Oedenburger Zeitung, 1889. Februar (Jahrgang 22, nr. 27-49)
1889-02-01 / nr. 27
ER TREE ERSEEE TRIEB EN ER OST ER aa E aewardet werden dürfte. So hat der Kronprinz auch auf literarischem Gebiete sich ein unvergängliches Tenfmal geseßt, welches den kommenden Generationen die patriotische Gesinnung, die Liebe zu seinen Belfern nicht minder bezeugen wird, als die seltenen Geistesgaben, die des Verewigten Theil waren und die hohe Geistesbildung, welche er sich in unausgeregter Arbeit zu eigen gemacht. « geben und gib dem Kronprinz Erzherzog Franz-Karl Josef Rudolf wurde am 21.August 1858 geboren und vermalte sich am 10.Mailsst mit Erzherzogin Stefanie Klotilde Louise Hermine Marie Charlotte,Herzogin zu Sachsen,geboren zu Laeken im Mai 1864,Tochter des Königs der Belgier Leopold I.und der Königin Marie Henriette,Erzherzogin von Oesterreich-Ungarn.Am 2.September 1883 wurde dem hohen Paare ein Töchterchen geboren, welches die Namen Elisabeth Marie Henriette Stefanie Gisella erhielt. Kronprinz Rudolf genoß einen gründlichen und vielseitigen Unterricht, wurde am 24. Juni 1877 mündig erklärt und trat am 23. Juli 1878 beim 36. Infanterie-Regiment in den aktiven Kriegsdienst, avancirte im September 1880 zum General- Major und gleichzeitig zum Entre- Admiral. Am 6. April 1881 zum Kommandanten der 18. Infanteriebrigade in Prag ernannt, rückte er 1883 zum Feldmarschall-Lieutenant und Vize-Admiral vor und übernahm die 25. Truppen-Division in Wien. Rudolf ist Chef des zweiten Artillerie- und eines Uhlanen-Regiments und außerdem eines preußischen, baitischen und eines russischen Regiments. Ein ausgezeichneter Kenner der Ornithologie, eifriger Forscher in Naturwissenschaften, fand er jahrelang in intimen persönlichen und wissenschaftlichen Verieht mit dem Ornithologen Brehm, ebenso mit Homeyer. Ein Ergebniß seiner Studien und Wanderungen in das Werk „Fünfzehn Tage auf der Donau“ (Wien 1881; 2. Auflage 1885), ausgezeichnet durch die Plastik der Naturschilderungen ; dann folgte „Eine Orientreife" (Wien 1884). Auf seine Anregung und unter seiner Mitwirkung erscheint das groß angelegte Werk „Die österreichisch-ungerische Monarchie in Wort und Bild“ (Wien 1886 ff.) Die seltene Gabe zutreffender Beobachtung und Schilderung von Land und Leuten, welche Kronprinz Rudolf in der Erzählung seiner Orientreise an den Tag legte, kam noch in anderer, folgenreicher Weise zur Geltung. Bald nach der Veröffentlichung seines Erstlingswertes faßte der Kronprinz den fruchtbaren Gedanken, ein großes gemeinfaßliches Werk ins Leben zu rufen, welches ein Gesammtbild der österreichische ungarischen Monarchie und aller dieselbe bewohnenden Belfer in literarischer und künstlerischer Darstellung zu bieten vermöchte. Mit roßem Ernste und seltener Gewandtheit faßte, deren: diese weitreichende Literart historische Unternehmen an. Er versammelte um sich einen Stab erfahrener Zachmänner, legte die unmittelbare Leitung der Arbeiten in geeignete Hände, berief die entsprechenden künstlerischen Kräfte, beförderte die Errichtung eines eigenen zylographischen Instituts bei der mit der Herstellung der Publikation betrauten Staatsbrucerei und nach überraschend kurzer Zeit war das Unternehmen derart organisirt, daß mit der Herausgabe der ersten Lieferungen begonnen und die regelmäßige Fortlegung des Werkes als gesichert angesehen werden konnte. In der That ist auch seinerlei Unterbrechung erfolgt und das bedeutende Werk ist unter sreter persönlicher Fürsorge des Kronprinzen heute so weit vorgeschritten, daß er nach den Intentionen seines Urhebers in der zu Anbeginn festgelegten Zeit wollen Die lebten Stunden des Kronprinzen. Während die „N. Fr. Br.“ in ihrem ersten, unmittelbar nach der Trauerbotschaft erschienenen Abendblatte bestimmt behaupten zu künnen glaubt, daß weiland der durchlauftigste Kronprinz des Morgens in seinem Jagdschloße zu Mayerling, nacht Baden bei Wien, todt, mit einer Schußwunde in der Brust im Bette aufgefunden worden ist, führen die offiziellen Berichte den so rasch eingetretenen Tod der Thronerben auf natürliche Ursachen zurück, nämlich infolge eines Herz- Schlages, den angeblich der f. f. Oberstabsarzt Tr. Nitter v. Mülleitner Konstatirt haben soll. Leidend fühlte sie allerdings der Kronprinz schon seit längerer Zeit. Vor einigen Monaten zeigten sich die Nachwirkungen des überstandenen Gelenkerheumatismus. Seine f. u. k. Hoheit fragte oft über Beschwerden, er verhehlte Personen, mit denen er freundschaftlich verkehrte, seineswegs, daß er in seine Gesundheit sein große Vertrauen seße, ja, er war wiederholt in melancholischer Stimmung und äußerte Todesahnungen. Hofrath von Weilen sprach einigemale in der Hofburg vor und bat den Kronprinzen um das von ihm zu redigirende Heft. Der Kronprinz sagte, er habe in den feäten Tagen noch nicht Zeit gefunden, das Heft durchlaubjen, doch wolle er den ganzen Sonntag darauf verwenden, um die Arbeit zu vollenden. Indes blieb Kronprinz Rudolf am Sonntag noch in Wien und fuhr sonntags Nachmittags im Kutschwagen und nur von einem Kammerdiener begleitet in den Prater. E83 sollte Dies die legte Spazierfahrt des Kronprinzen in Wien sein.. Montag Früh begab er der Kronprinz auf sein Jagdschloß Mayerling. Er nahm die Dianusfripte und Korrekturbogen für das ungarische Heft seines Werkes mit siie der Absicht, in Mayerling zu arbeiten. In der Begleitung des Kronprinzen befanden sich Graf Josef HoYyo 3, der Jagdleiter Herr Wodiczer und der Kammerdiener Kocel. Graf Bombelles, der ebenfalls hätte mitfahren sollen, blieb infolge geänderer Disposition in Wien zurück. Für Dienstag war ein Hofdiner in den Appartements des Kronprinzen angesagt, zu welchem auch der Kronprinz erwartet wurde. Allein er fehrte nicht nach Wien zurück und das Hofdiner wurde abgesagt. Der Kronprinz war nämlich Abends unwohl geworden und begab sich zu Bette. Nach den offiziellen Mittheilungen fand Graf H0y03, al er am Morgen — gegen 6 Uhr — das Appartement des Kronprinzen betrat, um sich nach dem Befinden des Kronprinzen zu erkundigen, diesen entseelt im Bette. Der Körper war bereits völlig erfaltet und erstarrt. Von einer Verwundung, die am Körper gestunden worden sein sollte, wird offiziell nichts verlautbart. . " Den Zivilbehörden von Baden,welche die Todesaufnahme pflegen wollten, wurde bedeutet, daß dies unnöthig sei, indem die hiezu vom Allerhöchsten Hofe berufenen Personen bereits ihres Amtes walten. Nach dem Willen des Monarchen geschah Die Einholung der Leiche von Baden nach Wien ohne Aufsehen, ohne Print und Pomp, in aller Stille. Mittnch um 4 Uhr 50 Minuten ging denn vom Wiener Cinibahnhof ein Separatzug nach Baden ab. Derselbe bestand aus jechs Waggons ; einer davon war schwarz ausspalirt: im Diesem Waggon wurde der Barg mit der reblosen Hülle des unglücklichen Herrschersohnes nach Wien zurückgebracht. “= In Folge des Ablebens des Kronprinzen Rudolf geht die Erbfolge, da ein direkter männlicher Nachkomme weder de3 Kronprinzen noch de Kaisers vorhanden ist, auf den ältesten Bruder des Kaisers- Königs, Erzherzog Karl Ludwig, über. Hervorgehoben sei, daß bis zur Geburt des Kronprinzen Rudolf am 21. August 1858 als präsumtiver Thronerbe der damalige Erzherzog Mar anzusehen war. Erzherzog Karl Ludwig ist am 30.Juli 1833 geboren, steht mithin im 56. Lebensjahre. Zweitnächster Thronfolger ist nunmehr der älteste Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig, Erzherz09, Franz Ferdinand d Ette, geboren am 18. Dezember 1863. Ferdinand hat bekanntlich die Erbschaft nach dem legten Herzog von Modena angetreten. Da Erzherzog Franz Ferdinand d’Este bisher unvermählt ist, erscheint die Erbfolge in dritter Neihe der Erzherzog Otto gesichert. Erzherzog Otto, vermählt mit der Erzherzogin Maria Soreta, Tochter des Prinzen ‚Georg von Sachsen, besigt bereits: einen männlichen Nachommen, den zweijährigen Erzherzog Karl, welcher mithin derzeit die Erbfolge in vierter Neihe repräsentirt. Erzherzog Karl Ludwig besigt überdies noch einen dritten Sohn, den im verflossenen Dezember großjährig erklärten Erzherzog Ferdinand Karl Ludwig, welcer mithin die Erbfolge in fünfter Neihe vertritt. Dem Tage. O Arsom, eine Heiligkeit der Papst sandte das erste Beileidstelegramm an den Kaiser- König und Allerhöchst dessen Familie. O Aus Varis telegraphirte Präsident Barnot seine tiefe Erschütterung über das Hinscheiden des Kronprinzen an unsreren König. Ganz Karls ist sichtlich tief betrübt, da dort der Kronprinz sehr sympathisch war. Ansprüfel. Die Schredensbotschaft, welche den Tod des Kronprinzen Rudolf meldete, traf im hiesigen Königspalast gegen 4 Uhr Nachtmittags ein und rief daselbst eine noch nie dagewesene Bestürzung hervor. Der König blieb minustenlang starr vor Entgeßen und verfiel sodann in einen Weinsrampf, welcher nur mit Mühe gefüllt werden konnte. Der Königin wurde die Trauerbotschaft in schonendstereise beigebracht. Als die Für Alphons dr. Feddersen sind alle diese Träume Schäume geworden. Das lachende Urlaubsbild versinft, die düsteren Mauern des Kadetenforps sollen ihn auch morgen, wie alle sechs anderen Wochentage, umfangen. Ein Epaziergang durch den Fort, wo er mit vielen Anderen bei allen Herrlichkeiten in Neih’ und Glied vorbeigetrieben wird, kann ihn nicht für den verlorenen Urlaub entschädigen. Beide Freunde wandern ernst durch die vergnügte Echaar; man ist dies bei ihnen nicht gewohnt, denn sie sind sonst unter den Tollen Die Tolsten, sie sprechen eifrigst miteinander — ihre Gesichter erheitern fließt — bald birgt er im den Augen des Einen, dann in denen des Anderen auf, run sind sie unvergnügt und da — — „Nrr — rer — rumm — vr — rum bum“ — der Tambour läst seine langgezogenen Wirbel durch die Höfe erklingen. Die ganze Schaar stiebt auseinander, ein Theil nach diesem, der andere nach jenem Flügel. Die Freistunde ist beendet — mun heißt es fleißig fein, damit noch heute Abends alle Klassenarbeiten fertig werden, denn morgen — morgen ist Urlaubstag! Hurrah! Frig und Alphons reichen sich noch einmal die Hände. — Also — abgemacht ? — Abgemacht — parole d’honneur! Einer verschwindet im Kasernement der ersten, der Andere in dem der vierten Kompagnie. Der Sonntag behnt an — hell — sonnenflar — so recht zum Bummeln unter den Linden und im Schiergarten angethan. (Sortregung folgt.) Feuilleton, „Die Frau Geheimrätfin.“ — Radeten-Humorette. — — Auf Ehre, Scheußlich! jagte mit dem Ausbruch der tiefsten Entrüstung der Kadet Alphons von Feddersen zu seinem Freunde und Kameraden Zing von Wartern, indem er ihm ein zierliches, von Frauenhand beschriebenes Billet zurücgab. — Ein ganz spezielles Pech erwiderte der Andere. — Warum der Himmel auch die Frauenzimmer mit Migränen bedachte ! Frig d v. Wartern meinte mit dem „Frauenzimmer“ in höchst reipertswidriger Weise seine Tante, die Geheimräthin v. Burk, bei welcher er jeden Sonntag seinen Urlaub zu verbringen pflegte, und die ihm eben brieflich mittheilte, sie bedaure, ihm eröffnen zu müssen, daß sie — da sie an starrer Migräne leide — morgen wohl ihn, aber nicht seinen Freund Alphons v.Feddersen, wie er verabredet worden wäre, empfangen fünne. „Du, mein lieber Junge, wirft Did auch wohl ohne die alte Tante unterhalten können, der Garten, meine Bibliothek stehen Dir offen, aber mit einem Fremden, der zum ersten Male mein Haus besucht, kann ich nicht so ohne Umstände verfahren. Es kommen ja noch mehrere Sonntage, an denen sich stets freuen wird, Did und Deinen lieben Freund zu zu empfangen, Deine alte Tante Kornelie v. Burf, Anthene v. Wilterstein. — Meinetwegen brauchte sie sich nicht zu genien, ich würde mich auch ohne sie anrusiren, versicherte Alphons . Frig ist ganz derselben Ansicht, aber Beide kommen zu der niederschlagenden Ueberzeugung, daß ihnen die den Kadeten angebotene Galanterie versagt, der Tante Kornelie die Eröffnung zu machen. Hart ist für den guten Alphong, er hat hier in der großen Stadt nicht ein einziges Haus, wo er seine Sonntage verbringen kann, während die meisten übrigen Kadeten deren so viele haben. Tante Kornelie hatte dies von ihrem lieben Neffen gehört, ihr menschen- und fadetenfreundliches Herz hat ein sanftes Nähren verspürt und beschlossen, dem armen Süngling der Mars ihr Haus und ihren gastlich gedechten ZTnch nicht zu verschließen. Und nun — 0,3 ist „pedös“ — muß sie gleich der ersten Einladung eine Absage folgen lassen. Nings auf den weiten Höfen des Kadetentorps schwirrt’3 wie in einem Bienenstode — Hunderte von Fliarhäuptigen, rothwangigen Kadeten tummeln sich im jugendlichen Uebermuthe. Morgen ist Ernniog, morgen acht'’n auf Urlaub, Hinein in ihre schöne, herrliche Stadt mit ihren hifen Frauenzimmen. — Ard daran denkt schon mancher der Tuoder Soldaten. Der Einn für Schönheit ist bei dem zukünftigen Balon-Apoll schon starf in der Entwicklung begriffen — und dies Alles dürfen sie in Begleitung von erwachsenen Verwandten genieen. Auch der Friseur hat Anziehungskraft für sie , niet8 difer, als sich so recht „polint“ frisieren zu lassen und dem direftemento zum Photographen zu gehen. BR. 2 EEE