Oedenburger Zeitung, 1886. Dezember (Jahrgang 19, nr. 275-299)

1886-12-01 / nr. 275

VE Te ERREGT. \ BT ·.--««-.« »V- Ausschaffung der Repetitgewehre ohne Des­batte einstimmig angenommen. Die Dele­gation genehmigte hierauf die Schlußrechnungen pro 1884 (Referent Bezeczny), und nahm die von der ung. Delegation eingelangten Nuntien mit dem Beifügen zur Kenntniß, daß sie in nächster (dienstär­tiger) Sigung wo Gegenstand der Besprechung sein sollen. Der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten der ungariscen Delegation hielt heute Vor­­mitta­ge um 11 Uhr eine Plenarfigung, zu deren interessanten Momenten die Neden des Referenten Dr. Mor Yalk und des Delegirten Grafen Appomys gehörten. Der Rede Fa LE ’3 wurde mit großer Aufmerksamkeit zugehört. Die Worte: „Wenn ein einzelner Dann eine tapfere That voll­­­ bringt, so erhält er von seinem Fürsten eine Aus­­zeichnung, sein Volk errichtet ihm ein Denkmal, wenn aber ein ganzes Volk für seine Freiheit und Selbstständigkeit tapfer und muthig gekämpft hat, so mag ihm die Anerkennung der gleichfühlenden Nationen ausgesprochen werden”, brachten unter den Delegirten eine lebhaft zustimm­ende Bewegung hervor. Graf Albert Apponyi führte in einer gehaltvollen Rede aus, die Situation sei feine ab» geschlossene, die Verhältnisse seien noch zu sehr in Gährung begriffen, als daß man bereit heute über die bulgarijge Frage ein endgültiges Urtheil schöpfen oder eh bedingumg8Ll­ 8 dem Berichte des Referenten anfhliegen könnte, denn ed sollte im Ausschußberichte auch enthalten sein, was alle Dele­girten fühlen, das nämlich Oesterreich-Ungarn unter sämmtiichen Mächten Europas eine Führer­­rolle inne­haben müßte, wo es sich um die Regelung der Ballanfrage und um die Durch­­führung jener Projekte, welche im Ausschußberichte Plag gefunden haben, und um die Wahrung der Freiheit und Unabhängigkeit Bulgariens handle. Dog Kaulbares abreisen ınußle, ohne einen Erfolg erzielt zu haben, das haben die Bulgaren nur ihrer eigenen Tapferkeit und Ueberlegung zu verdanken; keine fremde Macht hat hiezu irgend etwas beigetragen. Unserem Bündniß mit Deutsch­­land hätte es schon bisher gelingen müssen, die Verhältnisse Bulgariens zu regeln. Mean dürfe nicht Alles von der Tapferkeit und der Besonnen­­heit der Bulgaren erwarten. Wir hätten mit Deutschland eine friedliche Beilegung herbn­führen und verhindern müssen, daß der Fürst von Mingrelien den Bulgaren aufgedrängt werde. Er habe nichts da­­gegen, daß der Bericht des Referenten angenommen werde. Es sprachen noch Graf Keglevich, Graf Szehen und Julius Horvath und auch Ludwig Lang hielt eine längere Rede, was­rauf das Erforderung des Deinisteriums des Aeußern im Allgemeinen und Speziellen akzeptirt wurde. — Sttionsge Szögyenyi-Marid beant­­wortete hierauf die zu Beginn der Sigung gestellte Snperpellation des Grafen Eugen Jichy: „Wie sich die Negierung zur Kandidatur des Fürsten von Mingrelien zum Gouverneur von O­st­­rumelien verhalte 2" dahin, das dem Dem­ister des Heußern von einer derartigen Kandidatur und­ das Geringste bekannt (?) sei. ı8 weiß übrigens Ledermann, daß die Ernennung des Gouverneurs für Ostrumelien nur mit der Bewilligung jaminis­c­her Signatarmächte erfolgen kann. OÖ Spenden des Königspaares. Sr. Wa­­jestät hat der Gemeinde Weigenalbern in Nieder:­österreich für die Abgebrannten 500 fl. ; ihre Wta­­jestät Die Kaiserins Königin gelegeniling Aller höci­ ihres Wamnenef­ftes als oberste Schugfrau des Laibacher Elisabeth-Kinderspitales D­ieser Anstalt 100 fl. gespendet. O Eine neugeborene Erzherzogin. Wie uns mitgetheilt wird, ist die E. u. 8. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Theresia, Gemalin des Herrn Erzherzogge Karl Stefan, am 28. d. m Bola von einer Primnzeffim glücklich entbunden worden. Die hohe Wöhnerin und die neugeborne Prinzessin befinden sich wohl.­­ Aus der diplomatischen Welt. Seine Majestät hat die Herren Konzeptsaspiranten Peter Srafan Szapary und Elemer von Xonyay zu unbesoldeten Gesandtschaftsattach6s ernannt. Der neue russische Konsul Hr. A.v. Basili begab sich gestern den 29. von Wien auf seinen neuen Posten nach Budapest. O 3 zum finanziellen Ausgleich zwischen beiden Reichshälften. Bezüglich der Quotendepus­tation meldet der „Pester Lloyd“, daß sich Anfangs Dezember die beiden Deputationen konstituiren werden, und zwar die ungarische in­­ Budapest, die österreichhige in Wien, daß aber die meritorische Berathung erst nach Neujahr in Wien beginnen werde. O Ptesterreich-Ungar­n und Rumänien. Aus Bukarest wird gemeldet: Am maßgebenden hiesigen Kreisen zirkulirt das Gerücht,daß schon in der nächste­n Zeit mit Oesterreichiungarn ein provisorische­s Rehneinkommen getroffen werden wird,demzufolge waren von dort nach Rumänien auf Grund eins besonderen Zolltarifes eingführt werden könne.Dieses Provisorium würde für einige Monate in Kraft bleiben,bis ein definitiver Vertrag zustande kaman.Dezember begibt sich ein rumänischer Minister,wahrscheinlich Stouriza, zu den Vorunterhandlungen nach Wien. OD zur Secskemeter Postdefraudation. Der Direktion des Budapester Hauptpostamtes ist es aufgefallen, daß die in Kecskemet aufgegebenen Heldan­weisungen immer um ein zwei Z Tage ver­­spätet in der Hauptzadı eintreffen. Da Kaufleute und Banken sie über­­diesen Uebelstand auch bes­chwerten, entsendete die Postdirektion eine Untere­indungs-R Kommission nach Kecdkemet, welche die Entdidung machte, das die Postbeamten Emerih Baygo und Elemer YhaK 6500 fl. defraudirt hatten. Beide wechselten sich mu der Aufnahme der Geldanweisungen ab und da Einer von Andern kontroliren sollte, war es ihnen ein Yeichtes, Die Defraudatio­n zu verüben. O Epidemie in der Jam­eshauptsadt. Kaum ist die Cholera überwunden, so grasii­en jegt Scharlach und Blattern. In den legten 24 Stunden wurden 15 Blatternfranse in’s Spi­­tal gebracht und starben jehs Personen an dieser Epidemie. OÖ Die Ereignise in Bulgarien. Auf Wunsch des CEzarenm wird im Fürst Nikolaus von Mingrelien in der nächsten Zeit nach K­nstantinopel begeben, um dem Sultan seine Aufwartung zu machen und­­ dessen Zustim­­mung zu seiner Kandidatur einzuholen. — Aus Sophia s grebt man: „Die von der Wer­gentschaft an die europäischen Groß­­mächte entsendete Dreier-Deputation, in welcher Di­rumelien durch Kalis­che­m vertreten it, hat nigt nur die Aufgabe, der Abneigung Bul­gariens gegen eine Kandidatur des Fürsten von Mingrelien Ausbrud zu verleihen, sie soll auch auf die Gefahren aufmerksam machen, welche nach der im Lande herrschenden Stimmung einer Thronbesteigung des Mingreliers folgen dürften. D, es dürfte sogar, bei der Erregung, die unter der Fortscrittlich denkenden und auf die Unabhängigkeit Bulgariens eiferlüstigen Jugend bereit, die Sicherheit der BPersondeos oft royriten Faüritten gefährdet sein. Ferner haben die Delegirten der Regentschaft die Mission, den Mächten die ehebaldigste staat­ss­rrechtliche Regelung der Frage, betreffend die Union Nord­ und Süd-Bulgarviensd, nadezu­­legen. O Pensionirung eines Gerichtspräsidenten. Die von und bereits unlängst als bevorstehend angezeigte Verlegung in den Nahestand des Präsi­­denten am Steinamangerer Gerichtshofe Ladislaus von Bardosiy­it — angeblich aus Gesund­­heitsrücisichten — erfolgt und hat si Derselbe be­reits verabsiedet. O Ein ungarischer Verein in Wien. Am 28. d. bat sich in Wien der Verein der ungarischen Studenten unter dem Namen „Összetartas“ fon: stuiuniet. Der Borfigende stud. med. Sartas, führte aus, die Bersammlung­­ hätte Lediglich von Zw d, für die an den MWeener Hochschulen studie­renden Ungarn einen Sammelpunkt zur Pflege der nationalen Zusammengehörigkeit und des waltend= len “Gefühls zu schaffen. Stud. jur. Baron Zö- RögbyY verlah den Statutenentwurf, welchen das Weotto: „Extra Hungariam non est vita“ vors angestellt wurde. Zum Präses wurde Stud. jur. Andreas ToRögHY und zum Vizepräses Stud. med. ans Strafger gewählt. oO Bodesfall. Die einst durch ihre außer­­ordentliche Schönheit vielgerühmte „Freundin“ weis­einpt, 27. November. (Ehre, wenn Ehre gebührt!) Welden Schulmanı ist der Name SönzyYy Pal nicht bekannt ? Dieser­ wahre und patriotisge Anwalt der Schulen feiert fünftie­ges Jahr sein 70.­Gebutsjahr, im Dienste der Schule sein 50. Jahr. Große Opvationen stehen bevor, an der Soige werden wir die Herren von Schulinspektoren sehen, welche das Fest zu einem Landesfest machen wollen und mit Recht: — sind doch bedeutende Errungenschaften der Schule, das runter das Pensionsgefeg,­­wodurch je­manche Thräne der verwalten Familien getrocnet werden, das Werk dieses trefflichen Mannes. Ein Komite wurde aus den Schulinspektoren gewählt und sehen wir die Herren: Bösey der Stadt­land des Kaisers der Franzosen Napoleon III.­­ Frau Margarita Boulanger, ist in Paris, 58, Jahre alt, gestorben. Budapest, T 6. 1­5 (Budapester Komitat)und Herrn v. Szabo, des Dedenburger­ Kom. zur A­usarbei­­tung eines estprogrammes afklamirt ;.der Lehrfönder des Dedenburger Komitates fühlt: sich wahrhaft durch di­e Auszeichnung hochgeehre und es freut und, daß gerade Herr von Szab 6, auserfahren wurde, an den Berathungen theilzunehmen. Wir wollen heute seine Elogen den verdienstvolem Schul­­inspektor von S­ta­b 6, darbringen, miüssen aber de­monstatiren, dag derselbe augeror­dentlich V­ieles und Hutes in seinem ausgedehnten Weffort leistet. Abgesehen von den vielen Lehranstalten und Bür­­gerschulen, deren Gründung ausschließlich das Wert des Herrn von za 56 it — sehen wir aug in allen De i­atscistritten die Schulklasfen vermehrt — Unterlebdrerstellen freirt und weiß dieser prafitige Schulmann alle Umstände zu würdigen und sowohl den Unterricht als die Yazz der “ehe ver nach ZThm­lichkeit zu verbessern. Hätte jedes Komitat einen solchen Schulins­­pektor, unser Schulwesen würde zusehends erstar­­ren und erblühen. .. Yten­enbtmuha 11126-N·ooesnheo«1’886. . (Ein komisches­ Stüicktchpen)«ereignet es sich­ s vor einigen Tagen­ Wundern Nachbar geanem dec Safon.Ein Bauer wollte eben Dünger aus­ einem H«tuieführess,als ein ganz schmächtiger Mann dazutam und ihn fragte ober sich nicht schäme,mit zwei so starken Pferden ein sod­emnes Quantum Dünger auszufahren,Ich jagte der Bauer, Ich muß den zu­eist auf den Breitenbrunner Holler führen und da haben die Pferde ohne hin genug zu ziehen. Während dem­ haben sich ı mehrere Zuseher ein= gefunden, da meinte das kleine Deännlein. Diesen Wagen ranm Dura suchte 9 allein hinaus ;z „gut“ — jagte ver Bauen — es gilt eine Wette; bittt Du im Stande den Wagen auf meinen, am Breitenbrunner Hotter gelegenen Uder zu führen und dort den Dünger­ abzuladen, so gehört der Wagen Dir, wenn nit, mußt Du mir zmmer Eimer Wein geben, Zeugen sind zugegen.“ — „Zopp* tief der schernbare Schwächling.. Die Pferde wurden ausgespannt und Logierer ergriff, unter dem Seläch­­ter der mittlerweile angesammelen wWeenge Die: Deigielstange und 703 unter &jegte den Wagen­ an den bestummten Pflag, leerte den Dünger ab und führte den Wagen, gemürhlich in sein Häuschen, wo ihm sein Weib­ treulich half, den Wagen zu zerles gen und auf den Boden zu riumen. Gerade 709 sie das regne Rad aus den Ach»­sen, als der gewesene Inhaber des Wagens daher fan, seinen­ Wagen veflamb­te und die ganze Sade als Scherz hinstellte ; das Weännlein sperrte aber die Bodenschüre zu und bestand hartnädig auf sein­­m Hechte, denn er hätte ja im Verlustfalle auch dem Wein beistellen müssen. V­.R. Aus den Komitaten. Telegrammt. Wien, 30. Repember. Der Professor an der Hochschule für Bodenkultur und Vorstand der forstlichen Berfuchsanstalt, Freiherr Arthur v. Ledendorf Gudent, ein bekannter Gelehrter und Schriftsteller, hat sich erscholfen. Das Motiv war Hipochon­­drie in Folge eines Küchenmarfsleidens, Baron Ledendorf war in Basel im Jahre 1845 geboren. Ihre Majestäten kehren am 3. oder 4. Dezember von Gödölld nach Wien zurück. 23udapest, 30. November. Aus angeblich be­­ister Quelle erhält die „Revue de l’Orient“ folgende sensationale Depesche: Mean ist einer gegen Das Leben König Milans gerichteten gros­sen Beschwörung auf die Spur gekommen, deren Fäden von Antivari, respektive von Ges­tinje ausgehen. Zwei dortige geheime Verbindun­­gen beabsichtigten, bei dem Jagdaufenthalt des Königs in Branja denselben gefangen zu nehmen und dan­­u ermorden. Der hievon benachrichtigte König Milan, beschleunigte deshalb seine Rückkehr nach Belgrad. Sofort wurde die Untersuchung eingeleitet. Dieselbe wird geheim gehalten. Petersburg, 30. November. Im­ Tasd­­fend fand gestern Vormittags ein tarfes Erd­­beben statt; viele Häuser des russischen­­ Viertels wurden beschädigt. Odella, 30. November. General Kaulbars ist gestern Vormittags hier eingetroffen und Abends nach Petersburg weitergereist. Sophia, 30. November. Russische W Agenten verbreiten das Gerücht, die türkische Oisupas­tion Dsteumeliens mit einem russischen Koms­missär an der Spige sei bevorstehend, sogar der Name des Kommissärs wird genannt. General Cantas­cuzone, der legte russische Kriegsminister in Bulz galten, wird als Kommissär genannt. Agram, 30. November, Jan Peterwar­­dein ist gestern Oberstlieutenant Khern an der Cholera gestorben. In Efsegg sind 7 Persone­n an der Cholera erkrankt, und 6 gestorben. · |

Next