Oedenburger Zeitung, 1889. November (Jahrgang 22, nr. 252-276)

1889-11-01 / nr. 252

" Nr.9 der Hintergasse,behufs Errichtung eines Gewöl­­besz wurde bewilligt . ,Gesuch der Frau Mariery,’um Bewilli­­gung mehrerer’Adaptirungen im Wapperschen Hause nächst dem Neustiftthore,behufs Errichtung einer Restauration,wurde bewilligt. Revision des Eislauf-P­avillons nächst Dieser Barillon, welcher der alten Schiehstätte­ von Herrn Baumeister 3. Sharmar sehr solid und geschmackvoll ausgeführt wurde, wird bereits im heutigen Winter dem sportliebenden Publikum alle Bequemlichk­eiten bieten. Heizbare Garderoben für Herren und Damen, ebenso heizbare Zuschauer­­räume und im ersten Stock ein Mufif-Emporium, ferner daneben eine Nestauration 2c., werden es selbst dem Zuschauer ermöglichen, in aller Behag­­lichkeit dem bunten Treiben auf dem Eise ohne Schnupfen und Erfaltung folgen zu können. Be­­­­sonders nett und gelungen sind die Plafonds des Mittelraumes, welche in lichten Naturfarben mit schwarzen Facetten und Leisten ausgeführt, an Feierlichkeit ihres Gleichen suchen, namentlich der P­lafond oder dem Mittelraum für die Mensik. Derartige Blafonds und Holzarbeiten würden sich namentlich für Löwers Häuser und Willen an­­empfehlen. Schließlich noch eine kleine Revision mehrerer Adaptirungen im Hause Nr. 10 der Neugasse. j­ ­ «« .­.. x METER: ET­TIER Lokal-Zeitung. Am Allerseelentage. Der wehmuthsvoll-feierliche Tag, den man dem Angedenken geliebten Dahingeschiedener zu weihen pflegt, ist vor der Thüre. Man läßt die theuren Schatten im Geiste der Reihe nach passiren, Blumen werden auf ihr Grab als Liebeszeichen niedergelegt, und manche stille Zähre der Erinne­­rung wegt ihren Grabhügel. Freilich umpftehen nicht jedes Grabmal lie­bende Hinterbliebene, es gibt gar viele Gräber, an welchen sein Gatte, sein Kind weint, mit dem N­a­­jen, der sich darüber ausbreitet, ist oft auch das Andenken an das Herz, welches darunter seine ewige Ruhe fand, welches einstmals auch liebte und kämpfte, für immer bededt und vergessen. Das ist nun einmal das Schidsal! Aber wenn all nicht Kinder, Gatten und Geschwister am Grabe des Dahingeschiedenen den „Hof der Pietät darbringen künnen, so gibt es doch Gräber, welche der­­ Vergessenheit nicht anheimfallen dürfen, denn das Herz, das einst dahingebettet war, hat für seine Mitmenschen, für das Vaterland warm geschlagen und nicht eine einzelne Fa­­milie, sondern die Gesammtheit hat Ursache an demselben zu trauern und ich der Verdienste des darin Schlummernden in Dankbarkeit zu erinnern. Ein solches Grab ist die Stelle im hiesigen alten evangelischen Friedhofe, an welcher der ein­­stige Superintendent Herr Johann v. Kiss zur ewigen Ruhe bestattet ist. Wer rennt nicht die Verdienste Johann von Kiss’ um die ungarische Literatur ? Von armen Eltern in der Orttschaft Szent- Andras im Oedenburger Komitate stam­­mend, widmete er sich dem Seelsorgeramte, welchem er hier in Oedenburg eine lange Reihe von Jahren vorstand und im Jahre 1847 als Superintendent dieses Distriktes starb. Kiss ist einer der Leiten, die in der Bredigersgruft am benannten­riedhofe beigelegt wurden und sein Sarg dürfte gewiß noch­ zu erkennen und vor der gänzlichen Auflassung des alten Friedhofes zu übertragen sein. Kis war ein treuer Genosse und Mitarbeiter der Bahnbrecher der ungarischen Literatur zu Anfang dieses Jahrhundertes, ein warmer, eifriger Patriot, der neben treuer Erfüllung seiner Berufspflichten noch hinreichend Muße fand, sich auch auf dem Gebiete der ungarischen Literatur unsterbliche Verdienste zu sammeln. Die Verdienste Kiss’ fanden auch an allerhöchster Stelle Anersen- Lang, indem er durch den König Franz I. ge­­adelt wurde, was damals nicht so leicht ging als Heutzutage und zu welcher Gunst sich der beschei­­dene Gelehrte gewiß nicht selbst herandrängte. Sollten die irdischen Ueberreste dieses Man­­nes, der sich nicht nur al bescheidener Seelenhirte seiner Gemeinde, sondern auch um das Allgemeine große Verdienste erworben hat, — sollte sein An­­gedenken nicht dadurch geehrt werden, daß sie in den neuen Friedhof übertragen und die Stelle, wo sie zur Ruhe bestattet werden, durch einen Gedenkstein gekennzeichnet wird ? Wer hiezu die Initiative ergreifen sol, ob vielleicht der „K­odalmi­kör“ oder andere Kreise, will Hier nicht erörtert werden, vielleicht geben diese Peilen Anlaß dazu, nachzudenken, in welcher Art die Pietät für die Manen dieses­­ Gelehrten abzutragen wäre. Lokalnofizen. * Mederleßung. Der beim 1. und f. 34. Infanterie - Regimente über komplett gewesene, als Lehrer an der Militär-Unterrealschule in Kaschau stationirte Herr Hauptmann Gustav Richter wurde zum hiesigen Hausregimente transferirt und ist bereits samit Familie in unserer Stadt ein­­getroffen. * Großes Feil-Diner. Zu Ehren des hohen Namensfestes Seiner Exzellenz, dem hochwür­­digsten Herrn Erzabtes von Martinsberg Claudius von Baßary, fand vorgestern Mittags in hiesiger Benediktiner-Residenz, über Veranstaltung des hoch­­würdigen Herrn Superior, Fidel v. Leskay, eine solerne Festtafel statt. Der hochwürdige Klerus, insbesondere der Herr Abt und Stadtpfarrer Andreas dr. Broda und die p. t. Herren des Dom­­kapitels, sowie die Seiten der hiesigen Militär- und Heivilbehörden nahmen daran Theil. Herr General­­major v. Bruna saß zu Rechten des hochwür­­digsten Superiord und den ersten Toast auf den gefeierten, allverehrten Kirchenfürsten v. Baßary sprachh mit zündender Beredsamkeit der Herr Ge­­richtspräsident Dr. v. Herits-Toth. Natürlich folgte dann noch eine ganze Reihe schwungvoller und gemütherhebender Trinfsprüche. * Die Monatsfüßung der Chargen des hie­­sigen Feerwehr-Vereines fand Mittwoch Abends unter dem Borfige des Oberkommandanten Herrn Friedrich Röse statt, wo außer den Dispositionen bezüglich der Diensteseintheilung — noch zwei wichtige Gegenstände zur Sprache kamen. Herr Oberkommandant avisirte das baldige — obliga­­torische Einführen des ungarischen Kom­­mandos und andererseits ward die Stellung eines Winter-Lehrkurses für Chargen-Vipi­­ranten angeregt. Beide Fragen boten Anlaß zu einer lebhaften Debatte, woran insbesonders der Zugsführer Herr Jefel gewichtige Argumente in’s Treffen des Wortgefechtes führte. Letterer betonte nämlich, daß das vorschnelle Einführen des ungarischen Kommandos mit Rück­­sicht auf die vorherrschende Unkenntniß der ungari­­schen Zunge den Dienst erschweren würde; ferners, daß vorerst auf eine tüchtigere Ausbildung der ohnehin sehr zahlreichen Vereins-Chargen zu sehen wäre, bevor ein Asspiranten-Kours errichtet würde, — und fand diese Ansicht so bedeutenden Anhang, daß vorläufig bezüglich beider Fragen noch sein meritorischer Beschluß erfolgte. — Auch wir schließen uns der Ansicht Herrn Jefels an, und meinen, daß der Schwerpunkt des Bereind­­wirfend?­n auf der internationalen Huma­­nität beruht und hier die Zunge des Kommandos Nebenjadhe ist. 2 * Meife-Hfspendium. Eine Anordnung des Heren Handelsministers Barojs muß mit Freu­­den als ein Fortschritt begrüßt werden. Der Herr Minister wendet sich nämlich in einem Erlasse vom 24. Oktober I. 3. an die heimischen Handelskam­­mern, indem er bekannt gibt, er sei bereit, streb­­samen jungen Handels- und Gewerbebeflifsenen die Möglichkeit zu bieten, in da Ausland zu reisen, fi dort die nöthigen Erfahrungen und Gescnd­­lichkeit in ihrem Yache zu verwerben, und dann, in die­­ Heimath zurückgekührt, diese Erfahrun­­gen im­­ Interesse der heimischen Industrie und des Handels zu­ verwerb­en. Der Herr Mini­­ster widmet diesem Umwede, bis ihm ergiebigere Fonds zur Verfügung gestellt werden, vorläufig ein Reise­­stipendium von jährlichen 300 fl., und fordert die Kammer auf, bis zum 31. Jänner 1890 einen ent­­sprechenden Kandidaten hiefür vorzuschlagen, und dann einen ähnlichen Vorschlag alljährlich und zwar ‚abwechsend für einen Bewerber aus dem Handels­­stande, dann wieder aus dem Gewerbestande vor­­zulegen. * Die Dedenburger Weine genießen in der sich mit diesem Epiportartikel befassenden Handels­­welt einen festbegründeten und wohlverdienten Ruf. Ein guter Jahrgang, wie z. B. der 1885er war, ist geeignet das Ansehen unserer Weinproduzenten und unseren Produktes derart zu heben, daß das Ausland mit besonderer Vorliebe nach den Oeden­­burger Weinen greift und uns somit ausgiebigst materiell, aber au­ honoris causa in die Hände arbeitet, darum eben müssen wir die größte Auf­­merksamkeit und Sorgfalt unseren Weinkulturen zu­­wenden; wir müssen weder Mühe noch Opfer scheuen die diesbezüglichen Gärten im Sinne rationeller önologischer Vorschriften zu pflegen, denn die Ar­­beit lohnt a reichlich. Zum Beweise dafür mag die Thatsache dienen, daß die stattliche diesjährige Feh­lung aus dem sogenannten „Ranisch“ -Weingebiete (dem Herrn Advokaten Dr. Martin v. Szilvary jun. gehörig) eine Maische geliefert hat, welche nach der Wagner’schen Mostwaage nicht weniger als 21 Grad, ja sogar noch darüber Zucerstoff enthält ; wohl bemerkt, wurde diese treffliche Man­che nicht etwa aus der Auslese, sondern aus der vollen Lese, wie eben die Trauben ohne Wahl vom Stode genommen wurden, gewonnen. Herr Paul Ritter von Standorffer, der wie alle Jahre, so auch Heuer der Abnehmer der gesammten Fechtung des Dr. von Szilváry ist und der gewiß in der Beurtheilung der Dualität des Nebensaftes als eine Landesautorität ersten Ranges gilt, hat erklärt, daß ein solcher Zuder­­gehalt wie der Doben erwähnte, aus dem heutigen Produkte des „Ranish“, das größte Ereig­­niß seit 1868 in der Geschichte des ungarischen Weinbaues ist; und daß die Fäffer, welche be­­stimmt sind, jedes fostbare Naß aufzunehmen — wie die alten adeligen Ungarns — in ein go­denes Buch eingetragen zu werden verdienten. Die Gnade des Himmels hat bis jegt unsere Weingärten vor den verheerenden Angriffen der Phyllorera beleitet, der Allmächtige gon uns heller aus goldenem Fillhorn reichen Segen auf die Reb­­pflanzungen, aber um so dankbarer müssen wir uns darum erweisen, indem alle unsere Produzenten, ebenso wie Herr Dr. v. Szilváry, die weitest­­gehende Obhut, die gewissenhafteste Behandlung ihren Gärten zuwenden sollten. Nicht blos mecha­­nisches Betreuen der Kulturen und der bequeme Gedanke: „wie Gott will, ich halt still“, sei die Richtshnur der Winzer, sondern sie sollen das ihnen von der ewigen Vorsehung zugewendete Pfund so Hoch als möglich frustifiziren und sie fünnen es, wenn sie, stets nach den Lehren der einschlägigen Fach­wissenschaft vorgehend, ihre Wein­­kulturen zu vervollkommnen streben. Die Natur hat sich ja ihnen so überaus wohlthätig erwiesen und geht auch nach Fleiß und Berstand bei der Pflege der jo Inflativen Gottegabe mit ihren natürlichen Vorzügen Hand in Hand, so fan­n der Oedenburger Wein einen Stolz Ungarns bilden und reichen Gewinn in unsere Mauern tragen. E.M. * Verlobung. il. Stefanie Szep, Tochter des hiesigen geachteten Privatierd Herr Stefan. S­ze­p hat sich mit Herrn Ludwig Sy­abe, Marchienen- Schlosser in Steinamanger, verlobt. * Auf offener S­traße entbunden. Die junge Gattin eines hiesigen Wirthschaftsb­ürgers wurde dieser Tage nächst dem „Potmannswalde“ von Wehen überfallen und genas daselbst eines Knaben. Die Wöchnerin jammt dem Säugling wurde mittelst eines rasch herbeigeschafften Wagens in ihre in der Schlippergasse gelegenen Wohnung gebracht. Mutter und Kind befinden sich wohl. * Marktbericht. Trot des diesmal wegen des auf den Freitag fallenden Allerheiligentages am Donnerstag abgehaltenen Wochenmarktes war der Auftrieb an Thieren auf dem Viehmarst dennoch gut beichtet. Die Anzahl derselben beziffert sich auf 864 GSunde, wovon 620 verkauft und zwar Brima- Waare per 100 Kilo lebend Gewicht zu 35—39 fl., während mindere Dualität zu 27—80 fl. Abjat fanden. In Schweinen war die Nachfrage eine sehr rege und auch Kälber und Lämmer wurden viel getauft. Die Preise waren gut. * „Unter den Fahnen“ heißt ein Werk des Afons Danzer, außerordentlich reich mit schönen Llustrationen von Felician Freiherrn von Myr­­­bach) geschmückt, ist aus der bekanntermaßen sehr rührigen DBerlagshandlung der %. Tempsty (Wien und Prag) hervorgegangen. Dieses Werk enthält eine getreue Schilderung aller Waffengattungen der I. und F. österr.-ungar. Armee, ist ebenso unterhaltend als Lehr reich geschrieben und angesichts der in unserer Monarchie eingeführten allgemeinen Wehrpflicht ein Hilfsbuch, das in sei­­ner Familie fehlen sollte. E 3 unterrichtet nämlich auf das Grundlichte über die Aufgaben der An­­gehörigen jeder Branche unserer Armee. E3 kann in 15 Lieferungen & 40 ff., oder auch komplett im Yarbendrud-Umschlag & 6 fl. oder endlich im Leinwand-Einband A 7 fl. 80 kr. per Exemplar von der obigen Verlagsbuchhandlung 3. TZemp3ty (Wien und Prag) bezogen werden. Der ausführliche Brotpeft dieses Werkes liegt unserer heutigen Nom­mer bei. I hr Ne­ur rn BR eh ir Se IM EABTREE RL. NINO OO ANG ger wi er Re ee­ln ‘2, EN Er DR ee Tei ee ec Er: ERLERNT ER Tagesweuigkeiten, + Berhaftete Auswanderer. Auf der Ruttkaer Eisenbahnstation hat jüngst die Gens­­damerie wieder 26 Leute festgenommen, die nach Amerika auswandern wollten; 9 davon waren aus dem Ungher, 11 aus dem Abaujer, 3 aus dem Bipfer und 3 aus dem Zempliner Komitate. Bei den Leuten, die in ihre Heimath abgeschoben wurden, fand man insgesammt 1781 Gulden. + Eine einträgliche Journalistenstelle. Die „Kreuzzeitung‘“ meldet, daß Erzherzog Johann in die Pariser Redaktion des „Newyorker Herald‘ mit einem Jahresgehalt von vierzigtausend Stancs eingetreten je. « » ..·’«« Y BER EHRE ERENTO l a A­BEE Be a Le 3 Y

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