Oedenburger Zeitung, 1890. September (Jahrgang 23, nr. 201-224)

1890-09-02 / nr. 201

ur wenn sie mit fünfteien Reformplänen vor das Parlament tritt. Aber das darf sie bei der Lösung der Frage nicht beirren. Möge ausscheiden, wer an dem baufähigen, nicht mehr zeitgemäßen Boll­­werk hängt. Und wenn sich die Parteien auf ge­­sunder Basis neugestalten, so wird dies nur dem Parlamentarismus selber von Nuten sein. Die äußerste Linie rüstet bereits zum­­­eldzuge gegen die Verstaatlichung der Verwaltung. Das soll ihr neuestes Losungswort sein. Die „gemäßigte Oppo­­sition“ will erst die Vorlagen selber abwarten und ich dann entchließen, ob sie sich der Regierungs­­­­­partei anschließen oder weiter in der O­pposition­­ bleiben sol. Die öffentliche Meinung fordert drin­­ierung unserer Beimwaltung, und wenn die verheißenen Gelegentwürfe diesen nur zu bes­rechtigten Erwartungen entsprechen werden, kann das Ministerium Szapäry auf die Unterstügung der Majorität der Bevölkerung rechnen. Dann wird e8 sich aber auch unsterbliche Verdienste um das­ Land erworben haben, welches durch leicht­­fertige Wirthschaft seiner leitenden Männer in gebrand­­markt wurde. Berruf gebracht und an „Halbaffen“ . Aus den Lominaten, Fr Sa Zar N = ERF u. 2 einige Kleidungsstüce gestohlen hatte, noch rechtzeitig an der That ertappt worden. Dieselbe ist vor drei Tagen nach Stinfenbrunn gekommen, um einen Dienstplag zu suchen. Ein Bauer Namen? Michael B3ögl hatte die Scin­­fovit3 aufgenommen gehabt, aber die Diebin harrte nicht lange aus, sondern ist schon am zweiten Tage mit einem Gebetbuche, welches­ sie von ihm stahl, nach Hause gegangen. Die Diebin wurde dem Eisenstädter Stuhl­­gerichte eingeliefert. = te, Kapnväar, 31. August. Orig.-Korr.] (Geuer in Bittnyed.) Gestern Nachmittag Halb 5 Uhr ‚wurde Hier ein. im ‚nahen­ Bittnyed ausgebrochener gend die NAeform, aber feine Scheinreform,iig ‚Miet ‚seh mir andgebrochen "sondern eine wirkliche, durchgreifende Werbej- Bran­ch”bemerkt und allsogleich gingen die hiesigen beiden Spuigen gutbejegt in diese Nachbargemeinde ab. Eine Stunde später war auch ich, als Ihr Berichterstatter, am Brandplage erschienen und konnte sonst auiren, daß das Feuer, welches in der nordwestlich gelegenen Madaruteza zum Ausbruche gekommen war und deshalb in Folge des, aus dieser Richtung kommenden heftigen Windes, und des überall aufgestapelten Stroh- und Fruck­vorrathes ganz PBittnged arg bedrohte, — bereits lokalisirt war. ’" Dieses günstige Resultat ist dem Umstande zuzuschreiben",«daß"es Vormittags etwas geregnet hatte und insbesondere,daß am­ Brandorte außer der dortigen Gemeindefeuerwehr, noch die Feuer­­wehren von Kapuvaar, Gartha, Agyagos, Szergeny, Vetöhsz, ja sogar von Hövej sammt Sprigen er­­schienen waren und thatkräftig eingriffen. Besonders erfolgreich wirkte der mit einem 300 Meter langen Sclance fungirende Hydrophor de vereinigten Petöhäzer Zuderfabrik­­ Betöhsz - Endred - Sütterer tfeuerwehrvereineg unter der umjsichtigen Leitung des Tabrik­beamten Herrn Scholz, welcher das Saugrohr in den außerhalb des Dorfes befindlichen Teich eingelegt und somit reichlich Waller Hatte. Lerner ist als besonders lobenswerth zu erwähnen, daß der Humane Lederfabrikant Felig Mohl aus Sapınaar zwei Wagen seiner Arbeiter zur Hilfe­leistung entsendet hatte. Unter den vielen Anwesenden aus Kapuvar sei namentlich der Herr Oberstuhlrichter Kovacs erwähnt, welcher mit seiner bekannten Energie die nöthige Ordnung aufrechterhielt. Dem Brande fielen 5 Häuser, sämmtlicher Frucht- und Futtervorrath, 1 Kalb, 2 Ferkel und eine Bienenhütte zum Opfer. Indes ist der Schaden dennoch relativ groß, weil er die ärmsten Insassen traf, welche kaum afgefüh­rt waren und daher an den Bettelstab kommen. Heute ist im Bittnyed — ein wohl etwas verdorbenes — Kirchweihfest. Bf. Waab, 30. August. (Austritt au dem Benediktiner-Orden.) Allgemeines Tages­­gespräch bildet der sensationelle Austritt de Bene­­diktiner - Ordenspriester­ Birgiling Koltai, der seit vielen Jahren am Hiesigen Gymnasium Profes­­sor der Literaturgeschichte war, aus dem Verbande des Benediktiner-Ordens. Koltai erfreute sich nicht nur der Sympat­hien seiner­­ Ordensbrüder, sondern war auch in den besten Zeiten der Stadt eine allgemein beliebte Persönlichkeit. Ueber die Motive dieses Entschlusses fursiren vielfache, aber ganz unverbürgte und daher auch nicht hier anzuführende Gerüchte. So viel ist gewiß, daß Professor Koltai von St. Erzellenz dem Herrn Erzabte von Martinsberg seine Entlassung an dem Orden selbst erbeten hat und wahrscheinlich auch triftige Gründe für diesen Entschluß angeführt haben wird, da der hochwürdigste Herr Erzabt der Bitte willfahrte. reife Vom Tage. O Seine Majestät der König hat zur Unterstügung der Tolajer A­bgebrannten einen Betrag von 5000 fl. aus seiner Privat­­chatulle gespendet. Einen weiteren­ Betrag von 400 fl. widmete Se. Majestät für die Abgebrannten von Bäcda. Der König erfundigte sich tele­­graphisch nach dem Umfange der Tofajer Katastrophe und ordnete auf demselben Wege die­­ hleunige Vertheilung seiner Spende an.­­ © Zur Weise des Monarchen nach Deutsch­­fa­ge. Majestät wird auf seiner nächsten Nes­e in Deutschland schon von der deutschen Grenze an Gast des deutschen Kaisers sein und wird von Oberberg ab den von Kaiser Wilhelm zur Verfügung gestellten Separat-Hofzug zur Weiter­­benügen. Bei den Schlukmanövern des 6. und 7. Korps werden alle Ordonnangoffiziere der Oberleitung, respektive des Erzherzogs Albrecht anwesend sein: Graf Ferdinand Hompeich-Boll­­heim, Major des 1. Landwehr-UÜhlanen-Regiments ; Erzherzog Otto, Rittmeister im 6 Dragoner- Regiment, Fürst Ferdinand Lobrowig, Ritt­­meister im 14. Dragoner-Regiment, und Fürst Nikolaus Palffy, Lieutenant im 7. Hußaren- Regiment. O Ein Pementi. Gegenüber der jüngst verbreiteten Nachricht, daß der Obergespan des Neograder Komitatd, Graf Ludwig Degenfeld, von seinem Posten zurückzutreten beabsichtige, er­­klären die im Bolafja-­yarmarer Bezirke wohn­­haften M­itglieder der Regierungspartei mit voller Entschiedenheit, daß Graf Degenfeld vorder­­hand nicht abdanfen werde Dies sei um so erfreulicher, als nur unter seiner Leitung die Bei­­legung der­ durch die Frage der Verlegung des Sites der Komitatsbehörde verursachten Aufregung zu erwarten sei und daß dadurch die noch vor seinem Amtsantritte gestörte Eintracht der Re­­gierungspartei wieder konsolidirt werden wird. O­berständigung in der serBischen Bei­­frage: Der serbische Finanzminister VBuiis Hat in Wien den Eindruck empfangen, daß seiner nun­­mehrigen Ueberzeugung nach, auf Grund der ser­­bischen Baugeständnisse, die Beseitigung der zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien aufgetauchten wirtsshaftlichen Schwierig­­keiten binnen Kurzem in Aussicht stehe. Mattersdorf, 31. August. [Orig.-Korr.] (Ein Bradtbau.) Gestern wurde hier die fest­­liche Grundsteinlegung zum Baue des neuen Sparfasia-Gebäudes vorgenommen. Nach den von und in Wagenschein genommenen, sehr Sorgfältig und aufsbhaulich “ausgearbeiteten Plänen des genialen Architek­en Herrn Schöne aus Wien, nach dessen sinnreichen und originellen Ent­­w­ürfen auch mehrere Monumentalbauten Deden­­burgs ausgeführt worden sind dürfte unter neuem Sparkasse-Gebäude, dessen Bau mit einer namhaften Geldsumme munifizent dotirt wurde, ein in jeder Beziehung gelungener Prachtbau wer­­den, der die schönste Zierde unseres sich entschieden in rüftig fortschreitender Richtung emporhebenden Marktes­ bilden wird. &T SHtinkenbrunn, am 28. August,­­ [Orig- » Koh­r.]«(Diebstkahsl­.)Heute ist eine Mangamens Jußtinq Schinkovits,gebürtig und zuständig nach Siegen dort gerade als sie in einem Hause wurden. Von diesen befinden sich­ drei Personen so unter den Trümmern. Sophia, 1. September. In gut unterrichteten Kreisen ist von der Meldung französischer Blätter, wonach die Prinzessiin Clementine der Mutter Planiga’s eine Pension angeboten hätte, absolut nichts bekannt.­­ Telegramme, Salzburg, 1. September. Erzherzog Ludwig Bibtor ist von hier nach Abbazia abgereift, Prinzessin Gisella ist mit Familie von If­ch nach München abgereist. Klausenburg, 1. September. Eine zahlreich befugte Parteiversammlung sprach sich einhellig für die Konstituirung der Siebenbürger Unabhängigkeitspartei aus und wählte Gabriel U­g­ron zum­ Präsidenten. Bern, 1. September. Der Rhein ist an bei Koblach, wie im Jahre­ 1888, au­sge­­brochen, doch ist der Umfang der Ueber­­schwemmung noch größer. Koblach, Maeder, Altach und Lustenau stehen völlig unter Wasser. Besonders ernst ist, die Lage in Höchst. Auf­ der Sanie: Seite gleicht­ die Gegend um Montlingen,­­un ütli herum einem See. Die Eisenbahn zwischen. St. Margarethen und­ Bregenz ist unter­­brochen, die Noth sehr groß. am, 1. September. In Folge eines Cyclons, welcher in $gormo di Zo­ldo (Provinz Bel­­luno) wüthete, sind­ vier Häuser ein­e­­­ kokal-Rettung. Herbstrennen zu Oedenburg 1890.­ ­ Erster Tag. Sonntag, den 31. August. Präses: Seine Durchlaugt Prinz Egon ZTarisch. Rennleitung: Seine Durchlaucht, der Herr Obergespan Prinz Raul Esterhazy; Baron Louis Ambrozy; Graf Paul Festetich. — Rider: Baron Louis Ambrozy,­ Anton von Intey; Generalmajor Robert Ritter von Joelson; Georg dr. Szegedy. — Direktorium für Verein Angelegenheiten: Baron Anton Augusti­­nek; Stefan von Ebergenyi; Ignaz Ritter von ge Unten von Inkey und Emil Lend. Bereins­ Sekretär, Kaffier und Bahnaufsicht : Rittmeister Em. von Szalay. — Rennsekretär und Abwieger: Carl Ki33. — Starter: Alexander Baugh. Der vorgestrige Sonntag, an dem das diesjährige, wie es leider heißt, legte Herbst­­meeting des „transdanubianischen Weinvereines“ seinen Anfang nahm, war von der herlichsten Witterung begünstigt und da die von nur stellen­­weise ganz dünn verschleiertem Himmel milde herab­­ladende Sonne feine allzufengenden Strahlen her­­nieder sendete und überdies ein fahles Lüftchen die­­ Temperatur mäßigte,­ so.gestaltete sich der Aufenthalt auf der grünen Sammetmatte unsered fast unver­­gleichlich e cgenen Nennplages zum denkbar behaglichsten. € 3 hatte sich aber auch ein­ sehr zahlreiches Publi­­kum­ eingefunden und sowohl im Aktionärraum, als namentlich am Guldenplag wogte eine gehörig dichte Menschenmenge, die sich mit großer Lebhaftigkeit an den Wetten betheiligte. Die Gelder waren jedoch diesmal troß der großen Anzahl der Nennungen im Allgemeinen ziemlich spärlich belegt und all die Gewinnftquoten stellten sich im Allgemeinen mäßig, da die Favorite selten die in sie gejeßten Erwartungen täuschten. Von Hohen Herrschaften sahen wir. Seine Durchlaucht unsern Herrn Ober­­gespan Fürsten Paul Esterházy, den Herrn Obergespan des Stuhlweißenburger Komitates Grafen Bela Ezirsty, die Grafen­ Kalman und Gabor Szechenyi, Zichy, Baron Springer ,c. Auch die Herren Bürgermeistert. Rath Find und Vizegespan, f. Rath v. Simon waren erschienen, sowie die meisten sonstigen Angehörigen der hiesigen haute volde mit ihren. Damen und eine stattliche Anzahl glänzender Stabs- und Oberoffiziere schmücten den Blan. Herr Vik­or Silberer hatte von Wien mittelst gutgefüllten Separatzuges viele Sportsfreunde aus der­­ Residenz mitgebracht. Mithin ging es sehr lebendig zu und die Nationalkapelle Maltai ver­­lieh dem bunten, fesselnden, ungemein lebensvollen Bilde ein recht heiteres Gepräge, denn die luftigen, pridelnden Stränge der gutgeleiteten Musil wirkten gleichfalls wesentlich zur­ Erhöhung de Unimos und der allgemeinen guten Zaune bei, obschon nicht zu leugnen ist, daß die gesättigteren Töne der rauschenden Militär-Mufii fi) in einem so großen, von so vielen geräuschvoll verfehrenden Menschen angefüllten Raum, noch viel besser zur Geltung gelangen. Die Ordnung wurde sorgfältigst durch­ die umsichtigen­ Organe unsered­ Stadthauptmann­­amtes aufrecht gehalten und es gab ü­berhaupt dies­­mal weder ein unglücklicher Zufall, noch sonst ein Mißton Ursache zur Klage. Das ganze Yeit verlief ungemein anregend und amüsant. Den Anfang der Rennen machte Punkt 2 Uhr die Konkurrenz um den 1. „Seiletics-Preis“. (1000. fl. — Handicap — für zweijährige kon­­tinentale Pferde, mit Ausschluß­ der­ französischen.) Distanz zirka 900­ Meter. Für dieses­ Nennen. wurden­ vier Pferde gesattelt. Zum hochspannend, gewesenen Finish, erschien Colonel Anthony’s „Bladberry“ aß. Erste an der Zöte, die nach heißem Sumpf, Hart am Pfosten um Kopflänge den „Riccardo“ des Baron Gustav Springer schlug. Ebenso weit­ zurück landete der, „Sziporfa" des Grafen C. Eardödy. Leite blieb. Graf H. Hendel’s „Clairnoyante­“ stürzt, wodurch 18 Personen getödtet Gustav Springer’3 „Or­vis“ und endlich, „Oho,*­otalisateur. 30.:5. Am Plah, wurden. 60. fl. für, „Bradberry“. und 39 fl. für, „Riccardo“ bezahlt, 2. Bürgerpreis. (10.000 Francz­in, Gold; für. zweijährige inländische, und; deutsche, Pferde.) Distan­z zirka 1200 Dieter. “3 starteten: Col. Anthony’ „Gigerl“, Zürft Fr. Aurrspergs „Premysl“, Baron.

Next