Oedenburger Zeitung, 1897. Juli (Jahrgang 30, nr. 148-173)

1897-07-02 / nr. 148

7 . Auch in der äußern a trostlose Stagnatio an registrivem Politikist im Orient e­nkämpfen nämlich die Botschafter der Mächte mit dem Unverstande der Griechen und dem begreiflichen Liebermythe der Pforte einen noch immer aus- unter­­sichtslosen Kampf. Die neunte Botschafterkonferenz, die gestern stattgefunden hat, wurde schon im Vorhinein als eine ergebnislose charakterisist. In Frankreich­ stagiert das parlamentarische Leben dem Drude der neu aufgenommenen Banama-Enquête, in England herrscht V­erdruß ob der Hindernisse, die von dem erwachten Europa der britischen Ausbreitung in den fremden Welt­­theilen in den Weg gelegt werden. In Belgien scheint es zum Konflikt zwischen dem König und­­ kommen­­der Majorität in der Frage der Heeresreform zu Allerorten Heirrich Schmale, dunkle Wolfen sammeln sich drohend am Horizont, aber die erquidende Entladung scheint nich monatelang auf fi warten lassen zu wollen. E. M Dom Tage. Das Programm der Katholiken- Autonomie­ breitet werden wird. Autonomie auf repräsentativer Basis. Der Reichstagsabgeordnete Geza B­ol­onyi hat al Mitglied der von der Budapester (Innner­­städter) Autonomie-Konferenz entsendeten Komite’s demselben geitern ein Autonomie - Programm vora­ngelegt, welches vom Komite unverändert angenom­­men und in dieser Form der demnächst einzuberufenden Innenstädter Katholischen Volksversammlung unter­ Das Programm stellt in zwölf Punkten die folgenden­­ Prinzipien auf: Aktives und passives Wahlrecht für Jedermann, der das 24. Lebensjahr erreicht hat. Medergewicht des weltlichen Elements über da geistliche Element in der Autonomie. Ausfolgung der vom Staate verwalteten katholischen Stiftungen und Fundationen an die Autonomie. Verweisung der von der katholischen Kirche erhaltenen unteren und Mittelschulen unter den Wirkungskreis der Autonomie unter Wahrung des Aufsichtsrechtes des Staates. Bolständige Gleichberechtigung in dem Verhältniß zwischen Staat und Kirche auf dem Gebiete der Autonomie. Ingerenz der Autonomie auf die Belegung der geitlichen Stellen und Pfründen unter vollständiger Wahrung des allerhöcsten Patronatsrechtes. DVer­­weisung sämmtlicher, die Feststellung der Gebete­­ der Religion auf dem Gebiete des Glaubens­ und besten in den Wirkungskreis der Autonomie. n­oralischen Lebens nicht tangirenden Angelegen- Die Regelung des Privat-Patronatsrechtes auf legis­­lativem Wege und die Einstelung des Abusus, daß auch Nichtkatholiken auf die Wahl katholischer Geistlichen Einfluß nehmen. Berbefjferung der materiellen Situation.. der niederen Geistlichkeit. Berbefjerung der Lage und der Zukunft der Lehrer in den konfessionellen Schulen. Frieden und religiöse Toleranz unter den Konfessionen. In Klausenburg hielten die griechisch­­katholischen Bürger in der griechisch -katholischen Kirche eine Versammlung ab, in welcher sie ss einstimmig gegen die Theilnahme an dem Songreife und für die volle Unabhängigkeit ihrer Kirche aussprachen, weil, wie der Borstzende Alexander Roman ausführte, die Freiheit der Kirche gewahrt werden müsse. Hierauf sprach Josef Roman und betonte, daß die griechisch-katholische Kirche dort nicht erscheinen künne, dessen Haupt nicht ihr ange­­hört und wo dieselbe, da sie sich in Minorität befinde, nur niedergestimmt würde. Sodann wurde ein Ausschuß behufs Nedigirung eines in diesem Sinne zu verfassenden Beichlußantrages entsendet. In der fortlegungsweise abgehaltenen Nachmittags­­figung verlas Josef Roman den Beichlußantrag und bewies auf Grund Historischer Daten das Unabhängigkeitsrecht der griechisch-katholischen Kirche. Er erklärt, daß es sie nicht um eine Deparirung, sondern um die Vertheidigung der Rechte der griechisch-katholischen Kirche handle. Das aus dem Jahre 1871 her­ftammende Elaborat, gegen welches sie schon damals Protest erhoben, wird jegt wieder hervorgesucht und die Griechisch-Katholischen werden ganz einfach zur Theilnahme aufgefordert, als ob sie gar seine Autonomie besigen würden. Sie hätten von den römisch-katholischen Brüdern erwartet, daß dieselben sie erst auffordern werden, sich zu erklären. Der Beschlußantrag selbst betont die Rechtekontinuität und die auf dieser Basis beruhende Unabhängigkeit der gr.-lath. Kirche am Kongresse nicht theilnehmen kann, protestirt zugleich gegen Die V­erschmelzung und wünsct, daß die Sprache, Die Organisation, der Ritus und die Rechte der gr.-lath. Kirche intakt aufrechterhalten bleiben. Zum Schlusse enthält der Beschlußantrag welcher einstimmig angenommen wurde, eine Huldigung für den König und den Bapst, an welche auch Huldigungs-Tele­­gramme gerichtet wurden. Die Vereinsleitung der sozialdemokratischen Bartei­tet an die Arbeiter einen Aufruf erlassen, in welchem sie dieselben auffordert, in je größerer Anzahl an den Kongreßwahlen zu betheiligen. In dem Aufruf heißt es, der Kongreß werde die Frage der kon­­fessionellen Schule und eine bringen und eine entscheidende Rolle bei der Regelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche spielen. Die sozial­demokratische Partei müsse aber au auf dem Kongresse Für die Verstaatlichung der Schulen und für die vollständige Absonderung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche eintreten. Die Partei beabsichtigt daher, eigene sozialdemokra­­tische Kandidaten für den Kongreß aufzustellen. Sie konnte jedoch ihre Thränenfluth nicht bemeistern. Was fragte sie danach­, daß dies ihre Hochzeitsreife war ? Ihr Empfinden kümmerte sie in diesem Momente nicht um diese gesellschaftliche Einrichtung. Der Zug verlangsamte das Tempo „Amstetten“ r­ei der Kondukteur und öffnete den Kouperschlag. Sie stiegen aus, er half ihr dabei plump und geschäftig. Sie sah ihn bittend, flehend an, es nicht zu thun, denn jede Berührung schien sie zu Schmerzen. Sie haßte feinen Blick, feine Miene, fein Antlig und seinen galanten Arm... Und ich weiß nicht, warum ich stets an das kleine, muthige Mädchen denken muß, an das achtzehnjährige Klärchen, daß die Tollfühnheit besaß, auf seiner „Hochzeitsreise” so eigene Geständnisse dem „Gatten“ zuzuflüstern. Deshalb berührt es mich stets so wehmüthig, wenn man des alte Wort von den himmlischen Ehen, dem die Zeit längst die Berechtigung genommen, anwendet. Und immer taucht jener blonde, gute Mädchentopf vor mir auf, wenn ein junger Mann im Ballsaale einer weiß­­gekleideten Mitgiftbesigerin seine Liebe zu ihrem Gelde erklärt, oder ein geschäftstüchtiger Freier, des Zeil­chens müde, dem Schwiegervater offenbart : „Bun ich bin mit Ihren Bedingungen einverstanden .... Ich heirathe Ihre Tochter, kann ich sie jegt vielleicht­­ auch sehen ? Frau aber, von der ich früher Tr etwa an gebrochnen Herzen, fie­nhaft den Schwur der Treue, ‚dur zweiundzwanzig Jahre ein N Leben Hin, fi und den Ihrigen ji. Die junge =” M = = Br % auch in der Bürgerschaft eine beifällige Aufnahme­­ fände. O Bischof Franz Leonhardt . Der sieben­­bürgische römisch-katholische Bischof Franz Le­on­­hardt it am 28. Juni in Karlskerchen nach längerem Leiden im 78. Lebensjahr gestorben. Leonhardt war seit dem Jahre 1848 Priester. Seine theologischen Studien hatte er am Wiener Pazmaneum absolvirt. Seit dem Jahre 1883 war Leonhardt Geheimrath. Ferner führte er den Titel eines päpstlichen Hausprälaten und war Inspertor sämmtlicher katholischer Schulen Sieben­­bürgens und Mitglied des Magnatenhauses. Im vorigen Winter hatte sich der Zustand Leonhardt’­ ferart verschlimmert, daß ihm in der Person des Grafen Gustand Majlath ein Coadjutor cum jure successionis an die Seite gegeben wurde.­­­­ Das Fest zu Ehren der Journalisten. Der internationale Journalisten-Kongreß in Stoc­­holm hat seine Berat­ung, beendet um bereits haben sich die Theilnehmer wieder zur Heim­­kehr aufgemacht. Am Tage nach der Schlüpfigung am 28. Juni veranstaltete König Oälar von Schweden den Fremden und einheimischen Journalisten zu Ehren ein wahrhaft glänzend ver­­laufenes großartiges elt. Etwa 600 geladene T­eilnehmer begaben sich in vier Dampfschiffen nach dem Schiffe Drottningholm und wurden von den Bewohnern der umliegenden Villen mit Hochrufen empfangen. Um halb 10 Uhr war Abendtafel. Die Reihe der Toaste eröffnete den König. Er wies auf die Macht und die große Verantwortlichkeit der Breffe hin. Die Preßfreiheit sei in Schweden, wo die k­onstitutionellen Freiheiten die ältesten und tiefsten Wurzel gefaßt hätten, fast unbegrenzt. ‚­ Schweden verstand es, mit der Freiheit die höchste Achtung vor der Geieglichkeit und Loyalität zu vereinigen. Mit dem Wunsche, daß Schweden stets im guten Einvernehmen mit den zivilisirten Völkern lebe, verbinde er das Vertrauen, daß er die Sympathien der Bundeswölker Skandinaviens ver­­diene. Als einen solchen Sympathiebeweis sehe er die Anwesenheit der Journalisten an. Der König versicherte die V­ersammlung, daß Schweden die auf dem Kongresse zutage getretenen freundlichen Ge­­sinnungen ebenso erwiedere und schloß mit einem Hoh auf den Kongreß. Singer (Hamburg) brachte in französischer Sprache einen Trinkspruch auf den König aus. Magelhaed tranf auf den Kronprinzen und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie, Klarette auf den König und sein Land. Um 11 Uhr fuhren die Säfte nach Stocholm zurück, während von den umliegenden Villen Feuerwerke abgebrannt wurden.­­ Resignation des Oberbürgermeisters Karl Rath. Wie man aus Budapest meldet, sol der gegenwärtige Oberbürgermeister der Hauptstadt Karl Rath sich demnächst in den Ruhestand zurückziehen. Al­leine Nachfolger werden von einer Seite die Namen Kornel Emmer’s und Johann Nadoczas in Kombination gebracht. Doc sollen diese Kandidationen bei der Nenierung sein freundliches Entgegenkommen finden. Vielmehr sol die meisten Aussichten auf die Oberbürgermeister­­stelle Emerich Szivás haben, dessen Ernennung Venefles, Budapest, 30. Juni. Ueber die im Arader Komitat gelegene Ortschaft Silingyia und deren Umgebung ging ein furchtbarer Wolfenbruch nieder, der drei Ortschaften überschwemmte In Silingyia stürzten vier Häuser ein, deren Bewohner nur das nahte Zelten retten konnten. Auch in das Gemeinde­­haus drang Hochmailer ein. Die Saaten stehen unter Wasser. Das Luntathal ist überflut­et. Nach an Lippa eingetroffenen telegraphi­­schen Meldungen ist de Marosbrüde zwischen Soborfjin und Balemare Heute unter der Last von zwei Ochsenwagen einge­­stürzt. Die Wagen fielen in die Maro?. Mehrere Personen­ sind lebensgefährlich verlegt. Erfau, 30. Juni. Der Broduktenhändler Kornel Schmidl, Chef eines bestehenden Geschäftes, hat sich Heute in seinem Weingarten erschossen. Finanzielle Verluste sollen das Motiv der That sein. Groß-Becskerek, 30. Juni. Im Torontaler Komitat haben die Erntearbeiten überall ohne Störung begonnen. Arbeiter an den vom Hoch­­wasser heimgesuchten Gegenden sind zur Genüge vorhanden. In Folge der Vermittlung der Land­­wirthschaftlichen Vereins erhielten auch viele dieser Arbeiter in anderen Komitaten Arbeit. Es ist dies ein Beweis dafür, daß die behördlichen Verfügungen nicht resultatlos blieben und daß die Arbeiter u sehen, daß sie mit dem Strife nichts erreichen. Gmunden, 30. Juni. Der König von Dänemark ist Heute Nachmittags 2 Uhr in Begleitung seines Generaladjutanten Baron Gulden­­crone und des­­ Zeremonienmeister ®­dr. Oxholm mittelst Sonderzuges aus Kissingen hier eingetrffen. Die Herzogin und die Prinzessin Marie Louise von Cumberland waren dem König bis Wels entgegenfahren. Der Herzog von Cumberland, so­wie dessen Söhne und Töchter, ferner Brinzessin Mary von Hannover, der herzogliche Hofstant und Bezirks­­hauptmann reiherr v. Aichelburg waren zum Empfange am Bahnhofe erschienen. Der König durfte drei Wochen hier verweilen und dann mit der Königin Louise nach Kopenhagen zurückkehren, wo der König von Siam Ende Juli eintreffen wird. Ezernowiß, 30. Juni. Der König spendete für die durch die Mederschwemmungen in der Bukomina Beschädigten aus seiner Privat­­schatulle 5000 ft. Berlin, 30. Juni. Heute Nachmittags brach in der Khanfseestraße auf dem Grundstücke einer Omnibus­-Gesellschaft ein großes Feuer aus, welches die Lagerräume zerstörte. Das Feuer ergriff auch die Wohngebäude, zerstörte den gesammten Lagerhof und bedrohte die Nachbarbauten, darunter das Garnisons-Lazareth. Die Feuerwehr, unterftügt von einem Garde- Füsilie- und Artillerie-Regiment, rettete die Nachbar­­bauten. Niemand kam bei dem Brande um. Sieben Feuerwehrleute sind leiht verlegt.­­Vierzig Pferde und achtzig Wagen sind verbrannt. Rom, 30. Juni. Ein Oberbeamter der Boden­­kreditabtheilung der „Banco di Napoli” ist ver­­schwunden, nachdem er die Karse um 50,000 Lire, nach anderen Versionen um 100,000 Lire bestohlen hatte. — Wie die „Kapitale” meldet, verhandelt die „Banca d’Italia“ mit den Erben Z­anlongo’s bezüglich eines Arrangements, wie die seinerzeit mit den Erben Baron Lazzaroni’s geschah. Petersburg, 30. Juni. „Nomwofti” melden ein weiteres Steigen des Hodhinwassers in der Stadt Kilia. Wenn das Wasser nicht fällt, dürfte die ganze Stadt untergehen. Bisher sind Hundert Häuser zerstört. Konstantinopel, 30. Juni. Heute Nachmittags stieß das deutsche Rettungsschiff „Berthilde“ mit dem deutschen Handelsschiff „Nevnbed“ zusammen, wobei septerer fanf. Der größte Theil der Bejagung, mit Ausnahme de Kapitäng, "ertranf. Bei den Rettungsarbeiten fanden zwei Matrosen des öster­reichisch-ungarischen Stationsschiffes „Hum“ den Tod. I. 4

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