mit dem forresten Vorgang des V­izepräsidenten Hrvat. Die Sigung nahm folgenden Verlauf : Buerst schrie Ernadat der Vorfigende habe doch falsche Stimmenzählung seine Machtvollkommenheit mißbraucht. Hierauf forderte Kamenar ungest­m die Erneuerung der fraglichen Abstimmung. Präsi­­dent ertheilt dem Redner wegen seiner heftigen Aus­­fälle wiederholt den Ordnungsruf. — Kamenar er­widert, er nehme vom Präsidenten seine Mah­­nung an, worauf der Präsident sich veranlaßt sieht, dem Nenner das Wort zu entziehen. Kamenar rief, er wolle nicht schweigen, und sprach auch wirklich unter allgemeiner Unruhe noch eine Weile fort. Anh Pilacsicz, der den Antrag Ernar daP3 unterfragt, muß zur Ordnung gerufen werden. Vizepräsident Hrvat rechtfertigt sein gestriges Vorgehen. Zolnegopics gibt zu, daß er sich gestern unpassender Ausbrüche bedient habe, verlangt aber, daß die gestrige Abstimmung erneuert werde, sonst werde er daß Land von der Vergewaltigung der Majorität überzeugen. E­­­n folgt hierauf die namentliche Abstimmung in welcher das Protokoll der gestrigen Sitzung mit So gegen 17 Stimmen für authentizirt er­­klärt wurde. 0 Die Resultate deszstener Städtetages Die Delegirten der österr.Länder und Städte haben die von uns in letzter Nummer erwähnten,in Wien abgehaltenen Berathungen geschlossen und folgende Resolution gefaßt: 1. Die Staatsverwaltung hat von den in ihrem Eigen­­thum oder Betriebe befindlichen oder Fünfzig in ihr Eigen­­thum übergehenden Eisenbahnen ohne Unterschied, ob solche Bahnen beim Uebergang in die­­ Verstaatlichung steuerpflichtig oder durch spezielle Gefee von den Staatssteuern befreit sind, selbstständige Landes- und Gemeinde-Abgaben auf Grund steuerfreier Anschläge zu entrichten, welche letztere nach den bisherigen für Privateisenbahnen geltenden Steuergehegen zu bemressen sind. Bis ein solches Gefet in Wirksamkeit tritt, sei­n Vorsorge zu treffen, daß den Ländern und Gemeinden, welche in Folge der bereits erfolgten oder zu gewärtigenden Verstaatlichung von Privatbahnen Ausfälle an Steuerumlagen erleiden, eine Entschädigung durch Zuwendung eines den bis­­her bezogenen Umlagen gleichkommenden Beitrages aus Staats­­mitteln gewährt werde; 2. die Vertheilung dieser Landes- und Gemeinde-Nbc­­gaben auf die einzelnen Länder hat auf Grundlage des Ge­­sees vom 8. Mai 1869 stattzufinden. Weiters wurde beschlossen, daß die sämmtlichen Gemeinden von ihrem speziellen Vorgehen die Stadt Wien verständigen. O Feldzeugmeister Graf Nobili. + Einer der ältesten österreichischen Generale, Feldzeugmeister Johann Graf Nobili ist Sonntags Früh in Wien im Alter von 85 Jahren, an Entkräftung gestorben. O Ein theaterfeindlicher Ministerial-Er­­laß. Das Preßburger Theater eines der ältesten Schaupielhäuser des Kontinents — es ist im Jahre 1771 erbaut worden — wurde auf Anordnung des ungarischen Ministeriums des Innern gesperrt, und ist eine Bewügung des Gebäudes, dessen baulicher Zustand der allergefährlic­hste sein sol, unter seiner Bedingung mehr gestattet. Da der Neubau eines Schauspielhauses, über den die Kommune Preßburg nicht einmal noch schlüsfig geworden, bis zum Beginne der Theatersaison selbverständlich nicht vollendet werden kann, so wird eine der größten Städte Ungarns im nächsten Winter des Theatergenusses entbehren müssen, wenn man sich nicht schleunigst entschließt, ein ent­­sprechendes Interimstheater zu bauen.­­ Die Phylloxera ist in Karczag, Szolnofer Komitat, konstatirt worden. Das Mi­­nisterium hat die geieglich vorgesehenen Maßnahmen zur Bekimpfung der Gefahr angeordnet. O Aene Postämter wurden errichtet: in Dab, Komorner, Mezö-Komárom, Beh primer, Szent-Yiván, Baranyar, VBörs, Somogyer und in Naba-Szent-Márton, in dem uns benachbarten Eisenburger Ko­mitat. — « Aus den Komitaten. St..Gotthard, 28. Juni. (No ein Pyrrhussieg der Regierung.) Wie bei Ihnen, ebenso hat all hier die sogenannte „Liberale“ Partei einen Sieg errungen, der eigentlich auf ein Haar einer Niederlage gleicht. „Au waih! wir haben gewonnen !“ Können sie wie jener Jude rufen, dem ein Singer abgehauen wurde, um den Preis der Wette, ein Gläschen Schnaps zu gewinnen. Die Sonne des Glückes lächelte auch hier dem Kandidaten der Negierung, i­ Karl Hadh, er wurde gegen gnnz elfg in den Landtag gewählt. Aber wie?! — Bir wollen den alten Spaß mit der „Ein­­stimmigkeit der Wahl“ ni­ wiederholen. Thatsahe ist, daß FKadh Blog mit einer Stimme Majorität Samstag Abends um /,8 Uhr gewählt worden ist. Helfy befand sich noch um 6 Uhr 46 M. mit 2 Stimmen in Majorität. Um 7 Uhr hatten beide Kandidaten je 1047 Stimmen, um 7 Uhr 15 Min. erschien der liberale Kandidat Karl von Sack unter großem Jubel der Partei mit 1048 gegen 1047 Stimmen, die auf Helfy fielen, zum Abgeordneten gewählt. Dieser „saubere“ Wahlsieg Fortete ungeheuere Anstrengungen und das Aufgebot aller nur denk­­baren, nicht geradezu vom Geld verbotenen Mittel. Wenn aber an die Negierung, wider alles Er­­warten und unwahrscheinlich sogar im Gegensaß zu den kühnsten Hoffnungen ihrer Lührer, es nicht nur dahin gebracht hat die bisherige Stellung zu be­­haupten, sondern vieleicht noch einige Sige dazu zu gewinnen, was liegt daran? Thatfade ist, da die Negierungspartei im zukünftigen Abgeordneten» haufe zwar die Majorität der Jasager, aber niemals die der Nation auf ihrer Seite haben wird. Telegramme. Budapest, 30. Juni. Kardinal Erzbischo Ludwig Haynald hat die Würde eines Ko­­präsidenten des Redaktionsfomi­ss für das Werk: „Die österreich­-ungarische­ Monarchie in Wort und Bild“, angenommen. B­udapest, 30. Juni. Der Unterrichtsminister ernannte im Sinne des Autorengefeges die Mit­­glieder des literarischen Sachverständigenausschusses. Präsident desselben ist Maurus Jokai, DViter­präsidet Ladislaus Arany. Baden bei Wien, 30. Juni. Hier ist gestern Emilie Ehaberti-Oitland, geborene Gräfin Ludolf, Sektionsrathswitwe, baierische Palast­­und Annaordens-Ehrendame, 64 Jahre alt, nach langem Leiden gestorben. Das Begräbnis findet Morgen Nachmittags statt. Paris, 30. Juni. Aus Toulon werden vier Cholerafälle mit tödlichem Ausgange und aus Marseille bis 29. Nachts ebenfalls vier Todesfälle gemeldet. Rom, 30. Juni. Das hiesige Spital San Sabina wird für eventuelle Cholerafälle in Stand gefegt. — Der Paletpostverkehr mit Granfreid wurde eingestellt. Fokal- Zeitung, Der „Mertenschädel“ im Hedenburger Winfeum. Eine Kritik über die Trage der Ausfolgung bietet Schävele an das anthropologische Museum in Budapest. Von einem Oedenburger. (Kortfegung ) Auf das Entschiedenste muß das Anfuchen des Herrn Professors Török wegen Ausfolgung des Keltenschädels vom [oralen Gesichtspunkte des Spatereffes der Stadt Dedenburg und speziell mit Nachsicht auf das städtische Meuseum abge­wiesen werden. — Dedenburg, das alte römische Scarabantia (Scarbantia) ist eine der wenigen menk­lichen Wohn- und Kulturstätten, welche die allerersten historischen Nachrichten, die uns die Römer von der Zeit ihrer Eroberungen in Mitteleuropa zus­ind liegen, von dem Namen nach bezeichneten ; und zwar mit einem Namen, der dieser mensch­­lichen Wohnstätte nicht erst von den Römern bei­­gelegt wurde, sondern der in seinem Laute „Scar­­bantia“ die unzweifelhaft keltische Bezeichnung dieses Ortes der Nachwelt überlieferte. Wie wich­tig mußte dieser Ort schon den Römern erscheinen, wenn sie den von seinen damaligen Bewohnern, den Kelten, gebrauchten Namen des Ortes, (allerdings etwas latiniscrt) der Welt veründeten. Der Ort Scarabantia war schon zur Zeit der römischen Eroberung, also bevor so römische Ansiedlungen den Ort zum Munizipium erweiter­­ten, — eine mächtige Stadt, welche schon lange vor Ankunft der Römer bestanden hat, wie dies aus Plinus’ (lebte zwischen 23—71 n. Chr.) Worten hervorgeht: „Angrenzend den Norikern (in der heutigen­­ Steiermark) befinden sich die bojischen Decien, ‚doch war die Stadt Scarabantia [un bevölkert.“ Das läßt auf ein Hohes Alter und auf eine von vor 1900 Jahren anerkannte Berühmtheit Dieses Ortes fehliegen, die weit in die Zeit vor Christi­­ Geburt zurückreichen dürfte, wenn man bedenkt, daß in alten Zeiten die Entwicklung und Aus­­dehnung von Ortsansiedelungen gewiß nit in Fürs­teren Zeiträumen sondern eher langsamer und in längeren Zeiträumen, als gegenwärtig, erfolgen konnte. Die Bermuthunng dürfte demnach gestattet sein, daß in Scarabantia, auf dem Boden unserer heutigen Oedenburg, mindestens [chon 3 Hi8 4 Jahr­­hunderte vor Christi Geburt eine Ortsansiedlung entstand, welche zu Christi Geburt bereits die Bes­deutung einer Stadt hatte. Zu der That­er kann gar nicht anders sein, denn auf der Strasse, welche über Scarabantia führte, bewegte sich der lebhafte­­ Bernsteinhhandel nachweisbar schon seit dem fünften Jahrhundert vor Christi Geburt, welcher Etrurien und später Rom aber auf die Kelten (wie die die Halftächter und Wats­er­­funde bezeugen) mit diesem Produkte der Ostsee­­füfte versorgte. Carnuntum an der Donau (bei Deutschaltenburg und Petronell) war der Stapel­­plag für den Handel mit Bernstein, welcher längs der Oder und Mark vom Norden her gebracht, und über Scarabantia, Sabaria (Savaria Stein­­amanger) Poetovio (Pettau), Emona (Raibach), Aquileja nach Italien geführt wurde. Wenn wir somit auf Grund frühhistorischer Anhaltspunkte die Besiedlung der Gegend von und um Dedenburg schon bis etwa in das 4. Jahr­­hundert vor Christi durük­leiten können, wofür und­­

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