Oedenburger Zeitung, 1892. November (Jahrgang 25, nr. 251-275)

1892-11-02 / nr. 251

z. Oktober Ihre Majestät die‘ bafen am 31. Tojährige Königin Olga von Württem­­berg, eine Schwester weiland de3 durch das Bomben-Attentat ermordeten Graf Nikolaus, und mithin eine Tante des derzeitigen russischen Kaisers. O­­bergespans-Installation. Am 31. Ok­­tober ging in Kaskau die Installation des netten Obergespans Be­ch­y programmmäßig und in würdiger Weise vor sich. Nach dem Hochamte legte der Obergespan im Komitatssaale den Eid ab.­­ Eine 30 Millionen Spende. Der in Mailand verstorbene P­rivatir Loria hat sein gesammtes, bei dreißig Millionen Lire betragendes Vermögen mit Umgehung seiner Ver­­wandten testamentarisch zur Gründung einer in­­ternationalen humanitären Gesell­­schaft für beschäftigungslose Arbeiter und Noth-­­eidende jeder Art bestimmt. O Panik. in der Kirche. Mar berichtet und unterm 1. d. aus Agram: Im der Kirche von Binagora bei Pregrada entstand am rechten Sonntag während des Gottesdienstes eine große Bank­. In Folge des Nutes einer Frau, daß der Kirchthurm einstürzt, entstand so ent jegliches Ge­­dränge, daß 14 Personen getödtet, 15 schwer und viele Andere leicht verlegt wurden. Aus den Lomitaten. Felsö-Pulya, 1. November, [Orig.-orr.] Neuer Lehrer­ Mittwoch, den 26. d. wurde Herr Johann Balogh mit Stimmenmehrheit zum Schullehrer gewählt. Somit ist die seit längerer Zeit rasant gewordene Stelle wieder be­­legt. Zu wünsc­hen wäre nur, daß der neue Jugendbildner die sittlich moralische Verbesserung des sogenannten „Schwachen Geschlechtes“ sich besser als seine Vorgänger angelegen sein lassen möge. Leider haben gerade die Vorgänger Köber und GHödrdjssy in ehr befragenswerthem Maße zur Demoralisation der Bewohnerschaft dar ihre frivole, unmenschliche Genußsucht jeher­ viel beigetragen. Koeber stelte — obschon er ver­­heiratet war — allzusehr den Chegattinen nach und mußte seines allzuverliebten Naturells wegen seine­r Resignation geben. Der zweite Lehrer knüpfte gleichfall — obzwar er seiner angetrauten Gattin ewige Treue geschworen­e siräfliche Liebes­­verhältnisse an, ließ sein Weib mit drei Kindern im Stiche und brannte mit seiner Geliebten durch. Tags darauf Ffehrte er wohl wieder zurück und wollte seine Stelle wieder befleiden; unser Herr Pfarrer erstattete aber bei dem hochw. Bischof die An­­zeige und es wurde der Konkurs ausgeschrieben. Man kann sich denken, daß wo solche Jugend­­bildner an „Musterbilder“ dienen, die sittliche Fäauling und die Korruption starr überhand nehmen. Hoffen wir, daß Herr Balogh auf in dieser Richtung fegenbringend wirken werde. Also­ Szakony, 30. Oktober. (Weinlese. — V­erpachtung des Schanfregaled.) Bei schönem Wetter wurde hier die Weinlese beendet. Das Resultat ist ein recht traurige, im ganzen Dorf wurden 50 Hektoliter Wein gewonnen, der in der Qualität dank dem schönen Wetter im September und Oktober gar nicht so übel ist. € 3 wurden einige Heftoliter a fl. 16—18 verkauft. Der Rest bleibt für eigenen Konsum reservirt. Troßdem, daß die Gemeinde bei einer in E3epreg abgehaltenen Zugjagung die von dem Ver­­treter des Merars begehrte Ablösungssumme von 1100 fl. angenommen und auch den diesbezüglichen Beitrag unterschrieben hat, wurde dennoch eine Lizitation nun in Oedenburg ausgeschrieben. Dean begreift das Vorgehen der Finanz­­verwaltung nicht Wenn die Gemeinde das bietet, was der Herr Kommissär als Minimum verlangt und den Kontrakt unterzeichnet, so sollte man doch meinen, da& damit die Sache in Ordnung ist. Ohnehin b­at dies die Gemeinde ja nur darum, damit ihr weitere Unkosten erspart bleiben, sonst hätte sie ja nicht den hohen Betrag bewilligt. Nun aber wird sie doch noch nach Oedenburg zitirt. Wie stimmt denn das mit den Aeußerungen des Ministers im Abgeordnetenhause, daß er wo­­möglich mit den Gemeinden die Verträge geschlossen wünsche und wozu dann die Tagtagung in Esepreg, wenn Alles was dort beschlossen wurde, nun ohne Motivirung annullirt wird? U. A. w.g. G. wohlbehalten und Land gebracht. Die Yacht erlitt große Havarien. Wien, 1. November. Unser Altbürgermeister Eduard Ritter v. UHL ist gestern Früh gestorben. Eduard v. UHL, der ein Alter von 79 Jahren erreicht hat, war fast acht Jahre lang — vom 9. Februar 1882 bis zum 14. November 1859 —­­Bürgermeister der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, — verschieden ist auch Hier Frau Marie Gräfin Chotel de Chod­owa, Sternfrenz­­ordeng- und Balasttame Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin. Fondon, 1. November. Aus Naas in der irischen Grafschaft Kildare wird gemeldet: Nach dort eingegangenen Nachrichten wurde der P­olizei- Agent Rogan mit Frau und Kindern, von dem Polizei- Agenten Beffington, der es dann selbst entleibte, ermordet­. Berlin, 1. November. Arthur PBrius- Reichenheim, ein bekannter Hiesiger Sport­­­man, hat sich gestern im Einsiedler zu Potsdam erschossen. B­udapest, 1. November. Auf dem Zug, den der Ministerpräsident Graf Szapáry zur Fahrt von Wien nach Budapest bewüßte, wurde zwischen Bäg-Sellye und Tornócz ein Stein in den Restaurations-Waggon geschleudert, der ein Fenster zertrümmert hat. Graf Szapäry, der eben beim Diner saß, zeigte vollkommenen Sleichmuth. Verlegt wurde Niemand. Q«, Neuestes, Toulon, 1. November. Die Yacht, auf welcher der Fürst und die Fürstin von Monaco von Bonifacio nach Monaco zurückkehren wollten, scheiterte bei der Einfahrt in den Hafen von Toulon, in welchem sie Zuflucht vor einem Sturm suchte. Der Fürst und die Fürstin wurden u. a wie A ENT NN RE TER DN TEE F75 RT ERBE. SE aa: " an Sr . Lokal-Beitung. Die Abschiedsfeier unseres Herrn Erz­­herzogs. Wie wir gemeldet, ist Seine f. und E. Hoheit, Generalmajor Herr Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este Montag nach 13­­­:11 Uhr mittelst Südbahn Hier eingetroffen. In seiner Begleitung befanden sich der Kammervorsteher GM. Gr Wurmbrand und Oberlieutenant vd. Prönay. Das von der ganzen Bevölkerung, aufs Tiefste bedauerte Scheiden der Erzherzog aus unserer Stadt gab auch den Zivil- und Militär­­behörden Anlaß ihre komagialen Gefühle Seiner Hoheit gegenüber zu verdolmetsschen. Am Aller­­heiligen Tage zu Mittags geruhte Seine Hoheit in erster Reihe sämmtliche Herren Staboffiziere der Garnison unter Führung des Herrn Generalmajors Pflengner von Scharned zu empfangen. Diesen folgte die Hohe Geistlichkeit, und waren der Dom­­probst. Seine Hohwürden Herr Maräaz, Abt und Stadtpfarrer Andreas v. Poda und Dom­­herr Gelbman­n erschienen. Die Ansprache hielt Domprobt Maräz, zwarauf Seine I. und f. Hoheit in den wärmsten Ausdrücken Teutfeligst erwiderte. Sodann machten die Komitats-Verwaltung, geführt vom Herrn Obernotar Dr. Boltan v. Badig (Mitglieder waren die Herren Yisfal Dr. v. Baän und Oberfiuhlrichter Molnár) der Hausherr des Erzherzogs, Großgrundhesiger Ignaz Steiner und schließlich die Stadtkommune mit dem Bürgermeister Herrn Jün­ Rath Find an der Spiße ihre Aufwartung. Der Erzherzog, der den erschienenen Deputationen gegenüber von herablassendster Liebens­­wiün­digkeit war, erklärte, daß er den Abgang aus Dedenburg, das er sehr liebgewonnen, lebhaft be­­dauere, es werde ihm der Aufenthalt in unserer Stadt­teis im angenehmer Erinnerung bleiben und er seinerzeit Schritte einleiten, um nach der Weltreise hierher zurück zu fehren. Zu Herrn Ignaz Steiner, der im seinem wie im Namen der Mitbesiger Emanuel Meller’s Söhne für die Hohe Auszeichnung dankte, daß seine Hoheit in ihrem Hause Logis genommen, bemerkte der Erzherzog, daß er sich im D­ieser Wohnung sehr wohlgefühlt habe und gestattete Herrn Steiner, dem er wiederholt herzhaft die Hand schüttelte, die Anbringung einer Gedenktafel im ehe­maligen Ferletics’schen Meierhofe. Der A­bschied von unserem Hußaren-Re­­gimente­r Graf Nádasdy Nr. 9", dessen Komman­­dant Erzherzog Franz Ferdinand von Oester­­reich-Este duch zirka 2 Jahre war, gestaltete sich außerordentlich herzlich. Diese Feier, die sich in der N­eiterkaterne vollzog, zeigte in ganz unverkennbarer Weise, wie groß die Verehrung war, deren sich der Hohe Herr erfreute und wie innig die Beziehungen des ehe­­maligen Kommandanten zu seinem tapferen Regi­­mente sich gestalteten. Der diesjährige Allerheiligen­­tag war zugleich ein Festtag für unsere Husaren, wohl sein Freudentag, denn er war ja dem Ab­­schiede geweiht. Um 11 Uhr Vormittags erschien der Erz­­herz­og in General3-Uniform und wurde mit den üblichen Ehrenbezeugungen empfangen. Präzise um 5 Uhr Nachmittags wurde das Diner, welches die Kantineurin Frau Burt bestend besorgte, eingenommen. Bei der Tafel konzertirte die Musik­opille des 4. Infanterie-Regi­­ments „Hoch- und Beutschmeister“, die Dienstag um /,10 Uhr Vormittags Hier eintraf. Das Menu bestand aus: Potage & la Julienne — Saumon du Rhin — Mayonnaise — Filets de boeuf — Faisans rötis — Compote varies — Beignets — Fromage — Deffert und Mocca mit Liqueuren. Nach dem dritten Gange erhob er Seine f. und f. Hoheit und trank auf die Gesundheit des allverehrten Herrschers und obersten Kriegsherrn während Herr Nittmeister BPulz den scheidenden Kommandanten in einem zindenden Zoafte feierte. Das Diner verlief in der heitersten und gemüth­­licsten Stimmung. Tags darauf Mittwoch mit dem 7 Uhr Zuge fuhr der Herr Erzherzog mit seiner Suite nach Wien. Am Südbahnhofe nahm das ganze Hußaren-Regiment mit dem Offizierskorps Aufstellung und waren­ al sämmtliche übrigen Offiziere der Garnison, unter Führung des Herrn Stationskommandanten in Parade erschienen. In Rücksicht auf den Trauertag (Allerseelen) spielte die ausgerückte Militärkapelle blos beim Erscheinen und beim Scheiden des Herrn Erzher­ 3098 die österreichische Wolfshymne und unterließ jedes weitere Tonstück. Seine Hoheit geruhte auch bei diesem Anlasse an mehrere Herren Offiziere und unter Anderen auch an einen Stabstrompeter seines bisherigen Regiments Huldvolle Worte zu richten, 9) Sopalnofizen. * 6 Ordensverleihung. Seiner Ef. und 1. Hoheit unserem durchlauchtigsten Militär-Korps- Kommandanten, Erzherzog Friedrich in Preß­­­­burg, wurde von Seiner Majestät dem deutschen Kaiser und König von Preußen Wilhelm II. der Schwarze Adlerorden (die höchste De­­koration Deutschlands) verliehen. * Bodesfal, Frau Susanna dr. Szent­­mihályfalvay, Tante der Frau Ottilie Ha­­naf, ist gestern Dienstag im 78. Lebensjahre Hier gestorben. Die Leichenfeier findet Donnerstag Nachmittag, 4 Uhr vom Trauerhaufe, Theater­­gasse 29, nach dem Fath. Friedhöfe statt. * Das Jahr 1893. Bereits sind die ersten Neujahre-Schwalben, die Kalender pro 1893 nämlich, erschienen und daraus sind manche interessante Daten über die Erscheinungen des nächsten Jahres zu entnehmen. Wir werden namentlich unsere Skarnewald-Bergnügungen auf einen ziemlich engen Zeitraum zusammen drängen müssen. Der Aijhermittwoch fält nämlich Ion auf den 15. Februar, Ostersonntag auf den 2. April, B Pfingstsonntag auf den 21. Mai. Jahresregent ist der Merkur, also kann man hoffen, da „Merkur“ der Gott des Handels ist, daß die Geschäfte besser gehen werden, als heuer. Zwar prognostizirt Dr. Halle für 1893 nicht weniger als 24 kritische Tage (besonders gefährlich soll der 16. April sein) allein Hoffent­­ich wird es nicht so schlimm kommen. Eine totale Sonnenfinsterniß gibt es eben am frü­­­­hen 16. April, die bei uns sichtbar sein wird, und eine ringförmige Sonnenfinsterniß, von der wir nicht­ sehen werden. Diese findet am 9. und 10. Oktober statt. Das Jahr fängt nicht gut an, denn der 1. Jänner ist ein Sonntag und wir verlieren also einen Feiertag. Dafür ist Sylvester an einem Sonntag und wir haben zum Jahres­­wechsel 1893/94 zwei Feiertage. So gleicht fs Alles in der Welt aus. * Die Direktion der Bezirks-Franken- Rafa hielt Montag Abends 7 Uhr in ihrem Amts­­fotale eine von den Mitgliedern starf besuchte Sigung, in welcher Seiner Exzellenz umserem Herrn Neid­etags-Abgeordneten v. Fabiny für seine im Interesse der rajchen Genehmigung der Statuten entwickelte Mühewaltung protofollarisc­her Dank voti­t wurde. Im dieser Sigung wurde ferner die Eröffnung der SKranfenfajja für den 14. November beschlossen. * Der Jahrmarkt. Es wurden hier seit der Torwoche Pourparlers gepflogen, ob der Elisa­­beth-Stahrmarkt (14, 15. und 16. No­­vember) abgehalten oder der Ch­oleragefahr wegen­­ verschoben werden solle. Heute Nachmittags wurde in außerordentlicher Sagung des Magistrats die Zulassung der Marktabhaltung an den be­­zeichneten Tagen ausgesprochen. * Marktabhaltung. In der Gemeinde Brei­­tenbrunn (Oedenburger Komitat) findet ein, mit einem Viehmarkte verbundener Markt (der sege­­bene „Leonhardi“-Markt) am 9. November statt. ie (Szeleskut) sind Parndorf und Brud a. d. Leitha, nächsten Bahnstationen von Breitenbrunn

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