Oedenburger Zeitung, 1890. Februar (Jahrgang 23, nr. 26-49)

1890-02-01 / nr. 26

Um 2 Uhr kam ein Separatzug der Raab- Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn Direfte in der Yabrit an, welchem die Elite der Oedenburger Sesellschaft entstieg; wir bemerkten neben vielen, und Landbewohnern leider unbekannten Herren, die Herren: Vizegespan v. Simon, Oberfisial Dr. v. Bain, BP. Müller, F­landorffer, Lend, Baron Berg, Advokat Dr. Nikolaus Schwarg x. Die hochwürdige katholische Geistlichkeit war ebenfalls zahlreich vertreten. Nach halb 3 Uhr erschienen die Hochunwürdi­­gen Herren evang. Pfarrer und zwar Senior Karl Fleischader aus Agendorf und franz Horväath aus Pöttelsdorf und nachdem der Leich­­nam im Trauergemache gehoben und herabgebracht wurde, hielt Senior Herr Fleischhader, nach vor­­heriger Abfingung eines Psalms, eine ergreifende Trauerrede. Die inzwischen herabgebrachten Kränze wur­­den auf einen eigenen hinzu bestimmten Wagen geladen, es künnen, ohne zu übertreiben, Hundert gewesen sein, der Wagen war damit buchstäblich gesagt überfüllt und die Diener des Leichenbestat­­tungsvereines­ mußten die Kränze der Familien- Mitglieder noch separat in Händen tragen, da dieselben am Wagen seinen Pla mehr hatten. Der Sarg wurde dan­­ auf dem, von der Leichenbestattungsunternehmung „Pietät“ in Wr.­­Neustadt beigestellten, mit Spiegelgläsern umrahmten Leichenwagen gehoben, und der Zug seßte sich in Bewegung, nach­dem, eine halbe Stunde von iirm entfernten Frauenhaider Kirchhofe, in welchem sich — angebaut an die Kirche — die in großem Style erbaute Familiengruft befindet; voran­schritt Die Musikkapelle des Mattersdorfer Vereines der „alten Krieger“, sodann kamen der Reihe nachh: die anderen schon genannten Vereine, die beiden Kondukt führenden Herren ev. Vastoren, der Wagen mit den Kränzen, der Leichenwagen, eine un­absehbare Menge Wagen mit den Angehörigen und Leidtragenden, dann die Bediensteten und noch viele, viele Menschen, so daß all der Vortrab beinahe s­chon den Friedhof erreichte, der Schluß kaum noch Hirm verließ. Am Friedhofe angelangt, wurde der Gang vor die Gruft gestellt, woselbst nach Abfingung eine Trauerliedes Pastor Herr Franz Horváth ein Gebet sprach; hierauf intonirte der Mattersdorfer "Rännergesangverein „Liedertafel" ein mächtig er­­greifendes Trauerlied mit Baritonsoto, welches Herr Julius Leitgeb aus Mattersdorf meisterlich sang. — Sodann trat ein Herr an die Bahre und hielt eine Grabrede, mit einer selten gehörten Eloquenz, seine Worte, die ein Nachruf auf den Verewigten waren, übten eine so überwältigende Wirkung auf die Zuhörer, daß sie selbst bei dem phlegmatischesten Zuhörer das größte Staunen hervorrief; dieser Herr soll der ev. Herr Pfarrer von Wr.­Neustadt gewesen sein, leider konnte Schreiber dieser Zeilen den Namen dieses bedeutenden Redners nicht erfahren. Sodann intonirte der Frauenhaider Bezirks- Gesangverein ein Abschiedslied und vor der Bek­­­ensung des Sarges in die Gruft traten die Berg­­leute mit ihren brennenden Grubenlichtern vor und riefen dem Verewigten nach Bergmannsfitte ein dreifaches „Gut Heil“ nach. Damit war die­­ Trauerfeierlichkeit zu Ende, die vom schönsten Wetter begünstigt­ war, die An­­wesenden zerstreuten ss nach allen Windrichtungen und die Straßen belebten sich mit Vehifeln und Fußgehern. Mit Herrin Daniel Nitter von Rother­­mann­ schied im vollen Sinne des Wortes ein Ehrenmann aus diesem Leben, ein Mann von hoher Begabung, Bedeutung und Herzensgüte und obschon an der Grenze des denkbar hohen Menschenalters angelangt, ist sein Verlust noch­ immer viel zu schmerzlich sowohl für den Kreis seiner Angehörigen, wie auch, für unzählige seiner Freunde und­­­er­­sonen, die oft ihre Existenzen allein nur feiner Güte und feinem Wohlwollen zu daffen hatten. Und au­­cht, die wir im Leben dem Ber­­‚ewigten niemals nahegestanden, sondern blos aus täglicher Anschauung sich von dem hohen Werthe dieses­ Mannes Ueberzeugung zu verschaffen in der Lage waren, betrauern ihn; zum Trofte fünnen wir und die Befriedigung unsered Bemwußtseing nicht versagen, daß er diesem edlen Dahingegan­­genen wenigstens beschieden war, seinen Lebens­­abend, gefeit vor Sorgen und Ungemaß jeglicher Art, inmitten eines glückichen Familienlebend und Begünstigt von einem gütigen Geschiche zuzubringen. Die Erde sei ihm Leicht ! ,9åskon­z.31.Jävsiisex.Ho;0­ zthsbzkpkkjmsdkg Semiler Bezirkes zogen um 2 Uhr Nachts nach Neudorf, zerstörten in der Glasfabrik alle Borräthe und schlugen die Fenster rin; von da­­ zogen sie nach Wiesenthal, zerstörten daselbst die Stassprengmaschine, vernichteten die Berlen­­vorrät­e und beschädigten die Wohnung des Sabrikanten Breit. Der Bürgermeister versuchte mit den Arbeitern zu verhandeln, er war von den Erzedenten arg bedroht.­­Zwischen den exze­­direnden Arbeitern und der Gensdarmerie entstand ein Handgemenge, wobei das Gewehr des Wacht­­meisters Gh entlud und einen Arbeiter tödtete. Der Bürgermeister Tief. Sturm Täuten, die herbstgeeilte Feuerwehr mußte jedoch zurück­­weichen, denn der Arbeiterhaufen war mächtiger. Zwei Arbeiter wurden getö­tet und mehrere verwundet.­­ Bon Reichenberg kam um 5 Uhr Gen­darmerie und Mili­­tärverstärkung auf dreißig Schlitten ange­­fahren ; eine halbe Kompagnie und eine ganze Kom­­pagnie nach Neudorf und nach M­orgenstein. Telegramme. Sinnie, 31. Jänner. Der Zustand des Grafen Julius Andrasiy ist ein bedenklicher. Budapest, 31. Jänner. Höchst besorgnißer­­rende Nachrichten über Grafen Andrasiy sind gelangt. Graf Theodor ist soeben mit Schnell­­zug nach Volosca abgereist. k EBERLE SER TTS ERTEHET HET ENTE FÜ­R FFER « , « s « Kommunal-Beitung. — BDan-Kommission. Mittwoch, den 29. vd. M., wurde die erste Baukommission in diesem Jahre abgehalten. Einziger Gegenstand war die Revision der neuerbauten Kirche in der 1. Landes­­strafanstalt zu Steinambrühl, wohin sich mehrere Meitglieder der Baukommission verfügten. Die Kirche wurde im Hofe der Strafanstalt durchwegs von Sträflingen erbaut und gewährt deren Inneres, vermöge der darin angebrachten Gitter, einen eigen­­thümlichen Anblick. 4 EEE ” BETEN u Kokal-Bettung. Lokalnotizen. * Munizipal-Ausschuß. In Angelegenheit der königl. Tafel findet — wie wir vermutheten — heute Samstag Vormittags 10 Uhr eine außer­­ordentliche General-Versammlung des Dedenburger Munizipal-Ausschusses statt. Den Vorfig führt Herr königl. Rath Bürgermeister Find. * Der Pensions-Ausschuß des Dedenburger Komitates hielt gestern unter Worfi des königl. Rathes Vizegespans v. Simon eine Sitzung ab, in welcher die Wahl von vier Beamten des Komitats in den Pensionsausschuß vorgenommen wurde. In denselben wurden gewählt die Herren: Waisenstuhl­­präses Carl v. Füzh, Waisenstuhl-Reisiger Anton Hajas, Bizenotär Ludwig Szabo und der B­rotofollist Stefan Mätis. * Der neue Bischof von HSfuhlweißenburg Dr. Philipp Steiner ist ein Sohn unnseres Ko­­mitates, nachdem derselbe in Donnersfichen das Licht der Welt erblickte. Ein Bruder des neuen Bischofs ist in unserer Stadt Inhaber eines Auskunfts-Bureaus, während andere drei Brüder theild in Altenburg, theils im Oedenburger Komi­­tate domiziliren. * Kurialrichter Panl v. Ostffy 5: In Budapest starb am vorigen Mittwoch Morgens nach langem und schweren Leiden der Kurialrichter Paul v. Ostffy. Derselbe war im Jahre 1821 in Farsd im Dedenburger Komitat geboren. In den Jahren 1843–1849 war er Honorar-Vizefiskal des Dedenburger Komitats; von 1850 bis 1861 übte er die Adoptaturspraxis aus. Nachmals funktionirte er kurze Zeit Hindurch am Obernotär seines heimatlichen Komitat, vom Jahre 1867 bis 1870 aber war er Vizegespan desselben. Im Jahre 1870 wurde er zum Richter an der Ef. Tafel, 1877 zum Richter bei der Grundentlastungsfonds- Direktion ernannt. Der f. Kurie gehörte er seit 1884 als Richter an; er wirkte daselbst im III. (Ur­­barial-) Senate. O3tffy war augsburgisch-evan­­gelischer Konfession und unvermählt. Ostffy war s­chon seit langer Zeit nierenfront. Im vorigen Jahre warf ihn das heftige Leiden auf das Kran­­lager. Die Anstrengungen der ärztlichen Kunst und die sorgsame Pflege seiner Geschwister vermochten ihm­ nicht mehr zur retten. Das Ableben des ver­­dienstvollen Mannes wird in weiten Kr­eisen auf­­richtig bedauert. * Die „W­issenschaftliche Gesellschaft" zu Baden bei Wien Hat in ihrer legte G­eneral­­versammlung beschlossen, unfern Herrn Bürger­­meister fün. Rath Johann Find und den Pro­­fessor, prähistorischen Forscher Herrn Ludwig Bella in Dedenburg zu Ehrenmitgliedern zu er­­nennen.­­ Veranlassung bot das überaus konziliante Ent­­gegenkommen der Dedenburger Kommune den Mit­­gliedern der erwähnten Gesellschaft gegenüber, als dieselben, wehuls Besuches der prähistorischen Gräber nächst dem Burgstall in Oedenburg weilten, wo ‚Urner zum Gesdient gemacht wurden. Herrn Pro­­­ iönen sogar wertvolle, aus den Tumuli stammende feffer Bella aber gebührt das hohe Verdienst, ‚bereits einen bedeutenden Theil der archäologischen ‚Schäge, welche die nächste Umgebung Oedenburgs­­ birgt, für den Dienst der Wissenschaft dem Schooß der Erde entrissen zu haben. Auch war Herr Jeff­er Bella eifrig befliffen ein erleuchtender Cicerone der vorgeschichtlichen Welt und ihrer Ueber­ bleibsel den Mitgliedern der Badener „Wissen­­schaftlichen Vereines“ zu sein. * Vom „I. Oldenburger Militär-Vetera­­nen-Vereine.“ Wie in diesen Blättern heuer schon einmal erwähnt, hält derselbe am 9. Februar seine XIV. odentische Generalversammlung ab. Das Ver­­einsvermögen vermehrte es im Jahre 1889 um 324 fl. 63 fl., obgleich dieses gemeinnüßige Insti­­tut im genannten Jahre an Scrankengeldern und Leichenkosten 373 fl. 29 fl. verausgabt hat. Das Vereinsvermögen beläuft sich dermalen auf 4467 fl. 508. Der „I. Militär-Veteranen-Verein“ zählt gegenwärtig 49 Ehren-, 46 unterstübende und 82 ausübende Mitglieder. Präses ist bekam­tlich Herr Franz Supper und Vizevorstand Herr Karl Half. Die Kasfagebahrung besorgt, gewissenhaft und mit sicherem Geschäftsbllde Herr Adolf Meyer. Die vielen hier in bescheidenen Verhältnissen lebenden alten Krieger fünnen sich gratuliren, daß ihre ehe­­maligen Heeresgenossen Diesen Verein gegründet haben und aufrecht halten, der unter dem hohen P­rotektorate Ihrer Majestät der K­aiserin- Königin, ein kräftiger Hort der Hilfe und des Beistandes für diejenigen Mitglieder ist, die durch Krankheit verhindert werden ihrem Erwerbe nach­­zugehen, und ohne die ausgiebige Unterfrügung des V­eteranenvereines in die schwerste Noth­­lage mit ihren Familien gerathen würden. In Todesfällen, wo die Hinterbliebenen nicht nur der Schmerz über den dahingeschiedenen Ernährer, sondern auch noch die Sorge quält, wie sie für die Leichenforten aufkommen und dann über die erste Zeit der Verdienstlosigkeit hinwegkommen sollen, ist es wieder der Veteranen-V­erein, der schüßgend und spendend seine Hände über den Häupfern der Gramgebeugten breitet und ihnen das Herbste überwinden Hilft, indem er die materielle Last auf fi nimmt. Solch’ ein Verein verdient wahrlich Die weitestgehende Förderung solcher guter, edeldenken­­der Menschen, die über die Mittel verfügen, ihm wohlthätig unter die Arme zu greifen. . Nicht Soldatenspielen ist der Zweck des Bes­tärischen Uniform, denn unsere Herren Veteranen­teranen-Vereines, nicht das Paradizen in der mili­­elsheinen nur zu den Gottesdiensten bei Geburts- und Namenzfesten des a. h. Herrscherpaares, zur Stefans-, Frohnleichnams- und Auferstehungsfeier in Barade, um ihren loyalen und religiösen Em­­pfindungen Ausdruck zu verleihen, oder sie üben ein schönes Werk der Pietät, wenn sie ihren ent­­schlafenen Kameraden die rechte Ehre bis zum Grabe erweisen. Sonst sind unfreie Veteranen in ihren Geschäften, wie jeder andere Bürger, thätig und denken nicht an das Staat machten,­­sondern nur an das Wohlthun. Möge also an ihr heutiger Ball beim „Balatin“, dessen Neinertragung der Unter­­fragungsfaffa zufließt, sich weht einträglich für sie gestalten, ebenso wie er gewiß vergnügt und genußreich für die Theilnehmer sein wird. * Konfiskation ? Am gestrigen Wochenmarkte wurden viele auf den Markt gebrachte Hasen vom Marktkommissariate konfiszirt und bald darauf jedoch die Beschlaglegung wieder aufgehoben. Wir richten daher an das Kommissariat das Ersuchen, öffentlich bekanntgeben zu wollen, biß zu welchem Zeitpunkte der Kauf von Hafen und anderem Wild gestattet ist. * Landwirthschaftlicher Verein. Wir haben in einer unserer jüngsten Nummer gemeldet, daß der landwirthschaftliche Verein de Dedenburger Komitate ® am 11. d. seine Generalverssammlung ab­­hält. Wir werden nun ersucht, diese Notiz dahin zu berichtigen, daß seine Generalversammlung, son­­dern blos eine Ausschupfigung an dem be­­zeichneten Tage stattfindet. * Erhängt. Am sehverfloffenen Mittwoch­ fanden Bafjanten im Steinberger Walde einen Burchen an einem Baume Hängend. Bei der fonstatirt, daß der Bursche sich erhenft habe. Der­­selbe dürfte aus Liebesgram zum Selbstmörder ge­­worden sein, denn laut Nachforschungen wurde fonstatirt, daß der Erhenfte — ein Bauern-Bursche aus Unter-Pullendorf — Dienstag Nachtd Tanzboden in Unter-Pullendorf verlassen hatte, verkauft. Die Preise wurden mit 35—38 fl. für per 100 Kilo lebendes Gewicht bezahlt. Herabnahme des bereits entseerten Körpers wurden * Am gefirigen Markte wurden 1246 Stüd Hornvieh aufgetrieben, davon wurden 928 Stüd. I­a Waare und 26—28 fl. für Ila Waaare Pro» den: a ee ee f ET ru ER. A) ER TE RER,­­ PR. BR Tee

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