Oedenburger Zeitung, 1886. Mai (Jahrgang 19, nr. 99-124)

1886-05-01 / nr. 99

ngamstaY 1.3Uai1886. FETTE ER I N RT # nee .« , :7-.«-ZK—.«-s--«-­­XIX. Zaßrgang. Ar. 99. Sedenbu­rer Zeitung, (Born als „Diedenburger Nachrichten“) ee Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehr? — Behrüchten zur Wehr” — Der Wahrheit eine Gaffe.“ [; ne — Sür Auswärts: Samm­ati 12 R., Yalätri 7 fl., Biertel- ährig 3 fl. jahrig Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind in die Redaktion portofrei einzusenden. = Das Blatt ersceint täglich, mit Ausnahme des auf einen Bonn= oder Feiertag folgenden Tages. Präanumerations:Preise: Sür Loco: Ganzjährig 9 fl., ee 5 fl. vierteljährig in Insertions:Gebühren: 20 Tr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende 5 fr. für die ein=, 10 fr. für die zweis, 15 Mr. für die dreis. Bet­tzeile evclusive der Erem­pelgebühr von 30 fr. 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Wir haben aber gestern auch mitge­­theilt, daß die Exraltados unter den Griechen (und es sind ihrer viele, nicht sowohl in der Armee und im Bolfe selbst, als au im Parlamente, ja in unmittelbarer Nähe des Thrones),­­ durchaus nicht mit der aufrichtigen Friedfertigkeit des Königs, und mit der heuchlerischen Nachgiebigkeit seines glattzüngigen Premierministers Delyannis einverstanden sein, sondern fehle aterdings den Kriegepfad wandeln wollen. Die kampflustigen Bolitifer, das irregeleitete Bolk und die ruhmdürftigen Heerführer Griechen­­lands hoffen und glauben, daß ihnen, wenn es zum Yeußersten kommen sollte, Rußland, even­­tuell sogar Frankreich beistehen würden. Das aber meint uns eine für die Hellenen sehr gefährliche Selbsttäuschung. Denn, entgegengelegt der ersten, hieher gelangten Meldung, wornach Rußland es abgelehnt hätte, an der Flotten-Demonstration gegen Griechenland t­eilzunehmen, berichtet Heute der offiziöse elektrische Draht, dag das russische K­anonenboot „Plattun“ am denkwürdigen Sonn­­tag Nachmittag gleichzeitig mit den Kriegssciffen der übrigen Mächte vor Athen erigienen ei. Die Ableugnung dieses Faltums künne sich höch­­stens auf eine kleinliche Wort­lauberei fragen, in­­soferne es immerhin möglich ist, daß der „Plastun“ nicht im Piräus, sondern im Hafen von Phaleruum eingelaufen, was in der Sade absolut seinen Unterschied macht. Die Kriegsschiffe, die am Sonntag abgedampft, sind Dienstag Morgens wieder zurückgekührt und seither liegt die internationale E8fahre vor der Hauptstadt Griechen­­lands, um der Regierung und der Bevölkerung zu beweisen, daß es die Mächte mit ihrem Ulti­­matum ernst nehmen und auf der Erfüllung ihrer Forderung unter allen Umständen bestehen werden. Was nun die zweite angebliche Stüße Griechenlands, nämlich Frankreich betrifft, so wird dieselbe sich erst wet nit als verläßlich er­­weisen. Frankreich wollte einfach, so weit es, ohne eine Verantwortlichkeit auf sich zu laden, gehen zu können glaubte, durch einen dringenden Alt ein friedliches Ziel erreichen, was ja auch der Ywed der anderen Großmächte war. Aus diesem Grunde hat er die Abrüstungsmahnung — allerdings im wohlwollendsten Wortlaue— an Griechenland gerichtet. Ob nun dieser Schritt von unmittelbar günstigen Sorgen begleitet sein werde oder nicht, in jedem Falle kann Griechenland nicht auf eine so weitgehende Absonderung Frank weiht vom europäischen Konzerte Hoffen, daß F­ranfreih fi mit den dur die außerordentlich gespannten inneren Verhältnisse Griechenlands er­­klärlichen, aber vom allgemeinen politischen Stand» punkte nit als zweddienlich erfannten Schwan­­kungen der griechischen Polität folidarifiren und gar als deren Vertheidiger sich aufwerfen würde. Was Frankreich für den Augenblick, ohne die züh­­(ung mit dem europäischen Conzerte zu lodern, thun konnte, hat es gethan, aber ebenso wenig wie es ft zu Gewalttritten gegen Griechenland entfegliegen könnte, ebensowenig wird es die griechischen Prätentionen gegenüber den Großmächten vertheidigen oder auf nur moralisch unterfrügen Fernen. Das Ultimatum der Groß­­­mächte, welches auß­erantreich mit unter­­zeichnet hätte, wenn inzwischen nur die Unterwer­­fung Griechenlands in Form der freundsgaftligen Ermahnungen Frankreichs eingetreten wäre, hat folgenden Wortlaut : Dek­aration. Die unterzeichneten­­ Vertreter der Großmächte sind, von ihren respektiven Negierungen beauf­­tragt, an das Kabinet von Athen nachfolgende Erklärung zu richten: Die militärischen Vorbereitungen, "in welchen Griechenland ungeachtet wiederholter und feierlicher Abmah­­nungen der Großmächte verharrt, drühen jwer auf Die ber­freundeten Nachbarnationen und bilden heute die einzige den Orientfrieden bedrohende Gefahr. Da alle versöhnlichen Mit­tel, welche die Mächte aufgewendet haben, um Griechenland zur Conformirung mit den friedlichen Absichten Europas zu bewegen, gescheitert sind, sinden sich die oben erwähnten Re­­terungen genöthigt,­­dieser Sachlage eine Frist zu fegen. Folglich fordern die Unterzeichneten auf Befehl ihrer respekti­ven Regierung das Kabinet von Athen auf, die griechische Armee in kürzester Frist auf Friedensfuß zu stellen und ihnen nach Ablauf einer Woche vom­­­ugenblide der­­­eberreichung der gegenwärtigen Deklaration die Vereicherung zu verschaffen, daß diesbezügliche Befehle ertheilt wurden. Wenn nach Ablauf dieser Srift die Unterzeichneten seine oder feine gelin­gende Antwort haben werden, fällt die Verantwortlichkeit für die Folgen dieser Ablehnung vollständig auf Die griechische Negie­­rte (Folgen die Unterschriften der Vertreter der fünf Groß­mächte.) Für die Situation charakteristisch sind auch nachstehende Meldungen des Temps: Man darf hoffen, daß durch die Absendung des Ulti­­matums der Großmächte an Griechenland und das Erscheinen der Schiffe in den griechischen Ge­wäsfern hervorgerufenen unglücklichen Berwiclungen eine baldige Lösung finden werden. Es wird versichert, daß die Gesandten in Athen blos sich und nicht ihre Negierungen engagirt hätten, ja einzelne Ka­­binette waren davon überrafnt, daß das Ultima­tum überreiöt wurde, bevor neue‘ Sonstruktionen ZRENN TUNDERER­ en in AIR Seuilleton. we Die Blankenburg. Original-Roman von M. Romann. (Fortlegung.) . „Sie ist verliebt,“ Brummte Susanne, als sie das Stübchen verlassen, „da mag es ihr shmwer fallen, die Untergebene zu spielen, und ich fühle das wirflich mit ihr. Doch immerhin bleibt das eine Sache für sich und daran ist nichts zu ändern. Zu was dient es ihr auch. Seht sich das arme Ding s schwärmerische Gedanken von einer Liebe in den Kopf, wie ich dergleichen niemand zuvor in meinem Leben gehört, und ist dabei doch genöthigt, ihre Existenz von einer Seite zu erfassen, wie sie praftiiger wohl nit denkbar is. Was daraus einmal werden will, da stehe mir Gott dafür !“ Und Spige um Spige an die Haube hef­­tend, werde sie soeben über den Haubenftod gezo­­gen, erging sie sich in Erörterungen über das er­ben und feine ideale und allerpraktisäte Seite, die zum Schluffe ihre Philosophie in dem Hins­tummen eines altmodischen Ländlers verloren ging. “ Unterdessen Hatte Elsa den Ort ihrer Ber ftimmung erreicht. Sie hatte im Hotel nach der Gräfin gefragt und war von einem Diener in den Empfangssalon gewiesen worden, von hier aus wurde sie in ein diesem anliegendes Gemach geführt. „Sie werden zu warten haben,”meinte der Sakei, indem er auf einen Stuhl in der Nähe der “Thür wies, „die Gnädige haben soeben sich erst erhoben und werden vorderhand noch bei der ZToi«­lette sein.“ Hiermit trat er zurück und ließ das Mäd­­chen allein, Elfa nahm Prag. Ringsum in dem weiten N Raume herrschte eine Ruhe, die dem Grabe nicht unähnlich war; mnicht das leiseste Geräusch unter« brach die peinliche Stille, als das Tiden der Wanduhr und das gegen die Scheiben treibende Niefeln des Negens, der so immer in Strömen vom Himmel goß. In der Bangigk­eit des Alleinseins, in der Fremdartigkeit der Umgebung steigerte si die­­­rübseligkeit des jungen Wesens, unter deren Ein­­fluß sie den ganzen Morgen gelitten bis zur Mes­tancholie , und es war ja natürlich, sie die arme Waffe, die zehn lange Jahre das vauderte Schic­­sal getreten, die den Kelch des Leidens bis zur Neige geleert, sie betrat heute zum erstenmale die stolzgen Räume einer h­ochgeborenen Person. Sie hetrat sie demüthig, in der untergeordneten Rolle einer Dienerin, und dennoch sagte ihr die nimmer­tragende Stimme des Sunern, daß diese Fraw für sie weniger eine auftraggebende Herrin als eine Rivalin in der Freundschaft des Grafen Hos­fenheim sei. Zitternd kopfte ihr Herz bei diesem Gedanken ; jene war ja reich und mächtig, und sie selbst nur arm und vom Schicsal niedergedrüht , mußte sie, die an Entsagen gewöhnt war, bei solcher Erinnerung nit bis in die Tiefe der Seele besüimmtert sein ? Die Zeit verging.Eine halbe Stunde schon war jetzt vorüber,seitdem das Mädchen sich allein in diesem Gemache befand. « Je länger sie sich in diesem Raume befand, je mehr sie sich an den Anblick der fietingsun gebenden Pracht zu gewöhnen begann,desto mehr schwand die Beklemmung,von welcher ihr Herz mit solch­ eiserner Gewalt umfangen war.Sie erhob das Köpfchen blickte um sich und gewann sogar den Muth,ein­ paar Schritte zu thun,und so gelangte sie nun allmählig zum Fenster an dessen Seite ein prächtiger Flügel,der schon vor­­dem ihre Aufmerksamkeit in hohem Grade rege gemacht,offenstand.Elsa verstand nichts von allen den Noten und Zeichen,welche ihr aus dem aufs geschlagenen Buche entgegensahenz sie wußte ja nichts von Musik,wurde erst,den sie mechanisch überschaute,war es,der ihre Aufmerksamkeit in­ Anspruch nahm Plötzlich hörte sie im anstoßenden Gemache ein Geräusch.In der Meinung,die Gräfin sei es und werde jetzt erscheinen,schlug sie das Heft, welches sie in der Hand hielt,zusammen,und stellte es an seinem vorherigen Platz zurück.Je­­doch Klothilde kam nicht Der Ton verhallte­­und die Thüre blieb geschlossen.Niemand ließ sich sehen. Als das Mädchen nun im Begriffe stand, das Buch wiederzunehmen umzulesen,fiel ihr­­ der prächtige Einband in die Augem den sie vor»-­­her nicht einmal betrachteter es war eine Fassung von Matoquin,mit einer Guirlande aus Silber­­blumen versehen,in deren Mitte,ebenfalls in Silber aufgelegt,der Name prangtex Klothilde von Sternenberg. (Fortlegung folgt.) .-« . - « - « »o-..-—-.—.«.-«:-.-»s.« .’ Y 2 q lj rl Fr* x 4 3 Ss » -«."-) .L:.-s;e;3«iExxgxxgxselskggsziejåx HAEC-

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