Oedenburger Zeitung, 1888. November (Jahrgang 21, nr. 252-276)

1888-11-01 / nr. 252

R B: 14 y Whrqang . Sed­enburger Reifung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortgeritt zur Ehe — Bebrühten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ E an die Redaktion portofrei einzusendei. Buchdrukern­ &, Romtvalter & Sohn, Grabenrunde 11. WE Einzelne Nummern Rotten 5 Kreuger. EU ·-«-z­,­ -... an Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. V Pränumerations­­reife: Für Loco: Sanzjärig­­­st Halbjährig 5 fl., Bierteljährig Monatlich Ex: Für Auswärts: Seniot es fl., „pelbfährig 7 fl., Biertel­­jährig 3 fl. 50 Alle für das Blatt bestimmte ihn mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind Inferate vermitteln: Im Wien: Hafenstein , Bogler, Wall» fiage ffe 10, U. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schalek, olfzeile 12, R. zRolle, Seilerstätte 2, M. Dufes, ı., Ries­mergaffe 12. In Budap­­er Saulus Sn. Dorotheagaf­e:2, Leop. Yang, Gisellaplag 3, A. ®. Goldberger, Servitenplag % Se Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 x. für die zweis, 15 fr. für die dreis, 20 tr, für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Bretitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 tr. Bei mehrmaliger Einshhaltung bedeutender Rabatt, Administration, Derlog und Insernienaufnahme: Deutsch-französische Reibungen. Derenburg, 31. Oktober. In Europa herrscht Friede und wir hören es ohne Unterlaß versichern, das derselbe nicht ge­­stört werden wird. Und Friede Herricht auch­ zwischen Frankreich und Deutschland, wenigstens der offizielle Friede, wo die beiderseitigen Streitkräfte ruhig in ihren Garnisonen liegen und der diplomatische Ver­­fehr zwischen den beiden Staaten seinen gewöhn­­lichen Lauf nimmt. Die beiderseitigen Regierungen­­ sind auch redlich bestrebt, den Frieden aufrecht zu ER erhalten. Wenn man aber auch den Stimmungen der Völker einen Einfluß auf die Schiefj .[s­chwere Frage, ob Krieg oder Frieden, zuerkennen will — und die Erfahrungen der legten fünfundzwanzig Jahre haben uns gelehrt, daß dem in der That so sein muß — so muß man gestehen, daß der gegen­­seitige Haß der beiden Völker, die Erbitterung der­­selben gegen­einander als eine wirkliche Gefahr zu betrachten ist, und daß einmal, ganz unvermuthet, etwas geschehen kann, ein an sich unbedeutendes Ereigniß vielleicht, was alle Bemühungen der Di­­plomatie zu Standen machen und den bis zum Rande gefüllten Becher des Hafses zum Ueberfließen bringen kann. 8 vergeht fast sein Tag, ohne daß Ereignisse gemeldet werden, welche als eine Bravokation von der einen oder der anderen Seite betrachtet werden können. Die gegenseitige Spionenriecherei und die Härte, mit welcher in beiden Ländern gegen die im V­erdachte derselben stehenden P­ersonen vorgegangen wird, ist noch das Geringste in dieser Beziehung. Der Rost zwang auf der einen, das Fremdengesäß auf der anderen Seite, die Erklärung, welche die „Norddeutsche Allgem­ine Zeitung“ legt hin, anläßlich der V­erwundung eines Angestellten der deutschen Botschaft in Paris, brachte, daß Frankreich ein Land moderner Barbaren­ei, das Herabreißen des deutschen Sominlatsschildes in Havre; all’ das sind Anzeichen dafür, daß der gegenseitige Haß bereits in Fanatismus auszuarten droht und daß in beiden Ländern eine starke Strömung vorhanden ist, die in einem Augenblicke die Dämme durchreißen kann, welche den Frieden wahren, und die Schweden eines verheerenden Krieges entfesseln kann. Der legte Dienstag brachte wieder eine Draht- Nachricht ähnlicher Art. Der Irakai Hdlde General Miribel­le bei Uebernahme des 6. Armeekorps in Nancy, eine Ansprache von entschieden kriegeri­­schem Tone gehalten, im welcher er sagte, daß er Alles aufbieten werde, damit das Departe­­ment aufhöre, ein Grenzdepartement zu sein; das heißt mit anderen Worten, daß der General Alles aufbisten­ werde, damit Elsah-Loth­­ringen wieder von den Franzosen erobert werde. Wir Legen den politischen Neden von mili­­tärischer Seite gewich sein übergroßes Gewicht bei; die Männer des Degens sind gewöhnlich nicht glücklich, wenn sie sich auf ein ihnen so fremdes Gebiet, wie es die Politik ist und sein muß,­­lie­­ßen. Die französische Regierung hat die Rede des General auch mit berechtigter Unzufriedenheit aufgenommen und in Berlin wird man derselben wohl ebenfalls seine größere Bedeutung beilegen, als sie ihrer Natur nach verdient, aber als ein bedrohliches Zeichen für die herrschende Stimmung i­ Ste Doch zu betrachten, und nicht nur als das, sondern auch als ein Ansporn für Deutschland, in seinen Nützungen fortzufahren, trog dem dieselben bereits ein bisher umerreichtes Maß erlangt haben, und da tritt "die Gefahr immer näher, daß die elektrische Spannung fi­­doc einmal in einem furchtbaren Wetterschlage Luft machen und die OR geladene Mine zur Explosion kommen­ann. Dieser Zustand ist aber nicht blos für Die betreffenden beiden Länder, sondern auch für alle anderen W­ölfer Europa’s tief bedauerlich. Denn nicht nur, daß man durch denselben nirgends zur Nähe kommen kann, daß die Rüstungen allenthalben nach dem Beispiele Deutschlands und Frankreichs fortgeseßt werden, so leiden auch die höchsten Kul­­turinteressen unter diesen betrübenden Zustande gegenseitiger Berbitterung. Er muß geradezu als ein Unglück für die Menschheit betrachtet werden, daß die beiden Wölfer, welche dazu berufen wären, an der Spite der Zivilisation einherzuschreiten und die Bannerträger des Fortschrittes, der Bildung und EEMIEROG zu sein, durch ihren gegenseitigen Haß daran verhindert werden, dieser ihrer erhabenen Aufgabe gerecht zu werden, und es ist unleugbar, daß die unerfreuliche, rücläufige Bewegung, welche der Öffentliche Geist Europa’s in den legten Jah­­ren genommen hat, zum großen Theile diesem feind­­seligen Verhältnisse zwischen den beiden gebildetsten Nationen Europa’s zugeschrieben werden muß. P. V. ; ' s Lip en : ern Be Vom Tage. Das fünfundzwanzigjährige Jubiläum eines Servicers, wo Mittwoch, da wir diese Zeilen schrei­­ben, begehen die Athener großartige Feierlich­­keiten zum Preise und zu Ehren des fünfunde zwanzigjährigen Regierungs - Jubi­­läums ihres Königs Georg. bang Griechen­­land hat sich freudig verbunden der­ Ehrentag seines Königs mit Begeisterung zu begehen und alle Staaten Europa haben ihre Abgesandten nach Athen gerehtet, um ihre Theilnahme an dem Freudenfeste der griechischen Nation zum Aus­­denke zu bringen. Diese Tshatjachen sind ehrende Zeugnisse für die Popularität und Beliebtheit, deren König Georg ich bei seinem W­olfe erfreut, wie der Hohen Achtung und Wertschläßung, die ihm von Anslarde entgegengebracht wird. Admiral Sterned brachte, bereit auf der Yacht „Greif“ in Athen eingelaufen, dem Könige Georg I. die Glüd­­wünsche unseres Monarchen und die Bevölkerung Oesterreichs wie Ungarns schließt sich den­­selben aus vollem Herzen an. Georg I., König der Hellenen, der zweite Sohn des Königs Christian IX. von Dänemark und der Königin L­ouise, wurde am 24. Oktober 1845 geboren. Bis zu seiner Thronbesteigung führte der König den Namen Wilhelm. Anläß­­lich der Hochzeit seiner älteren Schwester Ale­­rxandra mit dem Prinzen von Wales (am 10. März 1863) wurden die britischen Staats­­männer, welche damals einen Kandidaten für den erledigten griechischen Königsthron suchten, auf ihn aufmerksam. Am 30. März 1865 wurde er denn auch von der griechischen Nationalversammlung ein­­stimmig zum König gewählt, doch erst am­ 6. Juni nahm der Prinz die Krone an. Am 30. O­ktober 1863 hielt der König seinen feierlichen Einzug in Athen, wo er Tags darauf den Eid auf die Verfassung leistete und die Regierung übernahm. Am 27. Oktober 1867 erfolgte seine Ver­­mählung mit der russischen Großfürstin Olga, Tochter des Großfürsten Kon­ne Kinder aus seiner Ehe mit der Großfürstin Olga sind: Kronprinz Konstantin, Herzog von Sparta, ge­­boren am 2. August 1868; Prinz Georg, geb. am 30. August 1870; Prinz Nikolaus, geboren am 21. Jänner 1872; Prinzessin Marie, geboren ;­­« ee j | |­­ | Zur Abonnenten Liegt Heute Nr. 20 der „Nette fufligen Blätter“ bei.­ ­ Bodtenfest! Wovon die Todten mögen träumen, Die til umfängt das fühle Grab, Wenn von des Friedhofs heil’gen Bäumen Der Sturm die Blätter weht herab ? OD wenn der Tod ein Träumen eben Bis man erwacht in licht'ren Höh'n, Dann träumen auch im ew’gen Leben Die Todten nur vom Wiederseh'n! Das blonde Kind, dem allzu Frühe Der Tod in seine Loden griff, Dem früh, trug seiner Lieben Mühe, Gestrandet ist des Lebens Schiff, Es sieht der Mutter Augen lachen, Die ihm wie Sterne glänzten schön, Und jebt noch seinen Traum bewachen: „Lieb Meütterlein, auf Wiedersehn!“ Die Braut,die schon die Myrthen hatten Boll Hoffen zum Altar geschmückt, Und die zum dumflen Reich der Schatten, Hat dennoch Hin der Tod geschickt, Sie sieht den Liebsten voller Thränen An ihrem fühlen Grabe stehn, Durch ihre Träume geht ein Sehnen: „OD komme bald, auf Wiederseh'n!“ Das brave Weib, das oh’ Erbarmen Der Tod riß aus der Kinder Schaar, Aus ihres Gatten treuen Armen, Es träumt von ihnen immmerdar, Es sehnt, sich nach dem trauten Kreise, 1 Wo die Verlass’nen trauernd stehn, Durch, ihre Träume weht es leise: I„Bergeßt mich nicht, auf REN !“ Der reis, der mild’ vom Erdemvallen, Dem Dasein den Tribut gezahlt, Und den des Schattenreiches Hallen Ein friedensvoller Aufenthalt, Mag von den einst’gen Lebenstagen Wohl träumen, gut, daß sie verweh'n, Und wir nach Kummer,Sorg’und Plagen, Den Duell des Lichtes wiedersehn! Und wenn Ihr jebt zum Grabe tretet, Wo Eure Lieben träumend ruh'n, Und till für ihren Frieden betet, Mögt Ihr wie sie im Traume thun, Mögt flüstern Ihr: „DO, Schlaft in Frieden, TI. Auch uns wird einst der Sturm verweh'n, | Ihr Todten, die einst sproßten, blühten, Gott grüße “sn auf Wiederseh'n!* \ | | 4 | | | \ |

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