Oedenburger Zeitung, 1888. Mai (Jahrgang 21, nr. 101-125)

1888-05-01 / nr. 101

Ole “ Motto: XXI Jahrgang Ar. 101 | furger eifung . (V­ormals „Dcedenburger Hasrigten“) ran für, AAN, Landel, Industrie und Landwirtächaft, dann für soziale Interesen überhaupt „Dem Fortschritt zur Chr? — Bebrühten zur Ban — Der R­eine Bafle.* — ® ·­­ l « « -«--’-s’ . .. anivlle.-ä-L-.N­·"-s-:e«stszfsssgth-sij·ei’" C­ ­ES 1 . M Itsssslatc bestimtte Lewis­sey mit Bas ua Laferaten, Präm­merations- und Infertionsgebühren, III Nottu­ ‚portofrei einzusenden. in Kuttrakerei &, Nomtwalter & Sohn, Grobeneiude 121. war int tägli it Aus des einen De n­ an­en Inst. - Främ­merations-Freife: - M spa­­ssigiasg » Don-Juki- 5I., stumm-I­­n Audwärth: Sanju­te PS Ei, ‚Saljanes TH, Biertel- Abniniferien, Verlag und TRABERTTIR, BEE Einzelne Nummern Rotten 5 KArenger. <—2 Inserate vermitteln: In Wien: Mlaganıe 10, 9. Oppelit, ı., Etubentafet ollgeile: 13,.R. Moffe, "Beilerflätte 2, M. Dufes, ı., Ries­­ergafie 18. In Budapest: Paulus Sr. Dorotheagafie a Leop Lang, Bifellaplag 3, U. B. Goldberger, Servitenp­ Infertions:Gebühren: 5. fr. für die eine, 10 fr. für die Imeis, 15 fr. die Irele, 20 tr. für die bierspaltige und­­ 25 tr. für: die "Wurdtenke und Betitzeile evclusive der Jung beben von 30 fr. · Bei mehrmaliger Einsgaltung odentender .. Hafenstein , Boßler, Walk Seinrin Gaalek, ‚Die Nebel zertheifen ff. Oedenburg, 30. April. € scheint nun wohl endlich doch der Frühling ernstlich in’S Land gezogen. Die Bäume überziehen sie mit Blüthenbüf­feln, wie muthwillige Hochzeitsgäste, die sie mit buntfärbigem Slitterstaat­ herauspugen, und­ auf Wegen und Stegen leuchtet im jungen hoff­nungsvollen Grün die lächelnde Natur, deren Braut: Stand alle ihre lieblichsten Reize entfaltet. Die Stürme der legten Tage, die so viel Unheil angerichtet haben, sind entschlummert und .auch .unsere Besorgunge über ‚etwaige­­ Erderschütterungen haben sich) gelegt. Kurz „Die­ Nebel ‘am Firmamente und jene unserer Zurcht beginnen, sie zu "zertheilen. Wir meinen, bezüglich ‚der­­ Furcht. Die vielfach prognostizirt gewesene Kriegs­­­ gefahr, die eben ‚regt auch­ zu einer erheblichen und in die Nation drühenden Erhöhung unserer Wehr­­kraft ‚Unlag ‚gab, auf .diese — die Kriegsgefahr näm­­lich — wird fest als wieder in weitere Ferne gerückt, bezeichnet. Wohl­ werden die komplizieren Rüstungen im­ größten Theile Europas als ein unabweisliches Uebel nach wie vor fortgefegt und glaubt man eben ‚nur dadurch­ Garantien für die ungestörte Ordnung ‚des europäischen Gleichgewichtes geschaffen zu haben, ‚allein Thatsahe ist, dag nun wirklich ein unmittelbarer Friedensbruch nirgends bevorsteht und mildere Lüfte selbst aus nördlicher Richtung wehen. Freilich, bei aller Wohlthätigkeit dieses relativ ruhigen Baustandes, läßt sich nicht leugnen, daß auch der dermalige bewaffnete, Friede seine­­ vollständige Dntstelung der Nationen ist, im Gegentheile bringt er schwere Lasten mit sich und verzehrt ein gut Theil ‚Allein wir­ verstärken gewissermaßen ‚freiwillig die Nachtheile des bewaffneten Friedens, wenn wir ung stets mit Besorgnissen vor der Möglichkeit ‚eines Krieges quälen. Diese ewige Sorge lähmt den Unternehmungsgeist und vernichtet das geschäftliche Selbstvertrauen. Diese Zucht vor dem Kriege hat »Das ist die Furcht vor dekaiege! die größte Aehnlichkeit mit der bekannten Erscheinung des Höhenrauchs,man sieht keine Wolken am Him­­mel,es droht kein Sturm und es fällt kein Regem Die Sonne erscheint als eine röthliche Scheibe,ihre Strahlen verbreiten nur eine geringe Wärme, und das Blau des Himmels ist, bis zur Äußersten Grenze der Gesichtsfreifed mit einem dichten Schleier über­­zogen. Die Pflanzenwelt ist in ihrer Entwicklung gehemmt; e3 will nichts ver­wachsen und gedeihen und die Menschen bliten entmuthigt zu dem bleiernen Gewölbe empor, dessen Anblic­ale Freude verfheucht. e 3 ereignet sich nicht8 ; e3 fallen seine großen Entscheidungen, und doch starrt man thatenscheu und freudlos in die Welt hinein. Die permanente Furcht vor dem Kriege ist schlimmer, al der Krieg selber, im Stiege fühlen, die Menschen sie angeregt; der Muth bewährt sich und der menschliche Geist leistet sein Höchstes. Das ist no­ immer besser, al das Bild der Muthlosigkeit, als jene Stagnation des wirtbschaftlichen Lebens, welche nothwendig zur Verordnung führen muß. Die Furcht vor dem Kriege erzeugt Verluste, die weit über die­­ Opfer hinaus wachen, die ein Krieg verlangt. Die Freiheit wird als ein angeborenes Recht betrachtet, unabhängig von der BVerfassung und den Gefegen der Staaten. Der Mensch ist frei, sagt der Dichter, und wäre er in Ketten geboren. Der Frieden ist der natürliche Zustand unserer Zivilisation ; ähnlich­ wie von der Freiheit, kann man vom Frieden sagen, daß er si behaupten muß, wenn auch die größten Armeen in voller Rüstung kommen. Eine Affekuranz gegen jede Gefahr ist nach den Bedingungen der menschlichen Erxistenz undenkbar, für den Einzelnen sowohl, wie für die Völker und Staaten. Immer drohen tausend Zufälle, die unsere­cchönsten Bereg­nungen Dachkreuzen. Dennoch hat jeder gesund an­­gelegte Mensch), was sein eigenes Schicsal betrifft, den vollen Muth des Lebens; er wagt und hofft, weil er eben .­nur durch die Bewährung seines Muthes vor­­wärts kommen­ kann. Hinsicht die 28 allgemeinen Schiefals, Hinsichtlich der möglichen »Ereignisse im Staatenleben aber ft. das Vertrauen­­ des Einzelnen abhängig, von der Strömung einer­ großen Mehrheit. Sobald das Mißtrauen plaßgreift, erfaßt er auch Diejenigen, welche auf­ sich allein angewiesen, muthig in die Zukunft steuern würden. Der Einzelne muß seinem Unternehmungsgeiste Fesseln anlegen, sobald es sieht, daß die von Mißtrauen beherrschte Welt auch­ den fruchtbarsten und glück­chsten Ideen die Empfäng­­lichkeit verweigert. Das individuelle Vertrauen kann sich nur fruchtbar erweisen, wenn es bei dem allgemeinen Vertrauen Unterfrügung findet. " 3 fehlt nicht an Anzeichen, daß der Höhen­ van­ de8 Mißtrauend­ei zerstreuen und daß die Sonne des Friedensglaubens wieder ihre volle Wohl­­thätigkeit entwickeln werde. Die Beunruhigungen der legten Jahre sind oft genug beklagt worden. “Die europäische Diplomatie hat keineswegs Alles gethan, was nothwendig gewesen wäre, um die wirthschaftliche Thätigkeit zu beleben, und es hat nicht an Imwildhen­­fällen gefehlt, welche das Vertrauen in den Frieden erschüttern mußten. Allein, wie man bei einer langen Seereise schließlich alle Aengstlichkeit abstreift, sich an die Bewegungen des Schiffes und andere unangenehme­ Dinge gewöhnt, so lernt die Welt Tangjam den Beun­­ruhigungen Troß bieten, welche durch die Yam­en der Polis erzeugt werden. Der Krieg fan kommen und kann nicht kommen, aber schließlic­h ist der Krieg doch ein abnormer Zustand, nur eine Unterbrech­ung des Friedens, welcher als­ der permanente Zustand betrachtet werden muß. Der gejegt und regelmäßige Zustand unserer MWeltb­eild bleibt der Frieden. Wenn die Bölter an den Frieden glauben, so schwächen si die Gegenzäge von selber ab, die de Krieg erzeugen Fannen. Die ökonomische Wohlf­ahrt aber, die der Friedensglaube erzeugt, wird den Krieg jedenfalls in Ferne rüden. Man hat behauptet, daß unsere Zeit feine Kabi­­nettfriege mehr fennt. Wir dehnen diesen Sag aus, der Bolkokraft. Ja _ Seuiffeton. Marion. Originalroman von Marie Romany. Nahveruch verboten. (Bortregung.) „Sagte ich das ?“ fragte sie. „Ich habe nichts gesagt," liebte 28 nach einer kurzen Pause von ihr. „Der ganze Zusammenhang ist mir überhaupt nur dunkel in der Erinnerung. Wo der Brandgeruch zu mir hereindrang, so ‚viel weiß ich, stürzte ich His wie, weit ich genommen ‘aus meinem Zimmer ; : bin, was nachher mit mir geschehen ist, weiß ic nicht." 68 war ein Tigerbird, den der Polizeirath "zu ihr­ hinüberwarf. " „Aber Sie wissen, daß ein Mann das Haus verließ "26 fragte er, jedes Wort betonend. Marion nichte. . „Wer­ war das ?* Er fan­n er nicht sagen.“ „Sie lügen, Fräulein Delorme,* rief Herr. Er­ hatte den Stuhl, auf welchem er saß, zurückgestoßen und sprang auf. Auch Marion, in der Angs­t und V­erwir­­­­zung ihrer Sinne kaum noch mächtig, fuhr auf. „Sie lügen, Fräulein Delorme,“ wiederholte der Polizeirath, nachdem er mit langen Schritten das Zimmer durchmessen hatte ; „entweder ist ihre Aussage Erfindung in Sie verheimligen den Namen dessen, der für ein Verrbrechen strafbar sein würde. — Sie verheimlichen den Namen eines Elenden, für dessen Rechnung ihre Wohlthäterin Schmah und Schande trägt !* führte er in blin­­dem Eifer das junge Wesen an. Marion war genöthigt, sich zu fügen ; sie hielt ih n­t mehr. — „Gnade,“ stammelte sie. „Sol ich Ahren Starrsinn drehen ?* viel der Bolizeirarh. „Sol ich Sie einmal lehren, was die Pflicht der Medlichkeit ist 9“ Marion erwiderte nichts. Das Auge stier, die Lippen nur halb­ getroffen, so lehnte sie, einer Statue gleich, gegen den Arbeitstift. Das Auge des Polizeiraths dagegen so Blige. Er hatte die Lippen zusammengebissen und schritt hastig mit großen Schritten im Zimmer auf und nieder, um dann vor­ Marion stehen zu bleiben und sie zu betrachten, wie ein Ziger, der seiner Beute fier ist. Jegt trat er dit vor fir. „Wenn Sie darauf b­estehen, den Namen des Berbredhers zu verschweigen, werde ich @ie verhaften müssen,“ warnte er ihr mit niedergehal­­tener Stimme zu. Eine Spraye, die sie nicht verstand, schlug, so schien er, dem jungen Wesen ans Ohr. Als wäre sie aus der Wirklichkeit in einen Traum verlegt, so starrte sie auf ihn. „Sie verstehen mich nit ?“ sagte der Bolt­­zeirath: „ch werde Sie verhaften lassen, sei gleich, zur Stelle, wenn Sie auf dem APOIRREET des Namens beharren." Langsam, hob nach und nach, kam ihr die Besinnung zurück, Sie hielt den Athem an, ‚ dann entrang sich ein Schrei ihren’ Lippen. „Mein Gott !* rief sie. .,Nun2«fragte der Polizeirath hohmsch »Eskst entsetzlich"« Seereden nicht?«« »Was soll ich sagen?« „Den Namen.“ „IH Tann nit." — Die Thränen erstichten ihren Ton. Wie um Erbarmen flehend ergriff sie die Hand des Mannes, der ihr, zum Verderben ihrer Jugend gegenüberstand. Das Auge des Polizeiraths funkelte in seiner ganzen Gluth. Empört stieß er die Hand, die si flehend auf ihn legte, von fi. Er hatte Marion in diesem Moment unermeßlich. Er wußte, daß sie im Hause­ der Baronin bei dem Spignamen „die blonde Kate“ genannt ward, und der Umstand, daß sie auf Verheimlichung des gefundenen Ver­­brechers beharrte, regte ihrer Salshpeit in seinen Augen die Krone auf. Ich gebe ihnen zwei Minuten Bedenkzeit, mein Fräulein," rief er, ein paar Spritte zurück­­tretend. Marion war regungslos. „Gnade !“ Hauchte sie. : Tog Herr Martinel hatte sein Ort. Unge­­geduldig, während er die Uhr betrachtete, ließ er seine Finger auf dem ensterbrett spielen. Es war Absicht, daß er Marion seines Bildes mehr würdigte. (Sortregung folgt.) Martinel in Empörung.

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