Oedenburger Zeitung, 1887. August (Jahrgang 20, nr. 174-197)

1887-08-02 / nr. 174

drücken,die er empfangen,"wieder nach Ebenthak zmücks zieht-wird die Situation dann irgendwie besser als die gegenwärtige sein,wird der Prinz irgendwelche Chancen haben, von Rußland anerkannt zu werden, und wird Rußland überhaupt den Willen zeigen, si mit dem neuen Regime zu versühnen ? Auf alles Das ist absolut nicht zu hoffen. Bulgarien aber wird in der schlimmeren Situation sich befinden, daß er statt dreier Regenten, welche mit fester Hand die Zügel geführt, einen Zürften besigen wird, der jedoch außer Pandes weilt und von seinem weit entfernten Schlosse gar nur in der age sein wird, die Verhältnisse in Bulgarien, wenn er vielleicht auch, sonst alle Eignung dazu hätte, zu dirigiren und zu beherrschen. Da es sich dabei um ein Mitglied unserer Honv&d- Armee, um den Prinzen eines unserem Vaterlande nahe stehenden fürstlichen Hauses handelt, fünnen wir, wiewohl unsere Monarchie politisch der Sache ganz fernsteht, nicht ohne Sorge an die Situation denken, an wie der Prinz sich aus eigener Wahl zu begeben gebe. ft. « Der „Alte von Htradella“ — todt. Dedenburg, 1. August. Mit Schluß des vorigen Monats hat das Königreich Italien einen schweren Verlust erlitten. Der dortige Ministerpräsident Agosim­o Depretis ist am 30. Juli im Alter von vinundsiebzig Jahren vom Tode dahing­rafft worden. Man nannte­ den verewigten,nutfettener Klugheit begabten Staatsmann, weil er in dem Dorfe Stradella in der Bombardei geboren wurde und so oft in seiner V­aterstadt weilte, als ihm nur immer sein hohes, wenig Mußestunden zulassendes Staatsamt die Reife dahin ermöglichte, den „Alten von Stradella“ Der Tod Agostino Depretis, Hat uich, allein bei allen gemäßigten Parteien Italiens tiefe Trauer hervorgerufen, er hat nit blog im D­­iri«­nal schmerzlich berührt, sondern er wird au auf die inneren Verhältnisse Italiens störend und ver­­wirrend zurückwirken. Seit dem Jahre 1876 mit geringen Unterbiegungen an der Sorge der italie­­nischen Regierungsgeschäfte stehend, hat der „Alte von Stradella“ wie kein Anderer vor ihm es verstanden, die auseinanderstrebenden Parteien des italienischen Parlamentes zusammenzuhel­en, das junge Königreich im Innern zu insolidiren und seine auswärtige Politik in die Bahnen des Ein­­verständnisses mit Deutschland und Oesterreich- Ungarn zu leiten. Der schmiegsame, biegsame Lombarde, der Mügfie und prakttidierte Politiker, den Italien in neuester Zeit besaß, hat zu vers­c­hiedensten Zeiten mit den verschiedensten Elementen regiert; er saß mit Nicotera und mit Crispi in einem Kabinett und hat die versiedensten Porte­­feuilles in seiner Hand vereinigt. Stets wirkte er dahin, die einander feindseligen Elemente zu vers­­ühnen, Italien die Segnungen des Friedens zu erhalten, ohne es dabei irgendwo aie Großmacht zu kompromittiren. Seit dem Tode Cavour’d war es weni­­gen italieniigen Bolitizern beschieden, einen gleich nachhaltigen Einfluß auf die Gesihte des Landes auszuüben, wie dem mun heimgegangenen De­­kretis­­chon die lange Dauer seiner Regie­rungsthätigkeit — er war in mancherlei Positionen mit zeitweiligen Unterbiegungen seit dem Jahre 1862 im Amte — brachte er mit sich, daß die Spuren seines Waltens ich in allen Beziehungen des italienischen Staats- und Bolfs lebend deutlich austrübten. Klug, bedächtig, in den Gehegen par­­lamentarisger und politisger Dynamit wohl be­wandert, war Depretis aud Ford besondere Berfatilität ausgezeichnet, die es ihm leicht machte, sie den neuen Situationen­­ sehr bald anzupassen und für die geänderte Lage auch alsbald die ent­ spreenden Mittel der Aktion zu finden. . Ueber den Lebenslauf des feinen geschichtlichen Nachwuchss sicheren großen Staatsmann Italiens erfahren wirkst.Jänner 1813 geboren­, funderte Depretis als Jüngling die Juriss­prudenz in Turin,erwarb dort das Doktor Diplom und ließ sich dann als Advokat in Mailand nieder, wo er sichalb thätigem Antheil an den Bestrebun­­gen zur Ei­igung hali ein nahm und dafür in verschiedenen Zeitschriften wirkte.Im Jahre 1849 wurde Depretiszanivikgouverneur der Pro­­vinz Brescia ernannt,­nachdem er ein Jahr vorher zum­ Deputirten von Brouli erwählt worden war. Diesen Wahlkreis hat er seitdem im­mer im Parlas­mente­­ vertreten. Im­­ Abgeordnetenhause saß er stets auf den­ Bänken der gemäßigten Linken, als ein Vert­eidiger des Kortfgritts. Im Jahre 1860 ernannte ihn Garibaldi zum Prodiktator von Si­­zilien, in welcher Eigenschaft er für die Annexion ‚Siziliend an Piemont thätig war. Am 3. März 1862 übernahm er im Kabinet Rattazzi die Leit­­ung der Bautenministeriume. Ricafoli berief ihn am 20. Juni 1866 in sein Ministerium, über­­trug ihm zuerst die Verwaltung der Marine und später der Fnanzen. Nach dem Rückritte Rca­­joli’d am­ 10. April 1867, trat, an Depretis aus dem Ministerium, widmete sich aber nach wie vor mit großem Eifer als Deputirter den Ange­­­egenheiten seines Landes und wurde nach Nattazy i­m Tode zum Führer der Oppositionspartei gewählt. Als das Ministerium Wenighetii am 18. März 1376 in der Minderheit blieb, wurde Depretis mit der Bildung eines Kabinets der Linken beauf­­tragt, in dem er außer der Präsidentschaft die Verwaltung der Finanzen übernahm. Nach dem Austritt Nicotera’s am 16. Dezember 1877 war Depretid im Ministerium Pepretis-Crispi M­inister des UAerg­ rn. Vom 24. März bis zum 19. Dezember 1878,­­als Chiroti zum erstenmale am Nuder war, hatte­ Depretis keinen Antheil an den Staatsgeschäften, während er vom legtges­nannten Zage an bis zum 3. Juli 1879 als Ministerpräsident die Portefeuilles des Aeugern und des unern für fi behielt. Als Cairoli sein zweite Ministerium bildete, hielt ÜH Depreitis mehrere Weonate zurück, bis ihn die parlamentaris­chen­­ Verhältnisse wieder in den Vordergrund drängten. Im November mußte ihm ıiroli das Ministerium des Arm­ern übertragen, welche­er auch, nachdem sein minder glücklicher Nebenbuhler der tunesischen Angelegenheiten wegen zurückgetreten war, in dem nach ihm benannten vierten Kabinet (29. Mai 1881) verwaltete. Dur ihn oder mit seiner Mit­wirtung kam auch ein wichtiges Geiäß über den Ausbau des Eisenbahnweges, die Erhöhung de Militärbudgets, die Abschaffung des Zwangs­­furjes und das Wahlgeieg zu Stande. a EEE TREE TEEN N Dom Tage. Weber Eheschließungen. Zur Richtschnur für das Vorgehen bei Ehe­­fliegung solcher Personen, die in Ungarn ge­boren, aber weder dort noch in der österreichischen Reichshälfte nachweisbar h Heimat­berechtigt sind, publizirt das „Wiener Diözesanstatte nachstehenden Erlag des Ministeriums­ des Innern. Nach den bestehenden Vorfäh­rten ist es Aufgabe des um die Vornahme der Eheinliegung angegangenen Seel­­sorgers, behufd Sicherstellung der persönlien Fähig­­keit zur Eingehung einer Ehe sich über die Staatsbürgerschaft der Brautleute durch deren Vernehmung und Prüfung der in ihren Händen befindlichen Dokumente die Gewißheit zu verschaffen. .Es wird bei dem Abgange aus reigender Auskünfte und Nachweise Hierüber insbe­­sonders dem Seelsorger obliegen. Die Staatsangehörig­­keit der Eltern und­ Großeltern zu erforschen, und wenn all hierüber ‚seine genügenden Aufschlüsfe zu erhalten sind, und wenn es si um in Ungarn geborne Personen handelt, dieselben zu verhalten, daß sie sich wegen Erhalt eines Heimathaposumen­­tes zunächst an die kompetente ungarische Be­hörde des Geburtsortes menden. Sollten die an­ gedeuteten Erhebungen, beziehungsweise Einschreiten zu seinem Resultate führen, und außer dem Se­burtsorte, der oft,ein ganz zufälliger sein kann, seine sonstigen Anhaltspunkte für, die ungarische Staatsangehörigkeit, gegeben sein, so, erübrigt wohl nichts, als bei solchen Personen bezüglich der Bes­urtheilung der persöntigen Fähigkeit, zur Eingel­dung einer giltigen Ehe ‚nach den Bestimmungen des in der Österreichischen Reichshälfte giltigen Ehes­rechtes. vorzugehen. O spie-Höchste Auszeichnungen Se.Majestät der Konia hat dems Sekretär derroaer Domäne, Johann Daniel, in Anerkennung seiner viel­­jährigen treuen­ und eifrigen Dienste, daß Ritters treuz d des franz Josterordens, dem Re­dakteur des „Somogy“, Herrn Stefan ob­oz, den Titel eines fönigligen Nathes ver­liefen. — Ferner hat der Monarch den Sektions- Eherf im österr. Handelsministerium, Dr. Heinrich‘ mit dem Dcden der­­ Eisernen Krone zweiter Klasffe sittr v. Witte, und den Ministerialrath im jenseitigen Ministerium für Kultus­ und Unterricht, Dr. Benno Fitter v. Dapid, mit dem­ Hitterfreug des Leopold» ordend ausgezeichnet.­­ Das Jubiläum des Papstes. Aus An­­laß des Jubiläums des Papstes, werden die Katho­­liken Ungarn­s befannrlich Sr. Heiligkeit eine Huldigungsadresse unterbreiten, zu welchen Behufe etwa 1500 Substriptionsbogen ausgegeben wurden. Man rechnet darauf, zirka Ddritthald Millionen Untersgriften zusammenzubringen. Die aus gleigem Anlasse eingeleitete Sammlung von Peterspfennigen dürfte eine Summe von 240.000 Franc­ ergeben. Die vermiedenen funstvollen Handarbeiten, welche Damen der Aristokratie für den Bapst verfertigen, werden wahrscheinlich in Budapest ausgestellt werden. Wien spende ebenfalls einem sehr namhaften Pfeispfennig und Seine Majestät schliegt ich mit der Widmung eines fostbaren mit­­ Diamanten belegten Kreuzes den­ Oratu­­lanten an. O zum Bode des Ministerpräsidenten Depretis. Der italienische Weinisterrath bescle, dem Könige Die Demission des Kabi­­nets zu überreichen, dessen Mitglieder inzwisc­hen die Geschäfte fortführen ; der Ministerrath beschlug ferner, an die Wit­we des verstorbenen Minister­­präsidenten ein Beileid vom Telegramm abzuleichen und das Reihenbegängniß des V­erewigten auf Staatskosten zu veranstalten. «­­ OxinEel Hensisisr die Kronprinzessin Fiephank­,Herr Knolh der Bürgermeiner von Karlsbad,fuhr vorgestern nach Fran­­zensbad.Um der Kronprinzessin Nas­sens der Stadtskarlsbad eine herrlichebLZtnlli­meter lange,46 Zentimer breite,46 Zentimeter hohe Ebenholzkassette zu überreichen, deren Deckel und Seitenwände mit 900 Sprudel­­steinen geziert sind.Unter letzteren befinden sich Prachtexemplare sekte insrer Art,wie sie seit fünfzig Jahren nicht m­ehr gefunden werden,darunter auch ein kostbarer erbsenbrauner Sprudelstein.Die Kassette birgt fünfundzwanzig photographische Aufnahm­e von Karlsbad.­­ Dein bevorzkehen der Erwäge­ sinkt Angesichts der nahegerückten Möglichkeit des Todes des Königs Wilhelm von Hollanddes merkt die Nationale Zeitung,dessen siebenjährige Tochter Wilhelm­ine sei nur in Holland erbberechtigt;in Luxenburg sei das Erbrecht des Ex-Herzogs Adolph von Nassau zweifellos,was wie­ in politischen Kreisen verlautet, auch von Deutschland anerkannt und kräftig unterstützt werden würde.. ocin ungarischerztpanspiekergewett. ScMajestät der König bat dem Vizepräsidenten des Zentrals Direktionsraches des Landes-Schaus­­pielerverbande6,Nikolaus Fekeki,und seinen gesetzlichen Nachkommen,in Anerkennung seiner auf de­n Gebiete des vaterländischen Schauspieltoesens erworbenen Verdienste,taxfrei den ungarischen Adel mit dem Prävikate,Nagy-Galambfalvi«­­verliehen. «·" Ozusgmeeäreisens Se.Maj"bestät­tl die Uebersetzung des Erzherzogs Otto,Ober­­lieutenant im Uhlaneni Regiment Nr.12,zum Dragoners Regiment Nuö angeordnet;dielieber­­nahme des Feldmarschalls Lieutenants Ludwig Ritter Fröhlich von Elmbach und Groara, Festungskomm­andanten i­n Olmütz,a«uf sein­ Uns suchen in den wohlverdienten Ruhestand an­­geordnet und demselben bei diesem Anlasse unter Anerkennung seiner mehr als fünfzigjährigen, im Frieden wie vor dem Feinde ausgezeichneten Dien­st» leistung den geld­zeugmeisters&chavabter ad honores verliehen. Sch­eßlig die Uebernahme des Überzählig­er Wartegebühr beurlaubten gelds marjgallstieutenants Karl Krenog nach dem Ergebnisse der n­euerlichen Sußerarbitrirung als dienstuntauglich in­ den wohlverdienten Ruhe­­st­an­d angeordnet und demselben bei diesem An­­lasse, in Anerkennung seiner langen, sehr einpriege­ligen und vor dem F Feinde ausgezeichneten Dienst­­leistung das Ritterkreitng des Leopold­­ord­ens verliehen. O Ministerrat$ in Budapest. m Laufe der ersten Augustwoche treffen die meisten Minister in Budapest ein, um den Budgetentwurf für 1888 gemeinsam durchzuberatden. Die betret­­enden­­ Ministerrathsfigungen werden­ im großen Saale des Handelsministeriums­ stattfinden. Oder General Infanterie Truppen In­­spektor. Morgen den 3. August begeht !eldmanigall Erzherzog Albrecht in Baden seinen siebzigsten Geburtstag. = ‚Großartige Vestivitäten finden aus Anlag deffen in der Schwefelstadt und auf der „Weilburg“ statt. Bei dem Barkfeste wird die Kapelle von „Baron Knebel“ 76. Infanterie-Regimente mit» mirfen. sp« ,OberstI Minkanregelrgscinisterhat—— wie uns aus Wien berichtet wirds bezüglich der rechtzeitigen Lieferung des genannten Bedarfes an neuen Repetiergewehren für die Infanterie und Jägertruppe endgültige Verträge abgeschlossen­.Seitens des Honvédministeriu­­s und des österreichischen Lande­s­vert­eidigungsministeriums wurden­ ähnliche Waffen­­lieferungsverträge bisher noch nicht abgeschlossen. Ordsxund­stille.Das­ Budapester Journal«hat mit ketztethuli zu erscheinen auf­­gehört...Ein Theil de­r Mitarbeiter und die ganze Administration übergehen zum „Budapester Tagblatt.“ «

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