Oedenburger Zeitung, 1887. Januar (Jahrgang 20, nr. 1-24)

1887-01-01 / nr. 1

u XX.Zahrgang. edenbu raer3e (vormals „Bedenburger Habrichten“.) Organ ftt Yoktttä Handel Industie undo­andwirthschafh dann fur soziakeznteregem­eethaupt Yotto,,Dem Fortschatt zur Ehr—BedrucktenzakWebr—Der Wahrh­teme0asse E­ SOPRO = ne » N — Batnihbrin 5­5 fl. Bierteljährig onatl. Undwärtt: Ganykkre fl., „Heleiähris Tfl., Biertel­­äbiig­­ alle für das a nie ©n Sendungen, mit Ausnahme Inseraten, Bräm­merticıs- und Infertionsgebühren, sind die Redastion portofrei einzusenden. Der Feiertag: wegen erscheint Die Administration, Bering und Inferatenaufnahme: Bndirsarrei &, Rommwalter , Sohn, Grabenunde 12. WE Einzelne Nummern kosten 5 Kreuer. EM dss shhttttsjemttisich aus titschen-stinke- Bonn= oder Jeietag folgenden Tages. P­räanunications:Preise: La Lore: Barzührig K nächsste Nummer unsjeren Blattes Inferate vermitteln: m Bien: Hafenstein , Bogler, Wal- FAR 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Seiizin Etalet, ollgeile 12, Rt. Moffe,­­Seilerstätte 2, M. Dules, 1. Nie­mergasse 12, 5n Budas apest: Saulus Sn. Dorotheagafse 11, Tepp Lang, Giselaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag E. Insertions:Hebüpren: 5 f. für die ein-, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die drei, 30 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durrchlaufende Betitzeile erc­uftve­der ana von 30 fr. ee mehrmaliger Einshaltung bedeutender Re .„Oedenburger Zeitung.“ Mit 1. Jänner 1887 eröffnen wir ‚ein neues Abonnement auf die in den­­ Jahrgang knetende, sechsmal in der oc­e erscheiende, an Sonntagen aber Bene Hishelstenftomm­ber­­lag­e“ versehene „Dedenburger sh. « spratmmeratwne pretfe Ganzjarig lbxaring 5 vierteljährig 2 1.50 fr. nonat id 1 fl. %oco DÖedenbur Aus­­wärts : Ganzjährig 12 fl., belbjährig? fl. viertelj­ährig 2 f. 50 fl. — Das Abonne­ bigen Tage entirrt werden, tent kann auch mit jedem anderen belie­­ ; — wenn 2 Ra nme] Meujahrs-Betrachtungen. Dedenburg, 1. Zäuner 1887. Es ist jede Gewohnheit ein eifernedg Hemd, das man si gleichsam selber angegosfen hat und 18 man dann sein ganzes Leben lang herumträgt,­­e der B Zwillingsbruder Ludwig des XIV. von anfreich seine eifere Maske. Wir sind es seit m­echsundzwanzig Jahren, da wir die jre haben aus den Spalten einer Zeitung zum ublitume zu reden, gewohnt, so wichtige Marf­­ine auf dem Wege von der Wiege zum Grabe, solche bedeutungsvole Zeitabsgnitte wie den Jah­­restag der Geburt en Herrn, wie Ostern, Pfing­­'en und insbesonder Neujahrringeb und 2iner Nede zu begrüßen und un­willführlich srängen fi unsere Betragtungen in versifi­­z­irter Lorm uns auf, sobald sie Epochen geb­­en, die sozusagen neue Kapitel im Buche des Le­­­bens eröffnen. Vergebens ist es, daß wir uns mit dem ganzen Ernste des politischen Yeaders zu um­­sürten versuchen , um die poesielosen Gedanken ‚der die staatsrechtlichen Zustände zu denen der Jahreswegfel Anlaß gibt, webt sich von selber der farbensgillernde Taden, den die Phantas­tie gesponnen hat ein, wie das rolhe Markzeichen in die englischen Schiffstaue, die da­ an be­­stimmt sind, das ganze Seilwert der Wearine zu liefern, womit man in den wildesten Stürmen den Halt der Fahrzeuge filtert, sobald man sich an­­,hier die brausende See zu durchmessen. Dieser vothbeladen it die Boefie der Tafelage, ebenso wie die lyrischen Mahnungen, die auf uns einstürmen, auch wenn wir Leitartikel schreiben, darnach angethan sind die Eintönigkeit des Styles zu mäßigen und ihn lebhafter zu machen, selbst dann, wenn wir auf politischem Fahrwasser unse­­rem Ziele zusteuern. Bei alledem wollen wir uns heute wenig: ftend in so weit Gewalt anthun, daß wir die si fast mit Uebermacht eindrängen wollenden Berfe doG nicht zum Worte kommen lassen ; dagegen aber gestatte uns der werthe Leser dem un­wider­­stehlich Iyeichen Zuge in uns so ferne nachzugeben, daß wir unsere diesmalige Neujah­rsbe­­trachtung in ein Märchen Eleiden. Märchen lieben ja die Kinder und das neue Jahr ist noch so zarten Alters, daß wir ihm wahrlich ! bis jegt noch nichts Thatsähliches nach­weisen, sondern nur Hoffnungen und Erwartungen, Befürchtungen und Mutmaßungen über dasselbe aussprechen können. In jener Zeit, als selbst die Gelehrtesten wo fest davon überzeugt waren, daß die Erde stille stehe, die Himmelskörper aber um die Erde als Mittelpunkt sich bewegten, Lebte im Morgen­­lande ein mächtiger Sultan, der eifrig darauf be­­dacht war, seine Unterthanen vor gefährligen Neu­­erungen zu­ bewahren. Das neue Jahr rüdte heran und die Unterthanen des Herrschers trafen ihre Vorbereitungen, um das von ihnen hochgehal­­tene Fest durch Tempeldienst und allerlei Lustbar­­keiten zu feiern. Dem Sultan wollte das nicht ges­tallen. Durch die Bewegung­ der Zeit, sagte er si, werden die Menschen an das Sefeg der Ber­­änderlickeit erinnert und sie segnen sich selber nach Veränderungen. Er berief die Sternkundigen und verlangte von ihnen, daß sie Sonne, Mond und Sterne zum Stillstand bringen sollten. Die As­ro Dienstag, den 4. Jänner 1887 logen, aufrichtiger als sonft, erklärten, daß das nit in ihrer Macht liege. Große Zauberer könn­­ten wohl für einige Stunden auch den Gang der Himmelskörper hemmen, aber für die Dauer sei das nicht möglich, weil die bewegende Kraft eine zu starke sei. Dem Sultan, dessen Macht so groß sei wie seine Weisheit und den man mit Necht das beglühende Licht des Weltalls8 nenne, sei es aber ein Leichtes, einen Erlag zu schaffen. Die Kalender müßten verboten werden ; da­­zu die Zeitmesser wie Wasser-, Sand- und Son­­nenuhren ; den Unterthanen müsse verboten wer­­den, den Blick gegen den Himmel zu richten oder gar den Lauf der Sterne zu beobachten. Dann würde die Uusion der Unbeweglikeit von selber entstehen. hr Nachschlag, sagten die Weisen, würde si bewähren, unter der­ einen Bedingung jedoch, daß der­ Sultan das Kriegfüh­ren un­­terlasfe, denn Krieg sei der Rater der Beränderungen. Der Sultan lädelte über­­legen und voll arger Lit: er dachte, der Still stand im Innern ist Beilsam, das Krieg» führen aber werde ich nicht auf­­geben. Die Kalender sind bei uns nicht abgeschafft und die Uhrmacerkunst steht auf­ der Höhe des allgemeinen Fortschritts in den technischen Arbei­­ten. Wir schreiben heute 1837 und künstlich mit dem Ölodenschlag der zwölften Stunde haben wir in der Sylvesternacht den Eintritt des neuen Jahres begrüßt. Und siehe­­ uns beherrscht ebenso wie zu des hier in Nede stehenden Sultans Zeiten, die Ueber­­zeugung, daß alles Bestehende fortwährend der Bewegung und der Veränderung unterworfen ist. Das Kriegführen läßt sich nicht verbieten. Die europäischen Kabinete haben bei aller Auto­­rität, mit der sie ausgerüstet sind, es nicht im ihrer Macht, den Krieg, zu dem Bulgarien im S­ahre 1887 den Vorwand liefern dürfte, und jenen der zwischen Frankreich und Deutschland entbrennen fann zu verhindern. Emmassum #­­­­..­­ Seuillelon. Ein Traum in der Sylvesternagt. Die Siloesternacht hatte ich mit einigen guten Freunden bei einigen Gläsern Punsc­heiter zugebracht unter fröhlichem Geplauder über die Tagesereignisse, bei welcher Gelegenheit auch die neuerlichen Entlassungen verschiedener Diurnisten, ‚Diener, Heiger u. s. w. bei den hiesigen Gerichten zur Sprache gekommen waren. Kein Wunder, daß ich im Traume Bild an Bild drängte, nachdem ich erst in den Morgenstunden eingeschlafen war. 7% unternahm im Traume verschiedene Ges­chäftsgänge, und so traf ich vor dem K­omitat s­­ie den mir bekannten Herrn Sym­pestor des dort befindlichen Tartarus mißlaunig stehen. “ Sein sonst so freundliches, von einem behag­­l­en Lächeln strahlendes Gesicht war in ängstliche alten gelegt, welche nur ein heimlicher Kummer asselbe gezeichnet haben konnte, allem Ansceine­n­ befand er si in sehr unbehaglicher Stimmung. Es konnte dem Manne wohl pasfirt sein? Sch­agte ihn theilunehmend über den Grund feiner Sifiigen Mißlaune ; da seufzte er tief auf und ref: „Das Sparfillem, welches man wieder da n in Buddapest ausgehebt hat, läßt mi nicht them fommen. Sehen Sie, ich war so zu­­frieden bisher, ich Hatte meine Arrestanten morgens ‚Hofe herumspazieren, Holzspalten und höchstens spät, ich zu forgen; aber jegt ist der Teufel:­­08, seit die Sträflingsarbeit bs in die Aemter dringt. Strohdecen flechten lasfen und konnte mit A­ube meinen Frühtgoppen genießen. Wohl ist es hin und wieder vorgenommen, daß ein Arrestant durch eine zufällig offen gebliebene Thüre, über eine im Gedanken stehen gebliebene Reiter Weigaus ge­­nommen hat, aber das machte mir früher seine Sorge, denn vorher wußte ich ja nicht, was so ein Kerl für Absichten base, und wenn das Malheur s schon geshehen war, dann war es zu Sehen Sie, früh Morgens­chon wird eine Abtheilung von Sträflingen in­­ die verschiedenen Aemter dirigirt, um die Defen zu heigen, weil man aus Sparsamkeit die Heiger entlassen hat, und jegt beigen die Sträflinge den Beamten ein. Eine andere Abtheilung geht wieder die amtlichen Autographien zu besorgen, und jegt werden die Intelligenteren herausgefugt, um Kopi­arbeiten zu machen, denn die Diuinisten und Autographie­arbeiter sind alle entlassen worden. IH weiß schon nicht mehr, wo mir der Kopf steht und wo überall meine Pflegebefohlenen dur ihre­ unentgeltlichen AZunftionen dem Staatsjädel wieder auf die Beine helfen müssen ; denn verantwortlich bin ich für sie, und müßte jeit Argusaugen haben, um Alle über» wachen und Abends wie eine Gludhenne ihre Jungen zusammenladen zu künnen. X de fürchte übrigens, wenn das Sparsystem sich mit­ der jegigen Behemenz weiter entwickelt, daß man auch d­iese „Aushelfer" entlassen wird, ‚Sin ein. Ar: bogen Beilage ı und das Allnikirt­­um sie nicht verpflegen zu müjsten, dann werde i­ch überflüssig und kann Sparsamzeit halber auch gehen !* So drühte dem Manne mein Beileid aus und begab mich weiter im den ersten Stock des Gebäudes, wo ich mehrere Arrestantenwachmänner und einen mir bekannten, noch nicht entlassenen Diurnisten antraf, die einige Me bes­obachteten. Auf meine Anfrage, was dies zu bedeuten habe, erfuhr ich, daß das Beweisverfahren im Strafprozesse zufolge höherer Anordnung aus Sparsams­eitsquaditäten bedeutend vereinfacht worden sei. Y Anstatt, daß nämlich die hier spielenden fünf A Inquisiten, die als Betheiligte bei einem Einbrusdiebstahl verdäftigt sind, Monate lang in Untersuchungshaft das Brot des Staates essen, und anstatt, dag ein Untersuchungs­ vichter sich die Mühe geben muß, sie zum Geständ­­nisse zu bringen, müssen sie unter­einander würfeln, und Derjenige, der die wenigsten Augen wirft, hat als Schuldiger zu gelten, die Anderen werden [o­­gleich entlassen und bekommen schon heute seine sauren Bohnen mehr zum Mittagmahle. Übrigens, fragte mir mein Bekannter, sol ihon ein Vorschlag unten liegen, daß auf ähn­­liche Art auch die Nichter in Strafangelegenheiten erspart werden, der Beschuldigte spielt nämlich, nachdem er sich [chon |chuldig gewürfelt hat, mit dem Ankläger „gerad oder ungerad“ um den niedrigsten oder höchsten era und der Gerigts­­hof it, a BED z. Zwil» Mt , N · ra ae etc ne BIER ERENTO EN

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