Oedenburger Zeitung, 1901. Mai (Jahrgang 34, nr. 101-124)

1901-05-01 / nr. 100-101

TE REN TEE ER xxxlv Jahrgang « Frass-Heller Pram­meratwussc­eise Durst-ro Ganzjahrig Lohr Halbjährig mt­ertelxabng Kr. Monarlıch 1 Kr. 70 SI. Für ie Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig u Kr 5051, Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 2 fr. 20 SI. Wttund, 1 . Mai 1901. eabaner Zeitung +. Preis: 6 ce Busen Inferate nach Tarif. Derselbe wird, auf Wunsch überakfl in gratis und franco versendet, Annoncenauftrag voJ Jnneumts und JufettwussCes duhrcum­maudickldmm ration ccseabenrundem ljemznsen-« Vermittlung durch alle Annoncen» "Wureaug. J­f ! »Politisiches Tagblatt. Aministration und Verlag: Buchdenkerei Alfred NRomtwalter, Grabenrunde Nr, RTelefon Nr. 25. Bergiftete Waffen. Dedenburg, 30. April. Auch in der gestrigen Sibung des ungarischen Abgeordnetenhauses konnte die Debatte über die schon so ent jeglich breit­­spurig behandelte „Adria“-Vorlage, noch immer nicht beendet werden. Den Haupt­­stein des Anstoßes bildete die im $ 27 des mit der genannten Schifffahrt- Gesell­­schaft abzuschließenden Vertrages stipulirte Steuerfreiheit, wogegen die Oppo­­sition am Heftigsten Stellung nahm und in ihrem Widerstand gegen die Gewährung der Steuerfreiheit fi sogar zu sehr Fahnen Metapheren verstieg. So nannte Abgeord­­neter Karl Rälmann diesen Vertrag „die Leßte schmugige Welle des Schwarzen Meeres des gefallenen Systems.” Ein Redner von der Bolfspartei sprach von einem „Arsenal vergifteter Waffen, aus welchem ihm Pfeile zugetragen worden seien.“ Diese hochtrabenden Phrasen aber brachten Handelsminister Hegedus nicht an der Contenance und er wies an der Hand um miderleglicher Ziffern nach, daß die „Adria“ die ihr zugestandenen Begünstigungen zehnfach dem Lande wieder einbringt. Wenn „vergiftete Waffen“ im Laufe der Debatte geführt wurden, so ges­t noch solche einer Bartei im Spiele waren. Shah Dies gerade von jener Seite, die sich | und daß alle Verdächtigungen entsteß 4 darüber beklagt. Kaum ein Mitglied der­­ Bolfaparter, welches in der langen Debatte das Wort nahm, unterließ es, gemisse mehr oder minder deutliche Anspielungen­­ und mehr oder minder verhüllte V­erdäch­­tigungen vorzubringen, als hätten beim­­ Abschluß des „Woria”-Vertrages unein­­gestandene Interessen eine entscheidende Rolle gespielt. Ganz besonders deutlich trat dies in der Rede Franz Major’s, und in den Ausfällen des Grafen Johann Zich­y jun. zu Tage, so daß zuerst der­­ Handels­­minister und dann im noch schärferer Tonart StGL! gegen diese Art des Kampfes und gegen den Gebrauch vergifteter Waffen Einsprache erheben mußten. Xebterer führte unter dem Beifall der Nechten aus, daß Seder, der eine Verdächtigung aus­­spricht, si mit Derselben identifiziren müsse, da er sie sonst nicht weiter geben dürfe; am derfeit gab er die an Entschie­­denheit nicht­ zu wünschen übrig lassende Erklärung ab, daß beim Abschluß des „Adria“-V­ertrages keinerlei Nebenvnter­­| | | | | | Ministerpräsident,Koloman von | ejsen, weder sollte von Privatpersonen, | | | | | Di zurücgewiesen werden müssen. Auf jo deutliche Sprache, und feite eine so kraftvolle Abwehr ihrer Be hatte­­ die Volkspartei nicht gerechnet. In größter Verwirrung traten Franz Major und Graf Johann Zichy den Rückzug an, und als Stefan Ras­tovßfy aus der Niederlage seiner Partei­­ eine reine Korrektur seiner eigenen­­position Ministerpräsidenten gründlich ganze Partei herauszuschlagen versuchte, wurde auch ihm vom heimgeleuchtet und die mußte sich Kleinlaut duden. . € ıst übrigens höchste Zeit, daß die unerquidliche Debatte endlich abgeschlossen werde, denn in der That: fie warf manche „hmußige Welle” an den sterilen Strand der den ‚Vertragsabschluß verhindern mal­­enden Ausführungen. Wie wenig jedoch der erbitterte Kampf gegenüber dem Kabinett Szell (denn nur DdDiefeg, nicht der „Woria”­­Vertrag ist das eigentliche" Angriffsobjekt der Volkspartei) gerechtfertigt ist­"kann die Volkspartei aus dem ‚Verhalten der­­ seriösen Elemente der Unabhängigkeits­­partei ersehen, welche sich der politischen all ihr Hoffen beruht auf ihrer Tochter. Zwar haben sie auch einen Sohn, Ricardo, einen geschietten jungen Stongleur, der die gewöhn­­lichen Kunststüdchen mit Zellern, Bällen ıc. macht, aber in diesem Fach ist zu viel Konkurrenz und seine Einnahmen sind nicht derart, um der Familie eine wesentliche Unter­­ Feuilleton. Ihr erstes Bouquet. Bon 8. Dillon. ‚Hinter dem Stoffvorhange, der die Arena von den intimen Regionen des Zirkus scheidet, roch en nach Sägespähnen, Gag und neuem Holz. Von einer Seite flang das ungeduldige Stampfen der Pferde, von der andern Die Töne des Dorchesterd. Durch eine Deffnung im Borhange waren — in amphitheatralischen Reihen — die Köpfe des Bublistums sichtbar. Ein jugendlicher Reiter springt durch Rapierreifen, zwei Klowns ergeben ich in den alten albernen Späßen, und das Bublitum applaudirt wie gewöhnlich. Draußen in dem sogenannten Garderoben­­zimmer stehen und liegen verschiedene Requisiten für eine Pantomime, ein Teppich, für Die Akrobaten und Barrieren für die fspringenden P­ferde. Ein frostschauernder Kunstreiter, der einen Winterüberzieher,oie über seinen Trikot­­anzug geworfen hat, lehnt an der Mauer. In einer Ehe neben dem Borhange steht eine Familiengruppe. Der Bater, ein dicer, blaß and ungesund angsehender Mann in schwarzem Fras, und gelben Glacey, mit einem großen, imitirten Brillant in der Srabatte, einer glänzenden, Schwarzen PBerrüde und gefärbtem­ Schnurrbart, macht einen fast peinvoll unechten Eindruck. Die Mutter ist eine kleine, vertrockete braune Person mit dünnem, schwarzem Haar und durchdringenden Augen. Sie trägt ein fadenscheiniges, fleciges Wollfleisch und einen verscholfenen, mit mottenzerfressenem Pelz verbrämten Sammetmantel. Ein verbolzter Strohhut mit zerdrückter yeder dect ihr Haupt. Niemand, der sie fest sieht, vermag si vorzustellen, daß sie Dereinst der viel­­bewunderte Stern der Gesellschaft war und wenn sie erschien, einen Sturm von Applaus nicht semwohl wegen ihren bravourösen Leistungen, als wegen ihrer faszinirenden U­nmuth entfesselte. Iebt versucht sie vor Kälte zitternd, so oft­ es angeht, die erstarrten Hände in einen alten, schäbigen Muff zu ver­­graben. Heute aber ist sie von ihrem Besten als Kakirin dispensirt, denn­ heute feiert ihre Tochter Baula ihr erstes Debüt. Das ist ein hochbedeutsames Ereignis, ja geradezu eine Lebensfrage für die Familie, denn­ die Artisten Dieses Genres sind in der Regel darauf angemiesen, ihre Kinder zur Stüße ihres Alters heranzuziehen. Der Vater, Du Glieder ihre­­ Ge­­schmeidigkeit­ verloren, so daß er das Neiten aufgeben mußte, macht si nun als Impresario nügli­ und schreibt die Kontraste für die Artisten aus, während die Mutter für Die Truppe focht und mälcht und die Kostüme mit Goldtreffen und Flittern bewäht. Ja, Papa und Mama Carrambino sind alt, und­ frügung zu gewähren. Doch Paula — allg sie nur Hug­ot und sich nicht an den ersten Beiten fortwirft, der mit ihr schönthut — Paula könnte das Glüd der Familie machen. Sie konnte einen Grafen oder Baron oder gar einen Zürften heirathen. Auch ein reicher Bankier wäre gar nicht übel. Wie oft hat man von derartigen Fällen schon gehört.Und ist Paula nicht ein hübssches, anmuthiges Mädchen ? "Stolz und hoffnungsfroh ruhen der Eltern Blicke auf ihr wie sie dort steht, zwar bebend vor Kälte und Erregung, doch ein Bild Holder Lenzi­iiche mit ihren dunklen, leuchtenden Augen und dem­ üppigen toten­­geschmückten Haar. Vorläufig verhüllt ein großes, warmes Wellentuch ihren funkelnden Splitterstaat und von ihrer reizenden Sylphidengestalt sind nur die äußersten Umrisse erfenntlich). Die der ihren vorangehende Nummer ist beendet, ein Beifallerturm , durchbrauft den­ Birfus. Der Akteur wird hervorgerufen und erscheint, noch ganz außer. Athem, um sich dankend zu verneigen.­­­­ In der „Oedenburger am bigeten mittest _— IERSOCHUEOHRRGE unseren und im­­„Sopron“ anwoncirt man Inseratenmarken! u BL: RSS EEE uk org es AH · -

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