Oedenburger Zeitung, 1884. Dezember (Jahrgang 17, nr. 278-300)

1884-12-02 / nr. 278

säusagetised Nach-unserer"Auffassungstisch ebenjeht erst,nach dersherstells Lung des Gleichgewichtes im Ordi- Reginm­g in der Lage von einer Sinmanzpolitik im Höheren Sinne Des Wortes sprechen zu können. Die Berechtigung unweitläufiger und mitunter auch interessanter Exkursionen auf dem Gebiete der allgemeinen Politik wollen wir nit de der Zeit, einerseits die Resultate der bisher ge­sagten Investitionen taglich und objektiv zu be­leuchten, andererseits — auf Grundlage der ges­ponnenen Erfahrungen — die Grenzen, innerhalb welcher die Investititionspolitik sich zu bewegen aber etwas genauer festzustellen, beziehungsweise auchh die Regierung zu veranlassen, daß sie die Grundzüge eines Programmes auch über die Grenzen eines einzigen Budgetjahres hinaus wenig­­tens annähernd zu fir­ren trachte. Nachdem wir in großen Opfern endli­ch weit genommen sind, daß wir unsere normalen und alljährlich wieder­­kehrenden Staatsausgaben bisläufig aus den dredeinkünften zu deden im Stande sind, hängt ie Zukunft unserer Finanzen in erster Linie davon ab, in welcher Reihenfolge und mit welcher Rajd­­seite die noch unbedingt nöthigen Ifnvestitutionen bewerkstellige werden. E8 wäre ein großer Gewinn für das Land, wenn erfahrene und praktisce Männer mit ihren Ansichten nicht Hinter dem Berge halten wollten. E86 ist freili sehr bequem, für das ganze Land die Minister denken zu lassen, und si höchstens die nachträgliche Kritik oder die naßträgliche Genehmigung vorzubehalten. Daß aber dieses Vorgehen den hohen Pflichten, welche die Uebernahme eines Mandates den Abgeordneten auferlegt, entsprechgen sollte, glauben wir ernstlich­erweifeln zu sollen. Bieber hat die Budgetdebatte blos nominell begonnen. Die meritorischen Enun­­ziationen über die aktuellen Probleme unserer Finanzpolitik erwarten wir erst im weiteren Ver­­laufe dieser Debate. Wir wollen hoffen, daß die diesjährige Budgetkampagne nicht in dem Genre ihre Ortregung finden werde, in welchem sie begonnen hat. Ein Nedeturnier junger Abgeordneten mag in mancher Hinfit interessant sein, aber die ernsten Bwede einer Budgetdebatte erfüllt ein solches nicht. » Y han , . . -. Ist-«- ..«-.-­­.t..« TE et EEE RAN RE .- w .’.p-..«"'s’« ö ' —— von der Gewührensemeffung. Gegen die Schneider werden sehr oft Klagen laut, daß sie bei dem Maßnehmen si häufig ir­­ren, die Kleider bald zu enge, bald zu furz bemeffen und nit zur versprochenen Zeit fertig bringen, und eine Menge Stoff verbrauchen, so daß die Bermuthung begründet erseint, daß sie mit den Zuchhändlern im Einverständnisse arbeiten. Es gibt aber andere Zuschneider und 8­emesfer, deren Arbeiten nie zu eng oder zu kurz sind, und die aus dem geringsten seichen Stoff so etwas zuschneiden, womit derjenige für den sie arbeiten gehhörig zugedeckt erscheint ; auch kommen sie mit ihrer Arbeit niemals zu spät, sondern sind sehr eifrig mit der Zustellung der­­elben. Dies sind die G­ebührenberreffer. Gibt­­ wohl Jemanden, der mit diesen Herren no feinen „Un­stand“ gehabt hat? Ach glaube nicht ! Die Orisgast Hopuret z. B. liegt Do ziemlich abseits von der Landstrasfe, und dennoch hatte der dortige ehrsame Einwohner Peter Bor 808 Ge­legenheit gehabt mit diesen Herren, zu seinem Leid­­wesen, Bekanntschaft zu machen: " « »Schönen guten Morgen,«wünsche ich dem ährten gnädigen Herrn,wünsche allerseitz wohl ·ruht zu haben!« 8­eo diesen Worten tritt unser Mann in die tanz­ei ein. nn „Guten Morgen lieber Retter Bordos, was Bringt denn ihr Gutes ?* “ glaube nicht, daß er etwas besonders ute ® wäre, was ich bringe, denn der Herr Schul­­meister hat mich wieher gewiesen, und wie ich weiß, flegt man bieher nur dann zu­sommen wenn man nstände hat. Genug an dem, er wurde mir irgend eine Schrift zugestellt, wie ich höre, aus Rima-Szombat, vielleigt vom gnädigen Herrn Biiegespan ; und da ih mi auf die Schrift nicht zitehe, habe ich dieselbe dem Herrn Schulmeister zeigt, aber der kann sich leider Gottes auch nicht nun zurecht finden, und da hat er ni dem­ an en geehrten gnädigen Herrn gewiesen.* „Nun so zeige mir die Schrift !“ Der alte Vetter Borsos Frabbelt bald in der vien, bald in der anderen Rodtasce herum. „IK rde sie do nit daheim gelassen haben? Da , ich am Ende gezwungen den Weg noch ein­­s zu machen, denn das weiß ich schon, daß mir gnädige Herr seinen Manh ertheilen kann, wenn er die Schrift nit ficht. Doch Gott sei Dant, da Für Eure Unterschrift! — aber er lieh si nicht­­habe ich sie shhon !* Der Alte zieht ein zerm­ittertes, festgetränftes P­apierftüch hervor, welches sich nach erfolgtem Zus­iehtglätten als ein Zahlungsauftrag aus der Werkstätte der Rimagombater Gebührenzuschneider entwickelte. „Laut dieser Schrift habt hr, Vetter Bor­ 8­08, binnen 30 Tagen bei dem Rosenauer Steuer­­amte 120 fl. einzuzahlen, und zwar alle Gebühr nach dem mit Saloh Keuerstein abgefälos­­senen und zu spät angemeldeten Schenkungs- und Kaufverträge.* Wie wäre denn dieses möglich, gnädiger Herr ? Yh bitte Sie, gnädiger Herr, der S­alob Hat mir weder etwas verkauft, noch aber geschenkt, und ic habe weder früh noch spät etwas anzumelden ge­­habt. Seht du einmal, das ganze fann nur Scherz oder Weibergewärge sein; belieben Sie mir nur zu glauben, es fan nichts Anderes sein ? Jakob sollte Jemanden etwas schenken! Das Ganze Dorflann 8 bezeugen, daß der Jakob sein Lebtag nicht ein­­mal einen Bißen Brod an einen Bettler verschenft hat! Wer schreibt denn do mur folde Rügen “" „Das königl. Gebührenbemessung samt und was tiefes vorschreibt, das müßt hr bezahlen, sonst werdet ihr erequirt I* „Dies ist unmöglich, gnädiger Herr, das wäre ja ein himmelschreiendes Unrecht! Wie viel verlangt man von mir? “h Habe es nicht gut verstanden ?“ „Hundertzwanzig Gulden.” „Hun­dertzwanzig Gulden, das ist ja ent jeglich !“ „Vielleicht Hattet Suhr einen „Umstand“ mit dem Salob Seuerstein, lieber Better Borsos." Das wohl, und was für einen : Er Hat auf spigbübischen Wege den Bäfig meines Bruders Deichael auf fi­shreichen Laffen., Wie mein armer Bruder gestorben ist, und da er seine Kinder hatte, sein Bischen Befig mir hinterlassen hat, da war no der akob obenauf! Bergebens fügte ich dem gnädigen Herrn Oberstuhlrichter, daß mein Sohn, der jegt beim Militär ist, dem Jakob Riemen aus den Rüden schneiden werde, wenn er Derselbe wagen würde, unsere Grundftüche zu betreten, um­­sonst, sagte in mein Leid dem gnädigen Herrn Vizegespan, als er wegen der Mehrutirung in unserer Gegend war, sie haben mich Beide an den gnädigen Herrn D Bezirksrichter gewiesen. Jakob hat aber all dort nit madgegeben und behauptete nur im einem fort, der Befig meines Bruders gehöre ihm! Und es ist dennoch nicht so! Denn ic bitte Sie, gnädiger Herr, mein armer Bruder war halt ein wenig zu stark auf das Trinken versefsen, und damit er bei dem Sakod Kredit erlange, hat er ihm seinen Befig verpfändet und mit benebeltem Kopfe einen Kontrakt unterschrieben, mit welchem der Sakob fpornstreiks in das Grundbuch ges­eilt ist. Dort haben sie freilich nit erst nachgefragt ob der Kaufsgilling ausbezahlt ist, oder 0b der Michael Borsos nüchtern war, als er sein Kreuz zeigen unter den Kontrakt gelegt Hat ; aber auch das nur, ob das Geschäft ein Pfand­ oder ein Kaufgeschäft wäre, sondern sie haben den Besit­z eines Bruders dem Salon angeschrieben. Der gnädige Herr Bezirksrichter hat das Ortsgericht und den Notar gefragt, und als er al aus der Todfallsaufnahme gesehen hat, da der S Jakob wirklich eine Spiebücherei begangen habe, jagte er zu mir: hr seid in Eurem Net Peter Borsos, aber ohne die Unterfrift des Jakob euerstein könnt Jahr an den Befig Eures seligen Bruders nicht antreiben lassen , verfucht er durch ein paar Gulden mit ihm einen Ausgleich zu treffen! — Ich ging nun zum Safori und sagte ihm: „Jakob hr habt eine Spiebücherei begangen, sage ich, denn Hr habt seinen Stojcen zu fordern, sage ich, denn ich war zugegen al­ ihr Eu mit meinem armen Bruder verrechnet habt, bei welcher Gelegenheit der Preis für ein Paar Ochfen hin war ; nach drei Tagen ist er gestorben, gebt mir daher eine Schrift, daß der Besig meines Bruders nit Euer Eigens­thum sei; ich verlange es ja nit umsonft und gebe Euch 10 Gulden für Eure Untersgrift.” „Na und Hat Yaled Yeuertein diesen An­­trag angenommen ?* „Leider nein! Er hat nur immer behauptet der Befig meines Bruders gehöre ihm, er habe denselben getauft, und es gehe Niemanden etwas an, wie viel er dafür gegeben habe.“ Hierauf sagte ic ihm: „Seht Jakob, nun ists drei Jahre, daß der Befig auf Eu geschrieben ist, im Grundbuche; habt ihr es gewagt während die­­ser Zeit die Grundstücke auch nur einmal zu ber treten? Das wollte ich Euch übrigens auch nicht gerathen haben, sagte ich, denn sonst hätt’s ein Blutvergießen gegeben, sagte ich, aber schaut Sa­­­­fod, sagte ich, ich will mit Eu keine Feindschaft haben, da nehmt denn in Gottesnamen 15 fl erweichen !“ — „Nur kurz lieber Vetter Borsos, kurz!” „3 weiß ihon, daß der gnädige Herr noch Anderes zu thun hat, so sage ich es also in Kurs ein, daß ich beiläufig fünfmal bei dem Bezirksge­­richte mit dem Jakob war; ich habe mir auch einen Advokaten genommen, der mir zugeredet hat dem Yatod 350 fl. für seine Untersgrift zu zahlen, und er selber hatte noch da Herz dazu :* „Nun seht hr, für diese 350 fl. zahlt hr 4 °,0%, das ist 15 fl. 05 fl., weil aber der Be­­fig Eures Bruders auf 600 fl. geirägt ist, so hat man angenommen das Ench die 250 fl. varüber der Yalod Feuerstein geschenkt Habe, wojkr­hr 10%, zu zahlen Habt, das mal wieder 25 fl., weil aber die Sache zu spät angemeldet wurde, ist noch außerdem die Gebühr von 40 fl.05 fl. dop­­pelt zu zahlen und so kamen richtig die 120 fl. 16 fl. heraus, diese Herren rechnen nun einmal so.“ Hierauf konnte der gute Vierter Peter Bors 805 nichts mehr erwidern, er entjegte sich mit Nedht über­­ das Geschenn­. „Ich bitte Sie nun weht sehr lieber gnädi­­ger Herr, geben Sie mir einen Rath, was ich denn nun thun sol? Un wen sol ich mich wenden ? Sol ich selber nach Nimasombat gehen oder soll ich meine Sache wieder einem Fisfal anvertrauen ? Na warte nur du Jakob! Ich muß schon um Ent­­s­uldigung bitten, lieber gnädiger Herr, aber mit diesem Ürrendator muß ich denn Doch noch etwas thun, Du lieber Gott! 350 fl. Habe ich ihm bet­ten­d in den Nahen geworfen, und jet wieder . . "0, Paffet die Schrift hier, Lieber Vetter Bor­ 808, ich werde der Angelegenheit nachgehen. Die Doppelgebühr mit SO fl. werdet Ihr auf keinen Hal zahlen müssen, denn hr seid ja nicht Schuld daran, daß das Verlassenschaftsgericht die Sache innerhalb 8 Tagen nicht angemeldet hat, aber das für, daß Euch die einfache Gebühr erlassen wird, fan­n ich nicht einstehen, denn es ist sehr schwer den Finanzleuten etwas verständlich zu machen.“ „Ss danke recht sehr für Ihre Freundliche­keit, lieber gnädiger Herr, jegt gehe ich leichter heim, denn ich bin über Die große Summe ehr erschro­­cen. Bitte um Verzeihung für die Belästigung, ich empfehle Sie dem Schule Gottes! Salob Feuerstein würde ed nicht wagen zu behaupten, daß er dem Peter Borsos etwas ver­­fauft oder geschenkt habe, aber die gewandten Ge­­bührenberreffer sind noch heute davon überzeugt, daß es so sei, und der Landes-Finanzverwaltungss­gerichtshof fühnte er vielleicht sagen ob der Retter Borsos die Gebühr nach einem Kauf- und Schen­­kungsakt zu zahlen haben wird, oder nicht. Martin Sauerampfer. Dem Tage. Bischof Rudigier 7 Linz, 30. November. Eine der markantesten Charakterfiguren des österreichischen Klerus wird mit dem San­stag Nach­­mittags verstorbenen hohmwürdigsten hiesigen Bischöfe, Franz Josef Rudigier, zu Örabe getragen, welchem der Beinamen des „Streitbaren“ nicht ohne Grund ver­­liehen worden ist. Der Linzer Bischof R­udigier hat Zeit seines Lebens offen und und erholen die Su­­prematie der Kirche über den Staat gepredigt ; er hat in seiner Diöcesanverwaltung mit bewunderungswür­­diger Energie stets nach diesem Grundlage gehandelt und alle Bestrebungen des thatkräftigen, zielbewußten Prälaten waren stets darauf gerichtet, jene Suprematie in seiner Dichese wenigstend zu fordern. Daß er dabei mit dem modernen Staate, welcher das Gegentheil , die Obergewalt des Staates über der Kirche, festhält, in Saufliste gerathen mußte, ist nicht zu verwundern. Einer dieser Konflikte hat ihn im Jahre 1868 vor die Schranken des Sch­wurgerichtes ® wegen Störung der öffentlichen Ruhe geführt, was ihm eine Berurtheilung zugezogen, deren Vollzug allerdings ihm erlassen wurde. Nichtsdestoweniger hat Bischof Rudigier noch kurz vor seinem Tode einen neuen Souflist mit einem vor das geistliche Tribunal des Bischofs geladenen Rolfs­­cchullehrer (Ro­humed) heraufbeschworen, der feines­­wegs zu seinen Gunsten hätte ausgehen können und welcher nun dur den Zod Bed streitbaren Hirten gelöst erscheint.. Was Bischof Rudigier hinsicht­­li­cher Zicderung von Kirchenbauten, Einführung geistlicher Orden und Berbefserung bei Lage zahlreicher Klöster geleistet hat, wird in seiner Diöcese ebenso­­wenig vergessen werden, wie die persönliche Integrität und die musterhafte, ausschließlic­h einem Berufe zuge­wendete Lebensführung des Prälaten. In dieser Hinsicht kann sein Beispiel dem Nachfolger auf dem bischöflichen Sige in der oberösterreichischen Haupttadt empfohlen werden ; hoffentlich wird derselbe der Staatsgewalt und den Prinzipien des modernen Staates überhaupt frem­d-

Next