Oedenburger Zeitung, 1891. September (Jahrgang 24, nr. 198-222)

1891-09-01 / nr. 198

ER .aus tüchtige Armee zu erziehen, steht in der Hand des Schicksals.Und für diese beiden ersten Fak­oren wurde und wird fortwährend gesorgt. Wir haben die allgemeine Wehrpflicht, die im Frieden die ganze waffenfähige Jugend für den Krieg vorbereitet, wir haben unsere Mobilisirungs­­maßregeln schon seit langen Jahren. In Bezug auf die Bewaffnung sind wir vorderhand unserem gefährlichsten Feinde Rußland überlegen; wir haben einen Vorsprung von mindestend jedhd D Jahren. Was will man also noch? Noch mehr und noch mehr, bis die Steuerkraft des Lan­­d­es vollständig erschöpft ist und wir im S Kriegsfall das­s Nothwendigste entbehren, die Mittel, die Exolosialen Kosten des Krieges zu er­­schwingen? Kaum sind unsere Finanzen leidlich geordnet, das Defizit endlich verringert, in allen Nefforts legt man sich die äußerte Sparsamkeit auf, und nun soll wieder das ganze Gebäude nieder­­gerissen werden, weil sich, wie wir gerne zugestehen, noch mehr für die Armee thum ließe? Das kann sein Freund des DBolles verlangen, und wir sind überzeugt, daß die Delegationen dem wohlgemeinten Eifer des Kriegsministers schon einen Zügel an­­legen werden. Wir dürfen von dem Geiste unseres trefflichen Offizierskorps erwarten, daß ed auch innerhalb ver­grenzen unserer finanziellen Lei­­stungsfähigkeit das Geinige thun wird, eine durch­­E. M. Vom Enge, Die Einnahme von Balparaiso. In dem blutigen Bürgerkriege, der seit ge­raumer Zeit in der südamerikanischen Republik Chile wüthet, ist, wie vielseitige, also schon aus viesem Grunde zweifellose Depeschen melden, ein Hauptschlag geschehen. Nach hartem und blutigem Krampfe, der, wie wir unsern Lesern berichtet haben, seit mehreren Tagen mit wechselnden Erfolge ge­­führt wurde, fand Donnerstag, am 27. d., nächst der Hauptstadt V­alparaiso eine Haupt­­schlacht statt, in welcher die Truppen der Kongreßpartei unter dem Befehle des Generals Ganto gegen die Streitkräfte de­präsidenten Balmaceda unter sehr bedeutenden beiderseitigen Verlusten den Sieg errangen und die Haupt­­stadt einnahmen. Hierüber liegt aus Washington die nach­­stehende offizielle Depesche des nordameri­­kanischen Konsuls in Balparaiso, Mac Breery, vor: „Donnerstag, den 27. d. Hat in der Nähe ‚der Stadt ein Kampf stattgefunden, welcher mit der Niederlage der Truppen des Präsidenten Balmaceda endete. Balparaiso ergab ei dem Heere der­­ Kongreßpartei; zum Ewede der Aufrecterhaltung der Ordnung verbleibt jedoch die Stadt in den Händen der Befehlshaber der amerikanischen, deutschen, französischen und englischen Schiffe. Aus dieser Depesche geht hervor, daß die Macht Balmaceda’s in Chili gebrochen und seine Armee endgültig vernichtet ist. Die Insurgenten haben nach fünfstündigem Kampfe Balparaiso in Befig genommen. Der B Präsident Balmaceda ist Flüchtig und ohne Hilfsquellen, ohne Armee und ohne Geld. Die Bewohner des Landes schaaren sich massenhaft um die ohne der Eroberer. Der Sieg des Generel Coanto ist feiner besonnenen Taftif, ferner dem Umstande zu verdanken, daß die Generäle und die Mehrzahl der Offiziere Balmaceda’­ getödtet wurden und seine Armee deshalb demora­­rt wurde, ange Regimenter derselben defertirten, überdies war der Kriegs­­rad­ Balmaceda’s durch große Meinungs­­verschiedenheiten zwischen den Generälen gespalten, welche seit Freitag Morgens in entgegengelegtem Sinne operieren. © Militärisches. Seine Majestät hat die Beurlaubung de Obersten Alois Freiheren v. Streicher de Infanterie-Regimentd? Nr. 41 auf die Lauer eines Jahres angeordnet, den Ober­­sten Franz Siglit, Kommandanten des Korps- Artillerie-R Regimentd? Nr. 1, zum Kommandanten­­ der 1. Artillerie-Brigade ernannt, die Uebernahme de Linienhiffskapitäns N Richard Banfield, auf sein Ansuchen in den wohlverdienten Ruhestand angeordnet und demselben bei diesem Anlasse in Anerkennung seiner vieljährigen, vorzüglichen, im Kriege wie im­­ Frieden belebten Dienstleistung das Militär-Werstdienstfzeug zuerkannt; dem Major Adolf Campione des N Ruhestandes den Oberstlieutenants-Character ad honores verliehen; angeordnet: die Beurlaubung des Majors Zoff Hauser des Infanterie-Regi­­ments Nr. 15 auf die Dauer eines Jahres; und die Beurlaubung dr Mejord Karl Kollruß des Korps - Artillerie - Regiments Nr. 10 auf die­­­auer von sechs Monaten.­­ Die Fahne in den Lausfarben des Königs. Bei den diesjährigen Waffenübungen der Honvedtruppen wird die­­­­warzgelbe Bahne, durch welche die Quartiere oder Zelte der Kommandanten feindllich gemacht werden, nicht regelmäßig zur Verwendung gelangen. Nach einer Mittheilung des „Magyar Hirlap“ hat nämlich der Honvedminister angeordnet, daß die Fahne in den Hausfarben de Obersten Sriegäheren nur dann zur Kennzeichnung der Kommandantenwohnung zu bewüßen sei, wenn die Truppen sich blos kurze Zeit, etwa durch einen oder zwei Tage an einem Orte aufhalten, wo aber die Truppen durch längere Zeit stationiren, dort sei das Aufhifjen der s­chwarz­­gelben Flagge zu unterlassen, weil die Wohnungen der Kommandanten ohnehin in Evidenz gehalten und leicht erfragt werden künnen. O Der österreichische Veichsrafh wird am 6. Oktober zusammentreten und bis Mitte Dezember versammelt­ bleiben ; die Landtage werden definitiv für Ende Dezember und nicht, wie bisher verlautete, für September einberufen. O Die gemeinsamen Ministerkonferenzen unter VBorfig Sr. Majestät zur definitiven Fest­­stellung der den Delegationen zu unterbreitenden Budgets sollen unmittelbar nach Ablauf der großen Manöver stattfinden. Zu denselben werden Mi­­nisterpräsident Graf Szapary und Finanzmi­­nister Weterle am 18. September in Wien ein­­treffen. Als Termin für den Zusammentritt der Delegationen wird vorläufig der 3. November in Aussicht genommen. Die Erhöhung des Kriegsbudgets wird nach Halbamtlichen Mel­­dungen als sehr wesentlich bezeichnet.­­ Der ki. u. Akerbauminister in Stau­­fenburg. Am leßten Samstag Vormittags ist der Aderbauminister Graf Bethlen in Klausen­burg eingetroffen, um die vom siebenbürgischen Land­­wirthschaftlichen Vereine veranstaltete Biehausstellung zu besichtigen. Auf die Begrüßungsansprac­he des Vereinspräsidenten Zoseph Szabó antwortete der Minister: „Der landwirthchaftliche Forttritt fichert und kräftigt auch das politische Gewicht des Staates. Schwärmen wir nicht für Pläne, deren Verwirklichung außerhalb der Grenzen der Mög­­lichkeit liegt, da und doch der Landwirthichaftliche Fortschritt jene Vortheile sichert, deren wir be­­dürfen. Die im Interesse der Landwirthchaft ab­­zuhaltende Konferenz wird hoffentlich seine Zere­monie, sondern eine zu ersprießlichen Resultaten führende Arbeit sein“. Die Worte des Ministers fanden begeisterten Beifall.­­ Aus Abgeordneten-Streifen. Der Ab­­geordnete Friedrich Harfanyi besuchte von Taczet aus auch den an der Maros gelegenen Theil seines Wahlbezirkes. Er wurde überall in festlicher Weise empfangen. In Birfäd, wo 700 Wähler versammelt waren, wurde er ebenfalls auf­­gefordert, bei der nächsten Wahl wieder zu kandi­­diren. Harfäanyi nahm die Kandidatur an. Ein Kajchaner Lokalblatt versichert, daß das Evelativ-Komite der Regierungspartei an die Safchauer Regierungspartei die „Dordre“ gelangen ließ, bei der nächten­­­eichstagswahl nicht mehr Moriz Sokai, sondern den Gra­­fen Alexander Hapdis zu kandidiren. O Pvermehrung der Bosnischen Infanterie. Wie aus Serajewo dem „Fremdenblatt“ mitgetheilt wird, werden im Oktober vier weitere bosnis­ch­­herzegowinische Infanterie-Kompag­­nien errichtet und den vier bestehenden Bataillonen angegliedert werden.­­ Ein evangelisches Stirhenfest. Aus Lipto-Szt. Miklós wird geschrieben: Hier wurde der dreihundertste Geburtstag des Dichters Georg Lranopffy in koleiner Weise gefeiert. Tranovofy war im 16. Jahrhundert Hier gestorben, wo er fünfzehn Jahre als Pfarrer wirkte. Seine irdischen Ueberreste ruhen an der Stelle, wo­bei die Katholische Kirche steht. Die Gebete und Kir­­chenlieder Trancoply’s, „Tranofcia” genannt, wer­­den noch heute allenthalben gesungen. Zur Feier waren Festgäste aus Nah und ern erschienen. Auch Boten und Schleier waren zu sehen, die rauen der XLepteren in reicher Nationaltragik. Tranovßfy war nämlich ein Schlesier von Geburt. Die lutherische Kirche vermochte Jauen die zahlreich erschienenen Gläubigen und Festgäste zu fassen. Die Zeremonie vollzog Bischof Baltis, dem die Seniore Novak und Kmetty affistirten. O­­berkantoer Profesor Moriz Fried­­mann. Nach langem sc­hweren Leiden ist Sam­­­stag Morgens der Oberkantor der Budapester israelitischen Kultusgemeinde Professor Moriz Fried­­mann im Alter von 68 Jahren gestorben. Mehr als ein Menschenalter Hindurch stand der Berbl­ene im Dienste der größten israelitischen Gemeinde des Landes.­­­bertretungen österreicischer Affeku­­tanz. Gesellschaften in Ungarn. Es ist die Frage aufgeworfen worden, ob die genannten Gesellschaf­­ten, bezüglich ihres Geschäftsbetriebes in Ungarn den Gerichten separate Bilanzen vorlegen sollen. Viele Sachmänner berufen si auf die zwi­­schen Ungarn und Oesterreich bestehende N­eziprozi­­tät, vermöge welcher die in Ungarn befindlichen Vertretungen österreichischer Affekuranzanstalten un­­ter denselben Gesichtspunkt fallen wie die inländi­­schen BVersicherungsgesellschaften. Andere dagegen sind der Ansicht, daß die österreichischen Affekuranz­­anstalten nur eine Bilanz einzureichen haben, nur darüber könne man im Zweifel sein, ob die allgemeine oder eine separate Bilanz eingereicht werden sol. Es werden nun, wie das Fachblatt „Kereskedelmi jog es ismeretek tära“ mittheilt, im Justizministerium Berathungen über eine in der Bilanzfrage zu treffende Entscheidung gepflogen. Bisher haben die österreichischen Aftefk­ranzanstalten über ihren Geschäftsbetrieb in Ungarn seine sepa­­raten Bilanzen vorgelegt. Aus den Lomitaten. Klein-Frauenfaid, 29. August. [Drig.-Korr.] (Körperliche Beilegung mit tödtlichem Ausgange.) „Der jchredlichste der Schreden, das ist der Mensch in seinem Wahn“. Wie weit Dienschen gerathen, welche — sich der Knechtschaft ihrer Leidenschaften Hingebend — ihre Triebe wild walten lassen, zeigt die tägliche Erfahrung. Wie viel Unglück haben solche von Wahn, Thorheit und Leidenschaften befangene Individuen oft wegen ganz nichtigen Ursachen nicht schon Heraufbeschworen, weil sie nicht so viel moralische Kraft im sich hatten, ihre Leidenschaften bezähfmen zu können ! Ein in Eisenstadt beschäftigt gewesener Binder­­gesell Namens Wallher, Sohn eines Fabrik­­­arbeiters, zettelte einer ganz geringfügigen Ursache wegen mit einigen Burschen Streit an. Der Gastwirth Martin Großenbrunner, welcher ald3 Haus­­herr in seinem Gasthause nie Streitigkeiten und Naufereien duldete, trat wie immer auch diesmal als Friedensvermittler auf und expedirte den Ständerer aus dem Gasthause, welch leterer aber so in Zorn gerieth, daß er dem Gastwirthe mit einem Messer zwei Cticdhe verseßte, wovon einer G18 in die Bauchschlagader drang. Heftige Blutungen stellten sich ein, welche selbst durch den Verband der herbeigerufenen Wer­te nicht für immer gestillt werden konnten, so daß alle Hoffnung auf Genesung aufgegeben wurde. Das befürchtete Un­­glück trat ein­ Donnerstag, den 27. d. M. erlag Großenbrunner seiner Verwundung, und­­ wurde gestern Freitag, Nachmittag 4 Uhr unter zahlreichen Zeidtragenden auf dem Sllein-Frauenhaider­riedhofe zur ewigen Ruhe Bestattet. Der verstorbene Hinterließ eine Witwe mit vier unmündigen Kindern. Wallner wurde gerichtlich eingezogen und wird seine im Jähzorn verübte That büßen. AK: Telegramme, Brody, 30. August. Die kleineren Ban­­ten in den durch die Hungersnoth und die Best betroffenen russischen Provinzen stehen einem allgemeinen Grad gegenüber. Infolge der beiden Landplagen haben massen­­hafte Kündigungen der in den verschie­­denen Geld-Instituten Hinterlegten Depots statt­­gefunden. Budapest, 31. August. In der Hauptstädtischen Nedoute fand gestern eine von den Nabdifalen ver­­anstaltete Kossuth­ Feier statt, die aber troß der für dieselbe betriebenen Agitation ziemlich kläglich ausfiel. Bon Abgeordneten war nur Ludwig Hen­­taller anwesend, der in einer langen Rede Kos­­suth feierte. Ferner sprach der Mororat Edmund Het, ein bekannter 1848er Parteigänger. Die Sozial- Demokraten begingen gestern in festlicher Weise den Todestag La­­salles. Die Ordnung wurde hiebei nicht gestört. Cetinje, 31. August. Viertausend Gewehre, siebenhundert Revolver und eine große Menge von Bulver und Munition (2), welche in Ragusa(?) auf einem Segelriff verladen worden waren, wurden nach Albanien gebracht und unter die Malifforen vertheilt. Kommmunal-Reitung. Bom Magistrate der 1. Freistadt Dedenburg, Zahl 6524 1891 Konkurs. Zufolge Beichlusses der Generalversammlung der­­ fönigl. Freistadt Dedenburg, Zahl 6120/204, ddto.13. August " 1891, wonst die Aufnahme eines Diurnisten angeordnet wurde, wird hiermit auf Diese mit einem Taggelde von 1 fl. 30 fl. Dotitte Stelle der Konkurs mit dem Ablaufs­­a ee

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