Oedenburger Zeitung, 1888. Oktober (Jahrgang 21, nr. 226-251)

1888-10-01 / nr. 226

. .. F . e w —­erfollegen aus Anlaß­ des Besuches des deutschen Kaisers heute den 2«.Ok­­tober auss Budapest auf mehrere Tage nach Wien. Ks “5 .Kugden­!comitaten. lEYknszh am 28.September.(Lehrerpen­­sions-Institut.)Schon im­ Jahre 1868,also s vor 20 Jahren,war Seine Exzellenz unser hoch­­würdigster Bischof Dr.v.Zalkaedel in üthiger Weise entschlossen,für die in der Raaber Diözese mit­wirkenden Schullehrer eine Pensionsanstalt ins Leben zu rufen­ Trotzdem damals keinerlei Altersversorgung für leistungsunfähige Lehrer,oder für ihre Witwen und Waisen bestand,fand den­­noch der hochherzige Ruf des hohen Oberhirten nicht überall Widerhall,nicht alle Lehrer traten der Anstalt bei, was wohl Anfangs mit einigen, aber nicht allzu schweren Geldopfern verbunden gewesen­­ wäre. Später wurden die Beitragsleistungen, ver­­möge der Altersnachzahlungen, noch weniger drühend und so gelang es doch einen P­ensionsfond nach und nach zu trei­en, der fest blüht und gedeiht, da er in St. Erzellenz den rastlosesten Wohl­­thäter findet, und man werden bereits mehr als 40 Lehrerfamilien, welche ansonst dem größten Elende und bitterer Noth Preis gegeben wären, unterstügt. Da es aber noch viele vaterländische Lehrer gibt, die dem Institute gerne beitreten würden, wenn ihnen nur die Einzahlungen nicht so Schwer fielen, so war der hochwürdigste Herr Diözesan - Bischof darauf bedacht, einen Modus zu finden, nach wel­­chem es noch Mehreren, ja v­elleicht Allen ermög­­licht werden künne, der Wohlthaten des Pensionz­­fondes theilhaftig zu werden. Zu­ dies­em Behufe berief, unter Präsidium des verdienstvollen Domherrn Fr. Bertha, Se. Erzellenz auf den 25. September 1. 3. eine Kom­­mission, bestehend aus den Herren: Domherr ‚Szelly, Pfarrer und Ehrendomherr Talácsy aus Raba-Platona, Pfarrer Böjchl aus Lukmanns­­burg , Oberlehrer Seeber aus Totis, Kovács aus Nyul und Händl aus Rußt nach Raab ein. — Alle folgten der ehrenden Einladung und eröff­­nete Herr Präses v. Bertha um '­,9 Uhr im Bibliothekssaale des großen Seminars diese so wich­­tige Situng mit einer zündenden Nede, hieß die Anwesenden willklammen und wurde für die Sigung als Schriftführer Herr Präparandie-Professor W­e­­ninger mit Afflamation ausgerufen. Aus Reit­­ersparniß wurde Oberlehrer Hädkl aus Rupt vom Präsidium seinerzeit mit der Ausarbeitung eines Entwurfes betraut, welcher zirka 40 Paragraphe umfaßt, und als Basis der Berathung diente. Der­­selbe wurde mit einigen wenigen Modifikationen auch angenommen. So war es auch möglich, daß die Sigung Schon vor 12 Uhr geschlossen werden konnte. Bevor der Herr Präfes mit einer tiefergreifen­­den Rede die Sigung schloß, konnte Oberlehrer Hackl nicht umhin zu beantragen: Sr. Exzellenz für Der­ väterlichen Fürsorge, aber auch dem wiür­­digen Herrn Präses für die umsichtsvolle Leitung der Sikung und der Pensionsanstalt den innigsten Dank protofollarisch auszudrücken, was natürlich mit Begeisterung angenom­men wurde. Ueber An­­trag­­ des Domherrn Szelly wurde auch Herrn Oberlehrer 3. Hädl für­ sein Claborat der proto­­follarische Dank votirt. ‚Es ist uns nicht gegönnt, den ganzen Inhalt der Statuten aus Raummangel in diesen Blättern zu geben, weshalb wir und nur auf einige der wesentlichsten SS­ beschränken. Unter anderen wur­­den die Altersnachzahlungen abgeschafft, hiefür muß jedes Mitglied mindestens sechs Jahre der Anstalt angehören. Sollte ein Mitglied der Anstalt noch vor Ablauf der erwähnten sechs Jahre sterben, so erhalten die Hinterlassenen die ordentlichen Einzah­­lungen ohne Zinsesvergütung als gänzliche Abferti­­gung zurück. $ 17 wurde ganz neıt geschaffen und lautet: „Da das Quantum der Pensionsbeträge theilt von der Anzahl der Bewerber, heils auch von dem Stande der Einzahlungen der ordentlichen und außerordentlichen Einlagen, der zahlenden Mit­­glieder, so wie von dem Zinsertragung abhängt, so ‚Tünnen die Pensionen, immer nach dem Kafjastande und auch die eingezahlten Gebühren des abge­­laufenen Jahres vor Augen haltend, für das nächte Jahr bestimmt werden und zwar dem reinsten Gerechtigkeitssinn vollkommen entsprechend nach folgendem Schlüssel: 8) Mitglieder, der Anstalt wolle sechs Jahre angehörend, erhalten von der festgelegten Gebühr 30 Berzent. b) Mitglieder, der Anstalt sieben Jahre ange­­hörend, 52 B­erzent und so für ein jedes folgende Jahl immer um 2 Perzent mehr der zu bekommen­­den Gebühr, so zwar, daß ein Mitglied, sobald selbhes 31 Jahre der Anstalt­ angehört, den ganzen festgestellten Betrag, was 100 ’Berzent gleich formt. “ Die Lehrer der Kommission versäumten nicht bei Sr. Erzellenz nach geschlossener Sigung sich vorzustellen, und wurden mit sichtlicher Freude huld­­vollst empfangen. — Herr Propst und Domherr Bertha lud sämmtliche Mitglieder zu einem reich­­bestellten Mahle ein. Demselben wurden noch­ bei­­gezogen: Herr Jünfgl, Schulinspektor des N­aaber Komitates Dr. Surányi, Professor der Theologie Nagy Lajos, Direktor der fün. Tath. Bräparandie, Reisinger ud Weninger P­rofessoren an der Naaber Lehrerbildungsanstalt. Daß es bei einer solch’s illustren Zwischgesellschaft nicht an — vom Geist sprudelnden — Toasten fehlte bedarf wohl seiner weiten Schilderung. Unvergeblich bleibt allen Theilnehmern diese denswürdige Situng. J. H. erhält u. f. w. « « ; --7««-· W . WILL-.- ee Telegramme. Budapest, 1. Oktober. Prinz Nikolaus E­ster­ Házy, Bruder Siener Durchlaucht, unseres Ober­­gespans des Fürsten Paul Eterházy, hat sich mit der Tochter des Grafen Emanuel Andrasfy, Gräfin Irma, verlobt Die Witwe Gräfin Ludwig Batthyany, Gemalin des am 6. Oktober 1849 al Märtyrer verhifteten ungarischen Ministerpräsidenten, ist 72 Jahre alt, gestorben. Sie spielte zu Lebzeiten ihres Gatten an seiner Seite als eifrige Batriotin eine politische Rolle. Hamburg, 1. Oktober. Der im Ver­achte der Einsendung des Tagebuches des Kaiser Frie­­drichs an die Rundschau stehende Geheim­rat Geff­­fen wurde gestern 100, Uhr Nachts am Bahn­­hofe bei seinem Eintreffen von Helgoland in Unter­­suchungshaft genommen. Gefffen hatte sich selbst gestellt. Kokal-Beitung. Lokalnotizen. * Der hochwürdigste Bischof, Dr. Sigmund von Bubics ist anläßlich der General-Bersammt­­­ung des archeologischen­­­ereines, deren Präses derselbe ist, gestern hier eingetroffen und hat im Hotel „König von Ungarn“­ Absteigequartier ge­­nommen. * Der Heh. Michaelitag, welcher am Sonn­­tag in­­ unserer Pfarrkirche als Kirchtag gefeiert wurde, litt bedeutend unter dem Eindrucke unfreund­­licher­­ Witterung, die den Herbsttag ärger trübte, als er seit Jahren hier der Fall war. Schon am Borabend ist ein ausgiebiger Regen über unsere Stadt niedergegangen, welcher­ die ganze Nacht hin­­durch und bis Sonntag Mittags andauerte. Aus den entferntesten Ortschaften des Komitates sind in die Pfarrkirche die Andächtigen zusammen geströmt, allein das sonst so rege Leben in dem betreffenden Stadtb­eileib­ hat sich diesmal nicht entwickelt. Alles fehrte vielmehr nach kurzer Ruhe wieder unserer Stadt den Rüden. —­­*Ordination­ von Szlzeokogiesandidaten Der Hochwürdigste evang Bischof von Raab Dr. Karsay hat nach benannte Priesteram­ts-Kandida­­ten vorgestern Sonntagssns hiesiger evang Klische zu Priestern ordinirt und zwar die Herren:Ador­­jan,Boor,Havn­er,Horváth,Pålm­ai und Szalay.Die Sänger des evang.Lyceums und des evang Lehrerseminars brachten während der erhebenden Handlung drei stimmungsvolle Chöre zu präzisem Vortrag.Die Hochehrwürdigen Pfar­­rer Zabräk und Brunner assistirten bei der feierlichen Handlung den Bischof. * Die Weinlese hat gestern bei uns wohl nur b­eiweise mit der­ rothen­ Burgunder-Traube begonnen. Schon seit vielen­­ Jahren hatten wir feine so frühe Lese zu verzeichnen haben. Die Ursache liegt darin, daß der aus diesen Trauben gepreßte Most sogleich ins Ausland verführt wird, um an­­deren Weinproduzenten zuvorzukommen! Er wird an den Verkaufsstellen unter dem Namen „Sturm“ unverweilt in: Ausschanf gebracht. * Anfall. Der Schüler an der 4. Klasse des­ ‚evang. Lyzeums, Martin Adrian, vergnügte sich gestern V­ormittags damit, daß er nach Kinderart, anstatt die Treppe von seiner im Hause Nr. 17 in der Theatergasse im zweiten Stode gelegenen Wohnung ruhig Hinabzusteigen, Lieber sich auf’3 Stiegengeländer schringend, längs desselben hinab­­gleiten wollte. Adrian verlor hiebei das Leber­­gewicht und stürzte ungefähr von der Hälfte des zweiten Stodwerdes in das Stiegenhaus hinab, wo er auf den Steinfliesen blutüberströmt liegen blieb. Lerztliche Hilfe war wohl­­ rasch zur Hand, doch mußte der Knabe im Laufe des gestrigen Nachmit­­tags in’s Krankenhaus’überführt werden, nachdem derselbe bei dem jähen Sturze eine Gehirnerschütterung erlitten haben dürfte. Wir knüpfen an diesen Un­­glückfall die ernste Mahnung für alle Eltern, ihren Kindern diese Art von V­ergnügungen auf's Strengste zu untersagen und diesem Uebermuthe zu steuern,m­it welchem so viele Knaben­ Tag für Tag Gesundheit und Leben auf’s Spiel setzen. * Die M­ekruten. Mit 30. September wurden von der gemeinsamen Armee Hunderttausend Mann Soldaten nach vollstrebter dreijähriger Dienstzeit entlassen; dagegen treten am 1. Oktober weitere Hunderttausend Mann aus dem Zivilstande in das Heer. Hier und bei den übrigen Militär-Er­­gänzungs-Stationen der Monarchie geht es um diese Zeit recht lebhaft zu. Ein reges Treiben herrscht vor den Bahnhöfen und die Schalter werden fömlich gestürmt. Von den Neservisten sind diesmal hier in Oedenburg im Monat September über 2000 Mann abgerichtet worden und haben sich dieselben mit den neuen perfektionirten Schießwaffen schon bestens vertraut gemacht. Die Manneszucht war eine vor­­treffliche und kamen daher gar feine Exzesse vor. *­ieber das Quin- und Feuerwehrfest, zur Feier des 23. Jahres der Gründung, welches vorgestern Sonntag hier abgehalten wurde, bringen wir den Bericht in morgiger Nummer. * Die Einschreibungen an der Ung.-Alten­­burger landwirthschaftlichen Akademie erfolgen vom 1. bis einschließlich 8. Oktober­­. 3. Nähere Aus­­künfte werden in der Direktionskanzlei ertheilt. * Ein Sensationelles Duell nährt Saner­­brunn. An einem der legtverfroffenen Nachmittage fand — mie uns aus Pröttsching geschrieben wird — im benachbarten Kurorte ein Pistolenduell zwischen dem Grafen Sternberg und Graf Andor Szechenyi unter schweren Bedingungen statt: Distanz zwanzig Schritte, zweimaliger Kugel­­wechsel. In beiden Gängen hatte Graf Stern­­berg den ersten Schuß. Als Sekundanten fun­­girten für Graf Sternberg Herr Heinrich v. Bal­­tazzi und Rittmeister v. Fasenstein, für Graf Szehenyi Major Dobner und Graf Fejtetice. Dr. Lurie und ein Oberarzt waren zur een­­tuellen Hilfeleistung zugezogen. Beide Herren schossen, Einer nach dem Andern, nach je 25 Sekunden Bierzeit. Bei dem zweiten Gange soll die Kugel des Grafen Sternberg knapp am Scopfe seines Gegners vorbeigeflogen sein. Troß der strengen Bedingungen wurde Niemand verwundet. Das Mo­­tiv ist unserem S Korrespondenten unbekannt. .­.».­..». ° Theater, Kunsu ud Literatur, „Die berühmte Iran“, Breisluftspiel von Schönthan und Kadelburg, dies der Name der Premiere, mit welcher die heutige Thea­­terfaison im Anwesenheit eines zahlreichen, beifalls­­­ uftigen Publikums jüngsten Samstag eröffnet wurde. Und zweifellos haben sich die am deutschen Bühnenmarkte bestaffreditirten Autoren redliche Müühe genommen, dad Nenomme der Dame, um welche es sich im Stück handelt, nach Möglichkeit zu heben, denn während der ganzen Handlung wird so viel von der „berühmten Frau“ gesprochen und diese selbst wird so wenig­­ gesehen, daß wir­­ unmwillführlich daran erinnert werden, wie ein guter und ein böser Ruf viel weiter dringen, als die der Liebhaber,während Herr Reiter in Darstellung guten und bösen Handlungen der Menschen selbst. Erst im dritten Akte erfahren wir, warum das Stück gerade so und nicht beliebig anders heißt, wie denn überhaupt der dritte Akt der werthvollite des Stückes ist und die BVerflachung der Handlung im zweiten Aufzuge durch lebhafte Szenerie und padenden Dialog auf­ 3 Bette wettzumachen bestrebt ist. Daß es dem Stüde an drolligen Einfällen, an luftigen Szenen auch sonst nicht fehlt, dafür bürgt der bekannte Wi und Humor der Autoren, denen ja das deutsche Theaterpublikum stets das größte Interesse entgegenbringt. Samstag freilich mußten Autor und Mimen sich gleicherweise in dieses Interesse theilen, denn mit nicht minder reger Spannung folgten wir der Darstellung selbst, wie dem Stück. Neue Kräfte vor der Rampe, neues Treiben auf der Szene,­­ neues Leben blüht aus den Ruinen der in den Sommermonaten brach gelegenen Schauspielwelt. Und wir sahen, wir hörten die Neuen, und wir waren befriedigt. Allerdings müssen wir unser Urtheil heute noch in den Rahmen größter Reserve preffen, — ein einmaliges Hören kann nicht maß­­gebend sein für die Beurtheilung des schauspielerischen Könnens, — aber schon heute dürfen wir mit vollem Rechte behaupten, daß wir in dem Ehepaare Friedmeyer h­öchst schägenswerthe, tüchtige Kräfte besigen, denen der Schalt ebenso prächtig im Nahen figt, als ihnen für gemüthreiche Szenen der wahrhafte Ausdruck seelischen Empfindens zur Verfügung steht. In Frl. Moser fanden wir eine liebliche E­rscheinung, deren temperamentvolleg Ge­­bahren namentlich in naiv munteren Szenen von gewinnender Liebenswürdigkeit ist.Herr Berla erwies sich,trotzdem er den ungarischen Dialekt, den seine Rolle erforderte, war mangelhaft innehatte, als braver und angenehmer Vertreter des Faches »-« v -.,» G·«.«H»».»-.-·«H.»L.«·z .j.-J«py..«N­pr-i _ . 5 A »s. \ 49 | \ | J \ CUT | N ' re EEE er ER SE Biete Tr ...«»—,.-....,..,...-·» 3 -

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