Oedenburger Zeitung, 1897. Juni (Jahrgang 30, nr. 124-145)

1897-06-01 / nr. 124

.i—-W.:——»Jris.z·«;«-«.7W" . 1. Juni 1897. UBER Ba aaa nn Dedenburger Reifung. 3 * Firma-Renderung. Bei der hiesigen renom­­mirten Ziegelfabrik von Stefan Friedrich’s Erben ist mit heutigem Tage eine Firmaänderung dicdh= geführt worden, indem Herr Stefan Trinfl als öffentlicher Gesellsgafter eintrat und nebst Herrn August Friedrich die Firma zeichnen­­ wird, welche hinfünftig lautet: „Extre Dedenburger Patent - Strang » Dachfalzziegel - Fabrik August Friedrich­h Trinil. Die bezügliche Verlautbarung erfolgt auch­ im Inseratentheile unseres Heutigen Blattes. * Transdanubischer Sängerbund. Die am 28. und 29. Juni II. 3. Sich hier abspielenden Festivitäten aus Anlaß des Eintreffend der Mit­­glieder des transdanubischen Sängerbundes ver­­sprechen einen glänzenden Verlauf zu nehmen. Aus dem bisher bekannten Biogramm erwähnen wir, daß bei dem in der Villenrestauration am Vorabende des Festes im Stadtwäldchen zu arrangirenden Bekanntmachungs-Abend der h­iesige Seifensieder Herr Gustav Bader das Restaurant sowohl, wie ringsherum mit tausend Lämpchen beleuchten wird. Der Neuhofpark, woselbst das Bretts­­fingen am 29. Juni Nachmittags stattfindet, wird mit 800 Glühlämpchen von der bekannten Unternehmung Siemens und Halsfe elektrisch beleuchtet. Der Anblick wird ein geradezu feen­­hafter sein. Bei regnerischem Wetter wird das Konzert im Stadttheater abgehalten und werden Vormerkungen auf Logen und Site schon set. von Herrn Gerichtsrath Dr. Otto Rub­ald dem Bize­­präses des transdanubischen Sängerbundes entgegen­­genommen. Die Generatorsammlung des transdanubischen Sängerbundes findet im kleinen Rafinosaale statt. Bei dieser Gelegenheit sei rühmend hervorgehoben, daß die Oedenburger Spartasjfa, welche jede kulturelle Bewegung stets wärmstens fördert, die Rafino-Loyalitäten zu diesem Zweckk gratis zur Verfügung stellte. * Der Oedenburger ung. Sindergarten und Stinderasyl Verein hat am 27. Mai 1. 3. seine Sahreifigung abgehalten. Frau v. Fefel­­faluffy als Präsidentin begrüßte die zahlreich erschienenen Vereinsmitglieder auf das herzlichste und ersuchte die Herren: Graf U. Feitetiich und Gerichtsrath Anton Spieß zur Authentisation des Brotofolles. Aus dem von Herrn Bereins­­sekretär Dr. Dufavits verlesenen Jahresberichte wird mit Freuden fonstatirt, daß­­ dieser patriotische Verein auch im vertroffenen Millenniumsjahre mit Hingebendem Eifer seinen Beruf erfüllt und gelegentlich der am 17. Mai dr. 3. abgehaltenen Millenniums­­feier des Kindergartens auch dem zahlreichen Publik­um bewies, wie Tiebich Die ungarische Sprache von den Lippen der h­iesigen Kinder mit deutscher Muttersprache klingt. Aus dem gehörig geprüften Kassaausweis,den Herr Kassier Ludwig Stuppacher zur Kenntniß brachte,ist zu erfahren,daß der Kassenumsatz des Vereine 88093 ff.34kr.betragen hat,von welchem Betrage mehr als ZOOide Beiträge der opfer­­willigen Munizipien Stadt und Komiat Oedenburg und der s. u. Regierung sind. Dieser Beiträge kann der Verein auch ferner nicht entrathen, weil er bisher nur dem einen Theil seiner Aufgabe, nämlich Schaffung eines Kinder­­gartens, gerecht werden konnte, wie aber aus dem Vertrage der Präsidentin zu entnehmen ist, mußte der zweite Theil dieser Aufgabe, nämlich die Gründung eines Kinderasyles, wegen der Unzu­ Yängli­keit der materiellen Mittel verschoben werden. Um jedoch­ in dieser Richtung bahnbrechende Schritte zu thun, schließt sich die Sigung dem Antrage der rau­präsidentin an, daß die bisherige Anzahl der Kinder um 15—20 über das jegige Normale, vermehrt werde, welche in der Anstalt volle Ver­­pflegung, Kleider u. s. w. erhalten, mit Ausnahme der Wohnung. Zu diesem Zweckk votirt die Situng 150—200 fl. Wir begrüßen diesen Beschluß mit Freuden, weil auf diesem Wege ein Kinderasyl für die Kinder armer Familien möglich wird. Als Ausschußdame statt der zurücgetretenen Frau SKoloman von Rupprecht wurde Fräulein Lenie Szilvasy einstimmig gewählt. Schließlich sprach der Herr fürfgl. Rath Dr. Karl Schreiner Namens der Bereindmitglieder der Sin Präsidentin den Dank für ihre unermüdliche ätigkeit aus, worauf die Sigung geschlossen wurde. Indem wir im V­orangegangenen über die Thätigkeit dieses humanen und patriotischen Vereines berichten, welcher seiner gemeinnüßigen Richtung wegen all­ feitige Unterstügung verdient, empfehlen wir den­­selben auf das wärmste, weil er mit bescheidenen Mitteln Ersprießliches gewirkt und zur Verbreitung der ungarischen Sprache in Oedenburg wesentlich beigetragen hat. * Sommerfest der Realschüler. Am 12. Juni werden die Schüler der Staatsoberrealschule ihr übliches Sommerfest in der Villenrestauration am Warifch abhalten. Das Fest wird mit einem Preis­­turnen eingeleitet, das am Spielplane der genannten Anstalt stattfindet und sodann in der Villenrestauration fortgelegt. Da sich die Realschüler all Festarrangeure des besten Nenommes erfreuen, dürfte die Nachricht von der bevorstehenden Sommerunterhaltung freudigst begrüßt werden. Die Einladungen gelangen schon in den nächsten Tagen zur Versendung.­­ Schwimmihul-Aktien-Hefelshaft. In der am 30. Mai abgehaltenen Generalversammlung der Schwimmihul-Aktien-Gesellshaft wurde die Wahl eines Direktors, eines Vizedirektors, 7 Direktiond­­räthen und 3 Aufsichtsräthen mit folgendem Resul­­tate vorgenommen: Direktor: Dr. Sofef Kania. Vizedirektor : Anton Spieß. Direktionsräthe: Dr. Friedrich Bergmann, Ludwig Bergmann, Franz Born, Dr. Wilhelm Cavallar, Stefan Piorza, Anton Schaffer, Samuel Thirring. Aufsichtsräthe: Georg Kugler, Gustav Schöll, F. G. Druisner. "Er* Marie Jaßai in Csorna. Die berühmte Tragöidin Frau Marie Jaßai beabsichtigt während ihr­es Urlaubs in Csorna zu Gunsten eines wohl­­thätigen Zweckes zu gastiren. * SüdBahn. Aus Anlaß der Pfingst­­feiertage werden am 5. Juli 1. 3. von den ungar. und kroatischen Stationen der Südbahn nach Wien, VFiume, Triest und Cormons besonders ermäßigte Tour- und Retoursarten mit 14-tägiger Filligkeit ausgegeben, welche Sarten bei der Retourfahrt zur zweimaligen Fahrtunterbrechung in beliebigen Stationen berechtigen. Die BPreife dieser Karten können aus den überall affichirten Kundmachungen entnommen werden, in welchen auch die Züge mit den Ab­­fahrtszeiten angeführt sind, zu deren Benußung diese sehr ermäßigten Karten berechtigen. * Wunder über Wunder! An dem Sü­d­­westlichen Theile des Eisenburger Komitates säurt er schon wieder, wie ein dortiges Blatt berichtet, in den frommen Köpfen. Die Gläubigen von Hegyhat (Ada!) Szent-Márton, NRaba-Gyarmat und Csörötnef wandern in Schaaren mit Kreuz und Fahnen nach Csadar im Zalaer Komitate, wo angeblich alltäglich zwischen 11 und 3 Uhr sich die heilige Jungfrau Maria zeigt, wie sie zur Erde herabsteigt. Wir warten aber, bemerkt das Blatt von Tag zu Zag auf das Licht, welches gutgesinnte Geistliche in den finsteren Schädeln ihrer Gläubigen anzünden sollten. * Ein Dedenburger des Mordes verdächtig. Am 4. Dezember 1896 wurde die in Budapest, Gsengerygafse Nr. 4 wohnhaft gewesene Prostitu­irte Marie Bjelobaba von­­ umbenannten Thätern ermordet und beraubt. Die Nachforschungen der Budapester Polizei nach dem Urheber der Ver­­brechen blieben lange vergeblich. Vorgestern aber theilte sie der Hiesigen P­olizei mit, daß der Verdacht dieses­ Mordes auf den 20jährigen Michael Graff in Dedenburg gefallen sei. Bei dem Einfangen des betreffenden Telegrammes war Grafl noch nit in Dedenburg und kam derselbe erst am darauf­­folgenden Tag aus Budapest hier an, wo ihn der Herr Polizeikommissär Maär in der Dominikaner­­gasse Nr 5 bei seiner Mutter ausforschte und ver­­haftete. Grafl konnte sein Alibi zur Zeit des Mordes nicht nachweisen, leugnete aber beharrlich die That begangen zu haben. Er war zwar durch das Verhör sichtlich gebrochen, allein ein Geständnis war ihm nicht zu entreißen. Blutfleden an seinem Bode­n scheinen den Verdacht der Polizei zu bestärfen. Grafl wurde noc heute behuf3 weiterer Recherchen der Budapester Polizei ausgeliefert. Grafl ist der Bruder der Inhaberin eines hiesigen verrufenen Hauses, war Klavierspieler in derlei Häusern und ist derzeit ohne Beschäftigung. Seit dem Winter v. 3. hat er sich stets auf Neifen befunden. Die Persions- und Kleiderbeschreibung des Thäters stimmt mit dem Aeußern Graff’s überein. * Eine fiiedsame fortschrittliche Stadt ist jedenfall unsere Nachbarstadt Steinamanger. Wenigstens an Projekten ist sie reicher, als jede andere unserer Nachbarstädte. Das dortige Blatt „Vasvärmegge“ spricht mit Begeisterung von dem Speenreichth­um und der Strebsamkeit des dortigen Herrn Bürgermeisters, der den Bau eine neuen, allen Ansprüchen der Neuzeit Rechnung tragenden Schlachthauses, mit Wasserleitung, elektrischer Beleuchtung, K­ühlkammern und Stallungen einleitet und gibt sie der Hoffnung hin, daß bei der fabelhaften Raschheit, mit welcher Herr Bürgermeister Ehen am der Verwirklichung seiner Projekte zu arbeiten pflegt, dieser Plan bald Fleisch und Blut gewinnen werde. Auch ein Sommeraufenthalt für Steinant­­anger ist im Aussicht genommen. Der Zieg­e­­fabriksbefiger Sidor Faludy in Steinantang­r beabsichtiget in der Nähe seiner Fabrik ein mo­­dernes Hotel mit Tanzlokalitäten zu errichten, und der benachbarte abgestockte Wald soll parfiv­ und eine Promenade und Schießstätte he­­richtet werden, eb’n dort Soll auch ein Ererzie­rlag un = gelegt werden u­nd die Steinamangerer hoffen, daß auch eine elektrische Bahn dorthin verkeiren ı und die Ausflügler dahin befördern werde. * Hütet die Streinen! In der Gemeinde VBölcsel wurde das unnbeaufsichtigte 4 jährige Kind des Anton Barga von dem Kutscher Fosef Lang aus Ledecz überfahren und starb Tags darauf an den erlittenen Verlegungen. Die Anzeige gegen den fahrlässigen Kutscher wurde bei Gerichte erstattet.­­ Brauch. In der Gemeinde Egyed kam Freitag Feuer zum Ausbruche, welches das Wohn­­haus und Nebengebäude de Emerich Nemeth einäscherte. Der Schaden beziffert sich auf 14218 fl. Die Gebäude waren bei der gegenseitigen­ Versich. Seselschaft versichert. * Selbstmord. Die bei Stefan Dfiffy in Migalyi bedienstete 22 Jahre alte Magd Therese Kovacs stürzte sich dieser Tage in den Raub­­fluß und verschwand spurlos in den Wellen. Als Motiv der That wird angegeben, daß das Mädchen ungerechter Weise eines unsittlichen Lebenswandels geziehen wide. * Ein blutiges Drama spielte sich in der Vorwoche in Starföld ab, woselbst der moralisch verkommene Zosef Erdős anläßlich eines Familien­­zwistes seinen eigenen V­ater ermordete. Um seine Schandthat zu bemänteln und den Ver­­dacht der Thäterschaft von sich abzulenken, band er dem Bater eine Schnur um den Hals, schleppte ihn dann in eine Scheune, wo er den Todten mit Rohr bedeckte. Nachts 12 Uhr vergrub er den ermordeten Vater in einer im Garten gegrabenen Grube. 11 Tage vergingen, ohne daß Dieser grauenhafte Mord entdeckt worden wäre und erst als eine Gendarmerie-Batrouille in Starfeld erschien und dieselbe von dem mysteriösen Verschwinden des C­irmenmachers Karl Erdös Kenntniß erlangte, wurden die Recherchen eingeleitet, welche zur Ent­­defung des Mörders führten, der gefesselt an das Bezirksgericht in Cs­­rna übergestellt wurde. Gerichtshalle, Schußverhandlungen des Wedenburger B. u. Gerichtshofes als Kriminal-Gericht. Dom 28. Mai 1897. Ein­­ übfäliger Dieb. Der Taglöhner Johann Treiber aus M­eingraben ist zwar erst 20 Jahre alt, hat“aber trotdem schon mehrere Jahre im Sterfer zugekragt. Er wurde zuerst in Baden wegen Diebstahls zu zwei Monaten Gefängniß, dann in Oedenburg zu einem Jahre Sterfer, ferner in Wr.­Neustadt zu einem Jahr und acht Monat Kerfer verurtheilt. Aber die Hinderte ihn nicht seine dieblichen Angriffe auf fremdes Eigenthum fortzuseßen. Am 23. April 1. 3. war er in Wolfs und nachdem er die Gelegenheit ausspionirt hatte, sperrte er mit dem, auf einem Fensterbrett aufbewahrteen Schlüssel die Wohnung des Wolffer Snhassen Sodann Schönbauer auf, nahm im Zimmer vom Kasten den Scartenschlüssel herab und machte sich daran zu stehlen. Aber Johann Schönbauer, der im anderen Zimmer bett­­lägerig war, verscheuchte ihn und veranlaßte seine Arretirung. Heute wurde die Schlußverhandlung abgehalten und Johann Treiber, der geständig ist, wurde zu einer Kefferstrafe in der Dauer eines Jahres ver­­urtheilt. Das Urtheil ist rechtskräftig. Urtheils- Publikation. In der Strafsache des Geza Z8ombor erfolgt am 10. Juni 1. $. vor dem Strafsenate des füng. Gerichtshofes die Publikation des Urtheil der fün. Kurie. Am 1. Juni 1897. In der Strafsache wider Johann Binder aus Sopron-Harifa wegen Verbrechens der schweren körperlichen Beschädigung, wider Elias Nemed aus Dili wegen Ber­­gehung der Erpressung, wider Peter Heißenberger und Anton Großinger wegen Verbrechens der schweren körperlichen Beschä­­digung. Am 3. Juni 1897, Wider Franz Mitälits aus Ägfalde, wegen Verbrechens des Diebstahles, wider Fr. Johann Spanihig geb. Elis­­eth Berger aus Grinfalva, wegen Ve­rgehens des Betruges,

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