Oedenburger Zeitung, 1890. Juli (Jahrgang 23, nr. 149-175)

1890-07-01 / nr. 149

t erst m­it seinen Ansprüchen zurückgehalten hat, welche anderswo längst erfüllt sind,so sei die zin­svoller Rücksicht auf die bedrängten Staathinanzen ,und in Erkenntniß dessen geschehen,daß auch diese verhältnißmäßig bescheidenen Opfer von der Bevöl­­kerung schwer empfunden werden. Je weiter aber andere Mächte auf den betretenen Pfaden vor­­schreiten, je rascher und imponirender sich die Ver­­­volk­ommnung­­ ihres Heerwesend vollzieht, desto­­ weniger dürfe sie festhalten an einer übergroßen s: Bescheidenheit welche unter Umständen verhängniß­­lo werden kann. Der Kriegsminister müsse pflicht­­gemäß vorbereiten auf die Zukunft, welche die­­ bisherigen Militärforderungen nicht nur nicht ab­­fließen, sondern noch steigern muß. Diese tröstliche (!) Botschaft vernehmen wir und mit den Gefühlen der Beslemmung sehen wir dem Wiederzusammentritt der Delegation entgegen, die werden die Vorhersagungen der Kriegsverwal­­tung natürlich bewahrheiten und die Steuerträger .. mit Swerem Herzen! E. M. «werden sie erfüllen müssen. — I DENE ER a­TTEN jedoch weit leichter ausgesprochen, als erfüllt und die Realisirung desselben ist Etwas, was eine weit intensivere und energischere Thätigkeit verlangen würde, als sie bei uns von den maßgebenden Per­­sönlichkeiten und Streifen diesem Zweige unserer Bollswirthschaft zugewendet wird. Es ist in der seäten Zeit wohl Manches in dieser Beziehung geschehen und es wurde eine grö­­ßere Regsamheit von Seite der Regierung entfaltet, um die Industrie zu heben, als das im früheren Jahren der Fall war; allein e8 sind das mehr tastende Berjuhe in dieser Beziehung als ziel­­bewußtes und kfonsequentes Handeln. So lange wir in dieser Beziehung nicht große und bedeutende Fortschritte gemacht haben, können wir uns wohl einer guten Ernte, wie es die heurige sein wird, freuen, allein eine wirkliche und dauernde Berei­­cherung des Nationalwohlstandes kann eine solche, oder selbst eine ganze Reihe derselben, erst dann bieten, wenn unser Volk das, was ihm die Natur bietet, auch durch eigene Kraft auszunüßen vermag, mit einem Worte, bis wir eine konkurrenzfähige Industrie haben werden. Die Ernte, Wir stehen wieder vor der Erntezeit. Der Schnitt von Korn und Gerste hat bereits be­­gonnen. In höherem Maße noch, als das in an­­deren Jahren der Fall war, haben die aderbautrei­­benden Steije des Landes­feuer rünsichtlich des zu erwartenden Ernteausfalles die ganze Stufenleiter vom franquiniscierten Optimismus bis zur zittern­­den Furcht durchgemacht. Bei einigen Wochen ver­­breitete sich der Zuberruf im ganzen Lande, daß eine solche Ernte, wie diejenige, welche heuer zur erwarten ist, seit einem Jahrhundert nicht mehr da war. Dann aber kamen die iungünstigen Wetter­­ums­chläge des Monates Juni, und überschwänglich, wie der ungarische Desonom­ia­lie und Befürchtungen ist, erschollen von allen Seiten Weh­­rufe, welche zu melden wußten, daß der Nert enormen Schaden verursacht habe, daß die Halme fi in Folge der schweren Regengüste zu Boden­­ gelegt hatten und zu verfaulen beginnen; mit einem Worte, man stellte troß des vorangegangenen unge­­heuren Jubels nicht­ weniger als eine Mißernte in Aussicht. Wie das in solchen Dingen gewöhnlich der Fall ist, liegt auch diesmal die Wahrheit in der Mitte, und Heute kann es bereit als ausgemachte Sache betrachtet werden, daß wir eine sehr gute Mittelernte haben werden, welche wenn sie auch sanguinische Erwartungen nicht überall er­­füll, doch in den ausschlaggebenden Theilen des Landes ein­­ Produktionsquantum bieten wird, welches dem brach liegenden Handel wieder die so sehnlich herbeigewünschte Kräftigung zutheil werden lassen wird. In welchem Maße in Ungarn das ganze wirthschaftliche und Handelsleben des Landes noch immer von dem Ausfall der Ernte abhängt, davon hat das vergangene Jahr wieder einmal einen Beweis geliefert. Nachdem wir durch mehrere Jahre recht befriedigende Ernten gehabt, fiel die Ernte des legten Jahres ungünstig aus und die Stagnation trat nicht nur im Getreidehandel, son­­dern im ganzen Handels- und Verkehrsleben des Landes auf; alle Geschäftszweige stohten; der Krämer, der seine Waaren nicht dem Landwolfe verkaufen konnte, das fein Getreide zu verkaufen hatte und daher die Mittel nicht besaß, Einkäufe zu machen, konnte dem Kaufmanne und dieser dem Sabrikanten nicht zahlen; der Handwerker hatte seine Arbeit und so pflanzte sich der schwere ma­­­terielle Druck fur alle Klassen des ungarischen Bolfes fort. Einen Beweid für diese drückende Situation, welche namentlich auf dem Landwolfe lastet, bietet auch der Umstand, daß der Finanzminister die Steuerevolationen bis nach der Ernte einzustellen genöthigt war. E38 it hohe Zeit, daß durch die Ernte der bereits unerträglich werdenden Berahmung des Landwolfes wenigstens die­ schärfste Soige ab­­gebrochen werde. So erfreulich nun auch der voraussichtliche Ausfall der Ernte beurtheilt werden mag, so ist­­ doch immer ein drühendes Bewußtsein, daß das zeitweilige Schicsal eines Landes fast ausschließlich von Wind und Wetter abhängt. Das sind die primitivrten Zustände in der Entwicklung der Völker, wo ihr Schicsal wo so unbedingt in die Hand der Natur gelegt ist und wo sie selbst so wenig dazu thun kühnen, um sich auch gegen ihre Ungunst eine erträgliche Existenz zu verschaffen, die es ihnen ermöglicht, den Wiedereintritt der besseren Zeit abzuwarten. Das aber wird in Ungarn so lange nicht der Fall sein können, als die unsere Indu­­­strie nicht derartig entwickelt sein wird, um einem namhaften Theile der Bevölkerung Beschäftigung und Erwerb zu geben, welche nicht ausschließlich vom Aderbau abhängig sind. Liefer Wunsch ist RAR f­ür We a NEU, RIESE I.) Mi 2 · der Hausarzt der SKoburg’schen Familie aufhlof. Die Dauer des Verweilens des Prinzen in Wien ist nicht bekannt. Aus den Tomitaten. Esepreg, 29. Juni. [Orig.-Korr.] (Ber­ Ihiedened) Mit der Witterung der jüngsten Tage haben wir alle Ursache recht unzufrieden zu sein. Tag für Tag haben wir Regen oft 2 bis 3mal. Vormittags herrscht b­rühende Hige und Nach­­mittags kommen Gewitter über Gewitter, das ist nun dem Guten zu viel. Diese Woche dürfte hier der Schnitt beginnen, und wäre nun ein Umschwung der Witterung ehr wünschenswerth. Von Hagel blieben wir bisher Gott sei Dank verschont, es sind zweimal kleine Körner gefallen, doch immer in strömendem Regen, ohne gerade Schaden anzurichten, bie und da sieht man Spuren in den Rüben und im Mais. Vorige Woche gelang es, ein im Gntstehen begriffenes euer noch zu unterdrücken, da zufälliger Weise die Nachbarn alle zu Hause waren. Es war eine kleine Strohtrifte aus unbekannter Ursac­he in Brand gerathen. Bei Gelegenheit als die große Afrobaten-Ge­­sellschaft Hier Vorstellungen gab, haben sich eine Anzahl Kinder und Erwachsene auf die vor dem Hause des Herrn v. Nagy befindlichen Schranken gelegt. Died scheint genannten Herrn sehr irritirt zu haben, denn er hat nun diese Schranken nicht nur oben, sondern auch an der Seite mit feißigen Nägeln gespielt. Dies ist nun allerdings seine Sache, nachdem aber diese Nägel in die öffentliche Straße vorstehen und es leicht möglich ist, dag nit nur leider zerrissen werden, sondern au) Verwundungen vorkommen können, die, wenn sie von rostigen Nägeln herrühren, nicht ungefährlich sind, wäre es gewiß angezeigt, wenn die Nägel von der Seite der Schranken entfernt würden, wenn sie schon oben stehen bleiben. Dem Tage. O Allerhöchste Auszeichnung. Se. Majestät der König bat dem Direktor der Unionbant, Herrn Eugen Mintus, den Orden der eisernen Krone dritter Klasse verliehen.­­ Erhebung in den Adelsstand. Seine Majestät hat dem f. u. f. Obersten des Uhlanen- Regiments Kaiser „Franz Zosef“ Nr. 4, Zosef Bergauer, und dem Major des Infanterie-Regi­­ments „Freiherr v. Schönfeld“ Nr. 82, Franz Brunn, je­den erblichen, österr. Adelstand mit dem Ehrenworte „Edler“ verliehen.­­ Aus der diplomatischen Welt. Der Monarch hat dem Handelsmanne Jean Fran- Goid-Lalande in Bordeaux zum Honorar-Vize­­konsul bei dem Konsulate dortselbst ernannt. Das &. mn. Ministerium des Innern hat beschlossen, im Laufe des heutigen Sommers im ganzen Lande die Verwaltung der Städte mit geregeltem Magistrate durch die Vize­­gespane, ferner die Verwaltung der Groß- und Kleingemeinden durch die kompetenten Oberstuhl­­richter untersuchen zu lassen. Die betreffende Ver­­ordnung wird dem „PE. N.“ zufolge Schon nächster Tage versendet werden. O Die Sin­­dung Panika’s. Aus So­­phia wird unterm 28. Juni gemeldet: Banita wurde heute Freitag, um 10 Uhr Vormittags im Feldlager bei Sophia in Gegenwart der aus fünf Regimentern bestehenden Lagertruppen und des Prokurators Martow erschossen. P­anika war in einem geschlosfenen Wagen, von einem Menscharmen begleitet, in Lager geführt worden. Auf dem Richtplage angeko­mmen, nahm ihm der Briefter der Garnison die Beichte ab, worauf er sich selbst die Binde um die Augen legte und sich festen Schritte zu dem Baum verfügte, um welchen man ihn, nachdem er die anmwesenden Offiziere gegrüßt hatte, festband. Die von einem Unterlieutenant befeh­­ligte Abtheilung von 21 Soldaten gab Feuer und PBaniga stürzte sofort todt zusam­­men. Bevor das Kommando „Feuer“ gegeben wurde, hatte PBaniga mit lauter Stimme: „Es lebe Bulgarien!“ gerufen. Die Leiche wurde seiner Frau zur Bestattung übergeben. O Königin Elisabeth in Gastein. Kaiserin- Königin Eli­sabeth ist im besten Wohlsein am 28. Juni in Bad Gastein eingetroffen. O Haiser Wilhelm auf Reisen. Das deutsche Geschwader ist mit dem deutschen Kaiser an Bord am 28. Juni Nachmittags dreiviertel 4 Uhr in Hersingor eingetroffen und wurde vom König und den Prinzen des königlichen Hauses, welche auf dem „Danebrog“ entgegengefahren waren, auf der Landungsbrücke empfangen und mit Kano­­nenfalut unter den Hochrufen der Menge begrüßt. Nach Borstelung der höheren Offiziere durch den König fuhren die Majestäten im ersten und der Kronprinz mit dem Prinzen Heinrich im zweiten Wagen nach dem­­ Bahnhofe, um sich nach Fre­­dendborg zu begeben. Die Majestäten wurden überall enthusiastisch begrüßt,­­ der Fürst von Bulgarien in Wien. Prinz Ferdinand ist am sesten Samstag in Wien im strengsten Inkognito eingetroffen. Er unternahm seine Reise von Sophia über Ungarn und begibt sich nach Karlsbad, um den Kleinen Beschwerden, welche eine etwas energische Trinkkur mit Marienbader Wasser zur Folge hatte, zu begegnen. Der Würst sieht in Folge dieser Kur ein wenig angegriffen aus, weshalb auch der Karls­­bader Aufenthalt als Klima­wechsel­ von seinem Leib­­arzt empfohlen wurde, welcher Anschauung sich an ei­ne PORSART­­ SRH­ee Telegramme, Wien, 30. Juni. Gestern Vormittags um einf Uhr fand im der Hiesigen apostolischen Nuntiatur der kanonische Informationsprozgeß des neuernannten apostolischen eldvifar der 1. und 1. Armee Dr. Koloman Belopotoczty statt.­­Bern, 30. Juni. Der Direktor des inter­­nationalen Bureau der Telegrafen-Verwaltungen August Fredy ist gestern gestorben. Madrid, 30. Juni. Die amtliche Zeitung publizirt die am 26. und 27.d. M. stattgefundenen 15 Erfrankungs- und 4 Todesfälle in den ge­­sammten Ortschaften des verseuchten Distriktes der Provinz Balentia. Die Epidemie scheint nun in Gandia stärker aufzutreten, da auf diesen Ort allein 7 Erkrankungen entfallen. Petersburg, 30. Juni. Das Kaiserpaar, die Großfürsten Georg ud Michael, sowie Groß­­fürstin Kenia haben sich gestern nach dem finn­­ländischen Scheeren begeben. 2 Der „Regierungsbote“ veröffentlicht da Ge­­jeß, betreffend die Prägung silberner Scheide­­münzen im Betrage von sechs Millionen Rubel und das Gejeß, betreffend die Einführung einer Zu­­schlag­steuer auf Zuder von 40 Kopeten per Pub. Ein Cirkular des Eisenbahn-Departements des Finanz Ministeriums publizirt die vorgestern ange­­kündigte Einführung neuer Tarife für aus­­ländische Waaren auf den Eisenbahnlinien von der Grenze, beziehungsweise den Häfen in das Innere des Reiches. Pokal-Beitung. Vom Diagistrate der königl. Freistadt Oedenburg. 8. 4248 igt. 1890 e Kundmachung. Im Sinne $ 16 des 44. ©.­X. vom Jahre 1883 wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die auf Grund der Konskriptions-Register und Bekenntnisse verfaßten individuellen Nepartitions-Ausweise über die für das Jahr 1890 bemessene Erwerbsteuer IV. Klasse 8 Tage Hindurch, d. i. vom 29. Juni bis influsive 7. Juli d. R. im städt. Steueradrepartirungs-Amte am Nathhause zur Einsichts­­rahme öffentlich aufgelegt sein werden ; und Jedermann aufs merksam gemacht, daß er seine allfälligen Reklamationen ge­­gen die ihn oder Andere betreffenden Steuertäge, binnen obiger Zeitfrist u. zw. : a) jener Steuerpflichtigen, welche mit der im obigen Bemerkungs-Register ersichtlich gemachten Steuergattung be­­reits im verslossenen Jahre besteuert waren, binnen 15­ Ta­­gen vom Tage der Kundmachung dieser Register gerechnet ; b) diejenigen aber, welche mit der im Bemerkungs- Register festgelegten Steuer im laufenden Jahre zum ersten Male besteuert werden, binnen 15 Tagen vom Tage der Ein­­tragung ihrer Steuerschuldigkeit in das Steuerbibhel gerechnet,

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