Oedenburger Zeitung, 1888. Dezember (Jahrgang 21, nr. 277-299)
1888-12-01 / nr. 277
WMWFFIÆH«W TANZMGr En .-»«-...«-s,s« — - - - - ! .»-). « EN u A XXI.ZaBrgang. a Samfagfi. Dezember 1888. edenburgerBeifu (vormals „Diedenburger Nachrichten“) . Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortbegritt zur Ehre! — Beprüdten zur Wehr” — Der Wahrheit eine Gaffe.” In Administration, Verlag und Inseratenaufnahme: Buchdrukerei. Nommwalter , Sohn, Grabenrunde 121. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig ‚ & fl, Monatlich 1 fl. a Fir Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Vierteljährig 3 fl. 50 ° . Alle für das Blatt bestimmte Leuchtungen,mit Ausnahme von Insekt ten,Pränanterations-und Insertionsgenisuren,sind . In die Redaktion portofrei einrufendcn. BE’ Einzelne Nummern Rotten 5 Kreuger. EU Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wallfiggafie 10, A. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrich Schale, 1., Wollzeile 12, R. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dates, ı., Riesmergasse 12. In Budapest: Paulus GH, Dorotheagafse 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag $. Infersions-Gebühren: 5 Tr. für die ein-, 10 !. für die zwei-, 15 fr. für die Dreis, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 kr. für die durchlaufende Brettzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 kr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Was will man von uns ? Dedenburg, 20. November. Die Berliner Blätter: „Norddeutsche Allg. Zeitung“, „Deutsches Taglatt“ und „Vofstische Heitung“, führen neuestens eine sehr provokatorische Sprache gegen Oesterreich-Ungarn. Erstere polemisirt mehr ungehobelt als feingeschliffen gegen den „Prester Lloyd“, das „D. Thit.“ erlaubtfie eine ganz unqualifizirbare Sprache gegen unseren Kronprinzen und die alte Sofjiche“ beschuldigte die auswärtige Politik unserer Monarchie der „Doppelzüngigkeit“, drohte und damit, daß Deutschland verschiedene Eisen(!) im Feuer habe, und schloß mit den Worten: „Oesterreich-Ungarn werde entweder bundestreu sein, oder es werde nicht sein“. Da hängen wir denn von Deutschlandg Gnaden ab? Was will man von uns?! „PB. 21.“ leuchtet zwar diesen Berliner Blättern energitich Heim, er wirft aber im hohen Grade verstimmend, daß angesehene Journale Deutschlands sich solche Auslassungen gegen Oesterreich-Ungarn gestatten dürfen. Man weiß ja, daß im so stramm regierten Deutschen Weiche durch die Presse doch nur dasjenige veröffentlicht werden darf, womit der Monarch einverstanden ist. Wo nicht, werden die Journale von Amts wegen gemaßregelt. Wie sollen wir also die insolente Freizüngigkeit der Berliner Presse Oesterreich-Ungarn gegenüber deuten? Was will man von uns?! „PB. 21.“ sagte mit vollem Rechte: „Oesterreich-Ungarn fünne — wenn er darauf anfüge — ebenso wie Deutschland zwei verschiedene Elfen im euer haben; unsere Monarchie könnte sich ja ebenso leicht zum Meittelpunkte einer deutschgegnerischen Koalition machen,wie Deutschland das Zentrum einer Aggression gegen Oesterreich-Ungarn zu werden vermöchte. Ung trennt von Stankreich sein Gegenjob, und Rußland gegenüber könnten wir eventuell eine Kompensations- Politik befolgen. Trogdem wollen wir — obgleich kein unbedingter Zwang vorliegt— unerschütterlich und treu an dem Bündnisse mit Deutschland festhalten. Was will man also von und? Haben die genannten Berliner Blätter wirklich eine so geringe Meinung von der Macht und Bedeutung. Oesterreich-Ungarns, daß man si in ihren Nedaftionen einbildet, wir müßten uns hierzulande wortlos die Behauptung gefallen lassen, die Monarchie künne nur unter der Vorauslegung eines Bündnisses mit Deutschland bestehen und müsse si in Nichts auflösen, wenn dieser Allairte ihr die Gunst entzieht? Wir wissen nicht, wie das deutsche Staats- und Machtbewußtsein beschaffen ist, aber unser Staatsbewußtsein und das Gefühl für die Würde und Bedeutung Oesterreich-Ungarns verbieten uns, eine solche impertinente Strafe, wie sie die „Bosfische Zeitung“ gegen die Monarchie gebraucht hat, stillschweigend hinzunehmen. Uns treibt e8 die Zornesröthe in’s Gesicht, wenn man e8 wagt, das deutsch-österreichisch-ungarische Bündniß, bei welchem Deutschland mindestens ebensoviel empfängt, als e3 gibt, so vorzustellen, als ob die alte Habsburgische Monarchie bei“ dem jungen Deutschland das Gnadenbrodche und geradezu verhungern müßte, wenn ihm Dieses entzogen würde. Nichts kann von verderblicherem Einflusse auf den umngetrübten Fortbestand des Bündnisses sein, als wenn man vom Deutschen Reich aus den Völkern der Monarchie die Vorstellung beibringen will, daß wir nur von Deutschlands Gnaden leben und schlechterdings verloren wären, falls dieser Macht fi von und abwenden würde. Eine solche Position akzeptirt Niemand in Oesterreich-Ungarn, wie aufrichtig auch seine Anhänglichkeit an das Bindniß sein mag. Wir fragen noch einmal: Was will man von uns? Man spricht auch von einer persönlichen Gegnerschaft zwischen dem Präsidenten des österreichischen Ministeriums, dem Grafen Taaffe und dem deutschen Botschafter am Wiener Hofe, dem Prinzen Neuß. Es it möglich, daß eine Solche persönliche Gegnerschaft vorhanden ist. Auch Staatsmännner unterliegen der Eintwirfung von Symsopathien und Antipathien, und es ist gewiß in dem österreichisch-deutschen Allianzvertrag sein Paragraph enthalten, welcher vorschreiben wiürde, daß zwischen dem österreichischen oder dem ungarischen Ministerpräsidenten einerseits, und dem deutschen Botschafter in Wien andererseit, intime persönliche Beziehungen herrschen müssen. Man fprt nun weiter davon, daß Prinz Neu h in seiner Wiener Stellung sich einigermaßen unbehaglich zu fühlen anfange, und daß er sich mit dem Gedanken trage, seinen Wiener Pfosten, der ihm andererseits sehr lieb geworden ist, zu verlassen, und dies Alles nur wegen der persönlichen Gegnerschaft zwischen ihm und dem Grafen Taaffe, die übrigens erst in der neuesten Zeit zum Ausbruche gekommenei. Es mögen daher, so fombiniren einige Leute, Die deutschen Offizieren den Sturm gegen Oesterreich- Ungarn losgelassen haben, um die Stellung des Prinzen Reuß in Wien zu festigen. Das scheint allerdings widersinnig zu sein, denn der Sturm beschädigt, reißt um und entwurzelt ; allein man dente nur an die Fabel von dem Wanderer, der sich um so fester in seinen Mantel H füllt, je heftiger der Sturm tobt. Wir umnsererseits künnen nicht glauben, daß diese Veranlassungen, die im Grunde genommen so unbedeutend sind, die Ursache des plößlich so unfreundlich gewordenen Verhältnisses der deutschen offi Feuilleton. Ein Zeuge, der nichts gesehen hat. Wahre Begebenheit, mitgeheilt von Dr. Rödiger. E (Fortlegung.) Ihr Habt wohl nicht erwartet, rief er ihr zu „ven alten fruchzenden Naben“ diesen Abend zum Begleiter zu haben? Das unvermuthete Erscheinen des Methodisten, sein verstörter Blick, der rauhe Ton seiner Stimme erfüllte Lucy mit Entgegen ; sie stieß einen Schrei des Schredens aus. Sie bezwang jedoch ihre Aufregung, und erwiderte gelassen: Es freut mich immer, Euch zu sehen, Mitter Kor. Du lügst, Schlange ! ereiferte der Methodist; Du treibst ein grausames Spiel mit den Qualen Schweig! erwiderte Knor sich immer mehr habe Dich, in das Tabernakel meines Herzens gestellt, wie den Gößen der Mohabiter, habe Dir Opfer gebracht, welche nur dem Gotte Jakobs gebühren. Aber ich habe meine Thorheit schwer gebüßt: Du trafst zu mir mit der Wuth des Löwen, mit der Treulosigkeit der Schlange, und trübtest die Heiterkeit eines Gerechten, welcher den Weg der Gerechtigkeit wandelte, und Baal unter seine Füße getreten hatte. Haltet mich nicht länger auf, erwiderte er eines Mannes,der um Deinetwillen nicht mehr würdig ist, den Erwählten Israels anzugehören. So etwas ist mir nie in den Sinn gekommen, stammelte Lucy schüchtern; die Achtung, welche ich für Euch hege... .ereifernd;ich habe Dich nur zu sehr geliebt,ich halb furchtsam, halb erziient ; er ist spät. IHr konntet nie glauben, daß ich Euch heiraten würde, und was Ihr mir da sagtet, ist nicht geeignet, meine Meinung zu ändern. Mich heiraten! ja, es gab eine Zeit, in welcher ich seinen anderen Gedanken auf der Welt hatte; aber ich war bericht genug, einen Skorpion in meinem Rusen zu liegen, und er hat mich mit seinem Stachel gestochen. Ich habe mich verirrt, und bin gedemüthigt.Aber Du hast Sturm gefäet, und kannst auch nur Ungewitter ernten. Lucy zitterte, als sie beim Schimmer des Mondes, welcher eben hinter den Bäumen aufging, die rollenden Augen umdafchfarbenen Züge des Methodisten bemerkte. Du — mein Weib! fuhr er mit entjeglichem Hohngelächter fort: — mein Weib! Ha, ha! mein Lucy Herbert, Du sollst weder mein Weib, noch das eines Anderen werden ! Vergeben? war das Winseln und Flehen Lucy’s, welche jei das Furchtbare ihrer Lage erfannte; umsranft flehte sie um Gnade, der Entießliche hielt ihr mit einer Hand ein Tuch auf den Mund, und ergriff sie mit der anderen im Naden. Seine Finger spannten sich rampfhaft um den Hals der Unglücklichen. Dies Alles dauerte kaum eine Minute. Knor dessen Rachedurst plöglich gesättigt zu sein schien, ließ sein Opfer los ; aber das schöne Lodenhaupt Lucy, welches ihn fast zum Wahnsinn getrieben hatte, sank auf eine Schulter, gleich einem Todtenhaupt. Der Mörder hat nicht Zeit, über das, was er gethan, nachzusinnen; er hört die Tritte eines Mannes, der sich nähert, aber Hinter einer Krümmung des Waldiweges noch verborgen it. Man wird ihn überraschen, wie er den entseerten Körper des Mädchens noch in den Armen hält! Dieser Gedanke gibt ihm wieder einige Geistesgegenwart. Er nähert ei dem Abgrunde, der von der Straße durch ein hölzerne Geländer getrennt ist. Er wirft den Körper hinunter in den Wasserfall, und sieht ihn verschwinden. Al er sich der Straße wieder zuwendet, steht er wenige Schritte vor einem Manne, der langsam und vorsichtig näher kommt. Ein Hund geleitet ihn. Ist ein Unglück vorgefallen? fragte er. Ich hörte soeben Etwas fallen. Kuor athmete frei auf; der Mann war blind. 3 war ein Bettler, der von dem Marfte heimkehrte. Schweigen wäre gewiß das Beste gewesen, was Ebenezer thun konnte; aber der Schuldige verräth sich immer durch den Eifer, womit er sich zu rechtfertigen sucht. Der Methodist hielt eine Erklärung für nothwendig. E83 ist ein alter morsscher Pfahl, an den ich mich lehnte, sagte er, er brach unter meinem Gewicht, und fiel ins Wasser. She müsset ihn hinuntergeworfen haben, und zwar mit aller Gewalt, weil das Geräusch gar zu starr war. Ich hätte darauf geschworen, es sei ein weit schwererer Gegenstand gewesen. Wie fünner Ihr denn wissen, erwiderte Rnor Oli wie starf die Pfähle sind, Ihr seid ja und ! Ich bin oft diesen Weg genommen, ehe ich das Gesicht verlor, jagte der Bettler; und was man belasten kann, braucht man nicht zu sehen. Der Blinde suchte das Geländer mit feinem Stoce, und zählte so die in gleicher Entfernung voneinander aufgestellten Pfähle. .. 3 3 SE ® 5% Be