Oedenburger Zeitung, 1892. Oktober (Jahrgang 25, nr. 225-250)

1892-10-01 / nr. 225

Der an der hiesigen Bürgerschule wirkende Herr Andreas Gaspar wurde zum Hilfsprofessor daselbst ernannt­—Im Erlenwalde der Kapavårer Herrschaft wurden bei der bereits gemeldeten Hirschs qud,die vorgestern beendet wurde,24 Hirsche und 2 Riche erlegt.—Der Vizegespan hat jüngst als zweite Instanz in einer das ganze große Publikum interessirenden Angelegenheit eine Ent­­scheidung gefällt.Die hiesige Bewohnerschaft genoß im Sinne eines vom König Leopold dem L er­­haltenen Privilegiums bis in die neueste Zeit Mauthfreiheit,seitdem ins leben tretender Wegs­steuergesetzeg wollen die Pächter des Mauthrechts dieses Benefizium nicht anerkennen-Die Gemeinde- Repräsentanz beschäftigte sich nochgedrungen mit dieser Sache und wandte sich an den Obers­tuhl­­richter,der dahin entschied,daß Diejenigen,die alz Bewohner Kapuvär’Sein auf Mauthfreiheit lautendes Zertifikat besitzen,dieses Rechtes nicht beraubt werden können und somit der Zahlungs­­pflicht enthoben seien.Der Vizegespan hob die­­sen Bescheid auf,weil mit dem in Siebentreten des neuen Gesetzes auch für Kapuvär das Pris­vilegium erlos.h Die Interessenten wollen nun den Rekurs an den Handels-Minister ergrei­­fern-Der Schlossergehilfe Johann Steidl in der Zuckerfabrik Petöhäz stahl daselbst mehrere Gegenstände und wurde in diesem,,Handwerker von seinem Werbeeifrigst unterstützt.Das Ehepaar sorgte für eine Vertheilung der»Arbeit«und während die eine Hälfte hier stahl,verlegte­ die andere ihre Thätigkeit auf andere Ortschaften.Es gelang aber dieses Diebspaar auf frischer That zu ertappen und in sicheres Gewahrsam zu bringen. Frakne, 29. September. [Orig.-Corr.] (Einweihung der Kirche.) Die Kirche des hiesigen Servitenordens befand si in so schlechtem Bustande, daß der hohew. Provinzial Alles aufbot, um dieselbe in Stand zu geben. € fand sich auch ein Wohlthäter in der P­erson Seiner Durch­­laucht des Fürsten Nikolaus Esterházy, der auf Borschlag des Sequestri-Kurators Bischofs Bubics die Renovirung vornehmen ließ. Am 22. d. fand die Einweihung duch den Kaschauer Bischof unter Assistenz des Eisenstädter Probstes, Herrn Adler und anderen Herren Pfarrern Statt. Die Schwung­­volle Predigt hielt der Prior Anton Ritter v. Raushenfels, die auf das Auditorium tiefe Wirkung übte. Mittags veranstaltete der Orden eine Asttafel, an welcher auf Herr vd. Bubics theilnahm, der einen geistsprühenden Toast auf das fürstliche Haus sprach. Um 5 Uhr Nachmittags wurde die Tafel aufgehoben und der Bischof fuhr unter Ob­cengeläute nach Eisenstadt retour. Eine Deputation der Gemeinde Wiesen, die bei dem allverehrten Oberhirten wegen Instandregung ihrer Kirche ihre Aufwartung machte, versprach Herr v.­­ Bubiis seine Unterftügung betreffs Vergrößerung ihrer Kirche, welche für die 1800 Gläubigen si nachgerade all zu klein erweibet. [Drig.­­Kismarton, den 30. September. | Korr]) (Begräbniß: Einweihung der Skhlen fapelle von der Leje Jahr­markt Vergiftung durch Schwämme.) Die irdische Hülle des in der Blüthe seiner Sahre gestorbenen hochfürstlich Esterhägy’schen Ober­­buchhalters, August Seidl, wurde am 22. d. M. unter Begleitung fat sämmtlicher fürstlichen, könig­­lichen und städtischen Beamten, einer stattlichen Abordnung des f. u. k. Offizier­skorps und unter großer Betheiligung der hiesigen Bevölkerung zur legten Ruhestätte, auf den Bergfriedhof, getragen. Friede seiner Aiche ! Auf Anordnung des hochwürdigen Sequestri- Kurators, Bischof v. Bubics, wurde die hiesige Schloßkapelle restaurirt und dauerten die Nestau­­tirungsarbeiten fast den ganzen Sommer hindurch. Der­ Kunstsinn des genannten hohen Kirchenfürsten i­ ja allgemein bekannt, und da läßt es sich wohl denken, daß auch bei der Wiederherstellung dieses jes Alles aufgeboten wurde, dasselbe zu Gotteshauses einem wahren Kunstwerfe und zu einer wirklichen Sehenswürdigkeit zu gestalten. Vielleicht finden wir später Gelegenheit, dieses Prachtwerk der Malerei zu beschreiben. Heute sei 8 uns nur gestattet, über die Einweihung dieser Kirche, die am 25. d. M. stattgefunden, zu berichten. Da der Raum besagter Kapelle ein beschränkter ist, und man einen großen Andrang von Menschen befürchtete, so wurden von Heren Verwalter dr. Wiräg, Eintrittsfarten aus­­gegeben und nur Geladene konnten an der Feier theilnehmen. Das hochfürstliche Haus war bei der Einweihung durch Se... Durchlaucht den Prinzen Alois Essterházy vertreten. Das Hochamt zele­­brirte der hochwiürdigste Bischof vom Kafhar, und wurde ans von SHoch demselben der Akt der Einweihung vorgenommen. Hierbei affijierten der hochwürdige Herr Stadtpfarrer v. Horváth und der bischöfliche Sekretär. Die Predigt hielt Herr Pfarrer v. Barits as Burbach, und war dieselbe ein Meisterwerk der Kanzelberedsamkeit. Außer den Genannten waren noch 15 geistliche Herren aus Eisenstadt und Umgebung zugegen. Der hiesige Gesangsverein „grohjinunn“ brachte Schubert's „Deutsche Messe“ mit gemischtem Chore meisterhaft zu Gehör. Auch das „Graduale“ (von First Baul Esterházy), gesungen von­ Fräulein Vilma von Mayer, hätte seiner besseren Sängerin anvertraut werden können. Gegen 12 Uhr war die eier beendet. Der am 26. d. M. abgehaltene Michali-Markt war sehr schwach besucht. Viele Verläufer und tat gar seine Käufer, dies die Charak­­terisirung desselben. An jedem Herbst-Wochen­­marfte dürften bald so viele, oder richtiger so wenig Leute, hier sein, als an diesem Jahr­­marfte hier waren. Daß unter solchen Auspizien von „guten“ Geschäften keine Rede sein konnte, versteht sich­ von selbst. Hier hat die Leje wohl noch nicht begonnen , doch konnte man im Laufe dieser Woche schon viele Maischwägen, zumeist am Kroisbac, ausfahren sehen, deren süßer Inhalt bei den hiesigen Wein­­händlern abgeladen wurde. Wenn das schöne Wetter noch einige Zeit anhält, dann dürfte die Leje noch bis 10. Oktober verschoben werden. Das Wagner’sche Ehepaar, wohnhaft „in der Finstern“, ging gestern in der Früh in den Wa, um Holz zu sammeln. Bei dieser Arbeit fanden sie Schwärme, welche das Weib dann zum Mittagmahle zubereitete. Nach dem Genisse der­­selben fühlte si der Mann umwohl, weshalb er zuhause blieb, während das Weib wieder in den Wald ging. Dort jedoch bekam auch sie heftige Schmerzen und stürzte zusammen. Zum Glücke kamen einige Leute vorüber, die die leblojfe Frau in ihre Wohnung trugen. Der herbeigerufene Arzt fonstatirte, daß die Schwärme, von welchen das Ehepaar gegessen, giftig waren, und er verord­­nete auch sofort die betreffenden Gegenmittel. Gegen Abend Hatte ich das Gerücht verbreitet, das Ehepaar sei bereits gestorben , doch kannen wir, nach den Erfundigungen, die wir über diesen Fall eingezogen, berichten, daß Beide noch leben und daß Hoffnung it, sie am Leben zu erhalten. en Nezsider, 29. September. [Orig.-Korr.] (Generalversammlung.) Der N Repräsen­­tantenkörper unserer Stadt hielt am 26. d. M. seine diesjährige Dritte ordentliche Generalver­­sammlung. Die Sigung, die genügend besucht war, brachte folgende wichtigere Beschlüsse: Der Kostenvoranschlag für das Jahr 1893 wurde mit den ausgewiesenen Einnahmen von 37.238 fl. 83 fl. und den Ausgaben per 26.556 fl. 38 fl. ohne Einwendung angenommen. E& wurde weiters ohne­­ Widerspruch der modifizirte Standgeld­­und B Pflastermauth-Tarif unserer Stadt akzeptirt, die Verpachtung im öffentlichen Lizitationswege zweier Gasthauslotalitäten, des Badhauses, der Pflastermauth, der oberen Strau­fenmauth und der Oderfelder beschlossen. Auf Ansuchen des Sodann Rimmelmann, wurde ihm, das von ihm auch bisher gepac­htete „Zamm-Gasthaus” auf weitere drei Jahre aus freier Hand in Pacht ge loffen. Der Witwe Theresia Steinwandtner wurde aus der Neusiedler städtischen Waisenkassa ein Hypothefar-Darlehen von 400 fl. bewilligt. — Der Witwe Maria Schaffm­an wurde die Waldmauth unter den bisher bestehenden Be­­dingungen auf weitere drei Jahre aus freier Hand verpachtet. Alle diese Gegenstände wurden ohne Debatte erledigt, und eine lebhaftere Diskussion entspann sich erst bei der „Gewerbe-Lehrlings- Schulfrage, welcher Gegenstand diesmal zum dritten Male vor die Generalversammlung kam, und auch bei dieser Gelegenheit nit erledigt wurde. Die Zahl der Hiesigen Lehrlinge beträgt nämlich nur 36, ist daher noch nicht so groß, daß die Stadt zur Errichtung der Schule nach dem G­efege verpflichtet werden künnte. Trogdem hätten unsere Stadtväter die Errichtung der Lehrling­­sschule beschlossen, wenn sie nit an so viel Hinerniffe stieße. Da wir nämlich seine geeigneten Fachlehrer angestellt haben, würde die jährliche Erhaltung der Schule sie auf 1400 fl. belaufen, welche Summe im Verhältniß zu der Zahl der Lehrlinge für die Kafjfa der Stadtgemeinde eine zu große Last wäre, daher die Wiederaufnahme dieses Gegenstandes auf das Jahr 1894 ver­­schoben wurde. Ss. R. Büdeskut, 28. September. [Orig.-Korr.] Druih-Resultat. Irrenfranse) Da der Druih der Heurigen Yechtung schon bald beendet sein wird, sind wir jegt im Stande, über denselben zu berichten. Einen "/;-Sessionisten als Basis des E70 EEE ZZEENETRÜRE = .--, - Kalkül angenommen, werden wir suchen, unsere Aufgabe bestens lösen zu können. Man kann an­­nehmen, daß bei uns ein ‚'/,-Sessionist 20 Kreuz (& 20 Garben) Weizen, 16 Kreuz Korn, 12 Kreuz Gerste und 20 Kreuz Hafer besam. Im Durch- Schnitt ist der Weizen auf 1’/,, Korn 1, Gerste 1’­, und der Hafer auf 2'/, Meten genommen; so hat ein !/,-Sessionist in Büdeshut im Jahre 1892 35 Meben Weizen, 16 Megen Korn, 18 Meben Gerste und 50 Meten Hafer Frucht geerntet. In unserer Gemeinde sind 18 !/,-Seffionisten, 63 *g-Seffionisten, und 17 /,-Seffionisten, zu­­sammen also 391 !/,-Seffionisten. Multiplizirt man jeßt die Durchschnitt3-Zahlen mit 391, so bek­­ommen wir folgendes Resultat: 391 x 25 —= 9775 Weizen, 391 x 16 = 6256 Farn, 391 x 18 —= 7038 Gerste, 391 x 50 — 19550 Hafer. Zusammen: 42619 Meten. Wahrlich eine stattliche Zahl für eine einzige Gemeinde. Rechnen wir es auf Kilogramme. Weizen hat im Durchschnitt 49, Korn 48, Gerste 40 und der Hafer 27 Rlgr. Zusammen: 1588633 Wenn nun auch nur der Preis ein ange­­messener wäre, so könnte sie der Bauer schon einige Sparpfennige auf die Seite legen, aber bei dem Heutigen Breite findet er kaum seine Existenz. Die Abgaben steigen von Jahr zu Jahr und die Taglöhne werden gleichfalls immer höher. Ohne Besicherung von Wein zum Trunfe auf die Beit der Arbeit nimmt jebt Niemand dieselbe auf, nicht einmal die Weiber. Der Bauer hat seinen Wein im Hause, muß daher, wenn er will, daß Sein Feld bei Zeiten bestellt werde, große Summen für Wein auslegen. Hat er aber einige Liter im Hause, so muß er die­se erst noch versteuern. Sener aber, welcher an noch Schulden zu deden Hat, muß, wenn es nicht bald anders wird, zu Grunde gehen. Heute ist eine Hiesige Frauensperson, Namens Katharina Böhelbauer, 51 Jahre alt, im die Preßburger Irrenanstalt auf Anordnung des Kreis­­arztes Herrn Dr. v. Batt­hy transportirt worden. Dieses Werb leidet an Verfolgungs-Wahn. K. 9775 X 49 478975 6256 X 48 — 300288 | ., 7038 x 40 — 281520 ( Kor. 19550 x 27 = 527850 N Veneftes, Budapest, 30. September.. Wie die „Buda­­pester Korrespondenz“ meldet, wird den Delegatio­­nen außer dem nächstjährigen gemeinsamen Voran­­schlag auch ein geringer Nachtragdfredit des Mi­­nisteriums des Weißern und ein solcher des Kriegs­­ministeriums vorgelegt werden. Die Mehrfor­­derungen werden beiläufig 40 Millionen aus­­machen. Berlin, 30. September. Der in Hamburg entlassene Journalist Stanhope traf Heute in Berlin, Hotel Bellevue ,ein, wo dadurch große Bank­ entstand, so daß er sofort ausgewiesen wurde und eine Privatwohnung neh­­men mußte. Bern, 30. September. Die Polizei-Zentrale hat einen Steckbrief gegen den Geschäftsführer der Ersparnißfaffe zu St. Immer, Karl Blattner, erlassen, welcher der Unterschlagung von 51.000 Jancz angeklagt ist. Paris, 30. September. Der dramatische Scriftsteller Hektor Cremieuz hat sich im der jüngsten Nacht nur einen Revolver­­iguß entleibt. Ezernowiß, 30. September. Heute ist der Gardelieutenant Bring Heinrich zu Neuß, welcher als Gast des Grafen Erbach zur Theil­­nahme an den Jagden in Putna eingetroffen war, in Radauß an Diphteriti gestorben. Ch­efl, 30. September. Gestern Abends um Halb 10 Uhr explodirte auf einem vom Stadt­­zentrum entfernt gelegenen isolirten Pla eine Art Petarde. Der von dem Urhebern wahrschein­­lich beabsichtigte Zweck einer Demonstration wurde vereitelt, da die Explosion nur geringen Lärm verursachte, so daß sein Aufsehen erregt wurde. Wien, 30. September. Der bekannte Wie­­ner Hof- und Universitäts-Buchbruder, Tail. Rath Adolf Holzhaufen, ist in der Nacht vom 29. auf den 30. September in Salzburg ge­storben. Holzhaufen war ein bedeutender Kunst­­bruder, dessen Name weit über die Grenzen Oesterreichs drang. Er erreichte ein Alter von 65 Jahren und feierte erst kürzlich sein 50jähriges Geschäftsjubiläum. Sortieung in der Beilage. % _

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