Oedenburger Zeitung, 1889. Juni (Jahrgang 22, nr. 126-148)

1889-06-01 / nr. 126

-­­- « akzeptirte den Gesetzentwurf über den Check-und Clearing-Verkehr,sowie-denjenigen,betreffend-die Boden-Ameliorations-Obligationen.Béla Görgey ist in die liberale Partei eingetreten.« gettiujtzZL Mai.Ein Telegramm des Fürsten Nikolaus,an die Fürstin Milena theilte derselben mit:»Unsere Militza hat sich heute mit dem Großfürsten Peter Ni­­kolajewitsch verlobt.«Im Palais empfin­­gen die Fürstin,sowie Prinz und Prinzessin Kara­­georgievich die allseitigen Glückwünsche. Yeligrad,31.Mai.Anläßlich der vorgekom­­menen Exzesse wurden auf Grund des Ergebnisses der eingeleiteten Untersuchung an Hundert Per­­sonen, darunter an Garajchanin, in Un­­tersuchungshaft genommen. Die Verfügung bezüglich des Lebteren erfolgte auf Grund zahl­­reicher Zeugenaussagen und sonstiger Beweise, aus welchen erhellt, daß Garafchanin nicht nur in der Absicht zu tödten geschaffen, sondern durch auf­­reizende Reden die übrigen Fortschrittler zum Waffen­­gebrauche angeeifert, ja herausgefordert habe. Der Er-Metropolit Michael ist gestern angekommen und war sehr herzlich von seinen Anhängern, aber nicht offiziell empfangen worden. Commuunal-Beitung. Vom Magistrate der königl. Freistadt Debenburg. 8. 3553 Erh. 1889. Kundmachung. In Sinne $ 13 des 44. ©.­A. vom Jahre 1883 wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die auf Grund der Konsfriptions-Register und Bekenntnisse verfaßten individuellen Departitions-Aus­weise über die für das Jahr 1889 bemessene Steuer der zur öffentlichen Rechnunglegung verpflichteten Unternehmungen und Vereine 3 Tage hindurch, d. i. vom 31. Mai bis inklusive 7. Juni d. h., im städt. Steueradrepartirungs-Amte am Rathhause zur Einsichtsnahme öffentlich aufgelegt sein werden; und Jedermann aufmersam gemacht, daß er seine allfälligen Reklamationen gegen ‚die ihn oder Andere betreffenden Steuersäße, u. zw.: a) jener Steuerpflichtigen, welche mit der­ im obigen Bemerkungs-Register ersichtlich gemachten Steuergattung be­­reits im verflossenen Jahre besteuert waren, binnen 15 Tagen vom Tage der Kundmachung dieser Register ges rechnet ; b) diejenigen aber, welche mit der im Bemerkungs- Register festgelegten Steuer im laufenden Jahre zum ersten Male besteuert werden, binnen 15 Tagen vom Tage der Ein­­tragung ihrer Steuerschuldigkeit in das Steuerbüchel gerechnet, bei dem königl. Herrn Steuerinspektor einbringen künne , über welche Reflamationen der städt. Verwaltungs-Ausschuß als Nefursinstanz entscheiden wird. Doedenburg, am 29. Mai 1889. Der S­tadtmagistrat.­ ­­gewesen. Lokal-Beitring. Lokalnotizen. * Auszeichnung eines Mitbürgers. Den höchsten Preis, den die Ausstellung in Melbourne (Australien) ihren Bescheidern zuerkannt hat, näm­­lich die goldene Medaille, errang auch die Firma: Ignaz Standorffer in Oedenburg, für deren ergquisite Exposition ihrer ungarischen Weine. . . * zur Approvisionirung Oedenburgs. Wie man hört, beschäftigt sich unser Löhlicher Magistrat derzeit mit dem Studium der billigeren Ap­provi­­sionirung unserer Stadt. Ueber die erwiesene That­­sache, daß Oedenburg eine der theuersten Städte des Landes ist, dürfte dieses Studium kaum hin­­weghelfen, es ist auch nicht zu erwarten, daß Ddieses Uebel so bald besestigt werden konnte, denn es ist das Resultat jahrelanger Unthätigkeit, wo es sich um Abhilfe handelte und verfehrter Maßregeln, gegen welche die Bürger der Stadt wiederholt ihre Stimme erhoben haben. Ein derartiges, von zahlreichen Bür­­gern unterfertigtes Gesuch, Liegt seit Jahren uner­­­edigt bei dem betreffenden Herrn Referenten, ohne daß derselbe angegangen wäre, das Anfuchen endlich einmal zu erledigen. 8 hat also ziemlich Lange gedauert, bis man endlich zum Studium dieser Frage gekommen ist. Vielleicht wird dieses Anfuchen, welches übrigens sein vereinzeltes ist, nun endlich aus dem Staube der Bergoffenheit gezogen, und wenn schon eine Abhilfe zu spät sein sollte, so könnte er in wenigstend dazu Anlaß bieten, ähnlichen Versäumnissen für die Zukunft einen Riegel vor­­zuschieben. Einer Antwort auf ihre Gesah wären die gesuchstellenden Bürger wenigstens doch werth U * Todesfall. Frau Witwe Anna Schaffer geb. Bruder, ist Donnerstag Früh 8 Uhr nach längerem Leiden im 72. Lebensjahre gestorben. Die Dahingeschiedene war eine hochachtbare Frau von äußerst liebreicher Gemüthzart, eine liebevolle Gattin, die den Tod ihres Mannes nicht lange zu überleben vermochte und eine zärtliche Mutter ihrer sie hochverehrenden Familie, die nun tiefge­­beugt an ihrer Leiche steht. Das Leichenbegängniß findet Samstag Nachmittags 4 Uhr vom Trauer­­hanse, Adlerplag Nr. 4, nach dem Flath. Fried- Hofe statt. * Zur Einstellung des Viehmarktes. Ein Freund unseren Blattes schreibt uns: „Von Wirths­­leuten, die gestern Hieher fanen um den Viehmarkt zu besuchen, wird bitter Beschwerde darüber geführt, daß wegen der Maul- und Klauenseuche der Vieh­­markt eingestellt wurde. Sie geben an, daß diese Krankheit, welche derzeit übertrieben ernst genommen wird, noch nie einen Verlauf genommen habe, der geeignet wäre Besorgniß zu­ erregen. AS Beweis dafür, wie ungefährlich die Desonomen dieses leichte Uebel betrachten, geht schon aus dem Umstande hervor, daß dieselben, wenn die Krankheit an einem ihrer Thiere auftritt, sofort mittelst eines Tegens das Contagium auch auf die im Stolle befindlichen gefunden Thiere in der Regel übertragen, damit dieselben das Nebel zu gleicher Zeit durchmachen. Die Maulseuche ist in 8, die Klauenseuche in 14 Tagen als geheilt zu betrachten. Wozu also eine solche diatonische Verfügung, die die ganze Geschäftswelt arg schädigt? Ein Käufer aus Oesterreich erzählt mir, daß er gestern wegen des bestehenden Marktverbots beim Anlauf von vier Öfen um zirka 100 fl. mehr bezahlen mußte, als dies gewöhnlich der Fall ist. Der Stadtma­­gistrat, der in erster Reihe berufen ist, die Inter­treffen der Steuerträger zu wahren, müßte also un­­geräumt Alles aufbieten, um die Einstellung des Marktes so rasch als nur möglich rückgängig zu machen.“ * Ein interesantes Brunnenschöpfwerk ist das, was auf ihrem ausgedehnten, zur Ziegelerzeu­­gung bestimmten Grunde die Firma „Friedrichs Erben“ durch die weitberühmte, hiesige Fabrik Friedrich Seltenhofers Söhne kürzlich herstellen ließ. Der besagte Brunnen, der bei einmaligem Auß- Schöpfen jedesmal über 50 Hektoliter Wasser liefert, ist beträchtlich tief und natürlich nicht allen Arbeits­­plägen auf der Friedrich’ schen Ziegelei nahe genug gelegen ; um also dessen Wasser leicht und rasch zur gewinnen und es überall hin bequem zugänglich zu machen, hat Herr Friedrich Seltenhofer junior, eine­ relativ sehr einfach konstruirte trans­­missionelle Kraftübertragung ersonnen und dieselbe wirklich genial durchgeführt. Die zum Betriebe des Ningofens vorhandene, vom Brunnen übrigens ent­­fernt fituirte Dampfmaschine, sei nämlich gleich­­zeitig mit der Heizung des Ningofens und dem Betriebe des an sich auch sehr interessanten Walz­­werfer zum Verkleinern der Lehmklumpen, auch ein doppeltes Schöpfwerf in unablässige Bewegung. Zu diesem Schöpfwerfe leiten Drahtseile von der Dampfmaschine zu einem Holzgerüste und von die­­sem wieder zu einem andern, auf welchen Gerüsten überall je ein horizontal und ein vertikal angebrachtes Zahnrad die Dampfkraft dem Purmpwer je nächst dem Brunnen vermitteln, so daß Dieses ganz gleichmäßig seine Arbeit, das Wasser empor zu heben und die vorhandenen Reservoirs damit zu­ speisen, so lange ganz gleichmäßig, xu=­big und stetig verrichtet, als eben die Dampf­­m­aschine zu andern Biegelerzeugungszwecken im Gange ist. — Dadurch ersparen die Herren Biegelei­­befiger ein eigenes Lotomobile für die Wasserge­­winnung, oder deren noch fertspieligere Effektuirung durch Menschenhand. Es dürfte die von Herrn Friedrich Seltenhofer jun. so geistvoll ausge­­dachte und­ doch dabei so einfach funktionirende Wafsershopf-Konstruktion wohl die einzige im Lande sein, und gewährt dieselbe so viel des Interessanten, daß sich selbst der Laie mit Vergnügen die Lei­­stungen dieser Konstruktion betrachten wird, wozu ihm die bekannte Zeitseligkeit und Liebenswürdigkeit der Herren Biegeleibefiger gewiß gerne Gelegenheit bietet, denn Herr August Friedrich zeigt den ihm bekannten, Besuchern seiner hochbedeutenden Ziegelei, die per Woche an 180.000 der­ schönsten und verschiedenartigsten Bachteine für Mauer und Dach liefert, jede Zuverfommenheit und läßt sich auch gerne zu lehrreichen Erklärungen über die mannigfachen Leistungen seiner höchst zweckmäßigen Einrichtungen auf sämmtlichen Objekten herbei.­­ Hoffentlicher Skandal. Ein Besucher der Promenade theilt und mit, daß gestern eine Skan­­dalszene zwischen zwei Israeliten großes öffentliches Vergebniß erregte. Der junge Magazineur Hermann Weiß gerieth in heftigen Wortwechsel mit dem hiesigen Stadtrepräsentanten und Hausbesizer Sal. Bifhig, der schließlich in Thätlichkeiten ausartete, derart, daß der junge Mann sich erdreistete, den bejahrten Herrn mit Faustschlägen zu regaliren. Der peinliche Borfall veranlaßte natürlich eine große Menschenansammlung und nur der Inter­­vention einiger besonnener Männer gelang es, den jungen Störefried zum­­ Verlassen des Schauplanes zu zwingen, wobei er in sehr boruirter Weise gegen den geachteten Kaufmann sich zum Gandium des Mob solcher Ausdrüce bediente, die wir aus An­­standsrücksichten nicht wiedergeben können. R. * An die Gensdarmerie. Am Ende der über den Wald nach Kroisbac führenden We­­ge, an der Stelle, wo derselbe jäh zum Dorfe herunterführt, befinden sich­ eine Menge Sandgruben. Bei einer derselben zeigten sic. Ziegeltrümmer, was die Leute veranlaßte, dort nachzugraben und wurde der Sandhaufe hart am Wege tief eingehöhlt, so daß die Passanten sich plöglich vor einem 10—13 Klafter tiefen Schacht sehen, wo ein unbedachter Schritt über das lodere Terrain den Unvorsichtigen in die Tiefe stürzen und zerschmettern kann. AS vorgestern eine Gesellschaft zu diesem aufgedeckten Schachte kam, sah dieselbe am Rande einen kleinen 5-jährigen Knaben mit seinem 3-jäh­­rigen Schweiterlein ahnungslos spielen. Ja, soll denn ewig und immer der Schußengel der Kleinen die bodenlose Indolenz der behördlichen Organe unschädlich machen?! Sollte da nicht etwa die Gensdarmerie alle­r Straßenpolizei gegen die ge­­wissenlose Ort Zobrigfest einschreiten?n * Exzedirende Bergknappen: In der Nacht des 21. Mai I. 3. kam eine Notte betrunfener Bergarbeiter in Brennberg zum Hermesschachte, allwo 3 der Erzedenten in das Schachthaus ein­­drangen und dort die Arbeiter belästigten. Nur dem energischen Einschreiten zweier Bergaufseher ist «8 zu danken, daß sein Unfall vorkam und die Erzes denten vom Arbeitplage entfernt werden konnten. Natürlich Schimpften, drohten und warfen sogar mit Steinen die Unruhsstifter um sich. Die eingeleitete Untersuchung stellte die Identität der Exzedenten fest und wurden von diesen die Bergarbeiter Karl Schauf mit Geldbußen von 20 fl., Ferdinand Heinrich von 10 fl. und Heinrich Gregoritz von 5 fl. eventuell Arrest bestraft. Weitere 2 Bergarbeiter wurden als mittelbare­ T­eilnehmer gleichfalls zu Geldbußen beziehungsweise Arrest verurtheilt.­n. * Die Maul- und Stlanensende Hierorts ist noch immer im Zunehmen und sind auch rehr in der bisher unberührt gewesenen Steinengasse, Sze­­cenyiplat, Lange­ Beile Fälle von Maul- und Klauen­­seuche vorgenommen. In 49 verseuchten Höfen sind bis jet 81 Stück franse Thiere­­n. * Viehschmuggel. In der Nacht vom 30. auf 31. Mai IL. 3. wurde ein Kohlnhofer Inwohner bei dem Michaelisthor angehalten als er eben 6 Stürd Hornvieh vorübertreiben wollte. Bekanntlich darf wegen der­ hierorts h­errschenden Maul-­­und Klauenseuche auf das Gebiet der Stadt Oedenburg seinerlei Hornvieh eingebracht werden; um aber die durch mehrere Eisenstädter Fleischhauer in Kohlen­­hof eingetauften Thiere an ihren Bestimmungsort auf der möglichst fürgeften Strede zu bringen, hat der biedere Kohlnhofer, ohngeachtet der, Seuchen» tafeln, die Thiere bei Nacht und Nebel am Michaelis­­thor vorbeitreiben wollen, welches Unterfangen ex mit einer Geldstrafe von 60 fl. G. W. büßen mußte. Die Thiere wurden fontumazitt. n. * Für feine Baterstadt. Das Testament weiland des Herrn Andreas Sarlehner, eines gebornen Ginsers, welcher vor acht Tagen in Wien mit Tod abgegangen ist, wurde am 29. Mai in Budapest eröffnet und daraus entnommen, daß neben andern sehr bedeutenden wohlthätigen Stiftungen, der Erblasser der Stadt Güns 5000 fl. und den dortigen Armen außerdem noch 1000 fl. ver­­macht hat. GIVE-Js- -- .--:".. is Ne ee ee a u ae ae * Herr Neflaurafenr Yies hat veranlaßt, daß nunmehr im Kaffinogarten, bei Zulässig­­keit der Witterung, täglich­ von 10 Uhr Vormittags an­gerlch­t wird. Diese Neuerung wird das Bubli­­kum gewiß mit Freuden begrüßen und zahlreich den schattigen Restaurationsgarten besuchen.. (Auch) Nicht - Kasino - Mitglieder haben Zutritt.) Siebe Inserat ! welches zur Abtreibung der­­ Leibesfrucht Bean Gerichtshalle. — Eine verbrecherische Hebamme. Unter diesem Schlagworte haben wir jüngst berichtet, daß der Untersuchungsrichter Ruth bei einer hiesigen Hebamme, gegen welche die Beschuldigung erhoben wurde, daß sie einer sicheren Anna Horales ein gefährliches Medikament verabreicht habe, eine Haus­­durchsuchung hielt, bei welcher er mehrere Fläsc­hen mit Besschlag belegte. In dieser Angelegenheit hat nunmehr auch der fünfgl. Gerichtshof gesprochen und zwar zu Gunsten der Hebamme. Laut dem ung vom Vertreter der Heban­me Herrn Advokaten Hering vorgelegten Gericht 3­ beicheide Zahl 1385/1889 wurde das Krimi­­nalverfahren gegen die Hebamme ein­­gestefft; die faisirten 8 Stüc­kläschchen werden der Beschuldigten zuriegestellt. — In den Mo­­­tiven heißt es wörtlich: „daß die Flüssigkeiten, welche in diesen Fläschchen enthalten waren, von fachmännischen Apothekern geprüft wurden; in seinem einzigen wurde jedoch ein solches Mittel gefunden,­­ RIERNENTE si re PEN L 3 BEZ­ED, « »k- Jst-pp ask-« :»-«.1,cs"· s -y,si

Next