Oedenburger Zeitung, 1901. Dezember (Jahrgang 34, nr. 277-299)

1901-12-01 / nr. 277

XXle Sahrgang. nn, 1 1. Degember 1901. Oedenburger Ze­hung, Preis: 6 Seller. »Poli­tisches Tagblatt. Preis: 6 Seller. nz­­er Bräm­meration d-PBreise: Sür Loen: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig Sr, Monatlich 1 Kr. 70 Hl. ür Muswärts: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig 12 Kr 50 Hl, s Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 2 fr. 20 Hl, Adminiftration und Verlag: Buhdrukerei Alfred ARomtmwalter, Grabenumde 121. Velefon Ar. 25. | « Nr Suferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überal­l in gratis und franco versendet, BURNPACERENInEgE. Abonnem­ents- und Insertiond. Ges­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden: Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaur. 277 ——, Die Bilanz der politischen Parteien. Dedenburg, 30. November. Der Reichstag laufirt von heute ab bis Dienstag, wo die Indemnitätsvorlage und eventuell das froatische Provisorium zur Verhandlung gelangen sollen. Die fegte (gestrige) Sibung verlief ohne Emotion, es handelte es nur um die feierliche Ausfertigung der Vorreise an den König, welche mit den üblichen Forma­­litäten bewirkt wurde. Das Abgeordnetenhaus ist somit ohne weitere Fährlichkeit­­ über die legte Etappe der unter Blib und Donner der Wolfe­partei eingeleiteten Opposition gegen den Entwurf hinweggekommen. Von den Keulen­­schlägen DOslav Jovanka’s betäubt, ver­­hielt sie sich, nachdem Ratorgfy's Grimm, ohne einzuschlagen, ausgetobt Hatte, mäuschenstill, ihre vorgemerkt ge­wesenen Nedner Liegen sich streichen und als das Haus nach Erledigung des Einlauf und der neuerlichen Unterbreitung der Vorlage über die bosnischen Bahnen dur den Ministerpräsidenten Sze­ll über ein­­gelaufene Retitionen des Härompeter Komitates und der Stadt Pozsony berathen­ sollte, verwies es diese einfach an den Retitionsausschuß und gab sich nur mehr die Mühe der vom alten Madaräp geforderten dreimaligen Abstimmung über die einzelnen Abschnitte des Mdreßentwurfes zu entsprechen. Jedenfalls aber bilden die vorher­­gegangenen einschlägigen Debatten, die einen weit größeren Umfang angenommen haben, als man erwarten durfte, ein denk­iürdiges Kapitel der parlamentarischen Geschichte Ungarns und erfüllten ihren latenten Zweck: die Klärung des Verhältnisses der Reich­s­tagsparteien zu­einander, so wie die Prä­­zisirung der verschiedenen Standpunkte, woraus sich nun eine verläßliche Bilanz der politischen Parteien ziehen läßt. Die „Pester Korr.” stellt im Sinne dieser Bilanzirung ganz richtig folgende Posten auf: Die Liberale Partei, welche die große Majorität des neuen Ab­­geordnetenhauses repräsentirt, hat ihre Einheitlichkeit in geradezu glänzender Weise dokumentirt. Der einstimmige, stellenweise eruptive Beifall, den die hierauf bezüg­­lichen Erklärungen Horangfys und Späanke’s fanden, legt hiefür ein un­­umstößliches, unanfechtbares Zeugniß ab. Die zweitstärkste Partei des Abgeordneten­­hausest, die Achtundvierziger und Imab- Ugron, Ga Bolonyi und Nikolaus Bartha der k­leineren- Fraktion nicht mehr angehören, ist diese ihres Sonder­­charakters entkleidet und wird aller Voraus­­sicht nach in absehbarer Zeit den «engen Anschluß an die Kojjuth-Fraktion vollziehen, so daß man eigentlich nur den SIRASSUS der unter Führung Franz Kofjuth’s stehende Partei in Betracht zu ziehen braucht. Diese Partei hat durch die Art, wie sie an der Wdreßdebatte theilnahm, ihre Position nach oben und nach unten in sehr erheblichem M­aße gestärkt. Ihre entschieden loyalen Erklärungen haben überall den besten Eindruck gemacht und erscheint es vollkommen richtig, daß Diese Partei von der Liberalen Partei nur durch ihre staatsrechtliche Stellung gesondert ist, während sie mit derselben durch ihr Ungar­­thum, ihren Patriotismus und durch ihr konstitutionelles Verhalten verbunden ist. Die Bolfspartei schließlich hat ihren wahren Charakter so star­blosgelegt, daß Niemand mit ihr etwas gemein haben will. Sie ist im Neidhdtage ebenso isolirt, mie im Lande selbst und muß an ihrer inneren Unaufrichtigkeit und an ihrer verwerflichen Kampfesweise zu Grunde gehen. Bon sonstigen Parteien kann über­­haupt nicht gesprochen werden, da weder die Sacsen, no die wenigen Slowaken, die nicht der Volkspartei angehören, als besondere Parteien betrachtet sein wollen. Die parlamentarischen Verhältnisse sind demnach vollkommen gesunde und man darf an die Thätigkeit des neuen Parlaments unter der Führung des Kabinets Szell die besten Hoffnungen knüpfen. Desterreich-Ungarn. O K­ronrath. In der Hofburg fand am 29. d. Nachmittags unter dem Borsig Seiner Majestät ein Kronrat­h statt, an dem der Minister des Heußern Graf Goluhomsti, die Ministerpräsidenten Dr. vd. Koverber und dvd. Sze&Lll, die Minister Dr. v. Bö­hm- Bamwerf, Doktor Lufács, Freiherr v. Krieghammer, erdzeugmeister Graf Weljersheimb und Freiherr von Fejerpáry, sowie Admiral Freiherr von Spaun theilnahmen.­­ Kommission zur Heberwachung des ungarischen P Religions- und Studienfonds. Seine Majestät der König bat den Grafen Lulius Szapáry zum Präsidenten der den ungarischen Religion­s- und Studienfond über­­­wachenden und deren Verwaltung kontrollren­­den Kommission, den Fürstprimag. Kardinal- Kängigkeitspartei weist zwar Formel zwei­­ Erzbischof von Gran Blaudins Vabary zum Fraktionen auf, allein nachdem Gabriel I . drei Jahre, vom 1. November 1­­3 Kopräsidenten der genannten Kommission, Baron Josef Rudnyanofi zum­­ Referen­­ten der Kommission, Grafen Albert Apponyi, Klemens Eraußt, Dr. Julius Forster, Ferdinand Horanfzky, Gustad Zippecd, Anton Lufács, Grafen Josef Mailath, Ga Makjalvay, Dr. Joel Samajja, Dr. Lauren Schlaud, Dr. Emeri Szıpäaf und Grafen Ferdinand ZihyY aber zu Mitgliedern dieser Kommission auf ,an gerech­­net ernannt. O Im R. ung. Landelsministerium it man gegenwärtig mit den Vorarbeiten zur Reform des Krankenunter­­tagungsmwesens beschäftigt. Diese Vor­­lage sol gleichfalls einen Beitrag zur sozial­­politischen Thätigkeit der Regierung bilden und in wirksamer Weise jenes Programm er­­gänzen, welches sich das gegenwärtige Kabinet zur Zeitung der Abeiterfrage gestellt­­ hat. Die Reformvorlage wird Anfangs de nächsten Jahres dem Hause zugehen.­­ Landeskongreß der Bezirkskranken­­kassen. Die Landes-Zentralkommission der Be­­zirke frankentaffen hielt am 27. d. unter dem Borfige des Geheimraths Dr. Alexander Mat­­lejovits eine Geigung, in welcher auf Grund der Unterbreitung der­­ Preßburger Krantenwasfe beschlossen wurde, den Landes­­kongreß für den 26. Jänner 1902 nach Buda­­pet einzuberufen.­­ Die L­ederfabrikation und die Bofl­­verhandlungen. Die österreichischen Lederfabrikanten beabsichtigen, wie das „Neue Reiter Journal“ meldet, einen Zentralverband behuf ® Wahrung ihrer Interessen bei den Zoll­verhandlungen zu errichten und haben die ungaris­chen Lederfabrikanten zum Beitritt aufgefordert. Die ungarischen Fabrikanten hielten unter dem D­orsige des Abgeordneten Wolfner eine Sigung, in welcher beschlossen wurde, i­) dem öster­­reichischen Verbande nicht anzuschließen. Der Beschluß wurde damit motivirt, daß die verschiedenartige Gereggebung und ungleiche industrielle Entwiclung beider Staaten eine verschiedene Behandlung der einschlägigen an­nöthig mache. O­­ie Finanzverhältnisse Debreczins. Das dortige Munizipium hielt gestern eine­­ Generalversammlung ab, welche einen überaus türkischen Verlauf nahm. Auf der Tagesordnung stand ein Antrag des Magistrates auf Aufnahme einer Anleihe in der Höhe von 800,000 Kronen. Die Stadt bat im Vorjahre 900.000 Kronen Schulden gemacht, aber bis heute ist sein Bericht über die Verwendung dieser Summe vorgelegt worden, und einen Erla­des . Minister des Innern, in welchem diese Rechnungslegung urgirt wurde, hat der Magistrat bisher nicht unterbreitet. In der gestrigen Munizipalversammlung wurde nun auf Antrag des Reichstagsabgeordneten Dr. Bakony dieses Ministerialreskrikt ver­­lesen, das eine scharfe Kritik der Magistrats­­nwirthschaft enthält. Die Anleihensvorlage wurde —— = 5 EnANd JUsbr BITERWASSEN ist das einzig angenehm zu nehmende natürliche = Abführmittel. ==

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