Oedenburger Zeitung, 1891. Februar (Jahrgang 24, nr. 26-48)

1891-02-01 / nr. 26

Beilage zu Nr. 26 der „Oedenburger Zeitung“, auf ein schönes Ergebniß ; denn diese Wadern ver­­dienen wahrlich, daß sie ich einmal für und unterhalten, wenn sie sich sovielemale für uns abgemüht und geplagt haben. A­nläßlich des Hinscheidens des greisen Kirchen­­fürsten, Fürstprimas Johann Simor, wurden in allen unteren Kirchen Zectenämter abgehalten und wehten auf allen öffentlichen Gebäuden Trauer­­fahnen. Herr Julius S­za­b 6, bisher Hilfslehrer an unserer Bürgerschule, wurde vom H. u. u. Unter­­richtsministerium zum ordentlichen Lehrer dieser Anstalt ernannt. Diese Ernennung hat hier allgemein den freudigsten Eindruck hervorgerufen und wir gratuliren ihm bestens. n. Esepreg, den 30. Jänner. [Dorig.-Korr.] (Allerlei Kirchenangelegenheiten. Fagd.) Die Sedisvakanz der gut dotirten Beder Pfarre Hat den betreffenden Kirchenpatronen einen wahren Ansturm von Petenten zugezogen. Es ist dies insofern erfreulich, al dadurch die Möglich­­keit einer­­ gediegenen Auswahl geboten ist. In meiner legten Korrespondenz habe ich be­­tont, daß bezüglich einer ungemessenen und er­­spießlichen Seelsorge, eben die Gemeinde Bee seit etwa fünfzig Jahren einigermaßen stiefmütterlich­­­­ bedacht war und sich dieser Umstand auch im Ge­­bahren eines Theiles der Bevölkerung abspiegelt. Das ganze Register der Sünden und Unterlassun­­gen berzuzählen, wäre für unbetheiligte Zejer wenig kurzweilig und so begnüge ich mich damit, nur zwei drastische Fälle zu erwähnen, welche das eigen­­thümliche­­ Verhältniß, in dem die Gemeinde zu ihren Seelsorgern stand, genügend beleuchten. Im Anfang der sechziger Jahre starb in Bed der Pfarrer Graf Hugonmay. Ein Haufe Bauern drang in das Zimmer, in dem der V­erewigte auf­­gebahrt lag und der damalige Dorfrichter selbst ergriff den Leichnam und warf ihn von der Bahre zur Erde. Die betreffenden Gerichtsverhandlungen dürften­ noch vielen Zeitgenossen in peinlichem Unge­­denken sein. « Auch diesmah nach dem Ableben des letzten Pfarrers zielten sich recht ärgerliche Szenen ab und wurde beinahe sein ganzes bewegliches Hab und Gut,darunter über dreißig Stück Vieh,von einigen Böer Einwohnern verschleppt Diesesetz­­lichen Erben,welche zum Begräbnisse anlangten, waren genöthigt, nach dem fehlenden Gute zu fahn­­den und sol es ihnen gelungen sein, Alles, bis auf ein total verschollenes „Kaibel“, glückich wieder zu Stande zu bringen. In Anbetracht solcher und ähnlicher Vor­­kommnisse wartet des künftigen Seelsorgers seine leichte Aufgabe, wenn er den ehrlichen Willen hat, die Gemeinde wieder ins Gleichgewicht zu bringen ; die Lösung dieser Aufgabe erfordert eben einen ganzen Mann. So wird er beispielsweise gleich im Anfang mit einer eigenthümlichen Fotalität zu kämpfen und einen Stein wegzuwälzen haben, den ihm sein Vorgänger testamentarisch in den Weg geworfen. Der­­ Verstorbene sol nämlich eine in der Mitte des Pfarrhofes stehende große Parta, die sein Privateigent­um war, den Gemein­­dearmen vermacht haben. folger gezwungen, gleich bei Antritt seines Amtes, sich mit der Gemeinde in petuniäre Erörterungen einzulassen, bei denen er Gefahr läuft, si mit einem XTheile seiner Pfarrkinder arg zu verfeinden, wenn er nicht übermäßig tief in seinen Säbel greifen kann, um diese unglückelige Pajta über ihrem Werthe abzulösen. Die Lage ist in jeder Hinsicht sehtwierig, wenn man mit dem althergebrachten Schlendrian brechen will, und da sich der Fall einer Neube­­legung dieser Pfarre nur alle dreißig Jahre wie­der­­holt, so muß man allen dabei betheiligten maß­­gebenden Faktoren mit dem Hochseligen Cicero zu=­e zufen: Videant consules ne quid detrimenti res publica capiat. Da ich mich fon im kirchlichen Fahrwasser bewege, so erwähne ich Hier einer besonders wohl­­thätigen Maßregel, welche den winterlichen Kirchen­­besuch der ESepreger Schulkinder betrifft. In früherer Zeit wurde nämlich sehr strenge darauf gesehen, daß jedes Schulkind täglich zur Messe er­­scheine und Dawiderhandelnde erhielten regelmäßig ihre Strafe. Dies betrog einen hiesigen Herrn, im Interesse der Gesundheit der Steinen, das Falte Steinpflaster mit Brettern zu belegen. Wie ich Ihnen schon früher mittheilte, befeitigte aber heuer unter Herr Pfarrer, aus nur ihn bekannten Ur­­sachen, diesen Bretterboden. Die allgemeine Mei­­nung machte ihn indessen für die Gesundheit der Kinder verantwortlich und zu seiner Ehre muß man gestehen, daß er die einzige radikale Maßregel ergriff, um aus dieser Sadhgasse herauszukommen : Ritte den Kirchenbesuch der Schuljugend bei­­­­­­­­­mt Stoffwetter. Dies ist jedenfall besser, als wenn sie auf Brettern stünden und der Spender des hier schon so vielfach besprochenen Bretterbodens kann vollkommen beruhigt sein, denn seine Gabe hat schließlich doch eine gründliche Reform im Interesse der Kleinen hervorgebracht — gründlicher als er wohl zu hoffen gewagt! Um man auch etwas Weltliches vorzubringen, erwähne ich der Treibjagd, welche Herr Stefan von Marfovics am 28. d. Mits. abhielt. Neun hiesige Schügen brachten 296 Hafen zur Strede, ein Erfolg, der alle Erwartungen, die man in hie­siger Gegend zu hegen pflegt, weit übertraf, besonders wenn berücksichtigt wird, daß nur das halbe Ter­­rain abgejagt wurde und überdied eine Menge Wild im verflossenen Unwetter zu Grunde ging oder von den hiesigen Bauern „gemazelt“ wurde. U Sopron-Hzil, 27. Jänner. [Orig.-Korr.] (Das Negale.) Es ist eine bedeutend schwerere Aufgabe Korrespondent zu sein, als so manche glauben, denn man darf oft seine eigenen Ansichten nicht veröffentlichen, weil man nicht in Konflikt gerathen will. So erging er mir in Angelegenheit unserer Regale. Zwar Heißt e8: „Reden ist Silber, Schwei­­en Gold“, aber 8 Heißt aug: „Es ist Zeit zum Neden“, und ich glaube, es darf nicht länger ge­­schwiegen werden. Unsere Gemeinde pachtete voriges Jahr das Regalrecht um 2700 Gulden und gab ce3 einem fremden Wirthe, ohne den früheren, welche die fürstlichen Wirthshäuser schon seit jede vielen Jahren in Pacht hatten, ein Schanfrecht zu geben. Nun bot jemand für das hiesige ausschließliche Schanfrecht 3300 fl.; in Folge dessen wurde der Gemeinde gefümdigt. Indem aber sein ausschließ­­liche3 Yrecht ertheilt wird, wurde vor einigen Dio­­naten das Recht versteigert. Die Gemeinde ließ zu Brotofol nehmen, man möge es ihr um den früheren P­reiß überlassen, der Wirt­ Fr. Koslat aber bot 2700 fl. für das Einhebungsrecht. Was ist das Resultat? Der,die 3300 fl. angeboten, er­­hielt sein Reitgeld zurück und Fr. Kofjat den Kontrakt; er nahm ihn aber nicht an, indem er si die Sache anders, überlegte. Nun wurde der Vorstand ersucht, sein Wort zu Halten, aber au­er nahm er zurück; so wurden am 25. v. M. die beiden Kofjat’schen Wirthsgäufer gesperrt und durch Tro­mmelschlag verkündet: „Die Wirthshäuser werden gesperrt und wer von der Fremde weni­­ger als 100 Liter Getränke bringt, wird strenge bestraft!" Ob das Gejeb so lautet, daß Jeder, der­en Glas Wein hier trinken will, sich gleich einen Heftoliter bringen muß, das weiß ich nicht, aber so viel weiß ich, daß das Bringen nicht verboten werden kann, e3 fan nur die übliche Gebühr (3 und 8 fr. per Leter) verlangt werden. Oder will und da hohe Aerar dafür ihre Macht fühlen lassen, weil der Wirth und der Gemeindevorstand ihr Wort nicht gehalten ? Nicht uns gegenüber soll die Löbliche Finanzdirektion ihre Autorität zeigen, sondern ihrem Protofoll Geltung verschaffen. Wa­­rum verlangte dieselbe von Kosjat sein Neugeld oder Kaution, wenn das Protofoll keine Giftigkeit at? Sei es wie immer, wir wollen nicht Der Sündenbod sein! Wir können es wohl nicht verlangen, daß unsere, große Marktgemeinde, in Der hier große Jahrmärkte sind, das Recht umsonst Habe, aber das hohe Werar kann auch nicht verlangen, daß jeder, der hier Wein trinfen will, sich gleich 100 Liter bringe. Himipi. Potsdam, 31. Jänner. Se. E. und f. Hoheit Erherzog Eugen ist gestern um 11 Uhr vormit­­tags hier eingetroffen. Höchst derselbe begab sich in die Spriedenskirche, legte im Mausoleum am Sarge des Saisers Friedrich einen Lorbeerkranz mit einer­ Schleife nieder und verrichtete in der Gruft des Königs Friedrich Wilhelm IV. ein stilles Gebet. Aus der Friedensfiche kommend, stattete Erzherzog Eugen dem Erbprinzen von Hohen­­zollern einen Besuch ab. Se. E. und f. Hoheit nahm im Kasino das Frühftück ein und kehrte um halb 2 Uhr Nachmittags nach Berlin zurück. Um halb 6 Uhr Abends ist der Herr Erzherzog von da nach Wien abgereist. Sarajevo, 31. Jänner. Bollrommen authen­­tischen Informationen zufolge beruht die von einigen Zeitungen gebrachte Meldung über Ermordung eines serbischen Mädchens durch Genddarmen auf bösmilliger Er­findung. & ist hier seinerlei Ausschreitung der Gensdarmen, ebensowenig ein Mord oder Todtr­ichjrag vorgenommen. Sonden, 31. Jänner... Die Bank von Eng­­land hat den Zinsfuß auf 3% herabgefeßt. Somit wäre der Nac-­t­ Telegramme. Paris, 31. Jänner. Etwa 600 Studenten ver­­sammelten sich gestern Nachmittags im Quartier. latin zu einer Demonstration gegen die Bureanz des Sournal d ® „Egalite“, welches dieselben anläßlich der Vorfälle wegen des Sardou’schen Schauspieles „Thermidor" angegriffen hatte; allein starre Polizei­­abtheilungen, welche die Brüden bewachten, verhin­­derten "die ‚Demonstranten, auf das rechte Seine- Ufer zu gelangen. Mehrere widerspänftige Studenten wurden verhaftet. Rom, 31. Jänner. Eine Depesche aus Tri­­polis vom Heutigen meldet: Gruppen Franzö­­sischer Soldaten der tunesischen Garnisonen drangen bis zu den türkischen Dörfern Nezen, Nelout und Ethouamet vor, und lagerten sie dortselbst, indem sie den Pla in Bejis nahmen und erklärten, daß hier die Grenze zwischen der Regentschaft Tunis und dem Bilayet Tripolis sei. Berlin, 31. Jänner. In Abgeordnetenkreisen wird bestätigt, daß Deutschland in den Ver­­tragsverhandlungen mit Oesterreich-Ungarn eine Ermäßigung der Getreidezölle von 5 auf 30/, Mark zugestanden habe. Lokal-Beitung. Lokalnotizen. * Sonnadricht. Wie aus Wien berichtet wird, hat die für den 2. Februar Abends in Aus­­sicht genommen gewesene Abreise Seiner I. und E. Hoheit des Herrn Erzherzog­ Franz Ferdi­­nand von Oesterreich-Este einen Aufschub erfahren und dürfte der Herr Erzherzog mit den ihm zu­getheilten Ehrenfavalieren, Prinzen zu Hohenlohe und Grafen Herfurt, erst am 4. oder 5. Februar Abends mit dem Kaurierzuge der Nordbahn die Reise nach Petersburg an­­treten. * Soteldan. Die Frage eines Hotelbaues in unserer Stadt hat wieder eine ganz neue Wendung genommen. Das neueste Projekt, welches sogar schon lebhaft diskutirt wird, geht dahin, daß das Kasinogebäude, welches bekanntlich Eigentum der Oedenburger Sparkasse ist, einen aus zwei Stockwerken bestehenden Zubau erhalte. Dieser Zu­­bau soll — laut einem über Anregung des Herrn Restaurate und Nies vom Herrn Architekten Joh. Schiller andgearbeiteten Plane — auf dem Sartengrunde aufgeführt werden und würde ganz entschieden eine Zierde Dedenburg’s bilden. Dieses neue mit modernstem Komfort ausgestattete Hotel Garni würde 57 — sehr geräumige, luftige Zimmer mit den STenstern auf die Promenade, Kirch- und Schulgasse umfassen. Für die Gäste sollten außer­­dem mehrere prachtvolle Salons, zwei Badezimmer zur Verfügung stehen. In diesem Hotel bestünde ein eigener Kafe mit Billard und Lesesälen, und ein im Batterreraum befindlicher gedechter Glassalon würde die Kafe­ mit den Restaura­­tionsloyalitäten verbinden. Wie gesagt, Alles soll großartig eingerichtet werden, nur fragt er sich, welche Leitung die Sparlafja zu­­ diesem newerten Brojette, das zweifelßogne die Beachtung maßge­­bender Kreise verdient, gegenüber einnimmt. * Der Oedenburger Eislaufverein veran­­staltet heute Sonntag um 2 Uhr Nachmittag ein „Internes BVereind-Eis-MWettlaufen“, wobei die I. und E. Militärkapelle unseres Hausregiment 3 fun­­zertigen wird. 1. Schnell-Laufen, für Bereins- M­itglieder und Abonnenten unter 15 Jahren. (3 Runden). Für den I. und II. je ein Ehrenpreis. 2. Schnell-Laufen, offen für alle Vereinig-Mitglieder und Abonnenten. (5 Runden). Zwei “Breise. 3. Kunstlaufen, offen für alle BVereing- Mitglieder und Abonnenten. Zwei Breise. a) B Pflichtübungen: Die im Spezial-Programme angegebenen Schul­­figuren. b) Kürlaufen. Zwei Breise. Die Anmeldun­­gen haben vor Beginn des Breislaufens bei Herrn Dr. Alfred Lagler zu geschehen. * FYasdingschronik. Das Tanzkränzchen des fath. Lesevereinesd findet morgen (Montag) am 2. d. in den eigenen Lokalitäten statt. Im Gasthofe zur „Krone“ veranstaltet Mitt« wo, den 4. d. der rührige Wirth Herr Pridler einen Hausball, zu welchem bereits viele Da­­men aus geachteten Bürgerfamilien ihr Erscheinen zugesagt haben. Dieser gemüthliche Hausball wird auch heuer seine bewährte Anziehungskraft aus­­üben. Beginn 8 Uhr Abends. Für vortreffliche Speisen und ausgezeichnete Getränke wird Herr PBindler sicherlich bestens Sorge tragen. * In das Velephonnek wurde die Advoka­­turk­anzlei de Heren Dr. Jarodb Montag unter Nr. 50 einbezogen. Unser Wunsch, daß die beiden hiesigen Leitungen der Süd- und Raab-Eben­­furter-Bahn (sowohl Direktions-Kanzleien, als a BB 3 a A A eur Be PER a ee 3 Re | „A | Al4 BR TREE a

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