Oedenburger Zeitung, 1887. September (Jahrgang 20, nr. 198-222)

1887-09-01 / nr. 198

,.-«"«Iix,:7-.23-.«-.i-;r.-.-psi--s. Gouverneu­rs von Ostrumelien zu übertragen. Die Kandidatur Ernroth's für den .bulgarisschen­ Thronbleibe au­sgeschoffe. Sollte si der Prinz von Koburg nicht gut­­willig an Bulgarien entfernen, oder sollten die bulgarischen Gewalthaber sich der Ein­­führung Ermroth’3 in­ die erwähnten Aemter durch den türkischen Oberkommis für Artin Efendi widerlegen, so Habe der Sultan sich verpflichtet, eine turkfifhge Armee gegen die Widerspänfjtigen vorrücen zu laf­ten. Wenn obige Nahhrigt authentisch wäre, so ginge es wirklich los, denn bei der gegenwärtigen Stimmung ist es wahrscheinlig, daß man, den Kommifisäiren dem &tmtritts nach Bulgarien verweigern würde, oder, daß sie nicht als solche, sondern nur als Privatpersonen in’s Rand kommen könnten. Man erklärtt in Sophia,daßß kein Vertrag den Mächten das R­echt gewähre, Kommissäre zu entsenden. O Todesfall. Aus Stuttgart wird der am 29. d. daselbst erfolgte Tod des mürttember­­gisgen Ministers des Junkern, Herrn Lulius von Hölder,gemeint. Ee. Exzellenz war im Jahre 1819 geboren. O Der deutsche Kronprinz kommt nach Oesterreich. Dran schreibt unterm 29. d. M. aus Troblach: Graf Kodolinsky bestellte hier für den deutschen Kronprinzen pro 4. September eine Wohnung für dreißig Per­sonen 63 ist ein längerer Aufenthalt in Aus­­sicht genommen. Der Kronprinz dürfte von einem Erzherzog Namens des österreichisch­­ungarischen Hofes begrüßt werden.­­ Entlasung aus dem S­taatsverbande. Die f. f. österr. Stadthalterei hat dem bayerischen a. D. Professor an der technischen Hochschule­ zu München, Herrn Heinrich Freiherrn v. Schmidt, Soh­n des Don und Bathhaus- Baumeisters Friedrich Freiherrn vu. Schmidt, jammt Familie dir angefuhte Entlaffjung, aus dem Öster­­­reicgischen Staatsverbande Br willig, da der Genannte bayerischer Staats­­bürger wird, reiht und Abends nach 8 Ur wieder in Wien eintrifft. Die Züge sind mit einem Restaurations­­­­wagen "der­ internationalen Salafwagen-Gesellshaft­­ vergeben, so daß auf der Hinfahrt ein Frühstüd und während der Radfahrt ein Diner eingenommen werden kann. Diese Renn-Bligzüge können diesmal auch von Baden, wie von Wiener­ Neustadt aus bemügt werden. Die T­eilnehmer an diesen Zügen erhalten Plaques, welche semnwohl für die Hin- und Nachfahrt, als auch zum Eintritt in den Aktionärs raum berechtigen. Der Preis D­ieser Plaques bes­trägt : 1. Klasse 15 fl., 2. Klasse 10 fl. * Zur Schleraufnahme. Von der Direk­­tion der hiesigen kön. höheren Staatsmägchenschule werden wir ersucht, den P. T. Eltern bekannt zu geben," daß nach der neuen Lehrverfassung der Hö­­­­heren Mä­dchenschulen die Mädchen nach dem zurück gelegten 10. Lebensjahre bei absoloirter 4. Volfe­­iQulklasse aufgenommen werden. Vom nächsten 1883/94 Schuljahre angefangen werden daher Schü­­lerinnen, die älter als 11 Jahre sind, nur ganz ausnahmeweise uod in die I. Klasse aufge­nommen. Die Direktion bittet die betreffenden Eltern dringend von dieser Verfügung des hohen Mi­­nisteriums im Synteresse ihrer Kinder Notiz nehmen zu wollen. * Ein Säfterer. Wie wir erfahren, wurde hier ein sicherer Karl Lang aus Wien, ein etwa 36jähriger, bartloser junger Mann, der seiner Kleidung nach für einen geistlichen Herrn gehalten werden konnte, in einem Burdenfhant verhaftet, wel er — de kräftig wirkenden, süßen Mebensaftes vol — lästerliche Reden führte, welche eine Verhöhnung der Religion und eine Bekritte­lung priesterliche­r Handlungen zum G­egenstande hatten. Anfangs hörten ihm die Zeitgenossen, Diedere Wirthchhaftsbürger, erstaunt zu, da er aber in seinen‘ Ausfällen auf ‚die Kirche, immer heftiger wurde, ergriff die Zuhörer eine Leicht begreiflice Entrüstung und sie jegten den angebligen „geiste­lichen Heren“ resolut an die Luft. als Yang dergestalt aus dem­ Weinhause hinausgemaßregelt worden war, fegte er noch auf der Straße sein Schimpfen fort, so daß er arre­­tirt und des andern Zages von hier abgehoben wurde. Lang hatte hier am legten Sonntage bei vers­chiedenen, hier, Priestern, bei denen er in einem dun­­kelfarbigen, langen, allerdings etwas defekten Rad gekleidet, vorsprach, u­nd von ihnen für einen be­­drängten Amtsbruder gehalten worden ist, eine Untertragung fr­eibettelt. Laut Wiener Adressen- Schema ist Karl Lang in der That als „Welt­­priester“ — wohnhaft Fünfhaus Kranzgasse 14 — verzeichnet. * Erdbeben und „Reitlsche Tage“. Rudolf W­ald stellt als die wagten kritischen Tage in Aussicht den 17. September, den 2. und 16. Ok­tober ; besondere am legtgenannten Xage soll es nach der Prophezeitüng bdieses Gelehrten zu starren Erderschütterungen kommen. Einen neuen Beweis für die Richtigkeit der Yalles­chen Theorie hat das heftige Erdbeben abgegeben, welche am 22. August in Werny stattfand. * Brand. Aus Bagtori wird uns mit­­getheilt, daß daselbst dieser Tage eine mit Dampf­­frott betriebene Dreschmaschine ein Unglück ange­­richtet habe. Als die Weashine im Gange war, stoben einige Funken aus deren Rauchfang auf die Vorräthe vor einer benachbarten Steuer und steck­ten­ dieselben in Brand. Es gingen bedeutende Duantitäten des Wirthsgaftsstroges und schlieglie die Dreshmargine selbst in Zlammen auf. fYystenos zch viertägigem" Starrkrampfe starb ohne Wiedererlerin­gung des Bewußtseins der Preiger Idvokat Dr.Nagel im Zo Lebensjahre Die­ eit­­same Todesak­ sowie die hier allgemein­ bekannte Thatsache,daß Nagel nicht nur sein bedeu­tendes Privatverm­ögen verlor,sondern auch noch eine große Schuldenlast hinterläßt—man­ spricht von mehr als 200.000 fl. — gab zu dem allgemein verbreiteten Gerüchte Anlag, derselbe Habe sich ver­­giftet, weshalb die Leiche obduzirt werden wird. Den Ruin dieses sehr begabten Rechtsan­waltes sollen dessen verschiedene Eisenbahn-Projekt­e, Ee­­somptegeschäfte solche Börsenspiel an der Wiener und Berliner Börse herbeigeführt haben.­­ qukvericxptofion In Boulac vei Pay­me (Kanton Waadt)ist das ketchlich geküllte Pulver-und Munitionsmagazin deretitensmnms Devycon in die Luft geflogen Es exploderten 3000 Kilogramm Pulver, 800.000 Kilogramm Patronen und tausende von Shrapneld. Das Magazind- Gebäude ist vollständig zerstört. Die Grun­dstücke in der Nähe wurden stark vermültet.­­ Die ganze Gegend war stundenlang in größter Aufregung und Besorgung. Menschenleben gingen glücklicher Weise nit verloren, dagegen ist der Schaden an öffentlichen und Privat-Eigenthum beträgt sich. + „Theaterbrand. In der Nacht vom 28. auf den 29. August brannte das „Beoble’s Opera Douse“ in Stodport (Grafigast Ch­ester) ab. am Feuer enttand zum Glück erst nach der Vor­­stellung. Sämmtlige Koulissen und die Garderobe der Schauspieler wurden ein Raub der Jammen. Nach dem neuesten Werke des Ingenieurs Gilar­­done über den Brand der P­ariser Komischen Oper ist der Brand in Stodport der neunte Thea­ terbran­d in diesem Sahre. + Ein farekliher Mord. In der Not von Freitag auf den Samstag zwiscen 9 und 10 Uhr wurde der bei Frau Katharina Schaden in Zwettl bedienstete 23jährige DH ausfnehr Franz Storch ermordet. Mehrere Bur­schen, darunter der Hausfneht Franz Storch und der beim SE. Postmeister Fidelius Schaden bedienstete Po­ jtilon Franz Yan­da, vertrieben fi im Gast­haufe des Herrn Ertl in Zwettl die Zeit mit dem Kartenspiele. Beim Spiele erlitt der Bou­ilfer einen unbedeutenden­­ Verlust, der dem Hausf­ed­e zugute­kam. Alsbald verlieh der Hausm­eht das Lokal und begab sich ins Freie. Janda, der gleich darauf aus dem Wirthshause geschafft wurde, bemerkte den Hausmnedht, schleuderte ihn an das Thor an und verlegte ihm mit seinem Brodmerser einen derartigen Stich in die rechte Halsgegend, daß der Hals bis in die Mitte zum Kehlkopfe Hin dichiänitten wurde und der Hausm­ehl des an­­deren Tages seinen Geist aufgab. Franz Janda wurde natürlich verhaftet.­­­­ Telegramme. Olmüß, 31. August. Morgen Donnerstag trifft der Monarch um 4 Uhr 10 Minuten Nach­­mittags hier ein. Die Stadt hat große Toilette gemacht; alle öffentlichen Gebäude sind deform­t und auch von den meisten Privathäusern wehen Fahnen­ in den österreichischen und mährischen Landesfarben. Der Monarch­ wird auf dem Bahnhofe von dem Landesausschusse, der Statvertretung, von Deputationen der Landgemeinden und der Handelskammer empfangen werden. Das Bürgerkorps wird auf dem Perron Auf­­stellung nehmen. In Lashlau mic Seine Majestät um 4 Uhr 50 Minuten eintreffen ; auch dort werden zum Empfange des Monarchen große Vorbereitungen getroffen. Das dem Herrn Kolarz gehörige Schloß Lasclau, woselbst der Monarch Wohnung nimmt, ist bereits prachtvoll hergerichtet. Zum Schlusse der Manöver findet eine Revue über 20.000 Mann bei Neudorf statt. Die Erzherzöge Albrecht, Wilhelm und Rainer sind bereits heute in Schloß König ein­­getroffen. Agram, 31. August. Der Sektionschef Stan­­topics wurde mit dem Orden der Eisernen Krone zweiter Straffe, der Landtagspräsident Mirto Hrvat mit dem Komthurkreuz des­ Franz Josef- Ordens und Ludwig Bulotinopics mit dem Ritterkreuz des Leopold-»-Ordens ausgezeichnet. Im Betrugsprozesse Starcevicz beschloß der Gerichtshof, die Erpensnoten desselben von Sach­verständigen überprüfen zu lassen. Starcevica stellte unter Anderem für die Eintreibung von 16.000 Gulden eine Erpensnote von 15.000 fl. auf. Paris, 31. August. Die Mobilisirungs­ Drdire für das 17. Korps ,ist bereits erfolgt und wird mit deren Durchführung Heute begonnen. Lokal-Rettung. Lokalnotizen. * Ein Bligzug aus Wien. Bei dem hier schon übermorgen beginnenden dreitägigen KRenns Meeting wird gli am erst­en Tage das große Maffishe­i zweijährigen-Rennen, der Bürgerpreis, am zweiten Tage aber der berühmte Transtam­bianische Preis gelaufen. Zu diesem Rennen verkehrt von Wien an jedem der drei Tage ein Klennblißz­eug, der um 11 °, Uhr vom Südbahnhhofe ab­ fährt, Oedenburg um 1,2 Uhr Neymittags cr> Tagesweuigkeiten. + Eisenbahnunfal. Aus Rom schreibt man: Ein aus Verona kommender Zug stieß beim Dofjobuonog mit einem aus Mantua kommenden Schnellzuge zusammen. Sieben Waggons entgleisten und wurden voll­ommen zertrümmert, eine Person wurde schwer, weun leicht verwundet. + Ein großer Postdießflaff. Am 29. v. DM. wurde auf dem­ großen belgischen Postdampfer­ „Parlament“ ein großer Postdiebstahl entdeckk. Am 27.0. M. ging der Dampfer von Dover zur fahrplanmäßigen Stunde ab, nachdem von dem Kontrolor des Schiffes die gesammte Geld- und Briefpost übernommen und in der für Dieselbe be­­stimmten Kabine untergebragt worden war. Das Schiff hatte außerdem zahlreiche P­usjagiere, welche die Ueberfahrt nach Ostende mitmachten. Al das „Parlament“ in Ostende landete und Die Post übergeben werden sollte, entdeckte man den Abgang von mehreren Geldposts Padeten, welche be­­deutende Summen enthielten. Die Visitation der Passagiere blieb erfolglos. Der Post-Kontrolor des Schiffes wurde, obgleich er seine Unschuld betheu­­erte, in Haft genommen. ee FREE­ ­ TEE TEE TEEN Der Band­wurm (Talnia mediocanel­­lata) und dessen Entwicklung. Um mich über die Entwickklung der Band« wurmös gemeinverständli auszudrücken, muß ich diesen Parasiten etwas eingehender beschreiben. Es ist bei erlangter vollkommener Ausbildung ein aus Meinen, flachen Gliedern, mit einem run­­den Kopf bestehender oft 5—6—8 Meter Langer Wurm, welcher in den Verdauungsorganen die Menschen lebt, und von dessen Säften er sich nährt. Wie bereits erwähnt, besteht ein derartiges Thier aus flachen Gliedern, die 0,5 bis 1 Centimeter lang sind, und ein jede­r dieser Glieder ist selbst lei­ensfähig und Hermaphrodit, das heißt fähig, ioh dur­ft selbst zu ver­­mehren. Am Kopfe befinden sich die schmäleren Glie­­der und so nah rüdwärts immer breiter und breiter ; die am Ende befindlichen Glieder werden immer reif, d. h. füllen fi mit vielen 1000 Heinen Eiern und lösen sich dann los vom Körper, um dann mit den Exkrementen und Freie zu gelangen. Um Freien angelangt, löst ei die obere Haut des ganzen Gliedes, und die fleinen Förndchenförs­migen, mit freiem Wege nicht bemerkbaren Gier sind mun ganz frei. Diese Heinen Eier umhüllt eine Harte Schale, so daß jelde längere Zeit Hindurch den größten Wi­derstand­ zu Leisten fähig sind. An den unteren Donau­rändern, wo auf Reinligkeit weniger geachtet wird, wie z. B. Ser­bien, Rumänien , wo die Bauern mit den Schwei­­nen so zu jagen zusammen wohnen, und da das Schwein gerannt als Omnivora Alles frigt, so verzehrt es auch die menjgligen Abfälle und so gelangen die Bandwurm-Eier in den Körper des Thieres. Hier im Magen löst ich durch die scharfen Magensäfte die harte Schale, und nun wird der Heine Bandmwurm, der sogenannte Cystercercus

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