Oedenburger Zeitung, 1886. Oktober (Jahrgang 19, nr. 224-250)

1886-10-01 / nr. 224

Tklligtamr. ZäudupeILZU September Für den Fall, als das Zoll-und Handelsbündniß­­ bisi gegen Jahresschluß in beiden Staaten der Mo­­narchie nicht perfekt werden sollte,beschloß der Mini­­sterrath,vor Ablauf des Jahres eine Note an die österreichische Regierung zu richten,in welcher Ungarn­s erklärt,daß es das Zoll-und Handelsbündniß als gekündigt betrachten würde und daß die diesbezüglichen gejeglichen Verfügungen in Kraft treten müßten, wenn das Zollbündnis im Laufe dieser Gression, die es auch in das nächte Jahr hineinzieht, nicht zu Stande kom­­men sollte. Die Regierung wird diese Absicht dem­­nächst an dem Parlamente mittheilen. Graz, 30. September. Aus Praßberg (Ge­­richtsbezirk Oberburg) wird gemeldet, daß in leßterer Zeit in den Ortschaften Liffai, Lole und Praßberg die rothe Ruhr epidemisch aufgetreten ist, in Laffai erkrankten 11 Personen, wovon 2 starben, in Lofe 2 Personen, wovon 1 starb und in Praßberg 6 Perso­­nen, wovon 3 starben. Bukarest, 30. September. Ueber die von den ungarischen Blättern gemeldete Grenz­­verlegung, bei welcher rumänische Grenzwäc­hter in &yimes internirte8 rumänisches Vieh gewalt­­sam befreit haben sollen, ist der hiesigen Gesandtschaft noch keine Verständigung zugegangen. Der Borfall dürfte sich wahrscheinlich auf einen gewöhnlichen Grenz­­weidenstreit reduciren. Lokal-Rettung. Sokalnotizen . Während der jüngsten drei Renntage sind mittelst der Separatzüge aus Wien 190 Ber­­sonen und von Xolo nach dem Ntennplage 783 Ber­­sonen befördert worden. Außerdem machten über 60 Fiakerwagen zwei bis dreimal täglich die Fahrt zum Niennplage. Die Zahl der eigenen Equipagen und Reiter war gleichfals eine ansehnliche.­­ Verkehrsnachrichten. Anfolge des Erlö­­schens der Cholera in Raab wurden die Maßre­­geln gegen die von da kommenden W Passagiere der „Raab-Dedenburg-Ebenfurther Bahn“ ( nämlich deren Absonderung und Desinfizirung seit gestern eingestelt. Bei dieser Gelegenheit machen wir nochmals auf die Abänderung in den Fahlplänen der „Raab- Dedenburg-Ebenfurther“ (via Wien) und der „Dien-Aspang“-Bahn, welche mit 1. Oktober ein­­getreten sind, aufm­erks­am. Diese Uenderungen sind auf der legten Seite unsered. Blattes ersichtlich ge­­macht. * Todesfall, Gestern Morgens ist Herr Franz Wallner, gewesener Muftis Lehrer nach län­­gerem Leiden in seinem 85. Lebensjahre entschlafen. Die irdische Hülle des theuren Verblichenen, wird heute Freitag, um 4 Uhr Nachmittag, vom Trauerhaufe : Grabenrunde Nr. 58 aus, nach dem Friedhofe zu St.­Michael zur ewigen Ruhe bestattet werden. 7 .Denn die Schalben heimwärts zie­­hen“ sperren natürlich die meisten unserer Garten­­wirthe ihre im Freien etablirten Restaurationen. Zwar sind die sieben Zugvögel noch nit alle auf der Reise nach dem Süden begriffen, aber die „Warish“-Restauration hat ihre gastlichen Hallen­da bereits geschlossen. * Wieder ein binsiges Duell. Gestern Früh T Uhr fand Hier abermals ein B Zweikampf statt, dessen Ausgang einem der Duellanten dem Kadet- Offiziers-Stellvertreter Herrn A... in eine schwere, feinem Gegner, Kadetoffiziers-Stellvertreter Herr ©...8 eine leichte Verwundung eintrug. Das Motiv u Nenkontres ist uns zur Stunde no nit bek­annt. Bewohnern Oedenburgs die deutsche ist,ob­­gleich ihr Herz deshalb nicht weniger warm für die ungarische Interessen schlägt und daß diese mithin nicht das volle Verständniß für die unga­­rische Muse besitzen können.Soferne s je demohnge­­achtet das Theater unterstützen,wie es in der That geschieht,bringen sie eben ein patriotisches Opfer, das anerkannt werden muß und leisten also un­­gleich mehr als die magyarische Bevölkerung,die für ihr Geld doch auch mehr Unterhaltung und Genuß findet. Nun ist­ nur die Ehre zu Theil geworden die Rezensionen während der ungarischen Saison über die Vorstellungen zu verfassen und ich will es als meine heiligste Pflicht erachten nicht nur die einzel­­nen neueren Stücke,sondern auch das ungarische Theater mer im Allgemeinen den geehrten Lesern dieses Blattes so gut als möglich zu schildern und hiermit zu ermöglichen,daß auch Diejenigen,welche der ungarischen Sprache nicht ganz mächtig sind, von den Vorstellungen einen kleinen Begriff be­­kommen. Ich gestehe, daß ich der Lösung meiner Auf­­gabe nicht ohne jede Befangenheit entgegensehe, denn es ist nicht leicht gewisse, einmal eingenistete Vorurtheile zu besiegen und Sympathien auch dort nach zu rufen, wo vielleicht der Boden hiezu schwerer zu bearbeiten ist, denn es ist nicht zu leug­­nen, daß die ungarische dramatische Kunst in der Provinz einen Vergleich mit hauptstädtischen Her­­vorbringungen nir leicht aushält, ja selbst ein deutscher Provinzdirektor in Un­garn kann eher und mehr Befriedigendes bieten, weil er eine größere Auswahl unter den Mimen treffen kann und ihm ein reicheres Repertoire zur Verfügung steht. Vergleichen wir aber diesbezüglich Budapest mit Wien, so werden wir unparteiisch um­heilen künnen, und aus diesem Urtheil wird der großar­­tige Kortigritt ersichtlich sein, welchen die ungar­iiihhe Kunst in der Zeit von wenig Jahren gemacht hat. — Wir dürfen aber auch das Verdienst unserer Provinztheater nicht unterfragen und müssen aners­­ennen, was die ungarische Komödie den aaderen und braven Wandertruppen zu verdanken hat. „Von einer Gegend wandert er zur andern, verkündet stets die Lieb’ zum Baterland, Des eig’nen Herds beruhigenten Zauber, Der Kämpfe stolzen Sieg, der Aynen Kraft, AN’ dies, der selbst ein Heimathelofer ist ; Den dieses Landes ungezählten Hufen Die staub’ge Yandstraß’ nur gehöret ihm, Und wüdhje noch so sehr des Neides Größe, So wird er ihm da­raum ein Grab gewähren!“ So fildert Mauru­s Y6Lfai, der größte ungarische Romanditer, unsere „Wandertruppen“, denen wir unsere heutigen Theater, unsere vorzüg­­h­aften Künstler zu verdanken haben. Denn die Bildungsschulen der Oper und des Nationaltheaters bestehen nur seit Kurzem und wo heute werden viel mehr Künstleer von den Provinztheatern zum Nationale oder Bolfstheater berufen, al von diesen Schulen. Medrigens hoffen wir, daß unsere jegige Ge­­sellschaft auch vom künstlerischen Standpunkte nit viel Wünscherswerthes übrig lassen wird und das Alles veht befriedigend von Statten gehen werde. Hä .­­WW III-Ic. M Theater Kun und Literatur. — 3 ir Eröffnung des ungarischen Thea­­ters. Mit dem morgigen QTage beginnt die zweite ungarische Wintersaison in unserem Theater und wir fühlen uns bei dieser Gelegenheit angenehm veranlaßt die neue Gesellsschaft vaterländischer Jünger Thaliens und Melpomenens in unserer Mitte zu begrüßen. Deöge es ihnen gelingen, durch Diktion und Spiel der ungarischen darstellenden Kunst in al­­len für dramatische Leistungen empfängliche Her­zen füch eine günstige und angenehme Aufnahme zu verschaffen. « Wenn die vielen wohlgemeinten Phrasen zu «Gunsten der ungarischen Theatersaison allein genügen würden das Unternehmen des Herrn Di­­rektors Somogyi aufrechtzuerhalten,so könn­­t­.,den unsere ungarischen Schauspieler einer rosigm Zeit entgegensehen.Wir dürfen aber nicht verges­­sen,daß die Sprache einer großen Anzahl von ». WW,MWWWWWHWIJ Tagkskkrmgiieilm v­i—Einfdirekticicheggimudingliiä hat sich, wieder»IndependanceBelge«gemeldet soird in den Strmbrüchen von Canna ein Schonland ereignet.Man hatte sieben Tonnen Pulver ver­­wendet,um einen enormen Granitblock zu sprengen. Eine große Zahl Neugieriger hatte sich am Bord des Dampfers»Herr der Inseln«eingeschifft,um der Explosion beizuwohnenn Viele unter ihm­ lan­­deten,um die Kammern zu besuchen,wo das Pulver einmagazinirt war.Aber die in der Luft schwe­­benden Gasausströmungen waren so stark,daß mehrere der Besucher betäubt niederstürzten.Sieben waren todt,­varunter drei Beamte,fünfzig Andere hatten das Bewußtsein verloren und mehrere davon starben im Spital fzermahm.Aus Nagy-Maros wird berichtet:Der Bahnwächter Michael Heppert hätte die Pflicht gehabt,am 28.v.M.den Ex­­preßzugücal um 7 Uhr LOM im nach Beröcze zu signalisiren;er verließ aber seine Ahnung erst, als der Zug schon heranbauste.Er wurde von der Maschine erfaße und etwa 20 Schritte weit ge­­schleudert.Man fand später seinen furchtbar-ver­­stümmelten Leichnam.Heppert,der seit 1867 im Dienste der Staatsbahn stand,war 63 Jahre alt und hinterläßt eine Witwe undf­anaisen. Egms Zemesvär berichtet man unterm 28. v.M.Gestern Abends um Ihsuhr hat der Felds­­­webel des 29.Infanterie-Re­gimente,Marias Sich De MT la ..­ssi-spiksK-WWWMWWIQEEis­,­­­Hirsät, seinem Leben mittelst Gemehrfäuffes ein gewaltsames Ende gemacht.Hirschl verurte den Selbstmord auf einem Sesse sitzend,in seinem Zimmer,welches an die Regimentskanzlei grenzt, und wurde toustatirt,daß der Selvstmörder die Schußwaffe mittelst der großen Zehe des linken Fug­es avorückte.Auf de­ntliche lag ein offener Brief,worin ersichtlich ist,daß von den Manip­u­lationsgetrernt ein Kreuzer fehle und der Selvsts­mord nur in Folge einer unheilbaren Krankheit verübt wurde. + Ein Opfer des Systems. Es ist nicht der erste Fall in Ungarn, dag ein, durch Steuer­­erefutionen zur Verzweiflung gebrachter Weed­en jernter Wuth die Waffe gegen das bedauernswerthe Organ einer jämmerlichen Finanzverwaltung richtet, und in Kustely bei Wersgeg, wurde der Steuers­erefuior Weinmann doch einen rumänischen Hauer niedergeschosfen. Die­ Kugel drang in seinen Unterleib und sein Zustand ist ein hoffnungsloser. Bei Beurtheilung dieses Falles kommt zu bedenk­­en, daß derselbe im Temeser Komitate vorgek­ms­men ist, wo erst unlängst ein ganes Heer von Steuerevelatoren „mobilisirt worden “­, um die riesigen Notstände einzutreiben, welche die Be­­völkerung zu zahlen nicht im Stande ist, und wo tägli­chz Stationen von Liegenschaften stattfinden, wodurch viele Familien unglücklich gemacht, zu Stande gerichtet und in das Elend getrieben werden. Uebrigens ist diese Art des Vorgehens jeßt vor den Wahlen ein jeher unpoliti­ges und Die Regierung, die bei allen ihren Verfügungen zu­erst Korteszwecke im Auge hat, sollte berenten, daß alle die Steuerrückständler, die sie mit Gewalt zur Zahlung zwingt und Die hieducch, soferne man ıynen nicht etwa dag legte Hemd ausgezogen — in die Xage kommen, das sogenannte­­ Könjt bat Het eines konstitutionellen Bürgers auszuüben, nämlich fig an den Wahlen für den Neichstag zu verheiligen, nit für die Partei ihrer Peiniger stimmen, sondern sich Der Dopposition zumenden werden. Also wäre es ein feiner Kartesriff, wenn die Negierung sämmtliche Steuerrüdkstände von nach den Wahlen in Su­spenso ließe.­­ Eisenbahn-Statastrophe. Auf der ruffii­gen Rybinsk-Dologujer Bahn ereignete sich in der Nähe der Station Zuban ein foredliger Unglücksfall. Als der um 3 Uhr Früh abgelassene Personenzug den Wechsel passerte, löste sig der legte Waggon dritter Kaffe, in welcher sich SO Bersonen bean­­den, vom Zuge [od und stürzte von einem vier Klafter hohen Damm in die Tiefe. 31 Personen wurden schwer. Die Üebrigen leicht verlegt. + Ein Geistlicher als Anstifter zum Morde. Beim Karls­tädter Bezirksgerichte wurde die Anzeige erstattet, daß der Wear­enthaler grieg.­ orient. Klostergeistliche We­amm­ila den dortigen Drvtsvorstand in jene Wohnung ge­lobt, um ihn mit Hilfe eines verdächtigen In­­dividuume, Namens Willi,zu vermorden. Dem Boland gelang es, durch die Flucht sein Leben zu retten und mit blutigen Kopfwun­­­den zu entkommen. Das Veotiv des Ueber­­felles soll persönlige Nahe gewesen sein. e Volkswirthschaftliche Rettung, 5 Die Weinlefe get ihrer Heige zu. Wie aus Fünfkirchen berichtet wird, so ist die Wein­­lese im Baranyari Komitate nahezu beendig­t und selten blidte der Befiger so wohlges muth auf die sich fülenden Bottiche, denn nur nur in Fünfkichen, sondern an am Territorium des ganzen Komitates haben wir eine Lese zu verzeich­­nen, die vereinzelt dastehen dürfte. Viel und vor» züglich, dies ist die Signatur. Am Lande entwis­cheln sich fürmliche Kämpfe um Gebinde, die denn auch um 1 fr. per Liter in die Höhe schnellten, und an jene Zeiten erinnern, wo der Wein mit den Faffe einen gleichen Wert h­­atte. ‘Das vor= zügliche Resultat der Weinernte läßt und noch den einen Wunsch nach guten Käufern aufkommen, wozu jedoch kaum so günstige Chancen vorhanden sind, wie im verfloffenen Sabre, wo sich das Ausland für den Export unserer Waare, in Ermangelung anderer Ähnlichen leistungsfähigen Weingegenden, sonderlich für Fünflinden und das Baranyaer Komitat interessirte, was heuer wenigstens bie nun nur der Fall ist, wie denn auch die rege K­aufluft, die den Fünfkichter Produzenten den Wein vom Stob wegfaufte, heuer nicht vorhan­­den ist. oO Berkauf der ungarischen Baumwoll­­spinnerei. Die ungarische Landesbank hat bekannt­­lich seinerzeit aus der Liquidation der Baumwollspin­­nereis Aktiengesellschaft in Budapest, deren Etablissement im Lizitationswege erstanden. Kürzlich­ hat nun die Landesbank dieses Etablis­ 150.000 fl. an die Süddeutsche Baum­lement für Bi. Da x = = SEE Sn EEE­NE BERN 12 DEF ee FEDER a RENNEN AT “ ee

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