Oedenburger Zeitung, 1892. Februar (Jahrgang 25, nr. 26-49)

1892-02-02 / nr. 26

»Im F­RETTET FRITZ geordnetenhaus wirklich der Sammelpunkt der besten und tüchtigsten Männer des Landes werden und man brauchte nicht von geistiger Defadenz im neuen Hause zu sprechen. Allein wir sehen, daß zur Erlangung eines Abgeordnetenmandates vor Allem Familiensonnerionen, sodann Geld, schließ­­lic — falls dies fehlt — ein aufdringliches Maul­­heldenthum erforderlich sind. Die Palme des Sieges gehört nicht dem großen Talent, sondern der Ge­­b­ieilichkeit, nicht der mannhaften, ernsten Ambition, welche sich durch wirkliche Verdienste Geltung ver­­schaffen wi, sondern der Fanfaronade schlauer Charlatane und Nabulisten. An Stelle der­­ Be­­geisterung für die Prinzipien sind die privaten Interessen getreten, die Wertshäßung der sihischen Größe wurde verdrängt duch den Kultus des äußeren Erfolges. Die Wähler aber sind zum größten Theile indolent und denffaul und so lassen sie si in der Regel denjenigen Kandidaten einreden, welchen die Paar Führer im Wahlorte eben haben wollen. Der bekannte Ausspruch, jede Land habe jene Re­­gierung, die er verdient, trifft nirgends so voll­­ständig zu, wie bei ung in Ungarn und so wird denn auch das alte Haus, mit dem man unzufrieden war, eigentlich doch nur wieder aufleben im neuen Hau. E.M. EEE ETET EEE EEE FER Me WERE. RETTET EEE Dom Tage. O Der Hof in Budapest. Nach den bis­­herigen Verfügungen trifft Se. Majestät der König Montag, den 8. Februar in Budapest ein. Das Personal der Hofgattung trifft schon Sonntag mittelst Separct­uges daselbst ein. In der Hofburg werden auch bereits alle Vorbereitungen zu­ Em­­pfange des Königs getroffen und werden seit gestern sämmtliche Säle geheizt.­­ Die Taufe der Enkelin des Königs. Das Zeremoniel der Heute Dienstag Mittags statt­­findenden Taufe der neugebornen Brinzerlin wurde wie folgt festgeseßt. Die Hoftrauer wird an diesem Tage abgelegt. Die Taufe findet im Vyzanz- Karl-Appartement statt, wo ein Salon zur Kapelle umgestaltet wurde. Als Taufpathin fungirt Ihre Majestät. Den Zaufast vollzieht Hofburgpfarrer Prälat Meyer. Zur Taufe wird Sordan­­wasser bewüßgt werden. Die Feierlichkeit selbst wird diesmal in einfacherer Weise als sonst bei Hofe üblich, stattfinden. Die Damen erscheinen im hohen Seide ohne Hut, die Herren in Gala. O Die gewählten Minister. Die Temes­­várer Wähler haben vom Ministerpräsidenten Grafen Julius Szapáry die Mittheilung erhalten, daß er nach Beendigung der Wahlen nach Temesvár reisen und persönlich da­s Mandat übernehmen werde. Dem Handelsminister Baross wurde das Mandat von Fünffirchen gestern Montag durch eine Deputation überbracht.­­ Ein großmäthiger König. In Lissau­­bon veröffentlicht das dortige Amtsblatt ein Schreiben des Königs, in welchem der­­selbe erklärt, daß er angesichts der auf­ die Lage des Landes Allen auferlegten Opfer auf den fünften Theil seiner Zivil- Liste zu Gunsten des Staatsjrages verzichte. O P Parlamentarische Sinie in Oesterreich. Die „WB. Allg. Ztg.“ verzeichnet die Gerüchte über eine parlamentarische Siiie, welche sich nach zwei Richtungen ausdehnen würde. Demnach sei es Thatsache, daß die Vorlage betreffend die Donaus Dampfschifffahrt-Gesell­­schaft bei der Vereinigten Linken auf heftigen Widerstand stoße, weil man sich nach der ungünstigeren Gestaltung der Chancen des Aus­­gleiches nur ungern dazu verstehen würde, für Andere die Kastanien aus dem Feuer zu Holen. Auch rufe der KRüb tritt Pleners große Beunruhigung hervor, weil man befürchtet, daß die Vereinigte Linke zerfallen, der Großgrundbesig aber der Regierung Heerfolge leiten würde. Ander­­seits ist mit Gewißheit­ anzunehmen, daß der Lung­­czechenklub sich spalten werde und daß der ge­­­mäßigte Theil desselben mit den Altczechen und den Großgrundbesig eine neue Partei bilden wür­­den. Im Zusammenhange damit verlautet, daß Minister Brazak gegen Östern zurücktreten und der bei allen Parteien gleich beliebte Sraf Balffy zum Landsmannminister ernannt werden soll. Die parlamentarische Majorität des Grafen Zaaffe werden somit die Polen, der Hohenwarthflub, der rechte Flügel der Linken, der Coroniniflub und der neue Grechenklub bilden. Der Neichtrath würde am 20. F­ebruar geschlossen werden und im Mai wieder zusammentreten, um die Balutareformvorlagen und die Steuervorlagen zu berathen. O Profesor Pr. Suminger gestorben. Aus Budapest erfahren wir, daß am 30. Jänner daselbst eine der Zierden der medizinischen Wisens­­chaft und einer der hervorragendsten Vertreter der Chirurgie in Ungarn, Magnatenhausmitglied Pro­­fessor Alexander Lumniger, im 71. Lebensjahre gestorben. Professor Lumniger war P­rimarius im Rochusspital und als Vorstand der zweiten chirur­­gischen Klinik Nachfolger des in der zweiten Hälfte der Giebziger-Jahre verstorbenen Professors Se­­bastian Kovach. Al Lehrer wie als praktischer Arzt erfreute er sich gleich großer Beliebtheit, als tüchtiger Operateur genoß er auch außerhalb der Grenzmarfen unseres Vaterlandes einen ausgezeich­­neten Ruf.­­ Aus dem Militär-V­erordnungsblatte. Seine Majestät Hat angeordnet die Enthebung des Oberstlieutenant de Franz Bachmann des Generalstabskorps von seiner Verwendung als Lehrer am Stabsoffizieräfurfe ernannt; den Major Heinrich Aulich, Generalstabschef der 30. Infan­­terie-Truppen-Division, zum Lehrer am Stab­­­offizieröfurfe ; den Oberstlieutenant Thimotheny Witter v. Szolayssi zum Plagkommandanten in Brod und den Major Jakob Caucig Edlen v. Kras­­nidol zum Plagkommandanten in Görz. O­pon der Baterländischen Sparkasse. Am­legten Samstag ist der Direktionsbericht der Baterländischen Spar­asse von Budapest erschienen, in welchem der Beschluß der Direktion, eine Divi­­dende von A400 fl., 50 fl. mehr als im Vorjahre, zu zahlen, mitgetheilt wird. Der Direktionsrath ge­­denkt auch der Millionen-Defraudation Piuffich’s. Die Zusage der Erfagleistung seitens der Direktion und des­ Aufsichtsrathes wurde wie­­derholt. Zugleich steh­en die Direktoren ihre Stellen zur Verfügung der Aktionäre. Die Aufsichts­­räthe müssen sich ohnehin statutenmäßig einer Neus­wahl unterziehen. O WBaplergebnisse. Vom 30. Jänner datirte, und zugenommenen Briefe verständigen und, daß, da an diesem Tage zum größten Theile die von Sachien bewohnten Komitate zu wählen hatten, dieselben durchwegs Liberale entsendeten. Ludwig Czernatony ist in Fiume von der Kandidatur zurückgetreten. In Bere3-Gyula unterlag das Mitglied der Unabhängigkeitspartei Sigmund?. Csatar gegen den Liberalen Terenyi. In Szabadfa wurden in beiden Wahlbezirken der Stadt Kandidaten der liberalen Partei gewählt. In Nagykördös wurde Karl EötvdS gegen einen Nationalen gewählt. Im Szadt Hermandyer Wahlbezirke wurde Aderbauminister Graf Beihlenm einhel­­lig gewählt. In Vidonbaf wurde der frühere sächsische Parteigänger und jegige Liberale Zosef Biltsch gewählt; in Ostland siegte nach hartem Wahlkampfe der Liberale Gabriel Daniel gegen den Nationalen Alerius Benedet, des Belagerungszustandes bot. Und das Alles, wo zwei Negierungskandidaten einander gegenüberstan­­den. Wie würde es erst bei und ausgesehen haben, wenn gegen den Kandidaten der Negierungspartei ein oppositioneller Kandidat aufgetreten wäre?! — Der Zuzug der Wähler war troß der ungünstigen Witterung ein so starrer, wie dies selbst im Som­­mer nicht in größerem Maße der Fall gewesen wäre. Von den 2225 Wählern unseres Bezirkes hatten 1619 ihre Stimmen abgegeben. Von diesen entfielen 1087 auf Rudnay, 532 auf Fertig, wor­­nach Ersterer mit einer Majorität von 555 Stim­­men gewählt erscheint. Abgestimmt wurde in zwei Kommissionen ; der Wahlost dauerte netto 12 Stun­­den, das Wahlresultat wurde gegen 0­,9 Uhr Abends verkündet. Wie jedoch die Dinge stehen, ist es nicht ausgeschlossen, daß wir demnächst eine Abgeordnetenwahl in zweiter Auflage durchzu­­machen haben, denn der nnenge­wählte Abgeordnete Bela Rudnay sol an einer Lungenentzündung Shhwer frans darniederliegen, welcher Umstand zu gerechten Befürchtungen für sein Leben Anlaß geben sol. Ss. W—sz. Telegramme, Budapest, 1. Februar. Der gestrige Tag brachte die Niederlage Czernatony's, der in Fiume gegen den Grafen Theodor Ba­t­­thyany unterlegen is­­t9n Szented war, der Kandidat der Unabhängigkeitspartei urd. Wien, 1. Februar. Gestern (Sonntag) Mor­­gend um '­,d Uhr starb in seiner Wohnung, III. Ungargasse 54, der gewesene Direktor des Allge­­meinen SKrankenhauses Hofrath Dr. Josef Hoffs­mann im Alter von 68 Jahren. Petersburg, 1. Februar. Die Nachrichten über das Befinden des Großfürsten Georg lauten günstig. Nachdem der Aufenthalt im Kaufasus einen so günstigen Einfluß auf das Be­­finden des Großfürsten übt, dürfte die Neife nach Algier wahrscheinlich unterbleiben. Belgrad, 1. Februar. In der legten Ligung der Sluptshina wurde die Handels­konvention mit Serbien und Montenegro in zweiter Lesung angenommen und verschiedene interne Angelegenheiten verhandelt. Der Radik­ale Klub hat in seiner jüngsten Geigung Dr. Labunto Basics wegen seiner programmwidrigen Haltung die Mißbil­­ligung ausgesprochen und die Kompletirung, eventuell die Rekonstruktion des Kabinett verlangt. Aus den Lomitaten. Sopron-Stil, 30. Jänner. [Drig.-Korr.] (Wahl. Influenza.) Die hiesige ifr. Gemeinde hielt vor einigen Tagen eine Versammlung, bei welcher Gelegenheit die Herren Sigmund Wein­­stinger zum Präses, Herr Rudolf Spiter zum Vize-Präses gewählt wurden. Die auf den 24. d. M. anberaumt gewesene Ganzunterhaltung der freim. Feuerwehr wurde wegen der Hier schredlich wüthenden Influenza, welche auch leider bereits einige Opfer forderte, auf den 7. Febru­ar ver­­schoben. Hiripi. Ang.-Hkalis, 29. Jänner. [Orig.-Korr.] (Unsere Oblegatenwahl.) Die Wahl un­­serer Abgeordneten hat sich denn doch nicht so glatt und einfach vollzogen, wie wir nach den jorhanen Verhältnissen annehmen zu können glaubten. Der Unwille darüber, daß das Central-Wahl-Somite einen Fremden und seinen Einheimischen als Kan­didaten aufstellte. Hatte zur Folge, daß man den Aranyod-Maröther Cooperator Alois Fertig, einen gebürtigen Holitscher, zum Auftreten zu be­­wegen wußte und ihrsächlich erschien derselbe auch am 25. v. M. im Weichbilde unseres Städtchens, um Tags darauf seine Programmrede als Anhän­­ger der Negierungspartei zu entwickeln. Unser Be­­zirk hatte demnach zwei Kandidaten von gleicher Schhattirung und damit begann sich auch ein größe­­res Interesse für die Wahl zu dokumentiren. Das Kortefchren wurde allen Ernten aufgenommen und vom Morgen bis Abend durchichwirrten abwechselnd die Rufe: Eljen Rudnay — Eljen Fertig unser Städt­­chen. Wie es in den übrigen Orten unseres Be­­zufeg aussah, willen wir nicht; soviel jedoch steht fest, daß Vertig Hier einen bedeutnden Anhang hatte und die Audnay-Partei nicht ohne gewisse Besorgniß dem Wahlverlaufe entgegenlah. Auch an militärischer Affistenz fehlte es nit; aus dem nahen Göding trafen drei Offiziere mit 97 Mann Dragonern hier ein, so daß unser sonst nur allzu ruhiges Städten am Wahltage das leibhafte Bild TER­EINS _ Lokal-Beitung. Antwort unseres Reichstags- Abgeord­­neten. Mit Rücksicht auf die Gesundheitsverhältnisse unseres hochgeehrten Abgeordneten und dessen Frau Gemahlin, Hat der Herr Wahlpräses Fosef Geb­ Hardt Umgang genommen von einer deputativen Ueberreichung des Mandates und hat Leitered mit einem entsprechenden­­Begleitschreiben per Proft an Se. Erzellenz Herrn Teofil v. Fabiny eingesendet. Vorgestern erhielt der Herr Wahlpräses nad)» stehendes­ Antwortschreiben, welches wir wortgetrei­bte mit mittheilen : Tekintetes välasztäsi elnök ur! E hö 28-än kelt nagybeesü hivatalos irata kapesän, Sopron sz. kir. väros välasztö kerülete­­ben, az 1892—1897. evi. orszäggyülesre köpvise­­lönek lett megvälasztatäsomröl szölö megbizö levelet volt szerenesem kezemhez venni. Az engemet melyen megtisztelö välasztäs folytäan nyert megbizäst meleg köszönettel es az abböl folyö kötelmeim teljes tudatäban elfogad­­van, minden törekvesem oda lesz iränyozva, hogy Sopron sz. kir. väros javära kötelessegeimet hiven es lelkiismeretesen teljesitsem. Fogadja kivälö tiszteletem öszinte kifejezsset, melylyel maradok tekintetes välasztäsi emök> urnak Budapest, 1892. evi januar 50-än igaz tisztelöje Fabiny Teofil. Sokafnotizen. * Bom Allerhöhsten Hofe. Wie wir zu unserer Freude im offiziösen „Reiter Lloyd“ seien, ist die Nachricht von der Berufung Seiner f. u. f. Hoheit des Herrn Erzherzogs Franz Ferdinand von Desterreich-Este als Chef der 27. Truppen-Brigade nach Preßburg unrichtig. * Personalnachricht. Herr Dr. Eugen KRuncz, Präses der Raab-Oedenburg-Ebenfurter Bahn, weilt seit gestern in unserer Stadt. s «

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