Oedenburger Zeitung, 1901. März (Jahrgang 34, nr. 50-75)

1901-03-01 / nr. 50

| · e: - £\ = Be­en — — Ex -——­­..6t als Anerkennung ihrer Verdienstes auf ‚dem Gebiete der öffentlichen Angelegenheiten, je den Orden der Eisernen Krone 3. K­lasse ‚berliehen. » 0«Bon unseren Honveda Seine «;»­Majestät verfügte die Versetzung in den­­«Ide«stand des Oberstlieutenants Nikolaus Kerner vom ZLH.-J.-R.über.dessen eigenes Ansuchen, wobei ihm der Charakter einer­ Titular-Obersten verliehen wurde. — D Oberstlieutenant Spetogar Dragics vom 28. 9.-3-R. wurde gleichfalls auf sein eigenes Ansuchen als Invalid in den Ruhestand verjekt. © Aus dem Abgeordnetenhause. In fortgelegter Berathung des Justizbudgets ergriff gestern Mittwoch zuerst Bela Barabas das Wort, indem er zahlreiche Mängel unseres­­ Bustizwesens hervorhob. So hielt er sich unter Anderem darüber auf, daß im Budget des Justi­zministeriums das finanzielle Moment dominiert, daß der Staat die Justiz als­­ Monopol behandelt, um je­ mehr Ein­­­­kommen aus demselben Herauszuschlagen, und daß die Richter viel zu überbürdet, aber viel­­ zu schlecht bezahlt sind. Er bemängelte ferner die schlechte Grundbuchsordnung, die Weber- Stände im Straf- und Konkursverfahren, sowie Die Ausgabe deutscher Wechselblanfete und rügte insbesondere die schier endlose Verzögerung der Schaffung eines Militär-Strafsoder. Im Medrigen aber spendete Barabas dem­­ Justizminister anläßlich des Erscheinens des Entwurfes der allgemeinen bürgerlichen Geseß- Buches das verdiente Lob, das Budget lehnte er jedoch im Namen der Unabhängigkeits­­-­partei ab. Der zweite und lechte Renner in der gestrigen Justizdebatte war Bijontai,­­ der sich vornehmlich mit Fragen des Straf­­verfahren, der Prekdelikte, der Uebertretungs- Angelegenheiten und der Militärjustiz bejahte und im Laufe seiner auch zahlreiche andere Gebiete des Justizwesens behandelnden Aug­ Nuprungen nicht weniger als vier Beschluß­­­anträge einreichte. In diesem forderte er, das alle im Wege der Breite begangenen Relikte in die Kompetenz, dr Schwur­­gerichte ge­wiesen werden, daß in gesegnetem BZustande befindliche Frauen für die Beit ihrer —— Niederkfunft aus dem Gefängnis entlas­fen werden sollen, damit ihre Kinder nicht als »im»Gefängniß geboren«immatrikulirt und »­gebrandmarkt werden sollen,daß die Judikatur den administrativen Behörden entzogen und «­schließlich,daßfoch»gldass»möglich ein auf den Prinzipien der Münndlichkeit,«Unmittelbarkeit und Oeffentlichkeit baffrender ‚Entwurf des Militär - Strafverfahrens und des M­ilitär- Strafrechtes vorgelegt werden möge.­­ Eine Konferenz, ungarischer Zand­­— wirthe faßte gestern den Beschluß bei den nächsten allgemeinen Wahlen die agrar­­politischen Bestrebungen zur Geltung zu bringen.­­ Dieser Beschluß bildete gestern im Abgeordnetenhause Gegenstand Leb­­­— Hafter Erörterung. Im Allgemeinen herich­te die Ansicht vor, es sei im Verbande einer jeden Partei gestattet, daß die Vertreter der verschiedenen Berufskreise sich in erster Reihe die Pflege ihrer eigenen Berufsinteressen zur Aufgabe machen und daß es jo nach den Land­­wirthen unter den Mitgliedern der liberalen Partei eben jo wenig verwehrt werden könne, die landwirthschaftlichen Gesichtspunkte in den­­ Vordergrund ihrer Thätigkeit zu stellen, wie man es den Künstlern, Werzten, Advokaten, Kaufleuten und Industriellen unter den Abge­­ordneten nicht verübeln kann, Hauptsächlich ihre eigenen Berufsinteressen zu wahren. —— Andererseits ist es jedoch selbstverständlich, dah jede solche Aktion im Rahmen der liberalen Partei nur fomweit — "entfaltet werden darf, als sie sich vollkommen einfügen läßt in das Programm PB: * Er­bt des Ministerpräsidenten, auf dessen Basis Die liberale Partei steht. Allem Anscheine nach wird sich auch wirklich die Aktion der Land­­­wirthe nicht über das erlaubte Maß erstrecken und nicht zu einer­­ Parteibildung­­ führen, welche den Amalgamiringprozeß der unga­­rischen Gesellschaft in unwesentlicher Weise zu stören geeignet wäre. " >) Kein Indemnitäts-Antrag. Wie aus Budapest gemeldet wird, glaubt sich der Minister­­persident SzE6ll allen äußeren Anzeichen nach zu der Annahme berechtigt, dab Der westliche Theil des Budgets so expeditiv ver­­wandelt werden wird, das ungefähr bis zum 15. März auch die Y Appropriation debatte erledigt sein dürfte Die dann noch­ bis Ende März vorhandene Zeit reiche aber vollauf dazu Hin, um das Budget an im Magnatenhause zu verhandeln und die allerhöchste Sanktion zu erlangen. Demnach liege gar sein Bedürfniß vor, an das Parla­­ment mit einer neuerlichen Indemnitäts­ borlage heranzutreten.­­ Todessäle In Wien sind der Generalmajor Alexander Ritter v. Kisling und der Oberst Gustav Edler v. Mikej sich. Beide im Hohen Alter nach kurzer Krankheit gestorben. Ausland. — Die Beziehung Berdi’s. Der Leichen­­zug langte am 27. Februar 4 Uhr Nach­­mittags beim Tonkünstlerheim in Mailand an. Während der Graf von Turin, Die fremden Vertreter, die Vertreter der Behörden und sonstige hervorragenden Personen in das Haus eintraten, nahmen die übrigen T­eil­­nehmer auf dem Plate vor dem Gebäude Aufstellung. Die Leichen VBerdi­s und Giuseppina Streppontis wurden sodann in der Kapelle beigelegt. Unter den zahlreichen Kranzspenden fiel ein prachtvoller, von Kaiser Wilhelm gesandter Kranz auf. — Der Krieg in Südafrika. Man be­­richtet aus London vom 27. Februar: Nach einer gutinformirten Duelle sind die englischen Negierungsk­reiie kriegsmüde, und Deutschland sol die Vermitt­­lerrolle zwischen England und Trans­­vaal angeboten werden. Die Kriegskosten Englands betragen bereit über andert­­halb Milliarden Aus Kapstadt­ wird telegraphirt . Der Bevölkerung hat sich panischer Schreden bemächtigt, da die Bettfälle sich außer­­ordentlich vermehrt haben. Man beschuldigt die Behörden Durch das Berauschungslysten und bei dem Nachschube der Truppen aus Indien alle Quarantänemaßregeln außer Acht gelassen und so der furchtbaren Epidemie Vor­­schub geleistet zu­­ haben. Die meisten der in Kapstadt meilenden Millionärsfamilien haben sich aus Pestfurcht nach England eingeschifft. Gestern wurden sieben neue Erkrankungen an Pest zur Anzeige gebracht. — Die Ereignise in China. Der in Beling zurücgebliebene Direktor des Hofjuhr­­wesens wurde nach Linganfu berufen, um die Nachreise des Hofes nach Peking­­ zu leiten. Während der Hinrichtung von Tichihjin und Hsiutihengyu hielten die Gesandten eine Sagung ab. Die Majorität der An­­wesenden erklärte, keine weiteren Hinrichtungen verlangen zu wollen, die Minorität gab Hingegen der Ansicht Ausdruck, daß China noch nicht genügend bestraft sei, und daß in jeder Stadt und in jedem Dorfe, wo­ Fremde geschädigt worden, Leute hingerichtet werden müßten. Man kann aber mit Sicherheit behaupten, das nur wo wenige Hinrichtungen werden gefordert werden. S­ifkorische Orte und Bauten im Komitate Hopron. Mit Benügung verschiedener Duellen mitgetheilt von €. Tome. Der Neusiedlersee und seine Umgegend. (F­ortlegung.) Eine regelrechte Schifffahrt hat am See nie bestanden. Den hohen Wasserstand von 1855 wollte das damalige ungarische E. £. Militär- und Zivil-Gouvernement zwar aus­­nügen und zwischen den Komitaten Sopron und Moson einen Segelschiffverkehr einführen. Die Direktion dieses Unternehmens begann im­uli 1835 ihre Thätigkeit und erließ folgende Kundmachung: „Das hohe £. £. Militär und Zivil-Gouvernement für Ungarn hat mit Erlaß vom 13. Jänner 1854, 8. 23918/8783 zur Erleichterung der Kommunikation zwischen den durch den Neusiedlersee getrennten Komi­­taten Oedenburg und Wieselburg eine regel­­mäßige Schifffahrt auf diesem See mittelst eines Segelbootes angeordnet. Diese Schiff­fahrt wird am 1. August d. 3. eröffnet und durch sie vorläufig die Verbindung zwischen den Orten Kroisbach im Dedenburger und SAmig im Wieselburger Komitate bewerkstelliget. Die Fahrten werden regelmäßig derart statt­­finden, daß das Boot täglich um 6 Uhr Morgens von Kroisbach nach Ilmig und um 3 Uhr Nachmittags zuror von Illmig nach Kroisbach führt. Jeden Montag und Freitag wird wegen der Wochenmärkte in Oedenburg das Boot nach Vormittags von Illmig zurück­­fehren und um 3 Uhr Nachmittags zum zweiten Male nach Kroisbach zurücfahren. Auf diesem Segelboot werden nicht nur Bersonen, sondern auch Frachten, welche sie zur Berladung auf demselben eignen, von einem Seeufer auf das andere befördert. Die Gebühr für die Ueberschiffung einer Berson beträgt 12 Kreuzer E..M. und ist jedem Basragier gestattet, an Geräf 25 Pfd. gebührenfrei mitzunehmen. Für Frachten welche auf dem Schiffe unter­­gebracht werden können, wird die Gebühr mit 10 Kreuzern vom Rentner berechnet. Frachten unter einem Zentner unterliegen, wenn sie nicht nach­ Obigem al gebührenfrei zu­­ be­­handeln sind, der Gebühr von einem ganzen Hentner. Für Frachten über einen Zentner wird von 10 zu 10 Pd. ein Kreuzer Frachten­­gebühr berechnet. Mit Ausnahme des Minitags und des Freitags kann das Segelboot auch zu Separatfahrten in Anspruch genommen werden, welche Tags vorher bei der Schiffsverwaltung in Kroisbach angekündigt werden müssen und für welche nebst tarifmäßiger Berechnung der Frachten die Gebühr, für wenigstens fünfzehn Personen von dem Besteller zu entrichten kommt. Oedenburg, am 25. Juli 1855. Von der Administration der Segel-Schifffahrt am Neusiedlersee.“ 2 Die schönen Hoffnungen, die ss an dieses Unternehmen knüpften, wurden aber leider nur zu bald vereitelt, denn schon im August 1855 begann das Wasser rapid zu finden und die Schifffahrt stieß auf unzähliche Hindernisse. Das Unternehmen mußte endlich als erfolglos aufgegeben werden. Desto mehr aber blühte die Jagd. Die Vogelwelt war in früheren Jahren am Neu­­siedlersee überreich vertreten. Liebhaber Der Nährwildjagd konnten kaum ein ergiebigeres Revier finden, wo sich in verhältnißmäßig kurzer Zeit die schönste Beute erreichen ließ. In der Mitte des XIX. Jahrhunderts wohnten hier Anmaßen von Wildenten, Schnepfen, Möven, Neihern, Gänsen, Störchen und Kranichen. Mitunter fanden sich auch Schwäne ein, in wärmeren Jahren sogar auch ganze Schwärme von Belitanen. (Graf Bela Szechenyi „Kökori lelet a Fertö tava medreben.“) In den legten Jahrzehnten schwand leider auch das Heer der beflügelten Gäste. Die Fischerei stand früher ebenfalls in höchster Blüthe. Ende de­s VII. Jahr­­hunderts bildete der Fischfang theilweise das Eigent­um der Stadt Sopron und der Gemeinden neben dem See, theilweise aber daß der Familien Esterhizy und Szechenyi. Im Wasser lebten einst vorwiegend Karpfen, die oft ein beträchtliches Gewicht erreichten. Im Jahre 1785 fand man die ersten Welse (Scheiden), mitunter 30 bis 50 Kilogra s schwer, die wahrscheinlich aus der Donau s w­ die Raab und N­äbeza in den See ge­­gten, mit welchen Flüßen derselbe in Verbiu­ng stand. Von den Säugethieren h­ielten sich hier Füchse, Wildfagen, Hirsche und Viehe, ja einige Male auch Wölfe auf. Als König Mathiad im Winter 1483 in Sopron weilte, sol er schon neben dem See gejagt haben. (Michael Horváth.) Unser leider viel zu früh ver­­blichener Kronprinz, Erzherzog Rudolf weilte in den lesten achtziger Jahren wiederholt in der Seegegend, um Nachforschungen anzustellen und zu jagen. (Dr.­­Duftan Thirring „A. Fertö es videke“). Heute ist der See fast ausgetrocket, in werhalb der Plan der gänzlichen Trocken­­legung lebhaft disfutirt wurde. Diese Idee jedoch ist nicht neu. Wir erwähnten bereit? Anfangs dieses Artikels, daß schon der römische Kaiser Galerius (im IV. Jahrhundert) den Neusiedlersee ausgetrocknet habe, worauf aber plöglich große Wassermassen das Beden wieder vollkommen gefüllt hatten. Auch im Jahre 1616 tauchte der Plan auf, ehe man aber — Bedenburger Beitung. we 1. März 1201.

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