Oedenburger Zeitung, 1890. Juni (Jahrgang 23, nr. 125-148)

1890-06-01 / nr. 125

-—.MW-s»sss·s« were art A ee - Hsonntå-",1.Junt1890. xxlll.Zabrgang. -Yk.12«5.· Erdenliurgerzeikung Organ fürillalitik Handel,Industrie und Landwirtllschaftzsumik für sozialeg Interesse Einzelne Rummtern Kosten 5 Streiter. Administration, Verlag und Inseraienaufnahme: Suhörnkeri &, Romm­alter & Sohn, Grabenunde 121, Inserate vermitteln: im Wien: Hasenstein & Vogler, Wall­­fachgafse 10, U. Oppelis, I., Stubenbastei 2, Heinrich; Schalek, I., Wollzeile 12, R. Mofie, Seilerstätte 2, M. Dufes, I., Riemer­­gaffe 12. An Budapest: Paulus Gy., Dorotheagasse 11, Zepp. Lang, Gisellapla­g, U. ®. Goldberger, Servitenplag 3. 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zwei, 15 fr. für die dre-, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petit»­zeile für der Stempelgebühr von 30 kr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Infersions:­Gebühren­ .Das Blatt erschein­t täglich,mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. 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Sräanyi ließ vergebend noch einmal den vollen Zauber de­s Rossuth- Mythos auf fi und auf seine Gemeinde einwirken, die sich an der warmen Vertheidigung erbaute, die der Nedner der Haltung angedeihen ließ, werde Kossuth gegenüber der Dynastie in den einzelnen Phasen des Freiheitkampfes eingenommen. Unter Anderem beklagte Nedner die angebliche „Intensequenz“ des Grafen Apponyi und kündigte an, daß seine Partei fi durch die Niederlage nicht werde ein­­schüchtern lassen, sondern daß sie D dieselbe Frage mit immer erneuter und verstärfter Kraft auf’s ZTapet bringen werde. Sraf Apponyi entgegnete, daß er der Meinung war, Koloman Tipa habe im Einver­­nehmen mit der Krone jene Erklärung abgegeben, die Annahme des Ehrenbürgerrechts einer unga­­rischen Stadt bedeute die Beibehaltung de unga­­rischen Staatsbürgerrecht? und er (Apponpyi) hätte daher auch dem zugestimmt, daß diese Inter­­pretation von der Gejeggebung adoptirt werde. Darüber hinaus wäre er aber um seinen Preis gegangen. Seither sei jedoch die Schlichtung der Sache durch eine bloße Gefegesinterpretation unmöglich geworden, heute müsse dazu ein besonderes Gefet geschaffen werden und die Unmöglichkeit­­ dieser Gefegesschaffung habe er bereits auseinandergefegt. Folgte alle „Sensation des Tages" die unter allgemeiner Aufmerksamkeit und Spannung abge­gebene Erklärung Koloman Tipa’s, aus der wir nachstehende bemerkenswert­e Stellen an­­führen wollen: „ALs der Herr Abgeordnete Daniel Jranyi seinen Beschlußantrag einreichte, war derselbe in den Hauptzügen allerdings mit dem heute vor­­liegenden identisch, weil der Beichlußantrag, ebenso wie der Gesehentwurf die Streichung des S 31 verlangte. Indem ich also jenen Beichlußantrag nicht annahm und jetz Diesen Gejegentwurf nicht annehme, gehe ich mit strengster Konsequenz vor. Aber in derselben Weußerung, auf welche der Herr Abgeordnete Graf Albert Apponyi Hingewiesen hat, indem er meinte, ich hätte bona fide, nicht zur Irreführung des P­ublitums vorgehen sollen, habe ich offen und entschieden erklärt, daß ich im Sinne des 1879er Geseßes alle jene, die zum Ehrenbürger gewählt worden oder mit ihrer Gemeinde in fortwährender Verbindung geblieben, al8 ® Staatsbürger ansehe, weil ich dies zur Bewerkstelligung der im 1879 per Gefege bedrun­­genen Unterbrechung des Fernfeind für genügend erachte. Ich weiß nicht, wo die Herren Abgeord­­neten von der „Linken“ da einen Widerspruch geben. „Sie wollen mir aber durchaus eine Inkon­­sequenz imputiren, sie haben meine Worte so hin­­­gestellt, als hätten sie die Bedeutung eines die Regierung bindenden Versprechen, damit direkt wegen Koffruth eine legislatorische Verfügung getroffen werde. Dann, nachdem Die Regierung, also schon die Regierung — wenn sie e8 auch auf eigene Verantwortung that, da sie e8 ja anders gar nicht hätte thun können — mit Zu­­ ftimmung des allerhöchsten Faktor, ein so schonungsvolles und zuvor kommendes Vorgehen an den Tag gelegt hatte, kam der Arader Brief, in welchem Koffruth erklärte, daß er den ge­­frönten König von Ungarn nie als seinen Herrscher anerkennen werde, daß er die unga­­rische Geießgebung, also jede gemeinsame Ent­­scheidung der Nation und des Königs für ungerecht betrachte und daß es ihm nicht? angehe, was immer auch die Geietgebung beschließe. Nach all dem sah ich ein, daß man in dieser Richtung nicht mehr weiter gehen kann. Da aber manche meiner Aeugerungen dahin gedeutet wurden, als hätte ich nach dieser Richtung ein Versprechen gegeben während ich thatsächlich Feines gegeben habe, Habe ich meinerseits die Konsequenz abgeleitet und zu großer Freude der geehrten Opposition das Minister­­fauteuil verlassen. Ich sagte schon damals und sage auch fest, daß diese meine Erklärung meine ee nie verpflichtete, auch nie verpflichten­onnte. „Das ist Die Geschichte jener Dinge, auf welche sie der Herr Abgeordnete Graf Apponyi berief. Wenn das nicht dazwischen gekommen wäre, was dazwischen gekommen ist, so Hätte ich versucht, das, was ich wirflich versprochen habe, nicht aber das, was man in mein Versprechen Hineinge­­deutet hat, zu erfüllen; ob die mir gelungen wäre oder nicht, weiß ich nicht. Aber ich gestehe ganz aufrichtig, daß ich mich selbst überzeugte, daß meine Kollegen in dieser Frage ganz Recht hatten, und so versuchte ich es auch gar nicht, sondern resignirte lieber. Allein gleichwie die s­ehr große Minister anderer Staaten gethan haben, sage auch ich, ohne mich mit ihnen vergleichen zu wollen, daß ich ei al verfassungsmäßiges Prinzip nicht akzeptiren kann, daß Jemand, wenn er als Minister Etwas im Aussicht gestellt und dann abgedanft hat, weil er es nicht durchführen konnte, jene Erklärung auch später für si als ver­­pflichtend anerkennen müsse.“ Schließlich bemerkte noch der Herr Justiz­­minister auf die sehr geharnischten Ausführun­­gen der Herren Jianyi und Bolönyi, daß er ja doch Kossuth selbst gewesen sei, der si aufs Energieh­efte dagegen erklärte, daß der An­­nahme des Ehrenbürgerrechts einer ungarischen Stadt seinerseits die Deutung gegeben werde, er — Rofjuth — wolle ungarischer Staatsbürger bleiben. Wenn also, Kraft dieser von ihm ausge­­gangenen Erklärung KRofijuth nun wirklich seines Staatsbürgerrechtes verlustig geht, so sei die Un­­abhängigkeitspartei schuld daran, die ihm ein fünft­­liche Martyrium bereitet. Der Vergleich zwischen Naföczı und Koffuth künne nicht bestehen. Koffuth sei von Niemandem erpatriirt worden, al von si selbst; er blieb dem Baterlande auch seit 1867 fern, um hiedurch zu demonstriren, daß er den Weg nicht billige, den die Nation damals betreten. Wenn Kojfuth aber von der Nation verlange, daß sie ihn seinen Weg allein gehen Yasse, so künne die Nation auch von K­of­­futh verlangen, daß er sie auf dem von ihr ein­­mal betretenen Wege nicht weiter beirre. Dieses muthige Wort wurde auf der äußersten Linien mit Feuilleton. Geheimraths Lili. Bon Otto Richard. (Bortregung.) Aber das, was er sagte, ging den Studiosen zu Herzen und die Hochrufe nahmen von neuem ihren Anfang. Die Frauen auf dem Ballon schwenkten die Taschentücher und zwar die Kleine 2ili immer nach einem Punkte hin, wo das T Flat­­tern ihres Tuches erwidert wurde von einem wie zum Schwur gen Himmel geschwungenen blanfen Studentenschläger. I­­­ ch liebe sie, sie liebet mich, Doch Keines sagt: Ich liebe Dich ! Der Geheimrath ließ sich übrigend nicht „lumpen“. Er uud die sämmtlichen Chargierten der Studentenschaft wo am selben Abend zu einem Spaper, an dem auch die Professoren der Univer­­sität und sonftige Freunde Reimann’s mit ihren Familien theilnahmen. Da­ folgte no­mand ernster und Breiterer Trinfspruch, da wurde auch, der Geheimrath wieder munterer; er kam aus seiner Rührung heraus und belebte die Unterhaltung mit mancher Anekdote, die so lustig erzählen zu künnen man dem trockenen Physiologen gar nicht zugetraut hätte. Otto Met hatte heute einen der e­rsten Ehren­­pläne an der Tafel, zur Rechten des Professors, denn er repräsentirte in erster Linie die Studenten­­schaft, auf welche Heute der Geheimrath so stolz war, daß er jeden ihm gebrachten nächtlichen Ruf mit einem Bruderfuß und Schmollin hätte vergeben können. Gegenüber an der Tafel saß Lili zwischen einem ganz alten und einem nicht ganz jungen P­rofessor, welch Seyterer, ein unverheiratheter Mi­­neraloge, ihr nach besten Kräften den Hof zu machen schien. Doch war der Gelehrte im Reich der Steine oft sehr verwundert über die sanfafen Antworten seiner Nachbarin. Otto hatte noch nicht gewagt oder nicht das richtige Wort gefunden, sein Gegenüber anzureden ; im Anfang mußte er auch den Liebenswürdigkeiten des Zubilar ® und der ihm zur Seite fißenden Frau Geheimrath Stand­halten. Und dann war Lili nicht mehr so nahbar, wie sie im Lichte der Fabeln vom Balkon aus seinem Herzen erschienen war; sie schlug die Augen nieder, so oft er ihr hineinsehen wollte; und der Blick dieser Augen war ihm ja Alles; der gab ihm zu Allem Kraft, Muth und Feuer.­­ Endlich aber fand er einen Anknüpfungs­­punkt. Der Mineraloge hatte gerade eine P­ause gemacht, wahrscheinlich, um zu überlegen, ob das Herz des jungen Mädchens noch in den Bereich seiner Wissenschaft gehöre und ob es schon gelun­­gen sei, vielleicht ihm selber, den Härtegrad dieses Herzens zu erniedrigen. Da dachte Otto an einen Gruß, den Frau Irdenberger ihm aufgetragen hatte so „unter der Hand“ am festlichen Abend der Klei­­nen Lili auszurichten. Das that er jet. Ah! rief Lili. Die gute Frau Irdenberger! Wie schade, daß sie nicht hier ist! Die Mama meinte, es ginge nicht gut, sie einzuladen; man müsse Rücksichten nehmen. Ich Habe ja eingesehen, daß die Mama Recht hat. Aber mir thut e3 doch weh, daß gerade die Frau Irdenberger, die e3 am allerbesten mit uns meint, Hier fehlen muß. Aber Sie hat sie — auch gern, Herr Meir, sie. . Hier wurde Lili ganz verlegen, sie bemerkte wohl, daß sie gewisse „Rücfichten“ auch abhalten mußten zu erzählen, wie sie schon mehr als einmal mit ihrer Freundin drüben über Otto geplaudert, wenigstens zugehört hatte, wenn die didte Frau von ihrem „besten Studenten“ erzählte. Doch Otto fiel ihr rasch uns Wort, als er sie verlegen sah; auch er war der Meinung, daß es nicht leicht eine hes­­sere Frau gebe als seine Hauswirthin. Der Geheimrath war fegt aufgestanden; er hatte das Champagnerglas in der Hand und brachte einen Tonft­au auf die Jugend. Da aber die Jugend immer auch ihre besondere Freude haben müsse, so lud er sie in’ den nebenan befind­­lichen Saal ein, desssen Thüren sich geöffnet hatten und­ die lodenden Töne eines Strauß’schen Walzers hereinschallen Ließen. (Sortregung folgt.) Für Abonnenten liegt Heute A­r. 22 des „M­ustrirten Sonntagsblattes““ bei. ee . . ae Era­ Ge­hr­en hehe i

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