Oedenburger Zeitung, 1885. Dezember (Jahrgang 18, nr. 276-299)

1885-12-01 / nr. 276

ET ER FE­EDEN 7 ER ch­ur­­ l stHMMEZDWMXW Unwesend sei­n s­olle,deshalb will er jetzt den Obers gequgilleteregnschaffen,der daselbst als T«ipü’s Geist über den Gewässern schweben soll, und dieser neue Obergespan, wie er vorläufig nur erst in dem betreffenden Gefegentwurfe lebt, soll das Alpha und Omega der Verwaltung des kon­­stitutionellen Königreiches Ungarn bilden. Denn man gebe sich seiner Täuschung hin, nach der Vorlage ruhen alle fastiichen Gewalten in der Hand der Ober» gespa­rd . Andere, was wo neben ihm zu bestehen und selbstständig zu wirken scheint, ist eitel Dekorationswert, blos dazu bestimmt, zu blonden und harmlosen Leuten weiß zu machen, daß die Autonomie noch nit todt und eingefargt sei, sondern noch lebend unter den Lebenden weile. Bei all’ dieser weitestgehenden Machtvoll­­kommenheit des neuen Lenfer, der Geshhde eines Komitates oder fönigligen Freistadt, sol aber der felbe das Vollblut: „Beamter“ sein, nit, wie big fest, bloß ein hoher Dignitar, zu dem man mit Ehrfurcht und Liebe emporbricht, denn aus seiner Hand entladet sich meist ein Füldern von Liebes­­merken, sondern als einen strengen Bollstreder Tipa’scher Despotie. Die Obergespane. Heute no­­o populär und den patriotischen Anhängern unserer avitischen Institutionen innig an’d Herz gewachsen, werden zwar ihren Machbereich erweitert, aber dennoch ihren Nimbus nit verstärkt sehen. Sehen wir nur die Stellung eines Ober­­gespand „neuer Fagen“ gegenüber den Richtern an. Erstens kann er über das Verfahren der Nichter Bericht erstatten, das heißt, er darf die Nichter überwachen und ihre Aussprüche zur „weis­teren Hohen“ Kenntniß bringen. Zweitend darf er von jedem einzelnen Nich­ter über fünfteie Fäle Aufschlüsfe verlangen, das heißt er kann sie gewissermassen zur Nede stellen, oder ihnen bindende Ittruktionen ertheilen. Drittens steht ihm bei Avancements oder Anstellungen des Richterpersonales ein Vorschlage­­recht zu, und er ertheilt Informationen über Die anzustellenden Personen. Diese drei Punkte sind wirklich das Unqua> Hifizirbarste was der zehnjährige Regierungsjubilar zu Stande gebracht hat: ein vollständiges Vergreis­fen an dem behren Prinzipe der Unabhängigkeit de Rid­erstandes. Und diese drei Bunkte sind überdies so viel­­deutig, sie lassen der Interpelation so freien Spiel­­raum, daß die Art und Weise, in welcher die von Tifa geforderten „Informationen“ über das Ge­­bahren der Gerichte oder der einzelnen Richter, die Ärgsten Gewaltthätigkeiten, Eingriffe in private und Familienangelegenheiten, ja solche Alte ermög­­lich, welche das ohnehin mit Besonders starke Rechtsbewußtsein im Volke und dessen Vertrauen auf die Gerechtigkeitspflege, gänzlich zu untergraben im Stande sind. Und das­­Vorschlagsrecht bei Ernennungen und Avancements, die Relationen über die Persön­­­lichkeit des Wid­erstandes, was sind sie anderes als ein schlecht mastirtes Kortefhmittel ? Nicht die Qualifikation, sondern die Taugligeit als Kortefh,­­­ also eine Eigenschaft die mit Unpartheilichkeit und strengrechtliger Gesinnung im Widersprude­lt, werden den Ausschlag bei Ernennungen und Aven­­cements geben. So wird unter der Hand Tipa’s auf der Tempel der Gerechtigkeit „zu einem Zummelplag behufs Werbung von Mameluten erniedrigt. Ein verwerflicheres, unmoralischeres und ger­fährlicheres Attentat als dieses, ist gegen Die Grundprinzipien der Verfassungsmäßigkeit noch nie unternommen worden, und wie sehr müßte sich un­­ser Parlament jeder eigenen Einsicht entäußert haben, sobald es wirklich auch dieser Monstruosi­­tät unter den Reformen zustimmen sollte! Sollte dieser Gelegentwurf dennoch durchge­­braht werden, nun dann möge Tika sich nur beeilen, anl die Preßfreiheit mit Stumpf und Stiel auszurotten, sowie das­­ Vereins- und freie Versammlungsregt jammt der Medelsfreiheit. E83 möge dann Grabesstile im Lande herr­­ichen, denn wenn er dem Lande dieses Stillscchwei­­gen nicht im Stande ist aufzuerlegen, so möge er darauf gefaßt sein, dag nach dem Jubiläums-Taumel ih der Unwille in einem folgen Sturme äußern wird, wie er ihn während seiner jubilirren zehn­­jährigen Ministerschaft no­cit erlebt hat. E. Dann fingen auch diese an, matter und vers­wirrter zu werden und der helle Glanz kam wieder zum Vorschein. Und als dieser eben wieder im Abnehmen Begriffen war,­ empfand ich plöglic einen heftigen Schmerz am Kopfe, der alle meine geisterhaften Erscheinungen verscheuchte und nichts übrig ließ, als eine große Leere, dann folgte ein peinliches Gefühl am ganzen Körper, und von da an weiß ich nichts weiter, als‘ daß ich mich zwei Tage nachher sehr schwah und elend in meiner Hängematte an Bord des „Nonpareil“ befand. Er foeint, daß das Boot, sobald der Stru­­del fi wieder geebnet hatte, an der Stelle, wo ich mit dem Wind verbunten war, Hin= und herru­­derte und auf mein Heraufkommen wartete. Sie hatten mich fon für verloren gehalten, als ich endlich wieder an der Oberfläche erschien, allein wieder verschwand, ehe sie mi erreichen konnten. Das nächste Mal, als ich wieder zum Vorschein kam, waren sie erfolgreicher gewesen und hatten mich bei den Haaren gefaßt, gerade in dem Augen­­blicke, als ich wieder unterging. Dizses erklärt den heftigen Schmerz, welchen ich p möglich am Kopfe empfand, als ich das zweite Mal einen hellen Glanz gab. Eine Zeit lang hielten sie mich für S todt, allein unter gereichter Behandlung kehrte endlich die Belebung zurück, und nach einem lange­wierigen Unwohlsein ward ich wieder so wohl als je. Der Eindruck während des Ertrinkens ist jedoch geblieben und steht mir als Schulgeist zur Seite,­­um mich vor Abirrungen vom Wege des Heren zu bewahren. a­­ . BE EN­N N EEE ENTE­ N 995 NUN EI x­­·« x x RE Dom Tage. »Parlamentarisches. Am besten Samstag hielt da Abgeord­­­netenhbaus eine kurze Sigung, in welcher die Wahl je eines Mitgliedes in den Justiz-Ausscug und in die erste Gerichtskommission vorgenommen und die 15. Serie der Petitionen verhandelt wurde. Das Hauptinteresse der Verhandlung galt jenen 24 Petitio­­nen, welche die Dezentralisation der Be­schaffung der Armeebedürfnisse ver­langen und zu welchen der Ausschuß beantragte, diese Petitionen dem Honvedminister zur möglichsten Berück­­sichtigung hinauszugeben. Demgegenüber stellte Kon­­stantin Dray den Beichlagantrag, es möge auch die gemeinsame­ Armeeverwaltung angewiesen werden. Die Dezentralisation bei, den Lieferungen durchzuführen, welchen Antrag Koloman Thaly und Adolf Zay in wirkungsvoller­­ Weise unterfragten ; derselbe wurde jede nach der Erklärung des Honvedministers Fejer­­vary’s, daß er bezüglich der gemeinsamen Armee keine Versprechungen machen könne und daß die gemeinsame Armee an die Großindustrie unterfragen müsse, von der Majorität des Hauses abgelehnt. Eine kurze Dis­­kussion entspann sich noch bei der Petition einiger Gemeinden um Zulassung der Abiturienten der Lehrer Seminarien zu G­emeindes und Stressnotäräprüfung, welche dem Kultusminister zuge­wiesen wurde. Am nämlichen Tage, nämlich Samstag den 26. d. hat fr die Finanzkommission des Abgeordneten­­hauses mit dem fegten Abschnitte des Kommunik­­ationsbudgets beschäftigt. Dieser Abscnitt han­­delt von den Investitionen und es wurden bei dieser Gele­­genheit auf Antrag des Minister mehrfache Abstriche, andererseits aber auch Erhöhungen des Boranschlages vorgenomm­en. Bei dem Präliminare der Regulirung des Yuda= pester Donauabsgnittes nimmt Ignaz Helfy mit Ver­­nügen zur Senntniß, daß bei den bißherigen Arbeis­ten 580,000 Gulden erspart wurden. Reduzirt wurde der Voranschlag für die Flu­­manerhafenbauten von 1.000,000 fl. auf 700,000 fl. — der Boranschlag für die Regulirung der oberen Donau von 1.400,000 fl. auf 1.100,000 fl., — der Boranfchlag für Theiß- Regulirungarbeiten von 900,000 fl. auf 600,000 fl., — der Boranfchlag für die Körbs­­regulirung von 700,000 fl. auf 500,000 fl. Boranfchlag für die Bodrog-Regulirung von 200,000 Gulden auf 150,000 Gulden — der Boranjchlag für die Befeitigung der bei vers­chiedenen Straßen vom Gefstspunkte der Landes­­vertheidigung nachtheiligen Miebelstände von 550,000 Gulden auf 350,000 fl., — der Boranichlag für die Umgestaltung der Bahnlinie Dombovärdäläng von 400,000 fl. auf 200,000 fl. ( endlich) die zweite Rate für die Erregung der hölzernen dur­eiserne Eisenbahnbrüden von 550,000 fl. auf 400,000 fl. Dagegen wurde die dritte Rate für den Bau der Eisenbahnlinie Muntäcs Beskid von 2.500,000 Gulden auf 2.800,000 fl. erhöht und die nachträglich eingebrachte Forderung von 295.000 fl. für den Bau eines Heizhauf­es auf dem­­­ Budapester Zentralbahnhofe bewilligt. — Hiemit war das Kom­­munikations-Budget erledigt. ZEugen, begleitet vom Obersthofmeister Baron Schleißnig, haben fon auf­legten Samstag Nahıs mit dem Blikzuge zum Leichenbegängniß König Alfonso’s nach Madrid begeben. O zum Bipa-Jubiläum. Wenn man glaubt, daß der am legten Samstag und Sonntag so vielfach gefeierte Ministerpräsident, wegen der ihm, von allen Seiten dargebotenen Huldigungen, zu bemeiden sei, so gibt man sich einem gewaltigen Irrtrum hin. Die zwei großen Jubliläumstage werden jedenfalls die anstren­­gendsten seiner zehnjährigen Amtsthätigkeit gewesen sein. Von halb zehn bis Halb 5 Uhr un­­unterbrochen Deputationen zu empfangen, und zwar zwei Tage lang, it entschieden eine Kleinig­­keit. Nicht weniger als vierzig Deputationen sah man beim Ministerpräsidenten vorsprechen und er wird sich an diesen beiden Tagen wie ein Sta­­tionschef einer stark frequentirten Eisenbahnstation vorgenommen­­ sein, wo die betreffenden Züge at« halten, ein bisschen pfeifen und dann wieder ab» dampfen. Ankunft und Abfahrt sind da genau aus­­gerechnet, sol wie auch die Anzahl der Minuten, welche der Aufenthalt zu dauern hat. Der Minister­­zug hatte, wie sich’8 gebührt, dreißig Minuten, die Abgeordneten und Konsulen ebenfalls je dreißig Minuten; dann kamen Komitate, Städte, Insti­­­tutionen und dergleichen mit fünfzehn Weinuten, dann Korporationen, Parteien, Konfessionen­­los mit fünf Minuten Aufenthalt. Wie wir hören, hat fr Herr v. Tipa bereits seit vierzehn Tagen für die Anstrengung dieser zwei Tage trainirt und so steht zu hoffen, daß ihn Dieselbe nicht geschadet haben werde. Am erwähnenswerthesten ist, was Herr von Tiga dem gratulirenden ungarischen Epis­­kopate, unter Führung des Kardinals Hay­­­nald, geantwortet hat: „Ic habe in meiner bisherigen Wirksamkeit «b­ald eine meiner Hauptfähligsten Aufgaben be­­trachtet, daß jeder Sohn dieses Vaterlandes, ohne Unterschied der Konfession, prosperire, und daß die im Vaterlande Lebenden verschiedenen Glaubens­­bekenntnisse, jedes gefrügt im eigenen Wirkungss­treite, gemeinschaftlich dahin wirken künsen, in der Nation das sittliche und religiöse Gefühl zu vers­breiten. Dies wird auch in Hinkunft eine meiner Hauptaufgaben bleiben. In dieser Aufgabe erbitte ich mir.Ihre Unterfrügung.“ O Aus Agram ererirt man uns über die Landtags-Verhandlungen vom 27. und 23. d. wie folgt: Durch Anwendung der Eloture wurde im Landtage die Generaldebatte über die Ver­­waltung 38»Vorlagen beendet. Die jüngsten Budape­­ster Polizeiskandale wurden von der Opposition als Argument gegen die Vorlage der Reform der Stä­dteverwaltung in die Debatte gezerrt. Mazzus­ka, in Vertheidigung des Gegenantrages, sagte, Wien habe ohne Oberbürgermeister finanzielle Ope­­rationen durchgeführt, der Budapester Oberbürgers­meister habe die jüngsten Polizeiskandale, die von gräulicer Korruption zeugen, nicht verhindern können. Wenn der Oberbürgermeister ein derarti­­ger Finanzkünstler sei, daß er­ Defizite verhindern künne, so möge er nach Ungarn gesendet werden, dort wird ein solcher dringend gesucht. Hierauf trat Sektionschef Stantovics für die Annahme der Verwaltungs-Vorlagen ein, und nachdem so Referent Gyurics das Wort ergriff, wurde mit der Abstimmung begonnen. Zuerst wurde der Gegenantrag Sermage’s mit großer Majorität abgelehnt. Hierauf wurde über den Antrag des Ausschuisses namentlich abgestimmt. Mit 60 gegen 32 Stimmen wurde die Vorlage betreffend die­­ Organisation der Komitate und 80»­mitats-Ausschüsse, mit 59 gegen 34 Stimmen die Vorlage über Abänderung einiger Bestimmungen der­ Städte-Ordnung zur Basis der Spezialdebatte angenommen. Die Wahl eines Landtags-Abgeordneten im I. Agramer Wahldezirk wurde für den 12. De­­zember angeordnet. Die Opposition bereitet eine beige Kampagne für die Spezialdebatte vor, nit weniger als 150 Amendements solen eingebragt werden, um die Debatte zu verk­loppen. Insbesondere gegen die Bestimmungen betreffs Verlegung des Komis tatsfiges von YFiume nach Ogulin und Einfegung eines Oberbürgermeisters in Agram und Effegg, sowie der Städte-Obergespane steht ein heftiger parlamentarischer Kampf bevor. Ognier Zerstehr mit Hakouidi.Nach einem soeben veröffentlichten amtlichen Berichte sind im Vorjahre in den Hafen von SalonichiSs öfters reichliche Schiffe(54 Dampfer und 14 Segelschiffe) ein-und eher­ so viele Schiffe(53 Dampfer und 15 Segelschiffe)au­sgelaufen.Was den Import Oesterreichs nach Salonichi anbelangt,so hatte derselbe 1884 folgenden Werth:Zucker in Bro­­den 38,000ann­ks,gestoßener Zucker 3.020,000 Franks,Zü­ndhölzchen 72,00­0 Franks,,Alkohol O Bom Alerhöften Hofe. Seiter­ Mon­­tag begaben sich ihre Majestät die Königin und Erzherzogin Valerie um 10 Uhr Vor­­mittag von Wien mittelst Separatzuges nach S5dH5 [Lö , woselbst einige Tage später auch Se. Majestät eintrifft. Am 18. Dezember soll der Hof von dort nach Do­fen übersiedeln. Die Erz­herzöge Friedrich, Karl, Stephan um­­

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