Oedenburger Zeitung, 1901. August (Jahrgang 34, nr. 175-199)
1901-08-01 / nr. 175
> -FE. Ruhe simbolisiren mächtige Trauerflaggen den unerjeglichen Berlust, welchen das ganze Land erleidet. Szilägyi’s Tod. ·wünsche er absolute Ruhe ,niederlegen und wolle «"«. werden, bevor er ein in Bor Budapest, 31. Juli. Exit gestern Nachmittag 2 Uhr, langte Szilägyi aus Karlsbad in der Hauptstadt an. Nach der Ankunft fuhr er mittels Fraser in seine Wohnung, wo er dem Diener befahl, Alles fertig zu pacen, weil er morgen in die hohe Tatra reisen wolle. Da er sehr müde sei, er werde sich bald nicht gestört gäbe. 8 Uhr Morgens wünsche er Ag um Stunde Szilágyi seinem Diener immer nicht geläutet hatte. Dieser aber ahnt war, um solche Zeit ein Rufsignal zu erhalten, klopfte er wiederholt an die Thür des Schlafzimmers. Es erfolgte seinerlei Antwort Der treue Diener, welcher um seinen Heren sehr besorgt war,lief nun um einen Polizeiwachmann, der doch einen Schlosser die Thür aufsperren ließ. Szilágy lag todt vor seinem Beite. Die sofort herbeigerufenen Rettungsleute konnten nur mehr pensonstativen, welcher, wahrscheinlich infolge Schlagflußes, etwa um Mitternacht eingetreten sein dürfte. Alsbald erschienen in der Wohnung Tod Szilägyis Szilägyi’s der gewesene Ministerpräsident Aler MWeferde, Handelsminister Hegedüs, der Major domus des Abgeordnetenhauses E3&äv0S%yY und noch andere hervorragende Staatsmänner. Handelsminister Hegedüs Stand weinend vor der Leiche Szilägyi’s und traf namens der Regierung die ersten provisorischen Verfügungen. Der Tod Szilägyis ist ganz unerwartet eingetreten. Niemand, er selbst nicht, hatte die leiseste Ahnung von dem plößlichen Ende. In den legten Jahren litt er an Herzund Leberverfettung, weshalb er die Starlsbader Kur und die Nachkur in der Hohen Tatra gebrauchte. Behördliche Organe nahmen die protofollarische Todesfallaufnahme vor, worin als Todesursache Gehirnschlag ionstatirt erscheint. Während des Zusammenbruches mußte Szilágyi mit der Schläfe ans Bettgestelle angefallen sein, weil an derselben eine Hautabschürfung zu sehen ist. Der Leichnam wurde sofort in E18 eingeschlagen und wird nicht lezirt. Vorbereitungen zur Leichenbestattung. Budapest, 31... Stil. Handelsminister Hegedüß erbat sie vom Ministerpräsidenten Sellmächtigung, Sztrlágyis Kosten treffen dürfe, nicht, geweht zu werden, in Ratet telegrafische DBevolldaß er Verfügungen wegen Bestattung auf Staat . BER kung. Der „tothe Hahn“, Dedenburg, 31. Juli. Die Erntearbeiten sind nahezu vollendet und unsere Landwirthe »heimten die Schäße ein, die ein günstiges Gebiet ihnen auf ihren Feldern heranreifen ließ: Wie viel Arbeit, Mühe, Sorge und Kosten verursacht er nicht, bis die Frucht unter Dach und Fach it ! — Des Landwirthes Hoffnung ruht auf dem Erlös der Ernte; mit Zittern und Zagen beobachtet er jede drohende Wolfe, die zur Sommerzeit am Himmel aufsteigt, befürchtend, daß ein Hagelschlag die mögenden Aehrenfelder vernichte. Ja, das Eis ist ein großer Feind Des Aderbautreibenden ! Nun aber ist die Ernte glücklich in der Scheune, aber des Sorgens ist deßhalb noch sein Ende, denn wie ein finsterer Dämon bedroht ihn eine andere, nicht minder schredliche Gefahr: das Feuer. Die Erfahrung und die Berichte des statistischen Zentralbureaus lehren ung, daß nach der Ernte in unserem geliebten Waterlande die Brände sich in erschredlicher Zahl mehren. Diese traurige Statistik weist von Jahr zu Fahr größere Ziffern auf. Die gefahrdrohende Saison, die era des „rothen Hahnes“ ist wieder erschienen und wir sind auch gefaßt, wiederholt aus Nah und Fern tritte Nachrichten zu erhalten. Wie oft wurde schon das Gut, die Habe vieler hunderte Familien durch einen einzigen bösen Menschen vernichtet 2? Die Nachzucht oder Neid haben schon viele dahin gebracht, mit frevelnder Hand, Feuer zu legen. Ihre Rache gilt oft nur einer Werson, ‚einer Familie, aber die entfesselten Elemente jegen sich über menschlichen Willen hinweg und legen auch die Habe vieler Anderen in Schutt und Asche. Zum Glüce ereignen sich solche Verbrechen in verhältnismäßig geringer Zahl. Die meisten Brände entstehen durch die riesige Unvorsichtigkeit unserer Yandbewüsferung. Vor allem sind es die sieben Kinder, die häufig eine ganze Gemeinde und Unglück bringen. Vater und Mutter gehen aufs eld, die ganz Kleinen Sünder werden der Obhut halbwüchsiger Knaben und Mädchen anvertraut, die aber oft mehr der Aufsicht bedürften, wie die ganz Kleinen. Zündhölzchen wei sich die liebe Jugend fast immer — wir jagen auch leider — zu verschaffen. Welche Freude bereitet es ihnen, wenn ein kleines Häufchen Stroh recht luftig brennt. . Die Flamme aber lebt empor, springt weiter, die umliegenden Strohhalme entzünden sich, wie eine Pulvermine und ehe man sich versieht, figt schon der „rothe Hahn“ am Dache der Scheune. Das Feuer erhält immer neue Nahrung, es darf sich nur ein Heftiger Luftzug, ein Sturm beigesellen und eine blühende, wohlhabende Gemeinde kann dem Untergange geweiht sein. Wie oft warnte man nicht schon davor, die Kinder ohne Aufsicht zu lassen. Eltern am Lande (aber auch solchen der Stadt diene es zur Mahnung): Hütet Eure Kleinen ! Laßt ab von Eurer Unvorsichtigkeit. Entfernt Schiehwaffen, Scheere, Messer, Licht und Alles was in Kindeshänden zum gefahrbroßenden Dinge werden kann !" Nicht minder häufig entstehen die Brände durch die Achtlosigkeit älterer Personen.. Neben den mit Getreide gefüllten Speichern, Stallungen und an Tennen wird ganz gemüthlich ein Bieilchen geschmaucht. € 3 bedarf aber nur eines leifen Züfftehens, das einen Funken aus der Pfeife und in die ringeum aufgeschichteten Borräthe treibt. Ein johcy Kleiner Funfe hat schon oft das größte Unheil heraufbeschworen. Traurig genug, daß sehr ofjt Brände entstehen, deren Urfjache nie erubt werden kann. Wozu also noch durch grenzenlosen Leichtsinn und eigene Unvorsichtigkeit Katastrophen ? Trogdem, daß unsere Gejege solchen Leichtsinn schwer mit bis zu fünf Jahre sich erstreckenden Gefängnissen ahnden können, bleibt es in den meisten unserer Landgemeinden stets beim alten Schlendrian; man ist troß des vielen empfindlichen Schadens noch nicht vorsichtig geworden ! Die Frucht ist daheim, Hütet also Euer Haus und Gut, damit Euch in der Stunde wirklicher Gefahr nicht auch noch die Geriwitjenge frupel foltere: „Das Unglück hat deine Achtfosigkeit verursacht !* Wir sind überzeugt, daß bei Beobachtung aller Vorsicht die eminente Gefahr sich vermindern und auch der „rothe Hahn“ nur seltener die Landgemeinden in Schweden verlegen wird. EHI | | ; ' , N ee | | | | | | | E | \ | | | | | ar De > 1. August 1901. Oesterreich-Ungarn. Feuilleton, Die Saarnadel. — Bon Niharvdraungart — (Sortießung.) Weiß der Himmel, wie Martin gerade auf diesen Typus verfiel ! Aber jedenfalls ließ sie diese elegante Nadel recht gut mit einem solchen brillant arrangirten Köpfchen zusammenreimen. Die Idee gefiel ihrem Finder so gut, daß er dabei blieb und auf diesem Grunde weiter baute und dann umdichtete. Dorina ist vielleicht ihr Name. So oder ähnlich heißen sie Alle. Wian weiß nie, ob im standesamtlichen Register wirklich dieser Name steht oder ob nur eine romantische Phantasie, Eitelkeit oder Größenwahn die Ursache Dieser Bolllommenfest steht nur das eine, daß diese Namen meist vorzüglich zu ihren Trägerinnen passen. Dorine mochte vielleicht zwanzig Jahre alt sein. Ein hohes Alter für Mädchen, deren einzige Kunst und ganzes Vermögen und Resigitum ihre Jugend ist, daß sie nie den Deutsch haben, über Diese Zahl kein Wunder, hinauszugehen, und meist eine tödtliche Wunde empfangen, wenn sie nach Jahren erlogener Jugend ganz plöglich und unvermittelt in ein weit älteres Kac vorlacen müssen. Witwe. Was ihre Mann gewesen, wußte eigentlich Niemand recht. Sie schwieg sichtet$ gründlich darüber aus, vielleicht, weil sie Ursache hatte, sich feiner zu schämen, vielleicht auch, weil sie die süße Freiheit ihrer Witwenschaft nicht dur Die Erinnerung an den Ehemann trüben wollte. Außer seinem Namen, dessen Güte gerade Niemand ernstlich anzuzweifeln wagte, hatte der Todte seiner Familie so gut wie nicht. Hinterlassen. Bardon, ich vergaß: vier Kinder. Zwei Söhne, von denen der weltere Kaufmann ist und in gut bürgerlichen Ehebanden ein behagliches Dasein führt, während der Andere sich vergeblich bemüht, Schulen zu absolviren, und sich damit zu trösten sucht, daß er der eleganteste, feicheste und melterfahrenste Schüler seiner jeweiligen Klasse ist; und zwei Töchter, deren Yeltere, etwas beschränkten Geistes, wenn auch sonst gutmüthig und von fast sehmärmerischer Veranlagung, wie ein Schmetterling leichtfertigt und arglog über die Klüftungen des Lebens hingleitet und dabei hin und wieder Schaden nimmt, und eine Jüngere, eben Dorina. Die Mutter, ein kleines, aufdringlich üppiges Weib mit raffinirten, unschönen Gesichtszügen, hatte bald nach dem Tode ihres Mannes begonnen, die Erfahrungen ihrer Chemozusagen praftiich auszuwügen. Währendige Namensveredlung ist. O Der König als Leidtragender. In SIHL fand geitern Dienstag Nachmittags 5 Uhr das Leichenbegängniß des Daselbst verstorbenen Hofrathes, Professor Dr. Hermann Baron Widerhofer statt. Se. Majestät der König und sämmtliche zur Zeit in Fischl mweilenden Mitglieder des S Herricherhauses wohnten den Trauerfeierlichkeiten in der Sirche bei. Die Einsegnung vollzog WBropstpfarrer Menpda in Beisein mehrerer höheren Geistlichen und einer imposanten QThauergemeinde. Leihe wurde nach Wien überführt, wo Heute die legte Fahrt des berühmten Arztes zum Zentralfriedhofe angetreten wird. , Die Vereinfachung der Verwaltung. Die Vorarbeiten für die Vereinfachung der Verwaltung schreiten eifrig vorwärts. Der Ministerpräsident als Minister des Innern hat neuerdings eine Zirkularverordnung erlassen, durch welche er die Munizipien auffordert, daß sie dem Ministerium je drei Exemplare der bei ihnen in Beimwendung stehenden Drucksorten einsenden, nebst Hinweis auf das Gejäß oder die Verordnung, auf Grund deren diese Drucksorten angefertigt worden sind. O Alexander Petörl's Todestag. Heute Mittwoch den 31. Juli werden es zweiundfünfzig Sahre, daß unser größter Dichter Dorina’s Mutter war seit langen Jahren | Mann allem Anschein nach niemals ihre Freund gewesen war, fand sie nun bald deren mehrere, in deren Umgang sie Trost und Vergessen suchte, und die auch sonst der auf sehr Schwachen Füßen stehenden Hausunwirthschaft vielfach von Nugen waren. Die Kinder mußten sich, frühzeitig an den Anblikk dieser Dinge gewöhnen, was freilich jedes auf eine besondere Art zu Wege brachte. Der älteste Sohn blieb vollkommen unberührt, was er vor Allem seinem unerschütterlichen Phlegma zu danken hatte; der Jüngere dagegen nahm sich vorerst einmal die Moral davon, daß das Leben weiter nichts sei, als die Kunst, sich nach bester Möglichkeit zu amüsiren und Andere die Kosten davon tragen zu lassen. Die ältere Tochter lernte zwar erkennen, daß der Besiß eines leidlich hübsschen Gesichtes an Werth dem eines namhaften Kapitals gleichkommt ; aber sie verstand sich nicht recht auf das Wuchern, war vielmehr mit einer ziemlich fraren Dosig von Gemüth und unbewußter Ehrlichkeit behaftet — vielleicht das einzige Erbtheil ihres Vaters — und blieb so, von einigen kleinen Unfällen abgesehen, vor den schlimmsten Dingen bewahrt, wie ein Kind, das nicht in den Brunnen fällt, obgleich es stundenlang unbeaufsichtigt an seinem Rande spielt. _ | (Schluß folgt.) Pike: neen . I « XII «- Aber, the NEE