Oedenburger Zeitung, 1891. Mai (Jahrgang 24, nr. 99-122)

1891-05-01 / nr. 99

ratheim v.Abschnitte des Ill.Theiles diesech­­setzes geregelt wird,wurde ohne Debatte ange­­nomme die Sonntagsruh­e und dierezerei­­waarenhändfer. Der Gefeßentwurf der Ausführungs-Verord­­nung zum Gefege über die Sonntagsruhe hat im­­ Kreise der Spezereiwaarenhändfer eine Bewegung hervorgerufen, welche den Zweck verfolgt, dieser Geschäftsbranche die Einhaltung der Arbeitsruhe zu­ sichern. Der Präsident des „Selbsthilfevereins junger Kaufleute“, Adolf Mauthner in Budapest hat eine Agitation eingeleitet und schreibt in einem in dieser Angelegenheit erlassenen Aufrufe unter Andern folgendes: „Unter allen Berufsklassen gibt es kaum eine, bei welcher sowohl der Chef als die Angestellten dermaßen angestrengt wären, als im Spezereimaarenhandel. Zu jeder Jahreszeit, an Wert- und Feiertagen sind die in dieser Branche Beschäftigten von 5 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends an das Geschäft gebunden und der größte Theil derselben genießt nicht einmal die Mahlzeit­pause, die dem gewöhnlichen Handlanger gegönnt ist. Daß bei einer so angestrengten Beschäftigung von einer physischen oder gar geistigen Entwicklung unmöglich die Rede sein fan, ist selbstverständlich ; es darf behauptet werden, daß die K­andlungs­­gehilfen der Spezereimaaren-Geschäfte das größte Kontingent für die Epitäler liefern. E 8 ist auch bekannt, daß die Angestellten der Branche, um sich Erholung zu verschaffen, so oft al möglich ihren Worten wed­eln und eher auf Arbeit und Ent­­lohnung zeitweilig verzichten, als ununterbrochen S­ohndienst zu leisten. Diese Schäden sind bekannt und die Kaufleute haben durch private Abmachtung oftmals eine­­ Befestigung angestrebt, ohne jedoch­ zum Biele zu gelangen. Nun wäre in dem Geseße über die Sonntagsruhe die Möglichkeit zur Besse­­rung gegeben gewesen, durch die Cremtion der Konsumgeschäfte wurde dieselbe abermals vereitelt. Der Selbsthilfeverein richtet an alle Interessenten die Bitte, je eher zu einer Berathung in Budapest zusammenzutreten. Aus der Mitte der Bersamm­­­ung wäre an den Handelsminister im­ Wege einer Deputation die Bitte zu richten, das Geseh über die Sonntagsruhe für Spezerei­ und Greiäler­­geschäfte in der Weise zur Geltung zu bringen, daß dieselben an Sonntagen nur bm 12 Uhr Mittags geöiffnet bleiben­ dürfen. In gleicher Weise haben auch andere Städte bereits zu Gunsten der Arbeitsruhe für­ die Spezerei­­waarenhändler von Sonntag Nachmittag ab, Stel­­lung genommen und namentlich hat der Herr Spe­­zereiwaarenhändler Yekete der fernmagyarischen Stadt Kecskfemet einen diesbezüglich ehr warm gehaltenen A­u­fr­u­f an seine Berufsgenossen ergehen lassen, damit sie für die geplante Erleich­­terung eintreten mögen. Es scheint also wirklich einem dringenden Bedürfnisse zu entsprechen, die Sonntagsruhe auf die in Rede stehende Geschäfts­­branche auszudehnen. Wir dürften somit kaum fehl gehen, wenn wir auch für die Stadt Oedenburg und für das Oedenburger Komitat an die Herren Chefs der Spezerei-Waarenbranc­he mit der Bitte Herantreten, si ebenfalls dieser Budapester, beziehungsweise Kecskemeter Eingabe anzuf­ließen. Sollten sie sich dazu herbeilassen, so man um so eher ein günstiger Erfolg zu Hoffen sein, als der Präsident der Oedenburger Landes­- und Gewerbekammer Herr B. Müller, zugleich einer der bedeutendsten Spezereimaarengzändler de Landes ist, und somit sein Ausspruch in gedac­hter Richtung gewiß von großem Gewichte sein dürfte. Erzherzog Heinrich, in Bozen vom Schlage getroffen, hat sich aber wieder etwas erholt. O Wmilitärisches. Eine Deputation des in Kronstadt garnisonirenden 2. Hußaren-­Regi­­ments, dessen oberster Inhaber der verstorbene Großfürst Nik­laus von Rußland war, wird sich zum Leichenbegängniß des Großfürsten nach Petersburg begebet. — Aus Preß­­burg wird unterm 28. April geschrieben: Der Offiziersstellvertreter Ernst Festrats van­ Thienen vom 72. Infanterie-Regiment­ hat sr­erschoffen. Gleichzeitig ist dessen intimster Freund, der kriegs­­rechtlich faffirte Lieutenant Karl Schwab spurlos verschwunden. Angeblich ist er in die Donau gesprungen. A­bgeordnetenwahlen. Man beabsichtigt im Rosenauer Wahlbezirke, dessen Mandat durch das Hinscheiden de Grafen Emanuel Andrasiy erledigt ist, dessen Sohnes, dem Grafen Geza Andrasiy die Kandidatur anzubieten. Die re­­gierungsfreundlichen Wähler der Stadt Wer­ Iches sind entschlossen, das durch die Ernennung des Abgeordneten Karl Grecsat zum Tafelrichter freigewordene Mandat dem Minister a latere Szögyeny-Maridh anzutragen. Angeblich bat jedoch Herr v. Szögyeny-Maridh erklärt, auf ein Reichstags-Mandat derzeit nicht zu reflektiven. Wenn die regierungsfreundlichen Wähler in Wer­­iheg fonad darauf bestehen sollten, den Kampf mit der Opposition aufzunehmen und durchzukäm­­pfen, so wird dies seinesfan­s unter der Fahne die­­ses sympathischen Staatsmannes geschehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie si, wenn sie si durchaus auf einen Kandidaten aus der Haupt­­stadt fapriziren sollten, mit irgend­einem strebsamen Neuling begnügen müssen. O Exkönigin Natalie von Serbien hat erklärt nur der Gewalt weihen zu wollen. Sie hält daran fest, daß der Beschluß der Skupjätina bezüglich ihrer Ausweisung verfas­­sungswidrig sei. Garafchanin leugnet, daß der Zwist im Königshause der Dynastie geschadet hat. Der junge König Alexander wird sorg­­fältig in Unkenntniß über die gegen seine Mutter beschlossenen Maßregeln gehalten. Auch die Inter­­vention des Grafen Ladislaus Hunyady, des Verwandten des Königshauses, ist bei der Königin Natalie bisher erfolglos gewesen. Königin Natalie erklärte, Serbien nicht verlassen zu wollen. O­­ndere Staatsfinanzen. Wie der „Bol. Korr.“ berichtet wird, gestalten si die Staats- Einnahmen Ungarns im ersten Quartal so günstig, daß die Sastenbestände diesmal in weit geringerem Maße als je zuvor in dem ersten Halb­­jahre in Anspruch­ genommen zu werden brauchen. Dadurch bleiben die Barbestände zu Goldläufen verfügbar ; auch die bei den Banken plach­ten Sum­­men­ bleiben unberührt. Im Ankauf von Devisen hat sie das ungarische Schagamt nach derselben Duelle aus Rüclicht auf den Geldmarkt seit einiger Zeit Reserve auferlegt. * Dem Tage. O Spende des Königs. Seine Majestät hat für die gr.=lath. Gemeinde Crömörld 100 fl. aus me Privat » Chatouille anzumeilen geruht. O Berleibungen. Anläßlich der befriedigen­­den Beilegung der Gloden-Affaire von Ves­­£ und wurde von dem Uest über österreichisch-unga­­rischen Konsul Norbert Schmuder von Seiner Majestät der Orden der Eisernen Krone drit­­ter Klasse verliehen. Wie „D. Ert." meldet, Hat der Ministerial­­rat­ im Kultus und Unterrichtsministerium Titus Käarffy das Steinkreuz des St. Stefans- Ordens erhalten. Ferner hat der Monarch den Granz Josef-Orden den Rittmeistern Franz Bollaf, Emanuel Jana Edlen von Zannenau und Anton Wolf zuerkannt und endlich den Gens­­dDarmerie-Oberlieutenant Josef TZilfder mit dem dem goldenen Verdienstkreuzg mit der Krone befürm­t. O Erzherzog Ernst. Wie das "Tiroler Tgbl." meldet, wurde Erzherzog Ernst, ein Bruder des Mörbissch wurde ein gewisser Schindler mit Majorität gewählt. Heute fand unter Präsidiun des Oberstuhlrichter v. Valudy in Oggau die Richterwahl statt, wo Leopold Reinprecht aus der Wahlurne als gewählt hervorging. JH: Teleg­amme, Athen, 30. April. Ihre Majestät die Kaiserin- Königin Elisabeth Hat’ Korfu verlassen, um si über Triest nach Wien zu begeben. Paris, 30. April. Die Truppen werden am 1. Mai für alle Wälle konfignirt sein. Die W­affenhändler wurden aufgefordert, die in ihrem Belize befindliche Munition an einem sicheren Orte aufzubewahren und Freitag ihre Läden geschlossen zu halten. »Petersburg, 30. April. Das Stadthaupt ordnete im Anschluß an den Erlaß, welcher den jüdischen Handwerkern die Ansied­­lung in Moslau verbietet, an, daß den­­selben auch die Niederlassung in Peterburg verwehrt sei, und daß ihnen solche Orte, in welchen den Juden der Aufenthalt gestattet ist, am Wohn­­ort angewiesen werden sollen. Sudapest, 30. April. Der aus Wien ge­­bürtige Kaufmann Friedrich Bernaczef ver­­übte in einer Kabine des Dianabades einen Selbt­­mord, indem er aus einem Revolver zwei Schüsse gegen seine Schläfe abgab. Bernaczef liegt im Sterben. Der Selbstmörder war Geschäftsführer der Firma Eduard Haffendörf in Wien. In fester Zeit wurde seitens der Firma eine Defrau­­dation Bernaczei’s entdeckt und gegen ihn die Strafanzeige erstattet. « Eyattanooga(Tennesse),30.April.Gestern kam in der Station Ostennessee an der Vigirnia­­und Georgien-Eisenbahn ein Feuer zum Ausbruche, welches das Stationsgebäude,hundert Güterwagen und zirca fünfzehn nahes liegende Häuser zerstörte.Der Schaden wird bisher an eine Million Dollars ges­­chätzt- Grsova,30.April.Hier wurde von unga­­rischen Gensdarmen ein Mann verhaftet,der an­­geblich einer der Mörder Beltschows sein soll.Der Verhaftete nennt sich Rizow­ ist 30 bis 40 Jahre alt und hat vollständig weißes Haar,den Mord habe er bereits eingestan­­den und auch hinzugefügt,daß er die That mit zwei Mitschuldigen vollführt habe.Man hat ihn zu Schiff nach Rustschuk gebracht und dort den bulgarischen Behörden ausgeliefert. Aus den Tomitaten. Ruppf, am 25. April. [Drig.-Korr.] (Vershiedenes) Am verflossenen Sonntag berief der Herr Stadthauptmann Magyar eine Litung der Gewerbetreibenden, behufs Kreirung einer nach den Gefege vorgeschriebenen Gewerbe­­korporation, ein. Die stattgehabte Versammlung unter Borsig des genannten Stadthauptmannes, bei der sich fast vollzählig die Hiesigen, zirka 30 Ge­­werbetreibenden eingefunden haben, beschloß einstim­­mig seine Gewerbekorporation zu errichten. Gegenwärtig finden die Richterwahlen in den benachbarten G Stuhlrichter-Bezirken statt, weshalb ein sehr reges Leben in der Bevölkerung berrcht. Im jeder Gemeinde gruppiren sich zwei und noch mehr Parteien und bieten Alles auf, um ihren Kandidaten durczubringen. Wochen hindurch wird fortefhi­t und die beste Ueberredungsfrift in Anwendung gebracht. Der Wein fließt in Strö­­men und ergißt noch mehr die Köpfe, so daß mit­­unter blutige Schlägereien die Wählerversammlungen abschließen. Alle drei Jahre wiederholt sich dieses Schauspiel und während dessen Dauer schmieden die Minoritäten in den Gemeinden neue Pläne und jede Eintracht it total zerfallen. Das unter derartig obwaltenden Umständen sein Fortschritt, sein Aufblühen der Gemeinden zu gewärtigen ist, bedarf seiner weiteren Erörterung und es wäre böwijst angezeigt, daß sich die­­ Verstaatlichung auch auf die Gemeinden ausdehne, das heißt, das Er­­nennungsrecht Plab greifen würde. Gestern fand die Wahl in Kroisbach und Mörbisch statt. Im ersterer Gemeinde ging es ziemlich stürmisch zu, B518 endlich der bisherige Richter M­einprecht neuerdings gewählt worden war. In Communal-Beitung. — Bannachrichten. In den am 28. v. M. und in voriger Woche unter dem VBorfie de Herrn Magistratörather Dr. Kretschy abgehaltenen Sigungen der Baukommission wurden folgende Gegenstände verhandelt : 1. Gesuch des Herrn Karl Graf, Sandgrube Nr. 7, um käufliche Ueberlassung einer Kommunale Grundparzelle neben dem ifr. Friedhofe oder even­­tuell am Schlipperanger. Wurde von der Kommission abgelehnt. 2. Gesuch de8 evang. Kirchenfonventeg um Baubewilligung für eine Geräthkammer nebst Glas­­haus vor dem evang. Friedhofe in der Wolffer­­straße­­ wurde von der Kommission nicht befür­­wortet. 3. Karl v. Gydri, Neugasse Nr. 25, um Baubewilligung für vier Scheidemauern und vier ruffische Rauchfänge. 4. Karl Krauß, Neustiftgasse Nr. 25, um Baubewilligung für einen Cylinder-Rauchfang. 5, 6., 7. und 8. Revisionen bei Herrn ARud. Mannhardt, ebenerdiges Wohnhaus in der Ester­­házygasse Nr. 18; bei Herrn Josef Ullein, ebener­­diges Wohnhaus in der Esengerygasse Nr. 6; bei Heren Anton Ullein, Ede der Elisabethgasse und des Denkplates, Revision der ebenerdigen Loyalitäten * und schließlich Revision des 1. Stodes im neu gebauten Hause Nr. 13 der Frau Elise v. Vägdy an der Ehe der Elisabethgasse und des Szchenyiplages. 9. Gesuch des Herrn Joh. Schiller sen. um Baubewilligung für Zubau von Zimmer und Ein­­gang in feinem Haise, Mühlgasse Nr. 14. 10. Herr 2. Bachhofer, Grabenfunde Nr. 107, um Baubewilligung für zwei Cylinder-Rauchfänge, ein Dachboden-Zimmer und verschiedene­­ kleinere Adaptirungen. 11. Herr Ludwig Lenk, Langezeile Nr. 13, um Baubewilligung für ein Gartenhäuschen im eigenen Garten. 12. Gefuh des Herrn Paul Ritter von Flandorffer um Baubewilligung für den Ausbau seiner Villa in der Bahnhofstraße, verbunden mit einem noch größeren Zubau. Der Plan hinzu wurde vom Herrn Architekten Otto Hofer in Wien ent

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