Oedenburger Zeitung, 1888. Dezember (Jahrgang 21, nr. 277-299)
1888-12-01 / nr. 277
z, ziösen Presse zur österreichisch-ungarischen Monarchie sein könnten.Denn am Ende halten wir doch an der Ueberzeugung fest,daß auch dieser Sturm vorüberbrausen wird ohne der österreichisch-deutschen Allianz einen ernsten Schaden zuzuführen. Denn diese Allianz bildet den Kernpunkt der heutigen Politik Europas und sie ist für beide Theile, für Desterreich-Ungarn sowohl, wie für Deutschland ebenso nüßlich als nothwendig. Denn wenn auch unsere Monarchie Deutschlands bedarf, so bedarf andererseits auch Deutschland Desterreich-Ungarns. Also was will man von ung?! E. M. Unser Schubwesen. E 5 gibt seinen geregelten Staat in der Welt, in welchem man die persönliche Freiheit so wenig achtet, als bei ung. E3 erkfärt nirgends eine Administration bei welcher e8 möglich wäre unschuldige Menschen Monate hindurch ihrer Freiheit zu berauben, nur bei und in Ungarn ist dieses möglich. So wie früher der Stuhlrichter berechtigt war, wen immer mit Ausschluß der Appellata fünfundzwanzig hinaufpfeffern zu lassen gerade so ist heutzutage die Polizei befugt, wen immer zu regiren, in Haft zu fegen, abschieben zu lassen, wogegen es auch feine Appellata gibt. Besonders himmelschreiende Fälle ereignen sich im Schubwesen. Laut bestehender Ministerialverordnung werden die Schüblinge insolange inhaftirt, bis deren Zuständigkeit konstatirt ist. Sie werden also eingesperrt ohne etwas verschuldet zu haben .) Ihr ganzes Vergehen besteht zumeist nur darin, daß sie unglücklich sind und nichts zum Leben haben. Sie haben seine Wohnung und kfönnen seinen Erwerb nachweisen. Man bringt sie in Gewahrsam mit dem Bedeuten, daß sie per Schule in ihre Heimath befördert werden. Sa, aber wo ist denn ihre Heimat. Einige wissen dieseg gar nicht anzugeben, sie sind verwaist und haben sich von einem Orte zum Anderen durchgeschlagen. Andere wollen ihre Heimath nicht angeben, weil sie sich scämen al Schüblinge dorthin befördert zu werden. Sie werden nun monatelang im Scubarreste behalten, manchesmal über ein Jahr und noch länger, ohne daß die Behörde weiß, was sie mit ihnen anfangen sol. Die Meisten können ihre Zuständigkeit angeben, aber deshalb bleiben sie doch Wochen lange im Schubarreste. Wenn ihre Zuständigkeit zu fonstatiren ist, dauert die Korrespondenz mit ihrer Heimatgeneinde und der Schriftenwechsel siei. Bei unserer schwerfälligen Administration wartet der arme Teufel vergeblich, daß er frei werde, die Herren haben auch Anderes zu thun, als sich um das Schieftal eines armen Landstreichers zu kümmern. So geschehen denn unerhörte Dinge. Eine arme Witwe wurde 20 Monate lang unschuldig in Haft behalten. Ein Mädchen wurde vom 20. April 1887 bis Oktober 1888 im Schubarreste behalten, bis endlich fonstatirt wurde, daß es nachh Budapest zuständig, somit frei zu lassen sei. Ein Schübling figt seit 12. April 1887 noch heute im Schubarreste, denn im Ministerium ist seine Angelegenheit, welche schon am 28. Oktober richten darauf, noch mehrere anzuführen. v. a. unterbreitet worden ist, biß heute noch nicht erledigt. Dies sind traurige Thatsachen und wir, verfällt und schwer unsere heimatlichen Zustände in diesem Lichte erscheinen zu lassen. Das Ausland würde sie darüber entgeßen. Denn wo die persönliche Freiheit so geringe geachtet wird, wo die Administration so langsam und unbeholfen ist, daß Unschuldige oft Monate lange unverdient in Haft bleiben müssen, einen solchen Staat kann man schwer unter die zivilisirten Rechtsstaaten rechnen. Und doc trifft nicht den Staat noch weniger die Nation deshalb ein Vorwurf, fordern nur die Negierung desselben. Nur während diessem Regime sind die öffentlichen Zustände in dieser Weise entartet. Die Allmacht des Staate wurde von Schritt zu Schritt gewährt, das Individuum wurde im selben Maaße an Werth herabgemindert, sowohl in moralischer als auch materieller Beziehung. Die Untergrabung des Wohlstandes hat die Anzahl jener Individuen vermehrt, die seinen sicheren Erwerb haben, die auf die Barmherzigkeit Anderer angewiesen sind, und die mit Hunger und Elend singend von einem Tag zum andern fortvegativen. Im Folge des Anwachsens der Zahl dieser Unglückchen wurde auch die Strenge größer. Der Mensch hat an Werth und Geltung verloren und Dies ist ein sicheres Symptom des Niederganges im Allgemeinen. E. -mehrere Wochen. *) Wenn sie obdachlos sind, ist dies mehr nicht zu vermeiden, nur soll die Procedur eine schnelle sein. U dNR. EEE EEE TITTEN ERTETETTEEETERE sein. Nehmt Euch in Acht, rief Kor unzufrieden; Ihr werdet in den Abgrund fallen. E38 hat seine Gefahr, erwiderte der Blinde ruhig; es fehlt nicht ein einziger Pfahl. Wenn man auch nicht sieht, so Hat man doch Mittel, Wahrheit oder Unwahrheit auszuforschen. Auch der Hund gab durch unzweideutige Zeichen zu erkennen, daß etwas Außerordentliches vorgefallen sei. Er strebte den Kopf über den Abgrund hinaus, und zeigte große Unruhe; dann wandte er seinen Unwillen gegen den Methodisten, den er gewiß angefallen haben würde, wenn ihn der starre Riemen, woran ihn sein Herr festhielt und der gewohnte Gehorsam gegen den Leßtern nicht zurücgehalten hätte. Knor wollte nichts mehr von der Sache hören, er lief davon wie ein Wahnsinniger, von der geraden Straße ab, durch die Felder, und erreichte erst nach Mitternacht wieder seine Wohnung, ohne von jemandem gesehen worden zu sein. Lucy’s Abwesenheit flößte ihrem Vater und ihrer Schwester in geringe Unruhe und Besorgniß Sie vermutheten, daß die Freuden des Tanzes die Zerstreuungssüchtige zu lange in Tortwich aufgehalten hätten, als daß sie den Nrückweg noch hätte antreten können. Sophie war jedoch von einer trüben Ahnung erfüllt, da sie wußte, daß James von seinem Besuche sehr früh wieder zurücgekehrt, und dann nach Wortwich gegangen war. Kaum war (Sortjegung: folgt.) REIN A Dom Tage, Aus dem ungarischen Heidistage. In der Situng vom 29. d. überreichte Justizminister Sabinyi den Bericht über die Verwendung des zum Baue de Dedenburger Buchthauses bewilligten Kredite. Die Spezial- Debatte über die Vorlage, betreffend die Ablösung des Schanfregals, wurde sodann bei $ 8 fortgesegt, welcher bestimmt, daß für das Negalrecht alle dann eine Entschädigung gebührt, wenn die Negalsteuer nicht abgesondert gezahlt wurde, sondern in der Summe jener Steuer inbegriffen war, welche nach anderen Steuergattungen entrichtet wurde. Nach einer kurzen befriedigenden Aufklärung seitens des Staatssekretärs Wederle und nach der Beantwortung einiger von Szedersenyi und Madarasz aufgeworfener Fragen seitens des Minister-präsidenten Tisza, über welche Fragen sich auch Graf Apponyi äußerte, wurde $ 8 einstimmig unverändert angenommen. Bei 89 wurde in dem verschiedensten Formen beantragt, daß in den gedachten Fällen die Entschädigung nicht in Obligationen, sondern effektiv zu erfolgen habe, ohne daß jedoch einer dieser Anträge, welche vom Minister-Präsidenten, wie auch vom Staatssekretär Weferle EN bekämpft wurden, durchzudringen vermocht ütte. In Bezug auf $ 10, der die Bestimmung enthält, ob und wie jene entschädigt werden sollen, die ihr Negaleinkommen zu Besteuerungszwecken zu niedrig einberannt haben , hielt Graf Julius Andräafig seinen maiden-speech. Er entwickelte in geläufiger und leichtflüssiger Nede, daß es einer so ritterlichen Nation unmwhürdig wäre, Jenen eine Prämie dafür zu geben, welche bei den Einkommen- Einbekenntnissen ihr Ehrenwort gebrochen, um den der Tag angebrochen, so begab sie sich zu James, um über das Vorgefallene einiges Näheres zu erfahren. Sie traf ihm nicht zu Hause; sie erfuhr, daß er spät und in großer Gemüthsbewegung heimgekommen, und noch vor Tagesanbruch wieder fortgegangenei. Sie machte sich sogleich auf den Weg nach Tortwich, woselbst sie ihre Schwester zu finden hoffte. Unterwegs bemerkte sie James, der denselben Weg machte; er war sichtlich niedergeschlagen und nachdenkend. Sie eilte ihm nach, und hatte ihn bald erreicht. Wo ist Lucy? fragte sie. Ich weiß er nicht; zwischen mir und ihr ist Alles aus. Aber wann und wo habt Ihr sie verlassen ?. Gestern Abends, bei dem Wasserfal. Wir hatten einen Steit miteinander ; sie wollte sich durchaus nicht weiter von mir begleiten hasfen, und sagte, sie wolle nach Dortwich zu ihrer Rousine zurückkehren. Sie hatte mich so erzürnt, daß ich sie allein auf der Straße zurückließ. Nachdem ich noch lange im Felde umhergeirrt war, kam ich sehr spät nach Stamworth zurück, und in aller Frühe faßte ich den Entschluß, nach Dortwich zurückzukehren, wo sie ohne Zweifel übernachtet hat, Staat zu betrügen. &o wäre dies die größte Un- »O « hillig seit jenen gegenüber, welche ehrlich vorgegangen und den Staat nicht betrogen haben. Man müsse auch die Folgen einer zu weitgehenden Milde in Erwägung ziehen; endlich müsse man doch der Erkenntniß zum Siege verhelfen, daß es eine ebenso große Schande sei, den Staat wie Einzelne zu betrügen. Wenn man aber dem entgegenhält, ‚daß durch die Streichung des S 10 gerade die staats- erhaltende Klasse aufs empfindlichste geschädigt würde, dann müüsse er fragen, ob er nicht eine Schmach fer, der Säulen des Staates wegen die Korruption vertheidigen zu müssen. Redner schloß mit dem Antrage, S 10 sei zu streichen und durch den ursprünglichen Paragraphen zu erregen, demgemäß Diejenigen, die die Steuer selbst falsch einbefannt, von der höheren Entschädig ausgeschlossen sind. Minister-Präsident Tipa gab seiner Freude darüber Ausdruck,daß,nach der Aeußerung Graf Andrássy’s zu schließen,die künftige Generation von der Ueberzeugung durchdrungen sein werde, den Staat zu betrügen,sei ebenso wenig ehrenhaftJvie Einzelne zu betrügen;er kämpfe schon seit Jahren für die Verbreitung dieser Anschauung und habe auch anläßlich der Tabakgefälls-Vorlage hiefür seitens der Opposition mannigfache Angriffe erfahren.Allein da beiden Städten schon eine Ausnahme gemacht wurde und da die Nichtberücksichtigung der einschlägigen Verhältnisse der Einzelnen in weiten Kreisen prinzipielle Störungen verursachen könnte,habe er,wenn auch er reichend,den Anträgen des Ausschusses beigepflichtet und bitte er um die Beibehaltung des Paragraph. Nachdem Gabriel Ugron für die Vorlage eingetreten,Holle aber die Zurückweisung an den Ausschußbehufs Neutertigung beantragt, wird die Debatte vertagt. = O vom Allerhöchsten Hofe. Aus Wien gelangt die Bestätigung unserer vorgestrigen Meldung an der, wonach sich Seine Majestät der König bereits nach Miramare begab, wo Allerhöchst derselbe heute Samstag bei der Königin eintrifft. Das erlauchte Baar verbleibt im Schlosse Miramare bis zum 2. Dezember Abends und reist dann nach Wien. Ihre Majestäten residiren bis Mitte Dezember in der Wiener Hofburg und fahren dann nach Budapest, beziehungsweise Godölld. Entgegen anderen Meldungen wird der Hof Weihnachtsfeiertage nicht in Wien, sondern im GHHdHÄld zubringen. O Allerhöchste Auszeichnungen. Seine Majestät der König hat dem Hilfsämtervorsteher, des Kriegsgerichtes in Kolomea Wilhelm Szamprovssi anläßlich der angesuchten Verlegung in den bleibenden Ruhestand das goldene Verdienstfreug mit der Krone verliehen. Kirchliche Ernennungen. Durch allerhöchste Entschließung wurden der Tipa-Nänaer Dechant-Pfarrer Zosef Balta und der Titular- Hofkaplan und erzbischöfliche Sekretär Dr. Alexander Paarvy zu Titular-Domherren des Erlauer Erzkapitels ernannt. Der Fürst von Bulgarien hat zur Gründung einer national - bulgarischen Universität in Sophia zwei Millionen Franc gespendet. Kaiser - Jubiläums - Stiftung. Herzog Kumberland widmete anläßlich des Kaiser-Jubiläums 10000 Gulden in fünfperzentiger Papierrente zur Gründung einer Stiftung für das Offizierskorps des seinen Namen führenden 42. Infanterie-Regimentes. Eine Honved-Kaserne. F.-M.-L. von Henneberg und General-Intendant Eserhalmay pflegen eben jei in Papa Verhandlungen, in Betreff der Unterbringung der Honved-Kavallerie, sei es in Papa selbst, oder eventuell in Güns. O Todesfall. In Wien starb am legten Donnerstag der General-Konsul von Peru, Herr Kammel, plöglich an Herzlähmung. O Der Strike in Belgien. Aus Charleroi wird berichtet, daß sich der Strike am 29. November auch auf das Kohlenwert Bascoup erstreckte, aber Doch noch immer auf das Gentralbafffin beschränkt sei. Troß der Aufveizungen der Zitatoren, verhalten sich die Strafenden bis jet ruhig. Vom geflügelten Yade. Aus Wien schreibt man vom 29. November. Der Staatbahn-Augweis zeigt 871,460 Gulden Einnahmen, Plus 40,225 Gulden. Der Südbahn-Ausweis zeigt 844.151 Gulden Einnahmen, Plus 63,022 Gulden, die C .. Aus den Comitaten. Klein-Iranenhaid. 29. November. (Verschiedenes.) Der Oedenburger Komitat3-Volkserziehungsverein, dessen wohlthätiges Wirken Ichon