Oedenburger Zeitung, 1887. Juli (Jahrgang 20, nr. 147-173)

1887-07-01 / nr. 147

EEE­RER --- .—-- :-.. .— « seine eigenen Synteressen im Auge und dadurch richtete er die Gesammtheit zu Grunde. Diese Historischen Thatsachen nun, die sr im Verlaufe von mehr als zwei Synhıdyunderten entwicklt hatten, faßte Kronprinz Rudolf in ein kurzes schlagendes Wort zusammen, das die Vergangenheit­ mit wunderbarer Schärfe charakte­­risirt und zugleich die Lehren derselben auf die Gegenwart mit genialer Unmittelbarkeit überträgt. „Es wird mich immer freuen, zu reichen,“ sagte der Kronprinz der Adele­­deputation, daß der Adel Polens in vem Wohle der Gesammtheit aucd sein eigene­s Wohl erblicht* In dem Wohle der Gesammtheit!.. Braucht dieses Wort noch eine Erläuterung? Dan wird es verstehen in dem Lande, in welchem es gesprochen wurde ; man wird «s in allen österrei­­cischen, und nit minder in allen ungarischen Ländern verstehen. Der Adel wird es verstehen, die Bevölkerung wird e8­st tief ins Gedächtnis prägen, und die brausenden Hochrufe, welche der Nede des Kronprinzen folgten, zeigten deutlich, daß sie einen freudigen Wiederhal in den Herzen des Volk­s erwedt haben. PS­STER, Bersprechen muß man halten! Dedenburg, 30. Juni. Wir Haben vor nicht allzu langer Zeit, ver­­mittelst eines von und reproduzirten Schreibens der hiesigen Handels- und Ge­werbekammer den Beleg herbeigeschafft, daß die Negierung auch hinsichtlich der Modalitäten zur Beistelung von Bedürfnissen für die ‚Hondedarmee viel versprochen, aber blutwenig gehalten hat. Sie hat nämlich bei Hintangabe dieser Lieferun­­gen die weitestgehende Rücksichtsnahme auf die Klein­­nerven Gewerbetreibenden Ungarn vers heißen und mit Ausnahme, einiger weniger Stücke Fußbekleidung, die man liefern ließ, wurden doch die weiteren Offerte des Steingewerbes ,einfach­­ ad acta gelegt und nach wie vor die Großindustrie mit der Herbeischaffung der Heeresbedürfnisse betraut. Bei­­­sprechen, aber soll man halten, insbeson­­dere ist der Staat, al­moralische Person, dazu verpflichtet, Eben der Staat, welcher zum Zwecke der Er­­füllung seiner Aufgaben den steuerzahlenden Bürgern sehr beträchtliche Lasten auferlegt, ist gleichzeitig Kon­­‚Jument der Produkte des Bodens und des Gewerbe­­fleißes. Wir erzählen nichts Neues, wenn wir sagen, daß insbesondere das Heer, welches zur Sicherheit gegen äußere Feinde besteht, zu feiner Bewaffnung, Bekleidung und Ernährung große Quantitäten der wer­­ch­e der­artigsten Artikel braucht, deren Lieferung nach Mögl­ichkeit allen Steuerträgern verdient geben sollte. Wenn wir schon ein enormes Quantum Menschen für das Nichtsthun (im Frieden) füttern müssen, so ist es nicht mehr als billig, daß es wenigstens mittelbar für den Bürger wieder frustbringend sei. Die Er­­haltung des Militär überbürdet uns mit füt uner­­schwinglichen Aussagen, ja­ allein das Geld das in­s Strömen dahin fliegt, sol wieder durch Tausende von Kanälen der Industrie zum Volke zurückfließen. Die Sol­­daten verzehren, sollen aber wieder zu verdienen geben, so ergibt sie ein gewisser Ausgleich. Sobald jedoch die Beschaffung der Heeresbedürfs­iise so monopolisirt und zgentralisirt if, daß der von ihr zurückfließende Nasen nur einigen wenigen Kapitalisten zu Gute fühmt, hat der „d­eine Gewerbetreibende“ nur die schwere Last, aber nicht auch Die bescheidenen Bartheile, die aus dem stehenden Heere gezogen werden künnen. Das ist un­­billig und flieht im grellen Widersprüche zu dem Honig, den das f. u. Landesvertheidigungs- Ministerium seiner­­zei dem Kleingewerbe um den Mund strit. „Der Sprechen ist leicht und geht gar nicht schwer, denn was man verspricht, das halt’ man nicht mehr.“ Nun hat sich „angeblichh neuerdings, Über energisches Drängen des Slleingemerbestandes der Landesvert­eidigungsminister, im Sinne der von einer Enquete von Vertretern des Landesindustrievereines­­ und der Handels- und Gewerbekammern formulirten Vorschläge dazu bestimmen lassen, die Lieferungen der Fußbekleidungs- und sonstigen Lederartikel einem Unter­nehmer zu übertragen, der die Aufarbeitung des von ihm zugeschnittenen und dann kommissionell markirten­­ Materials zu festgelegten Einheitspreisen von Klein­­gewerbetreibenden in der Provinz aufarbeiten lassen will. Das wäre insofern ein Fortschritt, als die Aufarbeitung nicht mehr außer den Grenzen des Landes erfolgte, wie früher, und zahlreiche heimische Gewerbetreibende fi in die vom Militärärar verlangte Art der Konfektion eingearbeitet haben. Der Unter­­nehmergewinn bleibt indes bei Diesem vom­ L­andes­­­vertheidigungsministerium ganz ins Herz geschloffenen Syiteme bei einem Einzelnen, und es ist sehr begreiflich, daß der vaterländische Gewerbestand, der, wie bereits erwähnt, mit Steuern ja über genug belastet ist, Anspruch auf den ganzen Verdienst erhebt, den ihm Dieser Zweig der Staatsverwaltung gewähren kann­.Der in Folge der Verdi­stetung des politischen Horizontes plötzlich eingetretene Mehrbedarf fü­r die Ausrüstung der Honvedarmee und des Landsturms hat übrigens das Landesvert­eidigungsministerium zu einer direkten Inanspruchnahme des Gewerbestandes geführt und es hat sich herausgestellt,daß derselbe auch ohne die Vermittlung eines Unternehmers den Lieferungsbedingnissen zu entsprechen im Stande ist. Da nun die Erwerbsverhältnisse des kleinen Gewerbsmannes in den meisten Theilen des Landes sehr ungünstige sind,so ist das allgemeine Verlangen, es möge das am Ende Juni dem Ministerium aus stehende halbjährige Kündigungsrecht ausgeübt und die Lieferung des Bedarfes an Lederartikeln für die Honvåd- Armee direkt den Kleingewerbe­­treibenden übertragen werden,in den Verhälts­­issen begründet.Der Landes-Industrieverein und mehrere Handels-und Gewerbekammern haben sich zum Dolmetsch dieser Forderung gemacht,sodaß der Landesvert­eidigungsminister zur Einberufung einer Enquete geschritten ist. Leider ist das von so viele Interessenten ge­­wünschte Resultat nicht zu Stande gei kommen.Die Fürsprecher des Kleingewerbestandes, beziehungsweise einer prinzipiellen Dezentralisation des Lieferungswesens wenigstens in diesem einen Zweige desselben waren nicht in der Lage,mit konkreten Vor­­schlägen bezüglich einer genossenschaftlichen oder kon­­sortialen Organisation der Lieferunge­ hervorzmreten, welche die vom militärischen Standpunkte nöthigen Garantien soliden rascher und auch für außerordent­­liche Fälle ausreichender Leistungsfähigkeit geboten hätte.Die Theilnehmer der Konferenz konnten sich nicht der Berechtigung des ministeriellen Standpunktes verschließen,daß Volle Garantien für die Schlagfertig­keit der Landwehr geboten sein müssem ehe ein nenes Lieferungssystem für ihn annehmbar ist.Und darum wurde die Forderung nach sofortiger Kündigung des bestehenden Lieferungsvertrages auch von den wärmsten Befürwortern der gewer­bliche Interessen nicht aufrecht­­erhalten. Umso mehr aber muß darauf gedrungen werden, daß schon lange vor Ablauf des noch­dei­thalb Jahre in Kraft stehenden Vertrages die Modalitäten festgestell werden, unter denen der Steingewerbestand im Wege der Assoziation Direk­: die Lieferungen über­­nehmen kann, denn eine Dezentralisation derselben ist nicht nur dem gewerblichen und sozial­­politischen, sondern auch vom militärischen Standpunkte unbedingt geboten.­­ Es kann nicht im Interesse der Landesvertheidigung liegen, die Beschaffung der vers­chiedenen Kathegorien ihrer Bedarfsartikel gewisser­­maßen auf eine Karte zu fegen, von der Sach Kenntniß, Redlickeit und Kapitalstraft eines einzigen Unternehmers abhängig zu machen. Auch fan der be­­rechtigte Wunsch nit nur der maßgebenden Kreise des Landesvertheidigungministeriums, sondern all der ge­­plagten Steuerzahler, daß bei der Ausrüstung der vaterländischen Streitkräfte jede unnöthige Aus­­gabe vermieden werde, daß also die Konkurrenz ihre preisvermindernde Wirkung ausüben könne, nur dann erfüllt werden, wenn es im Lande eine größere, Anzahl bertrauendwürdiger, tüchtiger, erfahrener Reflektanten auf die militärischen Lieferungen geben wird. Diese müssen indes durch Beiziehung gewissermaßen heran­­gebildet werden. Anfangs mögen sich ja gewisse Nach­­theile gegenüber der konzentrirten, individuellen Ver­­antwortlichkeit eines einzigen Unternehmers heraus­ ftelen. So groß aber sind diese nicht, um auf die Dauer gegen die wirtschaftlichen und militärischen Vortheile der Dezentralisation in die Wagshale fallen zu künnen. Der Herr Landesvertheidigungsminister hat fürrester Weise seine Bereitwilligkeit zum Eingehen auf jedes ihm genügend Garantien bietende Lieferungssystem deflar­nt. Er wird beim Worte ge­­nommen werden Möge nur dann, wenn die zweckmäßige Organisation leistungsfähiger Lieferung» Genossenschaften gelungen sein wird, der gleiche gute Wille auch bei seinen sänmtlichen, Organen si be­tätigen und wohl­wollende Förderung der Sache an die Stelle wohlwollender Phrasen treten. BVersprechen muß man halten ! Behprim, 28. Juni. Seftern Nachmittag um halb 6 Uhr ist unser allverehrter, geistiger Oberhirt, der hiesige boch­­würdigste Bischof nach langem Leiden. Im­ Alter von 68­ahren an einer Lungenentzündung ge­torben Proffior Schröder aus Wien wurde an das Krankenlager des Kirchenfürsten be­­rufen, konnte ihm aber nicht mehr helfen. Sigmund Kovács wurde in Banob St.­­György (Komitat Zala) am 21. Oktober 1820 geboren. Sein Vater Anton Kovács war Defonomie­beamter der ho­chfürstlich Efter- Házyichen Herrsgaft. Nach Absolvirung der Mittelsgule studirte er teils hier in Vegprim, theils am Wiener „Päzmäneum“ Theologie. 1844 wurde er als Kaplan nach ES­ehHi geshicht, aber wo im selben Jahre zum Studienoberaufseher am Pester Seminar ernannt. I dieser Eigenschaft wirkte er an als fuplerender Professor an der theologischen Fakultät. Im Jahre 1850 berief ihn Bischof Ranolder als Konfistorialnotar und bischöflichen Sekretär zu sich. 1851 wurde er Kosistorialheiliger, 1854 bischöflicher Kanzleidirektor und im selben Jahre Canonicus a latere. 1867 wurde er zum Prälaten der königlichen Tafel ernannt, in Folge dessen er seinen Wohfig nach Pest verlegen mußte. Als bei der Umgestaltung der Geritshöfe die Stellen der kirch­en Gerichtsheifiger aufgehoben wurden, ernannte der König Kovács am 25. Januar 1869 zum Bischof von Fünflichen. 1877 wurde er auf den Weltprimer Bischofssig trangferirt, den er seit dieser Zeit inne­hatte. Seit 1874 war er wirklicher geheimer Rath . 1885 wurde ihm der Orden der eisernen Krone erster Klasse verliehen. Die materiellen Verhältnisse des Veßprimer Bisthums sind leider eben nicht die besten, weshalb der Administrator Karl Rath unlängst abdankte. Der gegenwärtige Administrator Emerich Sza 5ó wurde von Sümeg telegraphisch nach Hause berufen. ’ Dom Tage. Bischof Sigmund Kovács T. O Allerhödte Auszeichnungen. Sr. Maje­­stät der König bat dem pensionirten Ober­­physicus der Hauptstadt Budapest, Dr. Gregor Patrubäny, in Anerkennung seiner auf dem Gebiete des Sanitätswesens erworbenen Verdienste den Titel eines königlichen M Rathes, dem Konsistorialheiliger und Csäplöczer röm.-kath. Pfarrer V­ictor Kr­o6 in Anerkennung seiner auf dem Gebiete, der Kirche und­ des Volfsunterrichts erwor­­benen BVBerdienste das goldene Verdienst­­freud mit der Krone, dem Aportager evang. Wolfslehrer Zesepy Szk­ot­a in Aner­­kennung seiner­ mehr al­s fünfzigjährigen eifrigen und ersprieglichen Wirksamkeit das silberne Verpittengu­trenz mitt d­er Barone,­ dem Sefktionsrathe im Finanzministerium Gabriel Peterdy aus Anlaß seiner selbsterbetenen Pen­­­sionirung in Anerkennung seiner treuen und eifrigen Dienste den Titel eines Ministerialrathes, endlich dem Yaffyer Rabbiner Samuel Tauber das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen.­­ Seine Majestät der König ist am 28. Juni Nachmittage 4 Uhr von Wien, in Begleis­tung des General-Adjutanten ZML. Grafen Baar mit dem Expreßzuge der Westbahn nach Si h­l abgeg­reiit, traf aber bereits heute Don­nerstag Früh um 6 Uhr wieder in der österreichischen Resii­denz ein. Bei seiner Abdreife nach Zi­hl machte Se. Monjestät gegen Mittag dem Königen von Serbien seinen Abschiedsbesuch. König Milan fuhr hierauf um 7 Uhr Abends in das Helenen­­t­al der Baden, von wo derselbe Donnerstag nach Wien zurückkehrt, um am darauf folgenden Tage (morgen Freitag) Früh über Gleich­en­berg nach Belgrad die Nachreise anzutreten.­­ Der k. u. Ministerpräsident in Wien. Herr Koloman von Tiga trifft in den nächsten Tagen in Wien ein. Herr dr. Zipa wird dem Kaiser-König über das­­ Ergebniß der Reichstags­wahlen Bericht halten, dem­­selben über eine Reihe laufender Gegenstände Vor­­trag erstatten und sich von dem Kaiser-König ehe dieser Wien wieder, behufs Reife nach Fiume verläßt, verabschieden. « Zur Spiritus Wlener » Reform. Die „Budapester Korrespondenz“ meldet: «Ministerial­­ratd Ludwig und Geltionsrat. Mapay verhandeln seit einigen Tagen in Wien mit den, Sadhfferenten des österreichischen. Finanzm­i­­nisterium ® über die Frage der Spiritu­steuer-Reform. Ein Theil des im Herbste den Parlamenten zu unterbreitenden Gefäßentwurfes ist bereits festgestellt worden.­­ Die so bevorstehenden Neichstags- Wahlen. Im Laufe der nächsten 10 Tage werden die noch ausständign Abgeordnetenwah­­len stattfinden. Es soi nämlich die Nahmwahl im neunten Bezirk­ von Budapest am 4, die N Stichwahl in O+«Becse am 6., die Stichwahl in beiden Bezirken von Kecssement am 7, die neue Wahl in Berbö6 am 8., die Stichwahl in Werfdeg am 10. Juli vor fi­­ehen. Für die Stichwahl im Bezirke Teth des­ Raaber Komitates ist der 5. Juli anberaumt. O wieder ein Wahlerzelt. Aus Papa schreift man unterm 28. Juli. Anläglich der am 5. Juli im T­ether Bezirk stattfindenden Stichwahl zwischen Ludwig Goda(G. DO.) und Ludwig Hentaller (U.-P.) fanden in Ki6- Pecz Fel-P­ecz und Kajar blutige Erzeffe statt, wobei viele [eere Ber­­uf

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