Oedenburger Zeitung, 1900. August (Jahrgang 33, nr. 174-198)

1900-08-01 / nr. 174

« l l l l wre Sedenburger Zeifun reis: 6 Seller. »Polififdes Tagblatt. Preis: 6 Seller. PBränumerationd-Preije: Für 2oeo: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 2 Kr., Vierteljährig , Monatlich 1 Kr. WS Für je: Bas 25 Ar., A 12 ” 50 Hl., 1 Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 2 fr, 20 Hl. Buchdrucerei Alfred Nomtvalter, Grabensunte 11, Telefon Nr. 25. In­erate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überall in gratis und franco versendet, Annoncenaufträge, Mbonnen­entd- und Insertiond: Gen­bühren sind an, die Administration (Grabenrunde 121) eingufenden.­ Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. , Adminiftration und Verlag: == ya Giftbaum der Anardie. Zum Königsmord in Monza. Ledenburg, 31. Juli. l wer keiner bestialische durchdrungen, pflegte er voll unendlicher Hingebung Die Gemeinschaft mit feinem Bolfe. So war dieser König der erste Bürger Italiens, der Erste in der Theil­­nahme an den Kräften und Mühen, der Erste in der selbstlosen Erfüllung der Pflichten für’8­s­aterland. Darum­­ kann dieser Königsmord nicht al politischer Mord erscheinen. Er ist da­s­ernichtungs- Wahnvorstellung, die gewisse hirnverbrannte Gubjette er­­greift, wenn ihre Spdeensphäre durch brutale Lehren vergiftet worden ist. Das Bett für den Sumpf der Anarchie, aus dem solche tödtliche Weber aufsteigen und die Betten der Nationen dahinraffen, wird durch die wahnmäßigen Theorien der sozialistischen Demagogen gegraben, den Keim zu dem Giftbaume, d­essen Frucht der Königsmord ist. Diesen legen die sogenannten N­adifaten, die sich als selbstlose Volksbeichtiger aufspielen, aber in Wirklichkeit nur an den Umsturz alles dessen wühlen und schüren,­ was den anständigen Menschen werth und Heilig sein muß. Derlei gewissenlose Demagogen­ finden an den mannigfachen Sorgen der errungen werden kann—zuzuwenden­, vermag,nur zu hilfreiche Verbündete.Die schweren wirthschaftlichen Wirren, Noth der arbeitenden Klaffen, die scharfen sozialen Gegensäße, sie entfalten eine werbende Kraft für die radikale Partei, die stets dem Anarchismus zusteuert. Wiederholt hat man ja in der legteren Dahren totale Ausbrüche und Unruhen erlebt, die in der wirthschaftlichen Misere ihren Ursprung hatten und nur­ mit Mitteln der Gewalt unterdrückt werden konnten. Allein so wahr dies i so wahr ist auch, daß diese Efritischen 3 ftände durch das Treiben der eigensüchtige Agitatoren im sozialdemokratischen Lager verschärft werden. Wenn man das Volk fortwähr damit aufstachelt, daß der Besserfituirte Schuld trägt, wenn der „Kleine Ma mit Weib und Kind darben muß, mn man dem Arbeiter einredet, der Arbei­teber märte sich von feinem Schweiß, dan natürlich fällt endlich dieser unheilsvoll Samen auch auf empfänglichen, weil doch radikalen Mist und Unrath gedüngte: Boden und es wächst der Giftba ! Noch erzittert die Menschheit unter der Wucht des gräßlichen Ereignisses vom 29. d. Nachts in Monza, das Herz aller fühlenden Menschen Erampft sich schmerz­­haft zusammen bei dem Gedanken, daß König Humbert, der edelste Bolkzfreund, der liebevolle Gönner und Beichtiger der Arbeiter, unter den Kugeln eines ruchlosen, entmenschten­­ Bösewichts fallen mußte. Gleich verehrungsunwürdig als Herrscher, wie als Mensch, erschöpfte sich der so grausam hingemordete Monarch in der Erfüllung seiner königlichen Pflichten und in der gewissenhaften Uebung aller bürgerlichen­­ Tugenden. König Humbert’s unnachlässige Sorge war, das Wohl und Gedeihen seines Landes, sein einziges Bestreben überall Segen zu verbreiten, das Unglüc zu lindern und, soweit dies in seiner Sphäre möglich­ war, selbst die Härten des Daseinskampfes der Einzelnen zu mildern. Auf seinem KHaupte ruhten die MWeihen des echt nationalen Königthums | Massen, denen die bestehende geießliche | der Anarchie daraus empor, de und von der zweifachen, der monarchischen | Ordnung natürlich Fein Wohlleben — ! Zweige Hochzerrath, Blutgericht und und der nationalen Würde seiner Mission | dnd nur durch redliche Arbeit­­­ungsmord sind. Im Feuilleton. Die Mondfee Original- Feuilleton der „Oedenburger Zeitung.“ von Alfred Waldau. Warum bist Du gekommen! Warum hast Du mich besucht, um mich neuerdings zu ver­­lassen. Warum störtest Du die friedliche Nähe meines Alleinseins mit Deinem Zauber. Die öden Mauern widerhallen von Deinem munteren­­ Bwitschern und der Ginsterstrauch unter meinem Fenster neigt grüßend seine Zweige, die Blätter flüstern, und abends, wenn alles schläft, Horche ich dem Geflüster der Blätter und Blüthen, dem­ Gespräche der raufverdüsterten alten­­ Bilder meines Singgesellenheimes. Sie tauschten ihre Erinnerungen aus. Der zauberhafte Reiz seiner Erscheinung giebt ihnen wieder Stoff zum erzählen, zum filtern und flüstern ; sie wackeln wie toll auf ihren joderen Nägeln, voll Herzensfreude und munterer Jugendluft, daß ich jeden Augenblick befürchten mußte,­­ der ehrwürdige alte Bischof künnte mit jammt feinem Rahmen herunterpoltern und in Stüde gehen. Nun haben sie wieder Stoff zu schönen Erinnerungen,denn „schön war jene Stunde". Wie lange werden sie nun wieder an ‚Blätter und Blüthen des Ginsterstrauches unter meinem enter sind deines Liebes voll. I­hre er Erinnerungen zehren müssenk Auch diei Da höre ich das Flüstern der Natur. Ich bäume mich auf, nein, nein, Du herrschest da ! Du, Königin der Nacht! Tod Sarastr Herriche Du Mondsee! Zufrieden niden all Blätter und Blüthen, als gedächten sie der alten Herrlichkeit, da noch fein Sarastro ihr Ein arger Fehlgriff .­­ »,.. .,·.«««ääs-.i«.-g:«..-.:h.·n;z-Is«. Und Diese alten Bekannten, diese alten Ver­­trauten meiner Geheimnisse plaudern und flüstern, sie rufen das Andenken jener Stunde zurück, da Du zuerst bei mir warst. Weißt Du, da unten im Garten! Auch damals blühte der Ginsterstrauch, an den Wänden hiengen dieselben Bilder und gueten neugierig durch das o­ffene Fenster, hinaus in die ü­ppige Nachtluft, sie sicherten schelmisch als sie ung sahen, draußen, unter dem sternflimmernden Himmel, da der Mond deine Haare versilberte und bei deinem Anbli sogar feiner treuen Geliebten, der blauen 2otog El die im fernen Süden züchtig seiner harrte. Da standest Du vor mir, die Mondfee! Ich glaubte in dem frühlingathmenden Weben der Natur, dem Gesumme der verliebten Käfer die er­­habenen Weisen Mozarts zu hören. Mir war als glänzte Sarastros Walast vor meinen Augen und da übersam es mich wie eine Offenbarung. O Königin der Nacht, grausame Göttin, nun glaube ich zu verstehen, warum Du Deiner Tochter den Dolch in die Hand drücktest, gegen Sarastro den „Weisen, Gütigen“ ! Mich überkam jene Märchenstimmung mit unwiderstehlicher Gewalt und in die weihe­­vollen Slänge der H­auberflöte, unter das muntere Geflingel der Schellen Papagenos mischte sich die brüchige Musik, der Opfer­­priester des zweiten Sarastro. Und Du standest vor mir, wie die Königin der Nacht, der Mondstrahl umpfluthete sentimental Dein Glieder, in der Ferne sangen die Opferprieste eines neuen Sarastro ihre Lieder zu ihrer Anubis. Ich glaubte fast von einem Bild an überirdischen Sphären geblendet zu sein. D neigtest Du Dich zu mir, Deine Haare schluge­ in mein Antlit, ich hörte wieder das Geflüfte der Blätter und Blüthen des Ginsterstrauche unter meinem enster, das und aufmunterte ich hörte das schelmische Kichern der alte würdigen Herren in ihren verblaßten Gold rahmen. Und all diese Erinnerungen stürme von neuem auf mich ein. Wieder höre ich das Flüstern um Naufchen der Blätter und Blüthen des Ginste­rb­auches unter meinem Fenster, ich das verschmiste Lächeln würdigen Herren. Der Mond leuchtet in volle, lange herein in mein Zimmer, er umstra Deine Gestalt in silbernem Licht, Deine Gest störst Du den meidevollen Q Tempel meine friedlichen Nähe. Hier herrscht nun Sarastro Sa, er hat auch mich in Fesseln gelegt ! $ Nase Be — ists, wenn Geschäftsleute auf die äussere Präsentation ihrer Firma gar kein Gewicht legen und oft „Drucksorten“ benützen, die auf ihre Kunden abschreckend wirken.

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