Oedenburger Zeitung, 1887. November (Jahrgang 20, nr. 249-273)

1887-11-01 / nr. 249

.Mrskrww—-FWW-Hr7« « - .- · -—.,,s«»,k-·-,-«s,z»k-7-- a NET Ren RT seinen harten Standhaderz erhoben und er wird gegenüber den Delegirten sein,­­diesbezügliches Vorgehen zu rechtfertigen. Wir wünschen vom Herzen, es möge ihm gelingen, die patriotischen Besorgnisse zu zerstreuen, denn die Armee ist unser Hort und sie starr und mächtig zu sehen, ist ja unser Aller Interesse. Die Ansprachen der beiden Delegations­­präsidenten betonten die Opferwilligkeit der Vöiker dieser Monarchie, welche sich schon zu wiederholten Malen glänzend bewährt hat. Kardinal Haynald ist im Dieser Beziehung sogar zu weit gegangen, indem er die Wotk­ung der von der gemeinsamen Regierung gestellten Forderungen bereits antizipirt hat.­­ Die­ schwere Verantwortung, welche auf der­ Regierung lastet, zu betonen und ihr die gedrähte Lage der immer mit neuen Forderungen gequälten Bevölkerung wirksam zu demonstriren, wird Sache der Delegirten fein.­ eg BRNO leg­te Alle:Heiligen und Alferseelen. Didenburg, 1. November. Es ist Heute ein großer Feiertag, den mit tiefinnerster Erbauung die katholische Welt begeht, der Namenstag eines jeden Mit­­bürger­s, denn ec­ht das Jet aller Hei­­ligen; aber nicht jeder Glaubensbelenner erkennt den Kultus der Heiligen als rreligiöse Pflicht an, welche nur dem Katholiken als Fürbitter ihrer Wünste,bei dem Allmächtigen, als dem ihm willkommenen Träger ihrer Gebete gelten, denn nach katholisser Lehre sind die Heiligen Ausermwählte des Herrn, weil sie sün­­denreiner al andre Menschenkinder gelebt haben und ihr Formort daher al höheres­­ Gewicht hat, als die bloße Bitte des zu dem barmherzigen Gott flehenden füntigen Staub gebornen. Wenn nun wohl das Welt: Allerheiligen nicht ein ganz all­­gemeines frommgläubiger Mensgen ist, so ist dog dafür der Allerseelentag, der jenem unmittelbar folgt, der universellite Gedenktag fühlender, für weiche, milde Regungen empfängliger Menschen. Ob Christ oder Jude, ob päpstli­cder lutherisch, jeder empfindungstiefe am Tage aller Seelen mit stiler Wehmuth seiner geliebten Heim» gegangenen, er weiht ihnen in seinem Herzen ein Gebet, auf seiner Lippe ein frommes Erinnerungs­­wort, er erneuert stil die Scheidegrüffe, die er wohk­agend einst am offenen Grabe der geliebten Leiche nachgesandt und im Auge blinkt die helle Thräne des Schmerzvollen Hodgedenkens, die Thräne, worin sich echte, reine Menschenliebe spiegelt, wie in einem fristarm­en Zeih de Himmels milde Sterne. Hiute wie Morgen werden wir sie in Schaa­­ren pilgern sehen, unsere Meitbrüder auf Erden zu den Hügeln ihrer theuren Verborgenen, sie werden Blumen und Lichter bringen als Wahrzeichen ihres schmerzlich ftigen Nachgedenkens. Blumen, als die liten Grüße der nun auch zu Grabe gehenden Natur, als duftende, farbenreiche Boten eines Seins, wie es der ung vorangegangene Erdenpilger im Senseit gefunden haben mag; und Vihter, Härende Liter, al fhwachen Abdglanz, des uremwigen „Lichtes,­­da8 von­ Gottesherrligkeit aus­­gehend, den um ihn Versammelten umstral­­­ede brennende Flamme, sol aber auch zugleich ein Symbol fein­der Gluthen unerlöschlicher Lebe, die auf unseren Herzens Altar,­ geweiht dem ge­­liebten Todten, lodern. D, laßt ung fleißig die Gräber besuchen ! Die Gräber der Lieben, die Gräber der Theuren und Unvergegligen! Und wenn wir ferne sind und nicht an die Gräber der Theuren geben können, so laßt uns ein fremdes Grab be­drängen ! Ein fremdes rad? Es gibtlein fremdes Grab! Nur die lebenden Mens­chen sind sich fremd, die Zodien sind die unsere Verwendten, und wir sind ihre Nächten ! Ach, wie vi­le tausend Herzen sind schon Stille gestanden in heimatloser Ferne, deren legter Puts­­chlag sein liebendes Ohr belaufgt. Wie viel tausend Augen haben si geschlossen, die noch im fetten Brechen vergebens den Blid der Liebe, den Trost des Mitleides, den Zusprug der Freundschaft sühren. Wie viel Hände haben sich zum legten Male gefaltet, liebe gepflegt, die nicht D Vaterliebe gedrüht, nigt Ve­rwandter und Freundestreue­ in die ihrigen „ger­nommen haben! Wie viel tausend Gräber zählt die Welt, die sein Andenken aufbewahrt, sein tochter, Buchtabe bezeichnet, Feine Erinnerung , weiht, die heute von einem Gedädenig besucht, von feiner Blume ges­chmückt, von feinem Gebete geheiligt werden ! Aber auch an diesen Gräbern weht der Archem der allwachtenden Liebe, und dem emzigen Aufseher des großen Erdengrabes ist sein Grab unbekannt, und er hat sie alle eingezeichnet in seinem Buche der Liebe, und er sendet heute an unsichtbare Engel und tröstende Deister stimmen an die Gräber der tausend und tausend in der Fremde Gestor­­benen, und sie mwehen ihnen zu Die Grüße der fernen Getreuen, und sie träufeln in Thautropfen auf ihre einsamen Gräber die bitteren Thränen der von ihnen getrennten Lieben, und sie zünden ihnen an das Seelenlicht der ewigen Hoffnung, daß ne­ile einst eingesammelt werden in den Schoß der rigen und in den Schoß der unerschöpfligen Gnade ! Geht fleigig auf die Gräber und lernet aus­ dem Naujgen der Zypresfenzweige und dem Raicheln der Immortellenkränze Liebe und Ber»­söhnung. Am Grabe wird die Erinnerung zu einer guten That, jede Thräne zu einer meihevollen Opfergabe und jeder wahre Schmerz um den Verlorenen zu einem gottgefelligen Gebet! — Aber Menschen pflanzt, wenn er von den Srierhöfen heimkehret, wo er Blumen legtet auf die Gräber der Todten, auch Blumen auf die Wege der Lebendigen;die Menschenm­liebe sei der Löftliche Kranz, den er um Eure Mitbrüder mit zärtlicher B­fiffenheit schlin­get. Xegt Blumen der Wohlthätigkeit auf die Schwelle der ungläckigen und armen Dulder, pflanzt eine Sonnen­­blume auf verfinsterte Herzen und zündet ein fars Erbarmens,an, was der Einsame trauert und wo leider die Noth einem Ständigen Wohnsig fand in­­ der Hütte der­ Airmen. hr Deenschen, die hr Heute in Tausenden und Tausenden walfahret nach dem Graben eines theuren Wesens, lernt vom Tode: Liebet Friede, Bersöhnung! Der Tod ist ein Bersöhner, er sol aber nicht nur den Tod mit dem Leben, sondern Das Leben mit dem Todesversöhnen! Betet nit nur um Friede für die Wide, sondern haltet selbst Friede; hier am den Gräbern werft Eruch dem Glauben an das Leben in die Arme, bei der Nacht des Grabes denkt an den Tod des Lebens. Ab, wie oft mengt sich in das Gedenken an die Verstorbenen die bitterste Neue, welcher aber auch gute Vorföge für die Zukunft entspringen. Dieser und jener macht si — vielleicht nit mit Unrecht — den­ Vorwurf, dem vershiedenen im Leben Uebles zugefügt, ihn beleidigt, gefränst zu haben, was nun nit mehr ungeschehen zu machen ist. „Bersöhn­ung“ tönt ed dumpf von den bebenden Lippen des zerknirichten Hinterbliebenen, aber sein Wort findet seine Antwort mehr: „Ueber allen Gräbern it Ruh’ !* Die von und gei­ieden, sie Haben ihre Rechnung mit d­ieser Welt für ewig abgeschloffen. Die theuren Lippen sind ver­stummt, die freundlichen Augen leuchten nicht, sie sind ung­entrisfen für immer. So mögen denn feierliche Gelübde die Brut des Trauerndeu­ erfüllen "und er den festen Borlag verwirklichen, seinem Nächten nur Liebes und Gutes zu erweisen, Tobald ır — der Trauernde — tiefernst, in fi geführt, verläßt den Stillen Sarten des Todes zu Allers heiligen und­ Allerseelen. EM --Glaubensbekenner erinnert sich die nicht Mutter ul die Gradesnacht Jüß und mild vere­­­biges Kerzlein brüderligen Dirtgefühls und sanften Grottberg hörte den Wagen fortfahren und verfolgte dessen Rollen, die er nichts mehr hörte. Mit schweren Schritten ging er auf und ab, über ta8 nachdenkend, was jegt Gewißheit geworden. Er hatte er­st doch anders­­ gebracht. Eine geheime Hoffnung im tiefsten Grunde seines Herzens hatte ihm vorgespiegelt, er künnte de Mandes sich no wenden ; j­ gr sah er ein, das nichts mehr zu helfen übrig blieb. Niemand wollte ihn festhalten, die am wenigsten, von der er es mit peinvoller Sehnungt noch immer heimlich geglaubt. Er war, als hätte eine finstere Macht ausgerissen, was er als "Gottes Werk verehrt, und nichts sah er vor sich, als eine 10. [hallte, daS sein Elend verspottete. " bedurfte langer­ Zeit, ehe er das Erlebte, ruhiger bedenken louzte und­ an ‚Stelle der Scham, die Entflossenheit trat, den Staub stolz von seinen Füßen zu fgütteln und dem Spott muthig zu er­­tragen. Er versuchte es, seine Papiere und Bücher zu­ orönen, seine geringe Habe zusammenzupaden ; aber bei Allem, was er that, verfolgen ihn die traurigen Gedanken des Abschieds und seiner Ver­lassenheit. Es gab seine Stelle, die ihm nicht Erinnerungen brachte, und endlich, um briesen zu entgehen, machte er sich auf und lief in den Wald hinaus, der menschlich schönen Neigung folgend, die von der Natur Trost hofft, wenn das Herz mit feinem Kummer ihn bei Menschen nit zu finden vermag. Und so ge­gah es auch, als Gottberg im frischen­ Wehen des Windes unter den hohen Bäu­­men fortschritt. Die Sonnenstraßlen, welche durch das kühle Geblätter auf sein­ Gefiht fielen, die­ hellen Himmelswolfen, die Stimmen der Vögel, die Ameisen in ihrer emfizen Geschäftigkeit, die wilden Bienen in den Blumen und diese seibst mit ihren Öloden und farbigen Kelden, wie sie tausendfältig ihm zunichten. Alles machte seine Stimmung weicher und freier und füllte seine Brust mit versöhnlichem Frieden, umher zu allen Plagen, die ihm werth geworden, und dachte nach und nach nit mehr mit Bitterkeit an die Menschen, welche er so lieb gehabt. Der Strahl der Liebe kehrte zu ihm zurück und mans­­elte seinen Zorn zur Selbstauflage um, (Fortlegung folgt.) Er streifte stundenweise sähe auf jeden Fall aus dem Hause, und er­­ leergebrannte Stätte, über der ein Hohngelächter meldet fi­­est selbst dazu.“ „Betrogen und belogen !* murmelte der alte­ Sol­at. „Das sind Kohle Worte. Von seiner Unbe­­dülflig­keit ist nichts zum Desorgen ; ein Mensch wie dieser ficht nit über seine Nasenfoige hinaus.“ „Unrecht bleibt Unrecht.* „om gesieht kein Unrecht. Fräulein Louise selbst hat ihm seinen Plag angewiesen. Aber zu Ihrer Beruhigung — und vielleicht ist es gut für alle Fälle — wollen wir ihn versühnen. Ueber­­laffen Sie mir diese Angelegenheit, Hochverehrter H­reund. Er soll al­sr dankbarer, unterthäniger Knecht von den beiden, entzüdt über Ihre Stoßmuth, mit Allem zufrieden. — So seien Sie munter ! °& böre­ten Wagen, und hier springt die liebliche Toni shon herein. Wo giebt es wohl einen glüclicheren Papa !* a­n Dom Tage. Der König als Seifer. In GödHLLö Hat si wie Budapester Blätter berichten, folgender hochherzige WE unseres Königs zugetragen: Der 12jährige Emil Csänyi, Sohn eines vor mehreren Jahren arbeitsunfähig gewordenen und in der Ledelgasse mohnhaften Maschinisten, hatte ehevorgestern den Entschluß gefaßt, dem Kaiser sein Leid zu Magen und das in seinem Elternhause herr­schende Elend zu schildern. Er ging zu Buß nach Södöld und postirte sich da an einer Stelle, von der man ihm sagte, das Se. Majestät dieselbe passiren müsse. In der That erschien bald darauf der Monarch, um sich auf die Jagd zu begeben. Der König hatte den nur nothdürftig gekleideten Knaben bald bemerkt, auf dessen Untlig das Elend sprachh und aus dessen flüchtern zögernden Bewegungen die Absicht zu erkennen war, daß er sich dem Monarchen nähern wollte. Se. Majestät ließ den Knaben zu si­che» fhheiden. Der Bursche, welcher beim Anblif des Königs seine V Befangenheit nicht zu unterdrücken vermochte und die mehleinftudirte Rede wieder total vergessen hatte, wurde vom Monarchen leutselig nach seinem Anliegen gefragt. „Wie heißt Du ?* fragte ihn der König — „Emil E3änyi, Majestät.“ — „Die alt bist Du ?* — „Zwölf Jahre, Majestät.“ — „Befuhst Du die Schule ?" — „Die zweite Klasse der Bürgerschule, Majestät*. — „Wie heißt Dein Vater? — Johann Esänyi, Majestät.“ — Was it ee? — „Er war Maschinenarbeiter in der Ma­schinenfabrik Br­ungar. Staatsbahnen ; vor drei Jahren hatte er jedoch das Unglück, in eine im Gang befindl­iche Maschine zu fallen, wobei er den rechten Arm und das achte Bein verlor.” — „Wovon lebt ihr fest? — von 25 Gulden monatlich. — feid Ihr ?* — „Fünf, Majestät." — „Das ist traurig", bemerkte der König. Der Knabe erzählte des Weiteren, daß er oft nur mit einem Stückchen frohenen Broder versehen zur Schule gehen müsse. Der König hörte dem Knaben aufmerksam zu und ließ ihm ein Geldgefgent verabreichen, damit er mittelst Bahn nach Hause reisen k­ünne. Auch versprach der Monarch bezüglich der wahren Umstände Erkundigungen einziehen zu lassen und dann für die Familie Sorge zu tragen. Schließlich wurde der Knabe in die Hoffüche geführt und dort reichlich mit Speise und Krans versehen. „Wie viel: Geschmifter bleibt auf seinem Dienstposten, Johann Rubings „Mein Vater bezieht einen Gnadengehalt “ “ “ Der Handelsminister hat auf Grund der vom Abgeordneten Franz Kenyveffy be­züglich des Ratenbriefgeschäftes­­ eingekragten Unterz pellation 618 zur Beantwortung derselben einen strengen Erlaß an die Behörden gerichtet, behufs Verhinderung der Meißbräuche.. . Das November-Avancement in den höheren Chargen. Zu Heldmarschall­­­ieutenants wurden, außer den von uns bereit in Nr. 244 Aufgezählten, noch ernannt die Generale: Yulius Floringal, Kommandant des 4. königl. ungar. Honved- Distrittes — — vers ®

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