Oedenburger Zeitung, 1889. November (Jahrgang 22, nr. 252-276)

1889-11-01 / nr. 252

er TEN TFT Eine englische Stimme über unseren Ministerpräsidenten. Dedenburg, 31. Oktober. &3 ist eine bemerkenswerthe Erscheinung, daß si jet die englischen Bolitifer ziemlich eifrig mit den staatlichen Verhältnissen in Ungarn beschäftigen und sogar die Person Koloman Ti­a’s, oder besser gesagt Tipa’s Ministerpräsidentschaft einer Kritik unterziehen, deren Sprge ziemlich scharf zugeschlif­­fen ist, als hätte die Opposition unseres Landes den Engländern den Schleifstein geliefert. Die parlamentarische Lage Ungarns findet keineswegs den Beifall wahrhaft liberal gesinnter Britten und sie schließen an der (wie die Poli­­tiker der „Times“ glauben) unhaltbaren Be­­schaffenheit der bisherigen Reichstags-Majorität auf die nahe Möglichkeit der Demission Tipa’s, ob­­gleich Äußerlich noch immer seine parlamentarische Position unangreifbar starr zu sein Scheine im Ungarn, heißt es im vorerwähnten Weltblatte „Times“ unter Anderem, funktionire der P­arla­­mentarismus nicht so rein, wie in England. Graf Amrassy mache gegen Tipa nur deshalb nicht Opposition, weil dies dem Hofe mißfallen würde; ferner werde in Ungarn die Majorität durch ad­­ministrative Pressionen gemacht, ebenso wie in Ru­mänien, wo Bratiano troß seiner Majorität in der Kammer gestürzt und die liberale Partei bei den darauf vorgenommenen Wahlen zur Minorität hinabgedrückt wurde. Man künne nicht sagen, daß Ichon die ganze öffentliche Meinung Ungarns so gegen Tipa gewendet habe, doch sei seine Stellung nicht mehr so fest wie vor einigen Jahren, und es wäre nicht überraschend, wenn Tipa als Gegen­­leistung für die bisherige Huld in Kurzem zund­­träte, um die nervöse Aufregung der Opposition zu beschwichtigen. Ein anderer englischer Leitartikler stellt wieder­­ Betrachtungen an, welche darin gipfeln, daß Tipa durch das Erzwingen der „und“ einerseits die par­­lamentarische Unzufriedenheit nicht beschworen, aus­dererseits die Desterreicher und den gemeinsamen Monarchen verstimmt habe und sich deshalb nunmehr viel weniger als früher auf die unerschüt­­terliche Huld des Königs werde berufen künnen. Biwar stehe allerdings Ti­a’s Sturz nicht unmit­­telbar bevor, allein seine Stellung sei untergraben. Thatsache ist, daß bei uns zu Lande viele, sehr viele der früheren feurigen Anhänger des Ministerpräsidenten von seinem allzu diktatorischen Vorgehen nicht sonderlich erbaut sind, daß der un­­erträgliche Steuerbruch zum großen Theile seinem Regime zur Last gelegt wird und daß namentlich seine in den legten brennenden politischen Fragen bewiesene Nachgiebigkeit an Schwäche ge­deutet wird. Wenn sich aber ein Machthaber ein­­mal offenkundig Schwach zeigt, so ist meist ens auch schon um seine Herrschaft geschehen. Die par­­lamentarischen Majoritäten hängen in Ungarn in gewillsen Maße von amtlichen Manipulationen ab, und wieder spiegeln daher nicht immer die in den Gefühlen der öffentlichen Meinung aufgetauchten Ver­­änderungen. Ein Minister­ann daher seine Macht verlieren, ohne aber hiemit auch die Majorität ein­­büßen zu müssen. Wohl Niemand regt es voraus, daß die im Titel des Heeres getroffene Veränderung auch wirklich der Wunsch des Monarchen gewesen wäre. Diese Abänderung, wenn sie blos formell ist, befriedigt in Ungarn nicht und ermuthigt sie nur dazu, daß sie auch materielle Veränderun­­gen verlangen, ist dieselbe auch materiell, dann verlegt sie vielleicht das Heer und seinen obersten Kriegsheren. &3 Hat also den Anschein, daß Tipa zwischen zwei Stühle gerathen ist. Dies ist die Nemesis, welche von Zal zu all jene Minister nothwendiger Weise erreicht, die die Ber­affung nit forrert Hand­­haben. Wenn diese sich mit außerhalb der Ber­­fassung liegenden Mitteln eine Majorität sichern, so kommt gewiß die Zeit, wo die öffentliche Mei­­nung sich empört und die Frage aufwirft, ob denn der Konstitutionalismus nur deswegen bestehe, daß man eine bestimmte Person an der Seite der Ne­­gierung erhalten gleichzeitiger Ernennung zum Major ernannt. Graf Bil­or Schaffgotssche bekreidete bisher die Stelle eines Dienstsäumerers im Hofstaate des Erzherzogs Johann.­­ Fürst Nikita. Wie man der "Bol. Korr." aus Cettimje berichtet, beeilte sich der Zürst von Montenegro dem österreichisch­­ungarischen Vertreter Oberst Milinfovics den Ausdruch seines tiefgefühlten Danke für die Bereit­­willigkeit zu übermitteln, mit welcher die bosnisch­­herzegowinische Landesregierung die Gewährung von Unterftügungen für die nothdürftigsten jener Montenegriner, welche, über das Gebiet der offu­­pirten Provinzen den Weg nach Serbien nehmen, in Aussicht gestellt hat. OÖ Aus Agram berichtet man unterm 29. Oktober: Im Schlosse der Grenzinvestirungs-Kom­­mission wurden heute die Holzbestände der Grenzwälder um 3 Millionen Gulden im Wege einer öffentlichen Offert-Verhandlung verkauft. Ersteher blieben die Firmen: Sosias Eisler’s Söhne (Wien), Societe d’importation de chêne (Barcs), Gamb­schef (Mitrowig), Hirschler und Komp. (Wien), Hartl (Agram), Morovich und Sipus (Sifjer).­­ In den höheren Kommandostellen der Honvedschaft stehen folgende Veränderungen be­­vor: Der Adlatu des Erzherzog Josef, General der Kavallerie Graef, ferner General Bulyovffy und Generalmajor Mufulin treten in Ruhhe­­stand. An Stelle Graef’3 wird wahrscheinlich Generalmajor Zorinyak tretn. Der Mangel an Stabsoffizieren in der Honvedschaft ist so groß, daß für mehrere Kommandostellen Ha­up­t­­leute verwendet werden müssen, die seine Stabs­­offiziersprüfung abgelegt haben. Heuer wurden zum Stabsoffizier durch 42 Hauptleute kommandirt. D­o­­riges Jahr waren blos 20 Hauptleute kommandirt worden.­­ Die Verpachtung und Hidlerfielung der Scankfieuer, respektive des Schanfrechtes bereitet dem Finanzminister gegen alle Erwartung mehr­­fache Schwierigkeiten, deren Bekämpfung vorläufig noch nicht gelungen ist. Bei den Offertverhandlun­­gen sind unter gleichen Bedingungen in erster Reihe die Gemeinde, sodann die Schanfwirthe und dann erst eventuell andere Unternehmer zu berücksichtigen. In einzelnen Gegenden ist man ein großer Wett­­bewerb zu verzeichnen, während in anderen sich sein Pächter meldet. Um sich über die Details einge­­hender zu informiren, hat Finanzminister Wederle sämmtliche Finanzdirektoren des Lan­­des nach Budapest berufen, damit dieselben nacheinander dem Minister persönlich über die in ihrem Wirkungstreife gemachten Erfahrungen Be­­richt erstatten. Dem Tage, O Die K­ämmererwürde erhielten der Ge­­sandtschafts-Attache Graf Mlerander Bálffy und der Honorar-Oberstuhlrichter des Prester Komitates und Reserve-Lieutenant Dr. Ladislaus Földvary von Földvar und Bernäthfalva. O Im Stande der Flügel-Adjutanten Sr. Majestät sind einige Veränderungen zu ver­­­­zeichnen. Oberstlieutenant Anton Reich, welcher bisher diesen Ehrenposten bekleidete, wurde zum Kommandanten de­s 6. Jüngerbataillons und zu seinem Nachfolger der Rittmeister des 12. Uhlanen- Regiments, Graf Bib­or Schaffgotiche unter ad FE NEE RE TEE TH­ERTG sich rasch um..—den«ganzen Körper verbreitete,daß verfeilte zum größten Theilr mit schweren Brand­­wunden bedeckt war,als die Arme aus ihrer ent­­setzlichen Lage befreit wurde.Wo bleibt die Kinder­­bewahr-Anstalt ? Der gestrige Tag galt der Schließung von ewigen Bindni­ssen vor dem MAltare. Allein Die Bauernhochzeiten nehmen einen solch’ stürmi­­schen Charakter an, daß die an sich so Heilige Handlung in der Regel bei den Gerichten ein düsteres Nachspiel findet. Bei den gestrigen Bauern- Hochzeiten ging es wieder sehr „luftig“ her, so daß die Ruhe im Orte arg gestört wurde. Ein gewisser Eber Nanos, der im Frühjahre schon gefährlich verlegt, jedoch wieder hergestellt wurde, erhielt in dieser Nacht einen lebensgefährlichen Stich in den Unterleib ; der Thäter ist bisher unbekannt. ---- Der Güter-Nevisor Herr Gustav Elsner führt gestern die liebenswürdige Tochter des Herrn Jose­f 003, gleichfalls höherer Wirthschaftsbeamter der „Agri­­cola“ zum Traualtar. Pepino. Selfö-SzaRony, 29. November 1889. [Orig.­­Korr) (Selbstmord.) Vor zirka acht Tagen entfernte sich ein hiesiger Einwohner Gallapits Antal vom Hause, um wie er sagte, einen Dienst zu suchen. Seither hat man nicht mehr von ihm gehört, bis gestern die Nachricht hier eintraf, daß der Mann sich in der Nähe bei Salamonia erhängt habe. .. ist ein notorischer Trinker geb­esen, dabei auch streitsüchtig, und so ist er sein Wunder, daß dem jungen kräftigen Mann Niemand gern Arbeit gab. Er Hinterläßt eine­rau mit vier unversorgten kleinen Kindern, die natürlich der größten Noth preißgegeben sind, weil der Diater für nichts sorgte. Aus den Lomitaten. Purbach, am 29. Oktober. [Orig.-Korr.] (Ein Feuerwehrfest.) Der Hiesige freiwillige Teuerwehr-Verein feierte vergangenen Sonntag, den 27. d, einen großen Festtag, indem ihm von Seite der Gemeinde eine neue, von Herrn Nuß aus Eisenstadt verfertigte, den modernen Anforderungen vollkommen entsprechende, zweistrahlige Feuersprige übergeben wurde. Die Feierlichkeit, bei welcher die Windener, Breitenbrunner, Donnerskirchner und Eisenstädter Feuerwehr vertreten waren, begann um 3 Uhr Nachmittag, um welche Zeit der h­iesige Verein sammt seinen werthen Gästen mit klingendem Spiel der Sprige entgegenzog, welche bereits in Begleitung der Donnerpfirchner Feuerwehr auf dem Haltplate angelangt war und wo der Herr DOberkommandant von Eisenstadt, Julius v. Szabó, eine warme Ansprache an die Mannschaft hielt. Von hier aus bewegte sich der Zug dem B Dorfe zu, vor dessen Thore­ss ein prächtiger Triumphbogen errichtet war. Auf dem Hauptplage hielt der Schriftführer des Vereines, Herr Ludwig Buschis, eine Ansprache, in welcher er die Opferfreudigkeit der Einwohner gebührend hervorhob. Dank derer es möglich war, den Verein, troß seinem erst dreivierteljährigen Be­­stande, vollkommen auszurüsten. Die nun abgehaltene Sprigenprobe ergab ein so glänzendes Resultat, daß dem Erbauer der Sprige, Herrn Nuß, von allen Seiten die wärmsten und wohlverdientesten Lobsprüche zu Theil wurden. Die Feierlichkeit wurde Abends mit einem Tanz­­kränzchen beschlossen. Br. Esorna, am 30. Oktober. [Orig.-Korr.] (Ein Kind verbrannt. — Hochzeiten.) Die siebenjährigen Magdalena­er Ziegelbrenners Anton Riegler ging gestern Abends zum Ziegel­­ofen, um dort Erdäpfel zu braten. Der Ofen be­fand es in glühendem Zustande, al das leicht­­gekreidete Mädchen in dessen Nähe trat. Er währte kaum wenige Minuten und das Kind glich einer Teuersäule. Die Kleider hatten Feuer gefangen, das Telegramme, Berlin, 31. Oktober. In hiesigen wohl­­informirten Streifen verlautet, daß Fürst Fer­­dinand von Bulgarien für seine­­ Stel­­lung aus seiner Verschwägerung mit den ersten Herrscher­ Familien Europas Bortheil ziehe. Die Hand der Brinzessin Louise von Alençon hätte Fürst Ferdinand schwerlich erhalten, wennf nicht Kaiser-König Franz%3 o­de­r die Eltern si Braut seines Schußes versichert ütte. Koburger Fürstenhauses, wie er sich zu dieser Wer- Der Graf habe auf die Anfrage des Kobung stelle, geantwortet, er wolle si um gar’ nichts fümmern, was in Sophia vorgehe. Die Leute fühnten dort thun, was sie wollten, heirathen in Revolution machen, er sehe allem gleichmü­­­tig zu. Konstantinopel, 31. Oktober. Bei dem Bran­­de in Scutari wurden 310 Häus­er zer­­stört. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht zu befragen, aber zirka tausend Personen sind obdachlos geworden. Der Sultan hat die vom Brande Betroffenen mit reichen Gesdienken bedacht. »Detersburg, 31. Oktober Der Ufas betreffs Ausgabe der Prämien-Pfandbriefe meist darauf Hin, daß das materielle Wohlergehen des Adels dem Kaiser naheliege. In diesem Sinne sei die Emission angeordnet worden. Weiter­ nimmt der Ufas Bezug auf ein demnächst erscheinendes Geieg, welches den Kreditnehmern die Abrechnungen mit der Bank erleichtern soll. Serrara, 31. Oktober. Der Bo steigt stünd­­ig um zwölf Centimeter. Auch der Reno und der Benaro sind angeschwollen. Der wolfen­­bruchartige Regen dauert fort. Rom, 31. Oktober. Wie aus Berona gemeldet wird, ist die Etsch fortwährend im Steigen begriffen und zeigt bereit einen Wasserstand von 2,43 Meter über dem Normale. Einige an dem Flusse gelegene Straßen wurden überschwemmt. Bisher halten die Dämme. Genua, 31. Oktober. In Folge des stetigen Steigen­ des Poltepara-F$Lluffjes wurden meh­­rere Brücken weggerissen. Bei Rivarolo ist der Fluß ausgetreten, wodurch vielfache Schäden verursacht wurden. Klagenfurt, 31. Oktober. Die Drau in Oberkärnten ist im Laufe der legten Nacht um 1", Meter gestiegen. E3 regnet in Strömen. Die Ueberschwemmungs-Gefahr ist neuerdings eine drohende geworden. TER BET­EN ERTCHRTE RATTEN --—» .«--.— . . |’ Communal-Beitung. — Bau-N­achrichten. In der am 29. Okto­­ber 1. 3. abgehaltenen Sagung der Bau-Kom­­mission wurden folgende Gegenstände verhandelt : Gesuch der 1. Landesstrafanstalt Stein­­ambrück, um Ertheilung­ de Baufontenjes für ein einstocHohes Wohngebäude für Beamte, wurde der Konsens ertheilt. Gesuch des Herrn Bernhard Goldschmiedt ‚um Bewilligung mehrerer Adaptirungen im Hause BR

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