Oedenburger Zeitung, 1889. Dezember (Jahrgang 22, nr. 277-300)

1889-12-01 / nr. 277

ERLRETTETEVEETEEER P Namensaufrufsüberträng 8 Beichlußantrag abgestimmt. Von 451 Abgeordneten — der Präsident stimmte nicht — stimmten mit Ja 84, mit Nein 193. Abwesend waren 173. Der Beichlußantrag wurde demnach mit einer Majorität von 109 Stim­­men abgelehnt. Schließlich wurde über den Beschluß- Antrag Boda’s abgestimmt; das Resultat der Abstimmung ist folgendes: Bon A451 Abgeordneten — der Präsident stimmte nicht — stimmten mit Ja 75, mit Nein 175. Abwesend waren 200. Der Beischlußantrag wurde demnach mit einer Majorität von 100 Stimmen abgelehnt. Dem Tage, O­­om Allerhöchsten Hofe. Seine Ma­­­jestät der König trifft übermorgen Dienstag früh von Gödöld in Wien ein und wird sich vom Bahn­hofe nach der Hofburg begeben. Erzherzogin Marie Balerie dürfte jedoch erst Mittags des­­selben Tages in Wien eintreffen. Die Ankunft der Kaiserin-Königin, welche bekanntlich gegenwär­­tig auf einer Seereise sich befindet, erfolgt in Wien am Mittwoch, den 4. Dezember, Vormittags 3 Uhr, mittels Separat-Hofzuges der Sindbahn.­­ Allerhöchste Auszeichnungen. Seine Ma­­jestät der König hat dem Hofrathe des Obersten Gerichtshofes Henrih Prosc­het anläßlich der von ihm erbetenen Berlegung in den bleibenden Ruhestand tatfrei das Ritterkreuz des Leo­­pold-Orden verliehen. O Spende der Königin. Ihre Majestät die Königin hat dem Oberstadthauptmann Törös behufs D Vertherilung an dürftige Arme der Hauptstadt den Betrag von 300 Gulden übermitteln Lassen.­­ Die Solidarität der Minister. Die Mitglieder der liberalen Partei des Reichstages versammelten sich am 29. d. zit einer vertraul l­en Konferenz, deren Gegenstand die im Abgeordneten-Hause vorgenom­­menen Ruhestörungen bildeten. Im der Berathung, an welcher auch die Minister Sza­­páry und Szilágyi theilnahmen, hoben die Mitglieder der Partei die vollständige Soli­­d­arität der Minister mit dem Kabinett­­chef und jedem einzelnen Mitgliede der Regierung hervor. Die Konferenz gab Hinsichtlich der Sicher­­stellung der ruhigen Berathung und Würde des Hauses, sowie zur Verhinderung der Verwilderung persönlicher Angriffe der Anschauung Ausdruck, daß die Hausordnung in Hinkunft mit ganzer Strenge und in vollem Umfange anzu­wenden sei. Man beschloß, in dieser Richtung den Präsidenten des Hauses anzugehen.­­ Die finanzielle Seite der Verwaltungs- Reformen. In einer der lechten Konferenzen der liberalen Partei hat der Minister des Innern Graf Geza Teleti eine interessante Erklärung über die finanzielle Seite der Verwal­­tungsreformen abgegeben. Er wie nämlich darauf Hin, daß die neueren legislatorischen Ver­­fügungen der Gemeinden und im Allgemeinen den administrativen Organen so viele Agenden über­­tragen, daß deren entsprechende Erledigung selbst auf der gegenwärtigen Grundlage und unter Bei­­behaltung des heutigen Systems die namhafte Ver­­mehrung des Personals und damit die Kosten un­­bedingt nothwendig gemacht hätte. Bei der Beur­­theilung der finanziellen Seite der projektirten Ver­­waltungsreformen ist demnach nicht das gegen­­wärtige Erforderniß der Verwaltung, sondern das sich in Folge der erwähnten unaufschieblichen Ver­­mehrung ergebende vor Augen zu halten. Sieht man auf dieser Grundlage den Vergleich, dann werden die Kosten der projektivten Reformen nicht wesentlich die auch innerhalb des heutigen Ver­­waltungssystems unausbleibliche Kostenvermehrung übersteigen. O Üene Geheimräthe. Wir erhalten aus sonst verläßlicher Duelle die Mittheilung, daß die hochwirdigsten Bischöfe Dr. Sigmund Bubicz (Kafchau) und Emerich Bende (Newsohl) demnächst von Seiner Majestät zu wirklichen Geheim­­räthen ernannt werden sollen. O Prinzesin Margaretija — Nikolaus Gzafewitsch. Man meldet ung aus Venedig: „Wäh­­rend seines kurzen Aufenthaltes Hier hat der russis­­che Thronfolger auch die hiesige griechische Kirche besucht und seinen Namen in das dort aufliegende Fremdenbuch eingetragen. Vei seinem Namen standen folgende: Kaiser Friedrich, Prinzessin Viktoria und Prinzessin Margareta von Preußen und unter legterem Namen steht nun Nikolaus zarewitisch.“ O In Angelegenheit der neuen Handels­­kammern hielt jüngster Tage die Großwar­­deiner städt. A Repräsentang eine Sigung ab. 3 gelangte eine Zuschrift des Ministers Barojs zur Berrefung, in welcher die Stadt zu entprechen­­den materiellen Beiträgen aufgefordert wird, und wurde einstimmig beschlossen, zu den Kosten der Kammer jährlich 1500 FL. beizusteuern. Auch wird das Komitat ersucht werden, eine Unterstügung zu wotiren.­­ Aufhebung des Berhofes der Borsten­­vieh-Ausfuhr. Ein Erlaß des Statthalter von Steiermark verordnet, daß die Schweine- Einfuhr aus Ungarn mittelst Eisenbahn unter Beibringung ordentlicher Viehpässe und zum Zwecke sofortiger Schlafung gestattet ist, und zwar nur in den Beihau-Stationen Graz, Feldbach, Studenzen, Knittelfeld, Leoben, Zelt­­weg, Neumarkt, Lizen, Buntigam und Billi. In anderen Stationen nur über Bewilli­­gung der politischen Behörden. O­pen der Königl­­ing. Postsparkasse. Der Handelsminister hat sämmtliche, mit den Agen­­den eines Vermittlungsamtes der Fön.­ung. Boft­­sparkasse betrauten Postämter vom 1. Jänner 1890 angefangen zugleich mit der Versehung der aus dem Ched- und Clearingverkehr resultirenden Agenden der Boftsparkasse betraut. (Bortjegung folgt.) Wir haben den Grafen Rudolf von Wall­­heim in dem Augenblicke verlassen, al er ohnmäch­­tig von den Strolchen nach der Köhlerhütte gebracht worden war. Al er erwachte, war es heller Tag geworden und erstaunt blickte er um sich, die fremde Umgebung hielt seine Sinne gefangen. Doch als er zur Besinnung fa­ al ihm die schredlichen Vorfälle der fünften Nacht in das Gedächtniß kamen, verfiel er in wilde Raserei. „Mein Rater todt!“ rief er in Höchster Ver­­zweiflung, dem Wahnsinn nahe. Ermordet von Straßenräubern! D grenzenlose Schmach; ! Was habe ich verbrochen, daß mich Gott so ent­­seglich straff? Doc soll das gräßliche Verbrechen nicht ungerächt bleiben! Die Behörde wird den Räubern nachspüren und sie sollen ihrer gerechten Strafe nicht entgeht !“ « Rudolf stürmte fort um unter Menschen zu kommen denen er sein unermeßliches Leid klagen konnte. zeitig hat obiger Natd — sobald er die hiezu nöthigen Nevenuen gestatten — die Errichtung einer 3. Kaffe in Aussicht genommen. Ob aber dieser erfreuliche Beschluß bald in Kraft treten kan­n und wird, die dürfte bei unsreiem chronischen Defizit wahrscheinlich noch ein Wunsch ad calendas graecas bleiben. Gelegentlich unseren Marktes wurde auch im hiesigen Reviere eine größere Treibjagd veranstaltet, bei welcher sich außer den Honoratioren der Hirmer Zuderfabrik, auch zahlreiche Nimrode aus dem „All­­zeit getreuen Neustadt“ einstellten und kann dieses Vergnügen ein zufriedenstellendes genannt werden, indem dabei eine erfiedliche Anzahl „Lampes“ ins Senseit3 befördert wurden. Nach Schluß der Jagd vereinte die Jagd­­herren eine gemüthliche Tafel in dem Naume des ehemaligen Kasino, wobei sie sich bis zur späten Stunde im fröhlichen Jägerlatein unterhielten und posulirt wurde. Eisenstadt, den 29. November. [Orig.­­Korr) (Konsum-, Verzehrungs- und Scharfsteuerverhandlungen. — Winter. Markt) Wir hatten unlängst berichtet, daß die Stadt Eisenstadt mit der Finanz-Direktion einen Vertrag abgeschlossen hätte, laut welchem sich die Stadt verpflichtet, dem Finanz Aerat für die Ver­­zerrungss- und Konsumsteuer des hiesigen Steuergebietes (f. Freistadt, Schloßgrund, Unter­­berg- Eisenstadt, Berg-Eisenstadt, Klein- und Groß- Höflein, St.­Georgen) 12,171 fl. und für die Schanfsteuwer desselben Steuerbezirkes 20.000 fl. zu bezahlen. Doch die Stadt denkt, und der Herr Finanzminister senkt. Als nämlich demselben der Vertrag zur Bestätigung vorgelegt wurde, verwei­­gerte er die Genehmigung des Vertrages, indem für die Schanfsteuer dieses Gebietes ein höheres Prä- Ii­minare eingestellt war. Nun der Vertrag nichtig geworden, verlangt die Finanz-Direktion für die Schanffteuer 24.000 fl., also bei beiden Steuern um rund 8000 fl. mehr als früher; ihrem Aner­­bieten fügt sie ferner die Klausel an, daß die Ver­­zehrungs- und Konsumsteuer nur mit der Schanfsteuer zusammen gepachtet werden können, und endlich ließ sie noch die Stadt wissen, daß sie schon ein „Semand“ gefunden hätte, der diese Steuerobjekte zusammen für 40.000 fl. übernehmen wolle. Der Herr Burgmeister, 3. v. Bermeyer, berief man für den 19. November die Repräsentanz zu einer Situng, und war das Anerbieten der Finanz-Direktion Gegenstand der Berathung. Na den nöthigen Aufklärungen des Herrn Vorfigenden beschloß die Repräsentanz das Anerbieten in Bezug auf die Schanksteuer abzulehnen, und da die Ber­­zehrungs- und Konsumsteuer nicht ohne die Schanf­­steuer verpachtet wird, und in Anbetracht dessen, daß die Hohe Schan­fsteuer den Ausschanf beeinträchtigen werde und so das Ein­­kommen aus der Berzehrungs- und Konsumsteuer ein viel geringeres sein werde, als bisher, jede fi die Stadt genöthigt, um auf die Pachtung der Verzehrungs- und Konsum­­steuer zu verzichten. Wie Sie aus dem Vorgebrachten ersehen, ist also der Abschluß des Finanz-Aerard mit unserer Stadt gescheitert. Ja, der Fiskus braucht Geld, viel Geld, und was schert sich derselbe darum, ob das Individuum oder ein ganzes Gemeinwesen geschädigt wird! Möge aber da Finanz-Aerar nur nicht die Rechnung ohne den Wirth gemacht haben! Möge es ihm nur nicht mit der hohen Scharfsteuer so ergehen, wie mit der Erhöhung der Zigarren-Preise! Drei Deziliter gewöhnlichen Bieres (durch die Generalsborte oft nur 2%, Deziliter) foften jecht 9 Kreuzer, beim Eintritte der Scharfsteuer dürfte dasselbe Ouantum 10—11 Kreuzer foften. Wir fragen nun: wird sich der gemeine Mann wohl den Lugud des Biertrinkens gestatten dürfen oder fönnen? Für dasselbe Geld bekommt man ein „eines Gulyas“ und das gibt wohl mehr Kraft als ein Glas gekochten Wassers, worin einige Gramm Gerstenbestandtheile aufgelöst sind! Wer also bis jegt 2—3 „Seideln“ Bier getrunken, der wird die­­selben auf eines reduziren, oder sich gar des Biergenusses gänzlich enthalten; und da die neue Schanfsteuer voraussichtlich auch die Preise der anderen Getränke beträchtlich erhöht wird, so kann dann der Pächter der Schanfsteuer, und in weiterer Linie das Finanz Aerar, sehen wie sie zu ihrem Gelde kommen! Der Winter hat sich plöglich mit Macht ein­­gestellt. Seit gestern schneit er ununterbrochen und die Schneedede hat schon eine ziemliche Dide erlangt. Anfänglich schien es, als hätte uns Ge­­vatter Schnee nur einen kurzen Besuch abstatten wollen , doch hat ihm der Heutige starre Frost eine gute Unterlage verschafft, und da dürfte er uns, nach Allem zu Schließen, sobald nicht wieder wer­ 5. Kapitel. Dem höchsten Glük in’s fieffle Elend. „Sie retten mich aus einer furchtbaren Ber­­fegenheit, Herr Baron!“ entgegnete Roller mit einem sranfenden Blide und pdrücte die Hand Ottos. Das Spiel begann von Neuem, Karte um Karte fiel, doch Roller war abermals stets im Ber­ Sufte und im Verlaufe von einer Viertelstunde hatte er auch das Geld des Barons verloren; es waren 12.000 Marn. „Laffen Sie es für Heute, Herr Graf!“ sprach Baron Dito von Felge, „Fortuna ist ihnen nicht Roller wandte seine Schritte nach der Vor­­stadt,in welcher die Schänke zum,,brennenden Dornbusch«sich befand.Dort traf er seine Genos­­­­„sa ja, Unglück im Spiel, bedeutet Glüc in der Liebe!“ meinte Yachend einer der Spieler, indem er auf die Verlobung des Grafen anspielte. Roller Stand und empfahl sich von der Ge­­sellschaft. Er begab sich auf sein Zimmer, warf sich angekreidet auf das Bett und verfanf in dumpfes Brüten. „Was soll ich nun beginnen?“ murmelte er vor sich Hin. „Mein Geld ist vergeudet und ich bin fest aller Mittel baar, um noch fernerhin den Grafen zu spielen!“ Ein teuflischer Gedanke mußte in seinem Ge­­hirne auftauchen, denn ein unheimliches Lächeln malte sich in seinen Zügen, welche durch die Auf­­regung und­­­erzweiflung der legten Stunden graß­­isgh verzerrt waren. Rafjch entschlossen sprang er auf, griff nach seinem Hute und verließ unbemerkt das Schloß, günstig 1% « Aus den Tomitaten, »Otthing, 25. November. [Orig.-Korr. (Gehalts-Erhöhung. — Treibjagd). Unser Schulrath hat beschlossen, dem Oberlehrer seinen bisherigen, jährlichen Bargehalt für die Zukunft um den Betrag von 100 fl. zu erhöhen. Gileich­­sen,welche ihn mit lautem Jubel empfingen.Nur der lange Peter fehlte,er hatte diesen Strolchen den Rücken gekehrt und war bereits auf dem Wege, wieder ein ehrlicher Mensch zu werden. »Hurrah!«rief der Nasenkönig,»der Graf bringtunsein Geschäft!« Sortierung in der Beilage. Dr

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