Oedenburger Zeitung, 1888. Dezember (Jahrgang 21, nr. 277-299)

1888-12-01 / nr. 277

­ --.(Lks«wgeHs.-zs-» ee Be BR BET­TEN so vielen Erziehungsanstalten zu Gute gekommen ist, hat auch die vor zwei Jahren neu errichtete Unter­­klasse unserer Volksschule mit den noch fehlenden Lehrmitteln ausgestattet.Gott lohne diesem edlen humanen Verein diese,und all’die vielen Wohl­­thaten,welche er durch sein reges Wirkenfo um­zähligemal geübt hat.­­ Unsere vacante Hilfslehrerstelle wurde durch Hrn. Anton Kalkbrenner, einen sehr eifrigen jungen Mann, welcher schon längere Zeit in Leitha - Bro­­dersdorf zur größten Zufriedenheit der genannten Gemeimde gewirkt hat,­­ belegt. In unserer Gegend ist das Geflügelstehlen nichts Seltenes, und kommt solches insbesondere in den Winternächten sehr häufig vor, ohne daß man solchen Geflügelmardern je auf die Spur gekom­­men wäre. Heute Nacht3 wurden wieder im hie­­sigen Pfarrhofe fünf Gänse und drei Indian ge­­stohlen. Es wäre an der Zeit dem arbeitsscheuen he­­rumwagirenden Zigeuner-Gesindel einmal das Hand­­werk zu legen, damit die fleißige sich redlich er­­nährende Bevölkerung von Dieser Landplage ein­­mal befreit würde. » A.K. Bühl, 28. November. Der gestrige Tag war für unsere Gemeinden ein Freudentag. Wohl selten oder noch nie konnten sich unsere drei Gemeinden rühmen, so viel Honoratioren auf einmal in ihren Mauern beherbergt zu haben. Unser allseitig ge­­schäßter Pfarrer Se. Hoc­hwürden Herr Georg Baur, berief nämlich die Intelligenz des Komi­­tates, um seinen neuerbauten Pfarrhof zu besichti­­gen. Das schon durch seine günstige Zage hervor­­ragende Gebäude wird noch in späteren Dezenien — sollte Büff auch einen unerhofften Aufschwung nehmen — seinem Erbauer zur Ehre gereichen. Der Um- und größtentheils Neubau wurde durch die­­ edle Munifizenz der Patronats - Herrschaften, vor­­­­­träglich durch die großherzige Widmung des als sehr­­ hochsinnig bekannten Fräuleins von Marfovits, dann durch Heren Otto Bauer, und die Büffer Zuderfabrik, ermöglicht. Wie schon erwähnt, ist der Bau in allen seinen Theilen gelungen, und macht troß seines schmuclosen Aeußeren den Eindruck eines kleinen P­alastes. Er ist das Werk des Oeden­­burger strebsamen Architekten Herrn Josef Ullein. Die gestrige Zierlichkeit verlief wie folgt: Aus allen Gegenden des Komitates sind die an der Spibe desselben stehenden Honoratioren eingetrof­­fen, galt es ja ein so hervorragendes Mitglied des Verwaltungs-Ausschusses, wie Hrn. Pfarrer Bauer durch ihr Erscheinen auszuzeichnen. An sechzig Herren zählten wir bei der festlichen Tafelrunde. Es waren erschienen die politischen Führer des Ko­­mitates unter der Führung der Herren Baron Augustiner und P Vizegespan von Simon, und der für das Wohl und Wehe unserer Komitatsan­­gelegenheiten stets einstehende Obergespan des Wiesel­­burger Komitates Julius von Simon, von Seite des hohen Patronates Herr Otto Bauer, die gesammte Geistlichkeit des Bezirkes, mit ihrem grei­­sen Dechanten, dem Jubilarpriester Hochwürden Hrn. &3etrovits an der Spiße, der Inspektor und Se. Ehrwürden Herr Pfarrer Farktaz als Ber­­­ treten der evangelischen Kirchen-Gemeinde. Daß Die im K­omitatsleben unentbehrlichen Herren als­ Herr Sugar, der Fiskal, der Kaffier und der Herr Schulinspektor nicht fehlten, ist wohl selbstverständ­­lich, mit großem Bedauern wurde aber die Ab­we­­senheit des Oberstuhlrichters von Chapo, welcher dienstlich verhindert war, konstatirt , als Vertreter seiner Würde, war der Kapuvarer Oberstuhlrichter ‚Herr von Kovats anwesend. Außerdem wurden ex oflo von Seite der Bauausführung die Herren Brüder Ullein zugezogen. Die Toaste waren selbstverständlich in Anbetracht der illustren Gesell­­schaft Kleine Meisterwerte der Nedekunft. Alle Verdienste wurden frei anerkannt und gewürdigt, und das schäumende Glas wiederholt geleert auf die Munifizenz der Patronatsherrschaften, auf das Wohl des geschäßten Hausherren Herrn Pfarrer Bauer und endlich auf das des geschicten Bau­meisters. Ba A Königin Natalie ist gestern von hier nach Safjyp abgereist, woselbst sie zwei Tage zu verweilen gedenkt, um sich dann nach Yalta zu begeben. Krakau, 30. November. Kronprinz Erz­­herzog Rudolf ist behufs militärischer Inspek­­tion hier eingetroffen. Berlin, 30. November. Botschafter Prinz Neuß wurde gestern vom Laiser empfangen und kehrt demnächst nach Wien­­ zurück. Madrid, 30. November. Der gestrigen Ver­­sammlung der Deputirten der Kammermehrheit wohnten alle Minister, den Kriegsminister ausgenom­­men, bei. Ministerpräsident Sagatta kündigte an, daß die Regierung einen Gelegentwurf, betref­­fnd das allgemeine Stimmrecht, vorlegen werde, und forderte die Liberalen auf, einig zu bleiben. I , »z» H­s. Telegramme. Brief, 30. November. Die Ankunft der Monarchin wird heute Abends und die Ankunft des K­aisers-Königs Sonntag Früh erfolgen und sollen beide Majestäten Sonntag Abends die Reise nach Wien antreten. Brüsel, 30. November. Aus Charleroi wird berichtet, daß sich der Strike viel ernster gestaltet, als man Anfangs glaubte. Uebrigens kam es noch zu seinen heftigen Ausschreitungen, obschon die Agi­­tatoren Schr aufreizen. Dakarest, 30. November. Die Stallungen des königlichen Schlosses Sinaia wurden gestern durch eine Kellersbrunst zerstört. Man glaubt an eie böswillige Brandlegung. Die Untersuchung wurde sofort eingeleitet. Kokal-Reitung. Wedenburgerr Munizipal-Ausschuß. Sigung vom 29. November. Der Herr Bürgermeister als Vorsigender er­­öffnet die mäßig besuchte Generalversammlung pünktlich um 3 Uhr und erwählt zu Authentisa­­toren die Herren Repräsentantanten, Konsistorial­­rat Karl Kär, M­erander Demy und Merander Baniss. Repräsentant Herr Demy richtete an den Herrn Bürgermeister die Anfrage, in welcher Weise er dem Uebelstande abzuhelfen gedenkt, der dadurch entstanden ist, daß der sogenannte „Siczi“-Brunnen in der Schlippergasse behördlich abgesperrt worden ist, wodurch sich ein empfindlicher Wassermangel im genannten Stadttheile ergeben hat. Der Herr Bürgermeister entgegnete, die Wiedereröffnung des bemeldeten Brunnens künne, wegen konstatirter Un­­genießbarkeit des Wassers aus demselben, nicht ver­­fügt werden; doch werde im Wege des Magistrates dafür Sorge getragen werden, daß man die Wasser­­versorgung nach Thunlichkeit bewirke. Der Herr Bürgermeister berichtet über Die Slüdkwunjch-Deputation, die unter seiner Führung bei Herrn Dr. Emreß vorsprach und worüber die „De. 3.“ bereits vereh­­te. Zur Tagesordnun­g üb­ergehend dienten die nachbenannten ersten drei Punkte zur Kenntniß. Punkt 1. Erlaß des Hohen Jünigl.­ing. Mi­­nisteriums des Innern datto. 29. Oktober I. 3. 8, 70,162/IX., womit die Aufnahme von 3.340 Blinsen des Waisenkaffa-Reservefondes in den 1889. Boranschlag genehmigt wird. Punkt 2. Erlaß desselben ddto. 14. Novem­­ber I. 3. 3. 72,896/IVa, womit der Kostenvor­­anschlag pro 1889 genehmigt wird. (Bezüglich zweier kleinen Ausstellungen wird das hohe Mini­­sterium die erforderliche Aufklärung erhalten.) Punkt 3. Zuschrift Sr. Durchlaucht des Herrn Obergespans Finst Paul Esterházy de Galan­­tha, in Betreff der Substituirung des Forstamts- Adjunkten Friedrich Ritter v. Enderes, als Bau- Assistent. Punkt 4. Da laut Bericht des Bürgermeisters die am 24. November vorgenommene Stontierung der Kafja des städt. Steuereinhebungsamtes seine Mängel ergab, nimmt die General-Versammlung diese Thatsache einfach zur Kenntniß. Punkt 5. Der Magistrat unterbreitet das Ge­­such­ des gewesenen Stadt-Ingenieurs, Karl Schey um An­weisung seiner Abfertigung mit dem Gut­­achten der Rechtssektion und der Finanz und Con­­trollsection. Trog Widerspruch. Seitens des Herrn Re­­präsentanten ©. Dörfler beschließt die Majorität die Ausfolgung der Abfertigung, im Betrage von 1600 ff., nach Herablangung der 1887=er Schluß­­rechnung. Punkt 6. Der M­agistrat unterbreitet das Ansuchen der Großhandlungsfirma Samuel Lend um Weberlastung von 61:26/100 I-Blatter Weg­­grund zwischen den Nieden Gernäder und Lang- Aeder. Gelangt im Sinne des Gewebes auf das nächste Programm. Punkt 7. Derselbe unterbreitet den Antrag der Museum-Kommission, daß in einem Lofale des Archives in den Abendstunden bei Derbeleuchtung zu­ arbeiten gestattet werden möge. Wird, wegen Abwendung der Feuer­gefahr beschlossen, die Nachmittags = Amtsstunden in den Monaten November bis inklusive Februar, von 2 bis 5 Uhr abzuhalten. Punkt 8. Derselbe unterbreitet das Gesuch des Maximilian Pittel um Zusicherung der Auf­­nahme in den Gemeindeverband der Stadt. Die Aufnahme wird gegen Erlag der Taxe von 50 fl. unter der Bedingung gewährt, daß Bitt­­steller vorerst den Erwerb der ungarischen Staats­­bürgerschaft nachweist. Punkt 9.Antrag des Munizipal DIusschUßä­mitgliedes Georg Dörfler,daß die mit der Verkr­waltung des Weinbaufondes seit 1884 betraute Kommission einer Neuwahl unterzogen werde. Obschon Herr Repräsentant Dåmy gegen ss den­ Antrag spricht,wird derselbe doch angenommen iEz und die Wahl(an drei Jahre)in der nächsten­­ Sitzung des Munizipal-Ausschußes vorgenomme­n 13 werden. En­kunft 10. Gutachten der Finanz und Kon­­trollssektion über das Gesuch der­ Volfsbibliothek um eine Unterstügung. Erhält wie im V­orjahre 3 Kubis-Meter Holz. Punkt 11. Gutachten derselben über das Ge­­such der fath. L­eihbibliothek, um Unterfrügung mit Brenndoß. Wird ebenso entschieden wie der vorstehende P­rogrammpunkt. Punkt 12. Gutachten derselben in Betreff der Bedekung der durch Verlegung eines öffentlichen Anstandsortes verursachten Auslagen. Wird aus dem Ertra-Ordinarium bestritten werden. Punkt 13. Der Magistrat unterbreitet da Gesuch der städtischen Alzesittens-Witwe Kern, um Bewilligung einer Unterfrügung mit Brenndol,. Wird abgemiesen. Schluß der Sigung um 5 Uhr Nachmittags. E.M. Lokalnotizen. * Generalversammlung. Morgen Sonntag, den 2. Dezember findet um­­/­11 Uhr Vormittag, im eigenen Lofale Audierzu Nr. 14 die General­­versammlung der „Senoffenschaft der Oedenburger M Weinproduzenten“ statt. * Meine Ahr: Auf dem Neubau des Kir­­chenhauses Schlippergasse Nr. 1 (vis-A-vis der Hei­­ligengeist-Stirche) wurde oberhalb des II. Stud eine Uhr angebracht, welche Donnerstag Abend, als am Vorabende des Andreastages, zu Ehren unseres Abtes und Stadtpfarrers v. Pöoda das erstemal transparent beleuchtet wurde. * Diebstahl. Der Herr Dechant von Frauen­­haid Domnanovits hatte eine große Menge von Geflügel, welche er am 29. November um den Kauf­­­preis von 59 fl. verkaufte. Es wurden ihm von den Käufern 3 fl. Angabe gegeben. Aber ... . der Herr Dechant denkt und eine Diebsbande lenkt. In der Nacht vom 29. auf den 30. November brachen unbekannte Thäter in den Hühnerhof des Herrn ft. Dechant ein und entwendeten das gesammte ver­­faufte Geflügel. Hoffentlich ergibt die Untersuchung das Resultat, wer die betreffenden geflügelsüchtigen Thäter waren. 5 * Der Hornvieh-Auftrieb am gestrigen Wochenmarkte belief fi) auf 987 Stüd; hievon wurden verfauft 759 Stüd. Die Breife stellten fi) für Ia auf 38—42 fl., für I­a auf 29—33 fl. per 100 Silo lebend. Schweine, besonders gemästete, waren sehr viel zu Markte gebracht, die Preise aber infolge dessen gebrüdt. EN Theater,Kunfa und Literatur.­ ­ Ludwig Gottsleben, oder „der alte Gottsleben“, wie er von seinen getreuen An­­hängern am Strozzi- und Brillantengrunde genannt wird, eröffnete gestern sein hiesiges, auf zwei Abende berechnetes Gastspiel mit vier inaktern, welche seinem eigenartigen Talente reichliche Gelegenheit zur Entfaltung boten. Der Komiker Gottsleben hat die Wieder­gabe urwüchsiger Wiener Typen zu seiner Spezialität gemacht und wer Gelegenheit gefunden, diese „Blun­­derheit“ von Menschen in ihrem biderben, halb übermüthigen, halb gutmüthigen Thun und Laien zu beobachten. Der wird die natürliche Reproduktion dieser Figuren in den Leistungen Giwttslebens mit großem Vergnügen auf der Szene begrüßen.­­ Wer so zum Beispiel den Wiener Dienstmann kennen gelernt, — nicht jenen Kommissionär, welcher dem MWeltverfehre der Stadt Wien dienend, am Stefansplage seinen Standort hat, — sondern jenen urgemüthlichen, fordialen Padträger von den „entes­ten Gründen” ; — wer­de die etwas rare Gelegen­­heit gefunden, mit einem Amtsdiener aus der vor­­böhmischen Aera in Wien, oder mit einem „aufrich­­tigen" Hausmeister aus der Gegend der „Linien­wälle“ Bekanntschaft zu schließen, der wird sich gewiß nicht dem heiteren Eindruck entziehen können, welchen Gottsleben in allen diesen Ber­­­leidungen von vorneherein schon durch sein charak­­teristisches Aussehen, dann aber auch durch die treue­liche Wiedergabe der urwienerischen Suada hervor­­bringt, mit welcher alle diese Figuren begabt, und welche von allen diesen Gestalten in immer anderer­­­eise gehandhabt wird. Aber auch dem kleinbürgerlichen Gewerbe­treibenden hat Gottsleben die Eigenarten feines & Ch Be NL |

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