Oedenburger Zeitung, 1888. Februar (Jahrgang 21, nr. 26-49)

1888-02-01 / nr. 26

« « 6 1003 x 1: Fadrgang. : * % Bormals „Bedenburger Nachrichten“.) Da­für: Politik, Landel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Unteresen überhaupt. Motto: „Dem Fortjeritt zur Ehre! — Ben aur­ze — Der Wahrbsit eine Gaffe.“ Bas Bier t­äglich mit Ausnahme bes uf einen eint t t Ausnahme ei Dis­­egacint der ei 4 fol­­lgenden Zaget­­­nstein­chierdnisbeife: Bü: Saw: Ganzjährig ine fl., 2 oetujähein 6­5 ML, Bierteljährig 19 gm Kudwirtt: Samyitkig ae, "Batsn­ei 7 fl., Biertel­ 1a wie für das Blatt a­n Sendungen, mit Ausnahme vom Imferaten, Prüänumerations- und Insertionsgebühren, sind so die Redaktion portofrei einzusenden. Administeation, Berg und Inferatenaufnahme: Yahırnkeri &. Romtvalter & Sohn; Grabemennde Di. BET Einzelne Nummern kofen 5 Krenner. a­n Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein. & Bogler, Bab« N­­ie 10, 9. DE, 1, Stubenbastei 2, Heimig EG­ann, ollzeile 12, Ira ei "Sed­lerflätte 2, MM. er 1, Rise. mergafie 13, In fh. Saulus &, Dorothengaße I Lepp Lang, Obfetaptar 3, 9. ®. Goldberger, Eerviteup Fr­ankione Gebüßrert, 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zmweis, 15 fr. file bie Deals, 20 fr. für die vierschaltige und 25 fr. für Die durchlaufende Betitzeile erd­ufivde der Etempelgebühr von 30 Fr. Bei me­hrmaliger Einhaltung snensnehee anBadlı —z­ ur Sage: ‚Dedenburg, ‘31. Jänner. hiDie Erklärungen, welche der ungarische Minister- Beesident , Herr von­ Tißa am Samstag über die auswärtige Lage abgegeben hat, bilden den Gegenstand verschiedenartiger Würdigungen in der auswärtigen Presse. Es wird nun vor Allem abzuwarten sein, ob, die Darlegung der völlig uneigennügigen Ziele unserer­ Orientpolitik, in Rußland den erwünschten Eindruck, hervorbringen werde. Wir zweifeln­d daran, denn was man, und rufj sicherseits vorwirft, ist ja nicht sowohl, daß wir, im Orient unmittelbare Eroberung3­ zolitif, treiben, als daß wir, gar nichts thun, um die Lehler gut­ zu machen, die Rußland in Bul­­garien begangen hat und seine Stellung dort erschüt­­tert­ haben. Im D­ieser Hinsicht wird sie nun auch fünfzig nichts machen lassen. Und so wird, der Unmuth Rußlands bleiben, wie der persönliche Wunsch des Ezaren, den Frieden zu erhalten, so wird. Nußland wit aufhören, sich militärisc vorzubereiten, wie wir nichts unterlassen können, was­ zur Sicherung unserer Grenze und zur Wehrfähigkeit unseres Heeres dient. Im Medrigen Hat die­ Rede Tipa’s, obgleich sie und ohne verhänguigvolle Auslassung, eines „Nicht“ über­­mittelt wurde, insofern hie und­ dort verstimmend ger wirkt, als Herr von Tipa zum erstenmale öffentlich von den russischen Truppenbewegungen sprach) und­ die­selben, als „einschneidende" , bezeichnet. Allein uns will seinen, daß dieser jedenfalls nöthigen Aufklärung der Stachel einer Herausforderung durch die so ge­­mäßigte Sprache, die der ungarische Ministerpräsident führte, und dur) die H­uldigung an die­ Friedensliebe des Ezaren benommen sei. Und zu unterfließen, ist es jedenfalls „nicht, daß­ sich bei jenem Anlasse die sämmtlichen Parteien Ungarns einig in der Auffassung der­ Lage und einig im Bunjce gezeigt haben, daß der­­­$­ tie­de erhalten­ bleiben möge. Die Berliner „Nationalzeitung“ bemerkt zur Rede Heren von Tipa’3, derselbe habe das unangenehme, was er zu sagen hatte, in die möglichst harmlose Form gekragt und den Friedenshoffnungen den bei­­nahe typisch gewordenen Ausdruf gegeben. „Wo die Schuld liegt, daß er eine positivere Fassung nit wählen konnte, darüber sprac er sich nicht aus. Mit Befriedigung onstativen wir, daß eine Beschär­­fung der Situation aus Herrn von Tipa’s Rede in seiner Weise gefolgert werden kann. Ueber die Mittel, die in Anwendung gebracht werden, um zu einer Lösung zu gelangen, fchwieg der ungarische Ministerpräsident. Das iteressanteste, was Herr v. Tißa zu sagen gehabt hätte, wäre vielleicht die Beant­­wortung der Frage, warum Herr von Tißa vierzehn Tage brauchte, um eine derartige Antwort zu geben." — — Die Sozi­alistendebatte im deutschen Reichs­­tage wird heute fortgefegt werden. Ueber den Aus­­gang derselben kann vollends sein Zweifel sein, nach­ dem Marquardten namens der Nationallibe­­rtaten, von denen die Entscheidung abhängt, sich gegen die Veschärfungen um für eine Verlängerung nur auf zwei Jahre erklärt und Herr von Buttlamer geantwortet hat, die Regierung werde sie mit dem begnügen, was der Reichstag bewillige. Inzwischen hat diese Debatte ihre Wirkung in die Ferne­hen dadurch geübt, daß der Schweizerische Bundesrath verschiedenen deutschen Anarchisten, darunter Haupt, den Aufenthalt im Lande verbot und der Regierung die Ueberwachung des Blattes „Sozialdemokrat“ auftrug. Die „Boff. Ztg.“ schreibt an der Sorge ihrer gestrigen Sonntags-Nummer: „Die immer bestimmter auftretenden, immer zuverlässiger erscheinenden Nach­­richten von der günstigen Wendung des Leidens unseres Kronprinzen und von der Wahrscheinlichkeit der Heimkehr desselben als ein genesener Mann nach Berlin, haben eine horgehende freudige Erregung in allen Kreisen der Bevölkerung wachgerufen. Man beginnt bereit fi ernstlich mit der Erwägung der Empfangsfeierlichkeiten bei dem bevorstehenden Einzuge zu beschäftigen. Daß diese, wenn es zu letterem kommt, großartige Dimensionen annehmen werden, läßt sich mit Gewißheit voraussehen. Ebenso optimistisch, wie über diese Krankheit des Kronprinzen, beginnt man in Bezug auf die andere Ursache der bisherigen Beunf­rubhigung der deutschen Rolfsseele, auf die drohende Kriegsgefahr, zu denken. Männer, die „mit den höchsten Kreisen Zahlung haben*, versichern ung,’ dort wisse man bereits ganz genau, daß die Gefahr darüber und jeder Grund zur Besorgniß für­ diesmal glücklich Bd. wäre. * EEEREEREE EEE . — er an Die volle Kraftentfaltung des Deutschen. Beides. Oedenburg,2­ l Jährec Der Heeresausschuß des Deutschen Reichss­tages hat einstimmig die Vorlage zur Erhöhung­ des Wehrkraft angenommen Das neue Gesetz v»r-« folgt den Zweck,ohne Vermehrung der Wehrpflicht im Frieden,aber durch schärfere Heranziehung im­ Kriegsfalle die Leistungsfähigkeit des Heeres zIt’ In Zukunft werden sofort beim Ab-« vermehren. bruche der Diplomatischen Beziehungen alle Deutigen, welche nit älter als 39 militärische Ausbildung durchgemacht haben, somit, wie man berechnet, mindestend eine Million und achtmal hunderttausend Man, kampfbereit an die Grenze marschren können. Aie übrigen militäris­ch­ ausgebildeten Deutschen vom 17. bis zum 45. was über neunmal hunderttausend Sabre, also wie­­ das Gefäß voraussehen läßt, Mann, treten, gleichzeitig als Landsturm auf den Plan, um die nicht unmittelbar bedrohten Küsten und Grenz­friedden zu fügen und dem Etappen- und Bes jagungsdienst zu leisten. Wan fann sich, da es si um deutsche Verhältnisse handelt, bassil Bee Laffit, , Sahre find und eine _ . . Während der ersten Tage,nachdem Alice fortgereist war,hatte Niemandquälen-Umgebung die Abwesenheit der jungen Erbin beachtet man war­ ja seit dem Tode des Gutsherrn daran ge­­wähnt,Wallersbrunn wie eine romantesche Eins­seedelec zu betrachten,als abert sie Kunde laut ward daß die Dienerschaft fortgeschickt und das Wohngebäude, abgeschlosfen worden, als­ man sich hier und dort erzählte, Fräulein von Waldheim sei, ohne jemanden über ihr Vorhaben in Kenntniß zu fegen oder von irgend Siein an den Abschied zu nehmen, in die Welt gereist, da wußte man nichts Eiligeres, als von allen Seiten mit Erfundigun­­gen und Fragen den Pfarrer zu bestürmen, denn Seder wollte von ihm hören, was von der so befremdenden Handlungsweise seiner Mündel zu halten sei. Der Pfarrer, wie begreiflich, war­ in depris mirender Berlegenheit. Wohl hatte er, nachdem sie in Nom eingetroffen war, ein ddetailfirendes Schreiben von seiner Mündel erhalten. Alice hatte ihm, soweit das Gelübde, welches sie, einst in die Hand ihres Diaters gelegt, er erlaubte, Erklä­­rungen über den Grund ihrer so wäthselhaften Slugt aus der Heimath gegeben ; aber das instän­­dige Gefäß um D Verscmwiegenheit der Welt gegen­­über war ihrem Geständnis beigefügt gewesen und da — vor der Hand menigsteng — dem ehrwür­­digen Vertreter des Hauses den Waldheim jeder eingehendere Blick um die Sachlage fehlte und er also nicht die entfernteste Ahnung von dem Aus­­gang der durch Alice unternommenen Bemühungen haben konnte, hielt er es, da er jedem Leumund zu wehren hoffte, für gemessen, unter den ihn umso ihm wärmenden Kreisen das Gerücht zu verbreiten, Fräulein von Waldheim habe, um ihre Trauer­­stunden in der ruhigsten Einsamkeit verbringen zu können, eine Reise, die ss für längere Zeit aus­dehnen werde, in die Apenninen gemacht. So kam es, obgleich man ein so etiquette­­loses Lebewohl, wie man Fräulein von Wald­­heim’s Abschied von Wallersbrunn nannte, nach den verschiedensten Richtungen hin auf das. Ein­­gehendste Kritisirte, das man sich mit seinen weis­teren Erhebungen über ihren Aufenthalt­ beschäf­­tigte ; der würdige Seelsorger hatte bei der Er­­zählung, die er in Umlauf gejegt, wohl berechnet, daß, wenn man auch momentan Ab­­end Handlungs­­weise rüge, sein Frieden auf den Namen von Waldheim geworfen war. Im selbst fehlte jeder Glaube an die Aussagen, die seine Mündel ihm unterbreitete ; er konnte nicht für wahr annehmen, daß zwanzig S­ahre hindurch ein Sprößling der von Erlenburg’s lebte, ohne daß Die geringste Spur von seiner Existenz bemerkt worden wäre; er dachte nicht anders, als daß eine — vielleicht auf Spekulation beregnete — Mortifikation Fräu­­lein von Waldheim düßire und daß nach Ablauf eines k­urzen Zeitraumes Diese ihn so peinie­­­gende Angelegenheit zu Alicens Gunsten aufgeklärt se. "Diesen Anschauungen zufolge sieh ex die eine eine. gehendsten Ermahnungen an seine Mündel ergehen. An der Fortlegung der von ihr veranstalteten Nachforschungen wollte er ihr nit im Wege sein, aber er empfahl ihn wiederholt auf das Drinz' genolfte,was ihr auch passiren möge, Vertreterin ihrer Rechte und ihres Namens zu sein. Er hatte ja keine Ahnung, von mie geringem Werth für­ seine Mündel derartige Ermahnungen waren; er wußte ja nicht, daß, während er si­ei d­er Hoffe­nung vertraute, die von Miice gesuchte Spur, wenn auch bis jegt nur theilweise, gefunden war ; er­ wußte ja nicht, daß Ludwig von Eilenburg ieöte, wußte nicht, daß er einstmal verheirathet gemejen, daß der Himmel ihm eine Tochter gegeben, die, verlassen im Leben, der alleinigen Fürsorge heffen, der Aller Vater ist, anvertraut mar. Wallersbrunn und was mit ihm Ueberlassen wir, da nichts Besonderes zu ers­wähnen bleibt, zusammenfängt, vor der Hand seiner Einsamkeit ; er giebt ein anderes Feld zu betrachten ; wenden wir den Eid um ein Jahr vor Beginn Dieser Erzählung zurüc. er Golden und strahlend war die Frühlingse fonne am Himmel aufgestiegen und goß ihre heute mehr als ‚verschwenderische Gluth über die üppig prangenden Aluren Italiens herab. E38 war ein Feiertag. An allen Kirchen, Kapellen, von allen Kanzeln und Altären ward, er laut verkündet, daß Christus zum Himmel gestiegen und daß durch die Sendung des Heiligen Geistes,­­welcher man von Neuem entgegensah, die Dreifal­ teniffeten. Erbin von Wallersbrunn. Original Roman von Marie Nomany. Nachdruck verboten. (Bortfegung.) | I - 3 g Baus a ER ee ä

Next