Oedenburger Zeitung, 1891. November (Jahrgang 24, nr. 250-274)

1891-11-01 / nr. 250

­ Beilage zogen 250 Lder,,Bedeutunger Rettung«. Aussprache sämmtlicher Wiener Journale — be' Gelegenheit einer im bdeutschen Volkstheater zu Wien abgehaltenen Generalprobe hervorragenden Erfolg und wird insbesondere, nebst der vornehmen Ausstattung, der ausdrucksvollen Mimik und dem lebendigen, reich nuanzirtem Spiele der Hauptdar­­steler vollste Anerkennung und uneingeschränktes Lob gezollt. Auch in jenen Städten, in welchen die Pantomime bisher zur Darstellung gelangte, erfreute sie sich der allerbeifälligsten Aufnahme, so in Grap und in Triest, in welch septerer Stadt au­ch die zehnte Vorstellung vor gänzlich ausverkauften Haufe am Politeama Rosetti stattfand. Wir werden auf diese bevorstehende, aberauch interessante Aufführung noch des Weiteren zurück­­kommen, ba»nk deg Fleischhauers,mit dem die Genossenschaft den Kontrakt abgeschlossen hat,«be­­findet sich GrabenrundeZl und wird heute Sonn­­tag­ bereits eröffnet.Außer Rind-und Kalbfleisch ist auch Schweinefleisch,Fette­ und Speck daselbst zu bekommen.Daselbst ist,laut den Bestimmungen der Direktion des Konsum-Vereines,das festgestellte Preisverzeichniß auszuhängen.Auf ein Kilo­­gram­m Fleisch darf keine größere su­age ed­le Dekagramm gegeben werden.Der Einkauf in den beiden Geschäftslokalen kann mittelst Büchels, das um 101r.erhältlich ist,geschehen In dieses Büchel ist das Quantum der eingekauften Waare und deren Preis,ob in Baar ein oder auf Kredit, durch den betreffenden Geschäftsleiter einzutr­agen. In den Artikeln beim Fleischhauer erhält das Mitglied des Vereines 554,der Verein ein 15­,gen Nachlaß.—Auch Steinkohle,u.zw.der Meterzentner zu 88 kr.,kann gegen Erlag des Baarbetrages mittelst Anweisung aus dem Stations- Magazin der „Raab-Oedenburg-Ebenfurter Bahn“ bezogen werden. Wuch ist für den Transport der Kohle und Haus gesorgt und Hiefür per Meererzent­­ner 8 fr. zu entrichten. Des Weiteren sind von hiesigen Geschäftsfir­­men Anträge auf Ertheilung von Bene­fizien für die Vereinsmitglieder eingelaufen. Der Herr Apotheker Koloman Botty (Rathhauspfan) gewährt für­­"editamente einen 35% und die Graner’sche Apotheke einen 20%gen Nachlaß. — Der in der Georgengasse befindliche Bäder­­meister Sofef Lafhobe­r Liefert 7 Stüd­ie­­bad für 10 fr. und 1 Kilogramm Brod für 13 fr. In der Milchhalle des Herrn Rudolf Portenschlag (Georgengasse) wird ein Liter Milch für 7 fr ausgefolgt. Einmal täglich ins Haus gestellt, ist monatlich 30 fr. zu bezahlen. Aus dieser und von der Direktion de3 Kon­­sum-Bereich zugehenden Mittheilung ist zu er­­sehen, daß dieselbe Bestrebt ist, den Mitgliedern die größtmöglichen Vortheile zu bieten, deren ma­­terielle Lage günstiger zu gestalten, für deren edlen Bestrebungen der Direktion die dankbarste Aner­­kennung gebührt. (b) * Liedertafel des „Dedenburger Lieder- Kranz." Samstag, den 8. November d. 3. findet im Kasino-Speisesaal (I. Stod) eine vom hiesigen geschägten Männergesangverein „Liederfranz“ ver­­anstaltete Liedertafel unter freundlicher Mitwirkung des Herrn Brofessors Bela v. Ki­­rály, des "soproni ferfidalkör" und der National­­kapelle des Herrn Munczi Lajos statt. Nach den Vorträgen wird im Kleinen Kasinosaale eine Tanzunterhaltung abgehalten. Entreöe für Familienangehörige unterfragender Mitglieder a 30 Er; für Nichtmitglieder 50 fr.; Tänzer: zeichen ebenfalls 50 fr. * Bom „K­odalmi kör“. Gestern hat das Preisrichterkollegium über die eingelangten Preis­­arbeiten entschieden. Unter den zehn eingelangten Gedichten wurde der Ballade „Sephte,“ deren Berfaffer der ref. Kaplan Herr Zosef Bee in Bijonta (Komitat Somogy) ist, der Preis von 100 Franc3 zuerkannt. Die drei Prosaarbeiten, die den Preisrichtern zur Beurtheilung vorlagen, wurden durchwegs als schwache Geistesprodukte befunden und demnach auch­ hinsichtlich des Preises seinerlei Verfügung getroffen. * Mebersiedlung der Nadt. Aemter. Die­­selbe wurde nun definitiv auf das Frühjahr des kommenden Jahres verschoben. Die Adaptirung der alten Kavallerie-Katerne zu einem prov­isorischen Rathhause konnte nicht früher bewerkstelligt werden, da die in der Kaserne gelegenen zwei Kompagnien ‚ unseren Hausregimentes erst in den legten Tagen anderweitig untergebracht werden konnten. Die 13. Kompagnie bezog den ersten Stob der Sand­­gruben-Kaserne und die 14. Kompagnie die heizbare Barade am Krugenberge im Solange, bis die neue heizbare Barade in der Sandgruben-Kaserne genü­­gend ausgetrocknet und bewohnbar sein wird. Die Adaptirung der nun gelerrten­ alten Laval­­lerie-Kaserne wird zwar eifrigst betrieben, allein bei der mittlerweile eingetretenen Kälte künnen eben nur noch innere Arbeiten vorgenommen werden. + W­ohlthätigkeitsakt. Der Abgeordnete des Eshterházner Wahlbezirkes, Herr Alexander Graf Károlyi, hat für die durch das jüngste Brand­­unglüd schwer betroffenen Einwohner in Fertö-Lit.: Miflös den Betrag von 500 fl. gespendet. * Anfälle. Im Laufe dieser Woche ereig­­neten sich beim Bau der Wasserleitung zwei bedau­­erliche Unfälle. Ein Arbeiter trat auf einen am Rande des Rohrgrabens liegenden Ziegelstein, stürzte in den Graben und brach das Bein. Ein anderer Arbeiter hantierte mit einem eisernen Schlögel, wobei der Stiel abbrach und der Schlögel dem Arbeiter in’s Gesicht springend, demselben das Nasenbein entzweischlug. * Sein Quartiergeld. Mehrere städt. Beam­­ten ersuchen und, mit ‚Bezug auf den unter der Spigmarie „Stoffen“ erschienenen und mit „Ie­­remiad“ gezeichneten Artikel unseres­ Blattes mit größtem Bedauern der Wahrheit ge­­mäß zu konstativen, daß außer dem städtischen Forstamts - Adjunften gar sein Beamter Quartiergeld bezieht, die Hausherren unter den Beamten sehr dünn gesät sind und die Ansicht von der Troglodyten-Unterfunft immerhin einige Berechtigung für sich hat. * Unser Mungi Lajos hat soeben mit dem großartigen Vergnügungs-Etablissement „Eden­mulde“ in Rew-M­orf unter sehr vortheilhaften Bedingungen Kontrakt gemacht, demzufolge unser Geigenheros mit feiner Musiterschaar im Monate Dezember wieder dort einzutreffen hat, um die Saison Hindurch auf amerikanischem Boden zu konzertiren. Wir werden also die künstlerischen Leistungen Munczi’s leider auf längere Zeit wieder entbehren müssen, dafür aber das stolze Bewußtsein nähren dürfen, daß unser M­eunczi L­ajos durch sein Virtuosentyum dem musikalischen Ruf unserer Heimat, speziell jenem Dedenburgs, neue Lorbeeren hinzufügen wird. Munczi verläßt mit seinen Musikern am 8. Dezember I. 3. unsere Stadt und wir rufen ihnen aus v­iesem Unlasse schon heute ein aufrichtiges „Isten veletek !“ zu. * Motorswaff. In Csorna wurde vor­­gestern auf die in Erledigung gerathene Vizenotärs­­stelle der Siegendorfer Hilfsnotar Viktor Hart­­mann einstimmig gewählt. Theater Kunst und Literatur. „Donna Diana“. Als zweite und für dies­­mal leider auch­legte Saftspielrolle führte uns die fe. u. f. Hofburgschauspielerin, Frl. Maria Pot3- pijchil die „Donna Diana“ in dem gleichnamigen berühmten Lustspiele Moretto’8 vor. Schon durch die Wahl dieses reizenden, feinen, hier längst nicht mehr gesehenen Bühnenwertes, hat sich die gefeierte Künstlerin ein volles Anrecht auf dankbare Erin­­nerung erworben, in noch weit höherem Maße ge­­schah dies aber durch die unübertrefflich fünstlerische Bolk­ommenheit, mit welcher sie die Titelrolle des Stückes zur Darstellung brachte. — Die Bewun­­derung, welche und die Meisterschaft Fıls­ Pos­­pijchil als „Fedora“ abrang, sie erreichte ihren Gipfelpunkt angesichts der bezwingenden Kunstvoll­­endung mit der sie ihre „Donna Diana“ spielte. Die halbversteckten Perlen des Stückes fanden erst in solche goldener Fassung den eigentlichen Werth und manche Nuance, sonst spurlos verschwindend, ward durch diese Fünfte vollendete Wiedergabe ins rechte Licht gerückt. Das Höchste Mal des Lobes, es konnte eben hinreichen, um dem Vollwerthe der Leitung Frl. Pospischils gerecht zu werden, dem andächtigen Entzüden aber, mit welchem das gänzlich ausverfaufte Haus dieser Leistung folgte, gibt es der Worte keineswegs genug. Ebenso wenig ließe sich in Worte kleiden, wie unendlich verfüh­­rerisch die Schöne „Donna Diana“ aussah, als sie „verführerische Toilette“ machte, und nicht läßt es sie abzählen, wie vielen Hervorrufen der gefeierte Gast Folge leisten mußte. In Frl. Bospitchil Haben wir eine gott­­begnadete Künstlerin kennen gelernt, deren über­­wältigende Leistungen ihr für die Zukunft eine ebenso warme Erinnerung sichern, als sie in der Gegenwart unsere vollte Bewunderung hervor­­trefen. Denn unvergeßlich werden uns die beiden Abende bleiben, an welchen uns die berühmte Meisterin Einblick gestattete in ihre künstlerische Individualität, in die Schaffungskraft ihrer genialen Künstlernatur. Wenn wir darum Fıl. Bo3­ pishil heute von ihrem hiesigen kurzen Gast­­spiele scheiden sehen, geschieht dies nicht nur mit dem warmen Wunsche, sondern auch in der sicheren Hoffnung, sie recht bald an unserer Kunststätte wiederzusehen. Aus der Reihe der hiesigen Schauspielkräfte müssen wir vor allem Herrn Krämer hervor­­heben, der den „Perin“ sowohl in Bezug auf Auf­­fassung, als Wiedergabe der Rolle gefällig zur Gel­­tung brachte, indem er den aufgespeicherten Humor seiner Rolle ins rechte Licht fegte. Herr Berta „Don Sefar“ fand sich mit seiner Rolle gleichfalls gut ab. Die schwer zu behandelnden Berte bewan­­­n beide genannten Darsteller mit wechselndem lüde. —V— — „Der verlorene Hohn." Wie bereits von und mitgetheilt, werden wir in der ersten Hälfte des Monates November Gelegenheit haben, das Müller-Schulz’sche Ensemble, welches befannt­­ch das ausschließliche Aufführungsrecht der in Budapest und Wien mit sensationellem Erfolge dargestellten Pantomime „Der verlorene Sohn" für Oesterreich- Ungarn und Deutschland erworben hat, im hiesigen Theater sehen zu können. Die von Frl. Lıonie Rásoly vom Budapester Nationaltheater einstudirte Pantomime hatte — laut einmüthigem —Zu einem der beliebtesten deutschen Erzähler hat August Niemann im Laufe der letzten Jahre sich emporge­­schwungen.Seine Werke sind ebenso unterhaltend als geist­­voll,nie wird er trivial,stets ist er farbig und originell, und überall merkt man,daß er aus einem vollen Herzen schöpft und nicht schreibt, nur um zu schreiben, sondern weil er der Welt wirklich etwas zu sagen hat, das des Sagens werth ist. Es ist deshalb für den neuen Jahrgang­­ der „Deutschen Romanbibliothek“ (Herausgegeben von Prof. Joseph Kürschner, redigirt von Otto Bau­h, Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart) sicher von guter Vorbedeutung, daß er mit dem neuesten Roman dieses Autors: „Vor Dampf voraus”, eine Seemannsgeschichte, eröffnet­­ wird. Schon der Anfang gibt ein ebenso anziehendes, als natur­­wahres Bild aus dem deutschen bürgerlichen Leben und läßt uns den frischen, gutherzigen Helden voll überschäumender Jugendkraft, Otto Gerding, von Herzen liebgewinnen. Nicht weniger fesselt der zweite Roman: „Eine Taube auf dem Dache“ von Ernst Wichert, der ja längst als einer der her­­vorragendsten deutschen Schriftsteller anerkannt ist. Sein liebenswürdiger Humor, seine stets gute Laune und die feine Satyre, die ihn besonders auszeichnen, kommen in d­ieser pisanten Badegeschichte zur vollen Wirkung. Diesen beiden großen Romanen werden sich dem Prospekt nach im Laufe des Jahres noch folgende anschließen: „Autjchepeter” von Robert Byr, „Auf der Feuerstätte” von Wilhelm Lensen, „Deodi“” von Th. Bingeler, „Unter den Taunusbuchen” von U. Brennede, „Die Brüder” von D. Dunker, „Die Rache ist mein!" von D. Beta, "Die Geächteten" von Fr. Zalob­­jen, „Das Haus der Schatten” von K. E. Klopfer. Eine Bereicherung erfährt die „Romanbibliothek“ insofern, als dem Feuilleton fortan eine größere Aufmerksamkeit zuge­wen­­det werden soll. Es wird fortan nicht nur Miscellen, son­­dern auch­ selbstständige Aufgäbe, Plaudereien und kleinere Erzählungen enthalten, die in einer Nummer zu Ende kom­­men. Der „Binticher“ von Emil Roland und die „Selbst­­bekenntnisse“ von August Niemann in dem ersten Heft sind ebenso amüsant als anregend und in ihrer Art mustergiftig. Der neue Jahrgang wird daher den alten Zejern der „Ro­­manbibliothek“ sicher viele neue Hinzuge­winnen und­ bezeich­­net einen entschiedenen Fortschritt dieser so beliebten, billigen (Preis vierteljährlich 2 Mark, das­ vierzehntägige Heft 35 Pfennig) und empfehlenswerthen Beitichrit, Gerichtshalle, Scheußverhandlungen des Oedenburger k. u. Gerichtshofes als Kriminal-Gericht. (Diebstahl.) Bendelin Torma in Szil­­järfäny hatte ein Gelüste nach Melonen, doch scheute er die Auslagen, welche mit der Befriedigung seiner P­assion verbunden gewesen wären. Er suchte daher auf wohlfeile Art zu Melonen zu kommen, indem er am 4. September I. %. zeitlich Morgens in den Hof eines dortigen Grundbeu­gers einschlich und über die Einfassung des Gartens kletternd, sich über die Melonen bermachte. Aber der Gärtner erwischte ihn bei dem Diebstahl und obwohl Thorma die Flucht ergriff, wurde er doch erkannt und wegen Diebstahles angezeigt. In der heutigen Verhandlung wurde er wegen Vergehend des versuchten Dieb­­stahles zu 4 Tagen Gefängniß verurtheilt, gegen welches Urteil er auch nicht appellirt. (Schwere Beilegung.) Io. Schweifer und Zosef Reil in S­t. Georgen leben im gemein­­­schaftlichen Hause. Wie er nun bei solchen soge­­nannten Halbwirthschaften oft zu gehen pflegt, geriethen sie wegen eine Abladeplapes im Hofe am 27. Juli L. 3. in Wortwechsel, welcher bald in Thätlichkeiten ausartete, die für Neil sehr em­­­pfindliche Folgen hatte, denn Schweifer ergriff einen großen Stein, den er dem Neil mit solcher Wucht an den Kopf warf, das Neil eine Verlegung erlitt, deren Heildauer jechss Wochen beanspruchte. Sodann Schweifer wurde wegen Berühung einer schweren Verlegung aus Unachtsamkeit, — denn eine so arge Verlegung hatte er nicht beabsichtigt — zu 10 fl. Geldstrafe, eventuell 2 Zagen Urrest, und zur Zahlung von 34 fl. 3 kr. Schadenerlag an Keil, und zur Zahlung der Prozeß­­sosten mit 25 fl. 6 fl. verurtheilt. «­­— Ein wahnsinniger vor Gericht. Aus Raab schreibt man und: Bor dem hiesigen Gerichts­­hofe hatte sich Heute Adolf Hoßtin wegen eines an einem bei ihm im Pflege befindlichen Kinde be­­gangenen Mordes zu verantworten. Die Verhand­­lung gestaltete sie umso aufregender, als bei Hoptin der Wahnsinn zum Ausbruch ge­kam und derselbe aus dem Saale, wo er peinliche Szenen hervorrief, abgeführt werden mußte. Auf Grund des Gutach­­tens des Gerichtsarztes Dr. Tury, der mit Hin

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